Lebenslauf:
1781
Karl Christian Friedrich Krause wird als Sohn eines Lehrers und
späteren Pfarrers in Eisenberg/Thüringen geboren.
1797 bis 1800
Studium der Theologie, Mathematik und Philosophie (bei Fichte und
Schelling) in Jena.
1802
Nach dem Erwerb des philosophischen Doktorgrades im WS 1801/02 mit der
Schrift "De philosophiae et matheseos notione et earum intima coniunctione"
habilitiert sich Krause in diesem Jahr in Jena und liest bis 1804 als
Privatdozent über Naturrecht, Naturphilosophie, Mathematik und Logik. In
diesen Jahren vollzieht er eine Hinwendung zum Kunstideal des klassischen
Altertums.
1805
Krause tritt in eine Freimaurerloge ein. Aus der Verbindung mit den
Freimaurern erwächst der Gedanke des "Menschheitsbundes", wonach die
irdische Menschheit ein organisches Glied der einen in Gott lebenden
Menschheit sei ("Das Urbild der Menschheit", 1811).
1805 bis 1813
Lehrtätigkeit an der Dresdner Ingenieurakademie.
1813
Krause übersiedelt nach Berlin, kehrt jedoch 1815 nach Dresden
zurück.
1814
Eintritt in die "Philomatische Gesellschaft".
1817
Studienreise durch Italien und Frankreich.
1832
Krause lehrt in Göttingen als Privatdozent. Trotz dreifacher
Habilitation (Jena 1802, Berlin 1814, Göttingen 1824) gelingt es ihm nicht,
eine Professur zu erlangen.
1831
Aus Göttingen wird er wegen angeblicher revolutionärer Gesinnung und
Kollaboration mit dem Pariser Revolutionskomitee ausgewiesen, er geht nach
München, wo ihn Ludwig I. und Franz von Baader fördern. Eine Professur wird
jedoch durch Schelling verhindert.
1832
Krause stirbt arm und vereinsamt in München.
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Das umfangreiche Werk
Krauses ist zum größten Teil aus privat gehaltenen Vorlesungen
hervorgegangen. Platon wie Aristoteles, Plotin wie Augustinus, Thomas von
Aquin wie Duns Scotus zählt Krause zu den Vorbildern seines Denkens. Er
selbst sieht sich in der Tradition der "Philosophia pernnis", für die nicht
das Denken das Sein, sondern das Sein das Denken bestimmt. Die Methode
seines Philosophierens ist gekennzeichnet durch einen zweifachen "Lehrgang":
Die a-posteriorische Induktion (synthetischer Lehrgang) und die a-priorische
Deduktion (analytischer Lehrgang). Diese Unterscheidung hat nach Krause
einen objektiven Grund "am Erkannten" und einen subjektiven Grund "an der
Erkenntnis". Erst in der Einheit beider Denkwege (Lehrgänge) könne die eine
Wahrheit als "Übereinstimmung des Denkens mit der Natur der Dinge" gefunden
werden. Durch diese realistische Konzeption unterscheidet sich Krause
grundlegend vom Idealismus Kants, Fichtes, Schellings und Hegels. Die
gelegentliche Behauptung, er setze die Kantische Philosophie fort, ist
unrichtig. Vielmehr will Krause den tranzendentalen Subjektivismus Kants und
der ihm folgenden idealistischen Systeme überwinden. Krause entwickelte ein
System des Pantheismus, nach dem Gott alle Dinge, Natur und Geist, in sich
begreift, jedoch noch übersteigt. In seinem Philosophischen Denken von
Immanuel Kant beeinflußt, intendiert er, die Spaltung zwischen Subjekt und
Objekt in der Einheit der "Denklehre" und der "Schaulehre", von Philosophie
und Kunst, zu überwinden. Ist die Beurteilung von Krauses Werk bis heute noch
kontrovers, weisen doch neuere Untersuchungen nach, daß das philosophische
Denken Krauses nicht in der Tradition des deutschen Idealismus, schon gar
nicht im Umkreis der Transzendetalphilosophie steht, sondern in der
Tradition der "philosophia perennis" aristotelisch-scholastischer Prägung.