Lebenslauf:
Entwurf, muss überarbeitet werden. Nachlass von Bloch im Jüdischen Museum?
1723
Geboren in der Nähe von Ansbach, genaues Geburtsdatum unbekannt. Sohn eines Thora-Schreibers. Die Mutter ernährt die Familie durch einen Kramladen.
1742
Bloch wird Hauslehrer der Kinder eines jüdischen Wundarztes in Hamburg. dort lernt er Deutsch lesen und schreiben, und Latein. Als Assistent des Arztes erwirbt er sich erste anatomische Kenntnisse.
Bloch zieht nach Berlin und hört dort medizinische Vorlesungen.
1762
Promotion in Frankfurt/Oder mit einer Arbeit über Hautauschläge.
1765
Heiratet Braunchen, Tochter des Schutzjuden Ruben Joseph Rintel, die das Privileg des ständischen Wohnsitzes in Berlin geerbt hatte. Das Paar hat einen Sohn, der 21-jährig auf einer Reise nach Paris verstirbt.
1769
Braunchen stirbt 22-jährig. Bloch arbeitet erfolgreich als Arzt. Er ist einer von zwei jüdischen Ärzten in Berlin (neben Henriette Herz' Vater Benjamin de Lemos).
1771
Behandelt eine Krankheit Moses Mendelssohns.
1774
Bloch heiratet Cheile, Tochter des Gemeindeoberältesten und Bankiers Joseph Veitel Ephraim. Mit Cheile hat Bloch eine Tochter Rose, die 1799 den Arzt Dr. Wolf Davidsohn (1772-1800) heiratet.
Bloch veröffentlicht einen Bericht über die Behandlung Mendelssohns, im Anhang eine Abhandlung über den Pyrmonter Augenbrunnen.
Tod Cheiles?
Bloch sammelt Naturalien vgl. Nicolai.
W. v. Humboldt weist Goethe auf Blochs Sammlung hin; Brief vom 22.8.1795.
1779
Bloch wird von Johann c. Frisch porträtiert. Das Bildnis befindet sich im Israel-Museum, Jerusalem.
Ein weiteres Porträt von Anton Graff ebenfalls 1779?, ging an die AdW unter der Bedingung, daß es die Kinder nach ihrer Volljährigkeit zurückfordern können. Ging in den Besitz des Naturkundemuseums über. Heute zerstört, Vorlage für Stich von B.H. Bendix.
1780
Abhandlung über den Müggelsee gemeinsam mit seinem Freund J.E. Silberschlag.
Beginn der Beschäftigung mit Fischen, Fische als nahrungsmittel, feststellung, daß Fische bisher zu wenig erforscht wurden.
Legt eine Fischsammlung an, lässt sich Exemplare aus aller Welt schicken. Er untersuchte ihre Anatomie und präpariert sie. Die Fischsammlung ist in größeren Teilen erhalten und wird im Naturkundemuseum Berlin aufbewahrt.
Bloch bemüht sich um eine genaue Beschreibung, und um eine Systematisierung und wird damit zum Begründer der modernen Ichthyologie.
1782
Abhandlung über Darmwürmer, Preis der Kopenhagener Akademie dafür.
Der erste Band der Oeconomischen Naturgeschichte der Fische Deutschlands erscheint. Insfgesamt erscheinen bis 1784 drei Bände mit 108 Kupferstichen. Die Vorlagen-Zeichnungen für die Stiche wurden von August Krüger angefertigt, die Stiche vonLudwig Schmidt und G. Bodenehr.
1784
Bloch heiratet seine dritte Frau Rahel Bendix (1777-1833), Tochter des Jeremias Bendix, Vorsteher des Jüdischen Armenvereins. Mit ihr hat er drei Kinder. Der Sohn Bendix verstarb kinderlos, die Tochter Rebecca (1786-1819) heiratet August Fabian, die Tochter Marianne (1792-1820) heiratet xx Goldschmidt.
1785
Bloch beginnt mit der Publikation der "Naturgeschichte der ausländischen Fische", die in insgesamt neun Bänden mit 324 Kupferstichen erscheint. Er finanziert das Werk ausschließlich aus eigenen Mitteln.
1786
Gemeinsam mit Markus Herz behandelt er Moses Mendelssohn bevor dieser stirbt.
Friedrich Nicolai beschreibt in der 3. Auflage seiner "Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam" [was steht in den Auflagen davor?] das Naturalienkabinett Blochs. Es befand sich auf dem Molkenmarkt beim Brauer Fourre [wieso dann Angabe Spandauer Str., vgl. Berlinaufenthalt]. Die "wohlgeordnete" Sammlung sei in zehn Glasschränken und sieben Kommoden aufbewahrt. "Von den Schränken sind drey für ausgestopfte Vögel und ihre Nester, eben so viel für die Fische, ein für die Eingeweidewürmer und Embryonen, eins für Amphibien, eins für Konchylien und eins für die geschliffenen Steine bestimmt. Von den Kommoden enthalten drey Fische, zwey versteinerungen, eine Miner[alie]n und eine Vogeleyer und Luftröhren von Vögeln. Von Menschen findet man hier anatomische Präparate und eine Sammlung Embryonen, vom kleinsten bis zum größten, worunter ein schäkigter Embryo von einem Europäeer mit einer Mohrin gezeigt, merkwürdig ist. [...]" (Nicolai 1786, S. 813)
1788
Bloch sieht sich nicht mehr imstande, das Fischwerk allein zu finanzieren. Nach Erscheinen des 6. Bandes wird das Erscheinen zunächst eingestellt. Der Verleger Morino übernimmt 1790 die Finanzierung des 7. und 8. Bandes.
1792
Morino wirbt bei den Königlichen Akademie der Wissenschaften und Künste um Unterstützung des Fischwerkes. Der Kurator der Akademie der Wissenschaften Graf Hertzberg bescheinigt die Abnahme von 10 Exemplaren für die Akademie und eines für sich selbst. Die Akademie der Künste entscheidet sich nach einigen Diskussionen gegen eine Subskription. (GStA PK I. HA
Rep. 76 alt III Nr. 257, fol. 30-42)
1795
Zur Leipziger Ostermesse erscheint der 12. und letzte Band des Fischwerks: Der Verlag von Jean Morino gibt folgende Anzeige heraus:
Wie
angenehm es ist, die mannichfaltigen Werke der Schöpfung kennen zu lernen, ist
dem fühlenden Menschen ohne weitere Erläuterung schon selbst einleuchtend
genung. Aber dieses können wir in Erinnerung bringen, daß kein Theil der
Naturgeschichte zeither so wenig bekannt war, als derjenige von den Fischen. [...] Von den darin aufgeführten 561 Arten waren
nur dem großen Linné 286 bekannt. Daß sowohl die enthaltenen inländischen als
auch ausländischen Fische richtig und genau beschrieben und abgebildet worden,
beweisen die sämmtlich hierüber einstimmig bekräftigenden Recensionen. Da nun
bei der Vollendung dieses kostspieligen Werkes die resp. Interessenten
ergebenst ersucht werden, ihre annoch fehlenden Theile zur Leipziger Ostermesse
abfordern zu lassen: so mögen sie es hernach verzeihen, wenn nach Verlauf
dieser Zeit anstatt des Subscriptions-Preises von 10 Rthlr. für jeden Band und
auf größerem Papier für 12 Rthlr. –
nicht anders nachher als für 12 und 15 Rthlr. abgeliefert werden kann. Vollständige
Exemplare sind noch in guten und sauber illuminierten Abdrücken von allen 12
Bänden für 144 Rthlr. und auf holländischem größeren Papiere für 180 Rthlr. zu
haben. (gedruckte Anzeige in: GStA PK I. HA
Rep. 76 alt III Nr. 257, fol. 41)
1797
Bloch reist nach Paris. Im National-Institut wird eine Abhandlung von ihm verlesen. Er besucht die Naturaliensammlungen. Wird von G. Voirio porträtiert, das Gemälde befindet sich im Musée d'Histore naturelle in Paris. Im Anschluß an den Pariser Aufenthalt reist Bloch nach Holland.
1799
Bloch stirbt während eines Kuraufenthalts in Karlsbad an einem Schlaganfall.
Nachruf in der Haude- und Spenerschen Zeitung, Nr. 99, Sonnabend, den 17. August 1799 (Titelseite):
"Am 6ten dieses Monats endigte Herr Markus Elieser Bloch, im 76sten Jahre, sein Leben im Karlsbad, wo der Gebrauch des Brunnens ihm viele Erleichterung zu schaffen schien, plötzlich an einem Schlagfluß. Sein bekanntes Fischwerk hat seinen Namen im ganzen gelehrten Europa berühmt gemacht, und gereicht seinem deutschen Vaterlande um so mehr zur Ehre, je seltener unter uns Werke zu Stande kommen, die mit deutscher Gelehrsamkeit auch die im Auslande gewöhnlichere Pracht verbinden. Sein vortrefliches Kabinet gehörte seit mehreren Jahren zu den ausgezeichneten Merkwürdigkeiten unserer Stadt, die nicht leicht ein Fremder ungesehen ließ; und sowol diese Sammlung, um derentwillen er einen Briefwechsel in allen Welttheilen unterhielt, als seine ausgebreiteten Kenntnisse in der Naturgeschichte, gereichten einem Manne, der in seinen frühern Jahren keine wissenschaftliche Bildung erhalten hatte, um so mehr zur Ehre, da sie zum Beweise dienen, wie viel beharrliches Streben und ausdauerndes Studium zu leisten vermögen! Als praktischer Arzt hatte er den allgemeinen Ruhm, daß er am Krankenbette immer zugleich auch theilnehmender Freund war; wie überhaupt der Kreis seiner nähern Bekannten ihn wegen seines gefälligen, dienstfertigen und freundschaftlichen Karakters eben so sehr, als wegen seiner Kenntnisse, schätzten."
Am 26. September meldet die o.g. Zeitung:
"Auf Befehl des Königl. Churmärk. Pupillenkollegii sollen die zur Verlassenschaft des Doctoris medicinae, Marcus Elieser Bloch gehörigen beiden Wagenpferde, Hollsteiner Fuchswallache, wovon das Sattelpferd 5 Fuß 3 1/2 Zoll und das Handpferd 5 Fuß 3 Zoll hoch ist, Montag den 30. September d. J., Nachmittags um 3 Uhr, in dem am Molkenmarkte gelegenen Erbhause, gegen gleich baare Bezahlung in Courant, öffentlich verkauft werden. Berlin, den 20. September 1799."
Am 20. November 1799 ist die Erbangelegenheit offenbar noch immer nicht abgeschlossen, denn in der o.g. Zeitung erscheint folgenden Anzeige:
"Da der Nachlaß des verstorbenen Doctor medicinae Marcus Elieser Bloch getheilt werden soll, so werden alle diejenigen, welche an diese Nachlaß einige Forderungen zu haben vermeinen, hiermit aufgefordert, binnen 3 Monaten und spätestens am 1. März 1800 im Blochschen Erbhause am Molkenmarkt, ihre Ansprüche und Forderungen einzugeben, und nach befundener Richtigkeit Zahlung zu gewärtigen; dahingegen die nicht angezeigten Schulden in gefolge der Vorschrift des allgemeinen Landrechts Th. 1. Tit. 17 § 137 und 141 nur von jedem Erben, von seinem Antheil an dem Blochschen Nachlaß werden gefordert werden können. Zugleich ersuchen wir auch dieienigen, welchen dem Dr. Bloch noch etwas schuldig sind, oder aus dessen Bibliothek Bücher geliehen erhalten haben ergebenst, binnen 14 Tage, ersteres an uns berichtigen, und die Bücher in gedachten Blochschen Erbhause abgeben zu lassen, widrigenfalls das noch ausstehende Gerichtlich eingezogen werden muß. Berlin den 20. November 1799.
Die Curatoren der Blochschen Minorennen. David Friedländer. Abraham Friedländer."
Seine Naturaliensammlung wird für 4500 Reichstaler in Silbercourant an die Königliche Akademie der Wissenschaften verkauft. Die Kosten übernimmt Friedrich Wilhelm III.
Die Verhandlungen führen die Vormünder der Blochschen Kinder David und Abraham Friedländer.
CS
Basiert bis jetzt im wesentlichen auf
Christoph
Schulte (Hg.): Haskala. Die jüdische Aufklärung in Deutschland 1769-1812 (= Das
Achtzehnte Jahrhundert; 23/2), Göttingen: Wallstein 1999, S. 238-246.
vgl. Theater der Natur und Kunsr, WUnderkammer des WIssens, AUsst. HU 2001, S. 144-145, Christine Karrer, M.E. Bloch, Sein Leben und die Gesch seiner Fischsamml., Sitzungsbericht der Gesellschaft Naturforsch Freunde zu Berlin, N.F. Bd. 18, 1978, S. 129-149.,, Steven Lowenstein, Berliner Juden. Jüd. Geschichte in Berlin. hg. R.Rürup, Berlin 1995. S. 25-36, Papeke, Blochs FishCollection ... Theses Zoologicae, Bd. 32, hg. Ronald Fricke, 1999.