Geschichte/Programmatik:
Initiatoren der Gesellschaft waren die Professoren C. H. Wolke und K. C. F. Krause, die 1814 mit ersten Vorarbeiten begannen. Bald fanden sich weitere Interessenten zusammen: Zeune, Heinsius, Bucher, Heineke und F. L. Jahn. Im November 1814 trafen sich diese 7 Männer zu einem formlosen Treffen, dessen Ergebnis eine pathetische Willenserklärung war:
Verwandte Gefühle für das deutsche Vaterland und gleiche Liebe für deutsche
Sprache erregten in sieben Männern den Wunsch nach Vereinigung gleich
gesinnter Seelen, die, das Bedürfniß der Sprachveredlung fühlend und an
die Möglichkeit derselben glaubend, Zeit und Kraft daran setzen wollen, das
große Werk mit Ernst und Liebe gemeinsam zu umfassen.
Bald fanden derartige Treffen regelmäßig im Berliner Gasthof "Zum deutschen Haus" am Hausvogteiplatz statt. Die offizielle Gründung der Gesellschaft erfolgte am 5. Januar 1815 mit 22 Mitgliedern. Ihr Ziel war eine umfassende Erforschung der deutschen Sprache, deren Ergebnis eine Geschichte der deutschen Sprache, eine Grammatik und ein Wörterbuch sein sollten. Daneben sollte auch die Reinhaltung der Sprache und falls nötig ihre Reinigung betrieben werden.
Die eigentliche Trägerschaft der Gesellschaft bildeten die Lehrkräfte und Rektoren der Berliner Gymnasien sowie Universitätsprofessoren, Akademiemitglieder und Verwaltungsbeamte.
Jahn und Zeune verfaßten die Statuten der Gesellschaft, die am 20. Dezember angenommen und als "Gesetzurkunde" bekanntgemacht wurden.
Nach den Sitzungen wurde ein gemeinsames Mahl eingenommen, die "Eßtafel" - Arbeit und Geselligkeit standen in einem engen Zusammenhang. Die Trinksprüche, die anläßlich der Zusammenkünfte verfaßt worden sind, erschienen in einer Auswahl als eigene Publikation. Sie künden vor allem vom patriotischen Selbstverständnis der Gesellschaft.
Die offizielle Mitgliedschaft konnten nur Männer erwerben; Frauen wurden nur zu besonderen Festveranstaltungen geladen. Bis auf Marianne von Preußen blieben sie vom offiziellen Beitritt ausgeschlossen.
1818 trat Jahn aus der Gesellschaft aus.
In den folgenden Jahren verlor die Gesellschaft zusehends an Bedeutung. Außer einem ersten Jahrbuch im Jahr 1820 konnte die Gesellschaft keine Ergebnisse vorweisen.
In der Frühphase stand Sprachpurismus im Vordergrund. Als Friedrich Heinrich von der Hagen 1825 die Leitung der Gesellschaft übernahm, setzt eine stärkere Orientierung auf altertumswissenschaftliche Fragestellungen ein, die sich auch in der Umbenennung in Berlinische Gesellschaft für deutsche Sprache und Altertumskunde 1836 niederschlägt.
Statuten:
Jahn und Zeune verfaßten die Statuten der Gesellschaft, die am 20. Dezember 1814 angenommen und als "Gesetzurkunde" bekanntgemacht wurden. Die Arbeit der Gesellschaft sollte sich demnach auf drei Gebiete konzentrieren:
1. Erforschung der Gegenwartssprache
2. Würdigung der Sprache
3. Ausmittelungen und Sprachverbesserungen
Unter dem Abschnitt "Hauptarbeit" wurde festgelegt, daß diese vor allem in der "gesellige[n] freie[n] Überlegung, Berathung und Untersuchung" bestehen sollte. Arbeit und Geselligkeit stehen in einem engen Zusammenhang.
Der Zweck der Gesellschaft bestehe in der "wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Sprache nach ihrem ganzen Umfange". Die Mittel dazu glaubte man "in einem freien, aber doch geordneten Gange wissenschaftlicher Untersuchung" zu finden, "bei denen Wahrheit mit Freimut und geselliger Würde als das Höchste erscheinen [...]; zur Mitgliedschaft wollte man einladen die als wahre Freunde der Deutschheit und der Muttersprache bekannt worden wären".
Wichtiger Bestandteil der Zusammenkünfte bildete das gemeinsam eingenommene Mahl, die "Eßtafel", die an die Sitzungen anschloß.
Quellen:
"Wegweiser"
"Die Gesellschaft für deutsche Sprachkunde
Sie versammelt sich unter Leitung des Hrn. Director Zeune Mittwochs Abends von 6 bis 8 Uhr im deutschen Hause am Hausvoigteiplatz."
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DFG-Projekt "Die Berlinische Gesellschaft für deutsche Sprache" (seit Sept. 2000)
Leitung: Dr. Joachim Gessinger, Institut für Germanistik, Universität Potsdam