Lebenslauf:
1762
Am 18. Oktober wird Lazarus Bendavid in einer gebildeten und
angesehenen jüdischen Familie in Berlin geboren und wächst im Haus seines
Großvaters in des Spandauer Str. 49 auf.
1766
Nach erstem Unterricht bei seinen Eltern erhält er bei einem Hauslehrer
Bibelstunden und Unterricht im Rechnen.
Ab 1768
Bendavid erhält häuslichen Unterricht im Talmud, im Schreiben, der
Mathematik und in der Buchhaltung. Durch seinen Großvater gewinnt er erste
Einblicke in die Samtfabrikation und Weberei.
Ab 1770
Bendavid ist Talmudschüler bei dem polnischen Lehrer Jacob, bei dem er auch
hebräische Grammatik, die Logik des Aristoteles nach Maimonides sowie die
Sprachen Hebräisch, Chaldäisch, Syrisch und Arabisch lernt. Bei seinem
Französischlehrer erhält er auch Lateinunterricht.
Nach Barmitzwa
beginnt der Unterricht bei Christen: Oberbaurat Schulze unterweist ihn in
der Mathematik. Darüber hinaus nimmt er Unterricht in Physik, Chemie und
Geographie und bei einem christlichen Prediger in Philosophie und
Geschichte. Dessen Tochter erteilt ihm Klavierstunden und Musikunterricht.
Da er als Jude zunächst keine beruflichen Chancen für eine wissenschaftliche
Karriere sieht, beginnt er bei einem christlichen Meister eine
Mechanikerlehre, die er jedoch bald abbricht, um seine vielfältigen Studien
fortzusetzen.
1783
Am 12. August Tod der Mutter. Um für seine jüngeren Brüder den
Lebensunterhalt zu verdienen, gibt er in Berlin Privatunterricht.
1790
Bendavid geht als Begleiter eines Medizinstudenten nach Halle und
Göttingen, wo er die Gelegenheit zu eigenen Studien nutzt. Prof. Eberhard
bietet ihm in Halle die Möglichkeit zu promovieren, was Bendavid jedoch
ablehnt.
Ende 1791
Anstellung als Hofmeister in Wien.
1793
Bendavid veröffentlicht in Leipzig seine erste Schrift "Etwas zur
Charakteristik der Juden".
1793-1797
Bendavid hält in der Universität und im Palast des Grafen Harrach
Vorlesungen zur Philosophie Immanuel Kants. Er beginnt die ästhetischen
Schriften "Beiträge zur Kritik des Geschmacks" (Wien 1797) und "Versuch
einer Geschmackslehre" (Wien 1798).
1797
Nach dem Erlaß eines allgemeinen Verbots des Aufenthaltes von Fremden
in Wien geht Bendavid nach Berlin zurück. Hier wird er Geschäftsführer des
"Moses Isaacschen Fideicommissi" und Mitglied der "Gesellschaft der Freunde
der Humanität". Daneben betätigt er sich als öffentlicher Lehrer und
Schriftsteller. Er wird politischer Redakteur der "Haude- und Spenerschen
Zeitung" und arbeitet für die Zeitschriften "Berlinische Monatsschrift",
"Deutsche Monatsschrift", "Berlinisches Archiv der Zeit und ihres
Geschmacks", "Die Horen" und "Sulamith".
1798
Im Januar wird Bendavid Direktor der "Gesellschaft der Freunde der
Humanität".
1799
Mitteilung in der Haude- und Spenerschen Zeitung, Nr. 119, Donnerstag, den 3. Oktober 1799: "Vorlesungen. Von den ersten Tagen des Novembers an, werde ich in kommenden Wintermonaten folgende Vorlesungen halten: Montags und Freitags, die Grundsätze der schönen Künste und Wissenschaften, nach meinem Versuche einer Geschmackslehre; Dienstags und Donnerstags, die Kritik der reinen und der praktischen Vernunft, nach meinen Lehrbüchern, von deren ersteren die zweite Auflage bald die Presse verlassen wird. die Stunde ist von 6 bis 7 Abends, und das Honorar 5 Thl. Wer daran theilnehmen will, beliebe sich vorher bei mir, im Fliesischen Hause in der Spandauerstraße wohnhaft, des Vormittags zu melden. L Bendavid.
1800
Bendavid ist Sekretär der "Philomatischen Gesellschaft".
1802
Die philosophischen Schrift "Über den Ursprung unserer Erkenntniß",
sowie die Abhandlung "Versuch einer Rechtslehre" erscheinen in Berlin. Die
erste Schrift wird von der Berliner Akademie mit einem Preis ausgezeichnet.
Bendavid wird Redakteur der "Haude- und Spenerschen Zeitung".
1805
Bendavid erteilt Ludwig Börne im Haus von Marcus Herz Unterricht.
1806-1826
Direktor der "Jüdischen Freischule". Er setzt sich dafür ein, daß bis 1819
auch christliche Kinder diese Schule besuchen dürfen.
1812
Erscheinen seiner radikal bibelkritischen Untersuchung zum Alten
Testament: "Über die Religion der Ebräer vor Moses".
Seit 1822
Bendavid wird Mitglied des "Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden".
1823
Veröffentlichung von Aufsätzen in der vom Rabbiner Leopold Zunz
herausgegebenen jüdischen Zeitschrift, in denen er erstmals eine
bibelkritische Betrachtung vorlegt.
1832
Am 28. März stirbt Bendavid im Alter von 73 Jahren in Berlin.