Lebenslauf:
F. entstammte aus einem Adelsgeschlecht, das 1684 von der Normandie
nach Preußen ausgewandert war und im Staat mehrfach große Karrieren
hervorgebracht hatte. So war etwa F.s Großvater Heinrich August General
unter Friedrich dem Großen und dessen Freund. Auch F. trat früh ins
Militär ein und nahm an den Koalitionskriegen gegen Frankreich teil.
Auf dem Rückmarsch lernte er Eilisabeth v. Breitenbach kennen, die das
Urbild seiner berühmten Erzählung "Undine" wurde. 1802 nahm F. seinen
Abschied aus dem Militär, schied sich von seiner Frau und heiratete
erneut. Mit Caroline v. Rochow, ebenfalls Schriftstellerin, blieb er 30
Jahre verheiratet. Sie lebten auf ihrem Gut Nennhausen in der Nähe von
Rathenow, das bald zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt des
literarischen Deutschland wurde. Seine Karriere als Schriftsteller
begann 1803, als August Wilhelm Schlegel auf ihn aufmerksam wurde.
Schlegel war es auch, der ihn in seiner Zeitschrift "Europa" dem
Publikum vorstellte. F. schrieb viel, vor allem Ritterromane und
Erzählungen mit mittelalterlicher Thematik. Er trieb germanistische
Studien, verfaßte eine Nibelungentrilogie und verarbeitet zahlreiche
Edda-Stoffe. Seine Werke, oft dreibändige Romane nach dem Vorbild
mittelhochdeutscher Epik wurden viel gelesen. F. war soetwas wie ein
"Popularromantiker". 1813 nahm er als Freiwilliger an den
Befreiungskriegen und den Schlachten bei Lützen, Dresden, Kulm und
Leipzig teil. Nach 1820 wurde es ruhiger um F. Das junge Lesepublikum
verzieh ihm angesichts den Repressalien der Restauration
seine""retrograde Richtung" (NdB), und sein anachronistisches Weltbild
nicht, das von mittelalterliche Ordnungen ausging und vom Geist der
Zeit, von Reformen, politischer Teilnahme und Verbürgerlichung nicht
viel hielt. Es war auch immer schwerer für F. einen Verleger zu finden.
Der einstige Publikumsliebling wurde zu einem Dichter von "Thron und
Altar". Besonders Friedrich Wilhelm IV., der "Romantiker auf dem Thron"
fand noch immer großes Gefallen an den anachronistischen Schriften F.s.
Großen Unmut zog sich F. zu, als er nach dem Tod seiner Frau erneut
heiratete. Seine neue Frau war 30 Jahre jünger als er. F. verbrachte
die letzten Jahre seines Lebens zurückgezogen in Halle und Berlin., Für
die Berliner Romantik war F. eine wichtige Person und einer ihrer
populärsten Autoren. Er stand mit den großen Romantikern in Kontakt,
war Mitglied des Nordsternbundes, verkehrte in den Salons und lud auf
Gut Nennhausen selbst oft zur Geselligkeit ein. Die Erzählung "Undine"
kann als autobiographische Schrift interpretiert werden, in der der
Autor als "irrender Ritter" das fehlende Zugehörigkeitsgefühl zur sich
im Wandel befindenden Gesellschaft und die verwirrenden Ortswechsel in
der Kindheit verarbeite.
Anzeige in der Haude- und Spenerschen Zeitung, Nr. 10, Sonnabend, den 10. Januar 1814:
Meinen sämmtlichen Freunden und Bekannten zeige ich an, daß meine Gesundheit, durch die Anstrengungen des Feldzuges 1813 gänzlich erschöpft, mich genöthigt hat, aus den Königl. Preußischen Kriegsdiensten zurückzutreten. Se. Majestät des König haben mir zu Bezeigung Allerhöchst Dero Zufriedenheit den nachgesuchten Abschied, mit dem Charakter als Major ertheilt, und mich zum Johanniter-Ritter ernannt. Dem Brandenburgischen Curassier-Regiment und dessen Jägerschwadron, vorzüglich dem Offizier-Corps dieser tapfern Truppen, in dessen Waffenbrüderschaft ich die Ehre hatte, das glorreiche Jahr Dreizehn auszufechten, sage ich das herzlichste Lebewohl, hoffend, daß mein Andenken nicht unter ihnen erlöschen würde. Das ihrige wird mich unausgesetzt begleiten, und die Erinnerung jener ruhmvollen Tage immerdar meines Lebens Stolz und Freude seyn.
Rennhausen bei Rathenow, am 12ten Januar 1814.
Friedrich Baron de la Motte Fouqué,
Königl. Preuß. Major und Ritter des St. Johanniter-Ordens.