Lebenslauf:
Karl August Varnhagen von Ense gehörte zu den Intellektuellen seiner Zeit. Besonders durch seine 14 Jahre ältere Frau Rahel Lewin/Varnhagen pflegte er rege Kontakte zur geistigen und gesellschaftlichen Elite Preußens und Berlins. Die Dichter Heinrich Heine, De la Motte Fouque und Adelbert von Chamisso, insbesondere aber Alexander von Humboldt gehörten zu seinem engsten Bekanntenkreis. Neben eigener literarischer Tätigkeit trat Varnhagen besonders für junge Dichter, etwa des Jungen Deutschlands ein. Seine literarischen Interessen beschränkten sich jedoch keineswegs nur auf den deutschsprachigen Raum. Er förderte z. B. auch die modernen russischen Dichter Michail Lermontow und Alexander Puschkin und machte sie in Berlin bekannt. Politisch stand Varnhagen der Aufklärung und dem süddeutschen Liberalismus nahe, mit dem er während seines Aufenthalts am badischen Hof in Kontakt gekommen war. Nach 1830 beschäftigte er sich auch mit den utopisch-sozialistischen Ideen des Saint-Simonismus. Die Revolution von 1848 begrüßte er, nahm aber nicht aktiv an ihr teil. Lange sah Varnhagen im englischen Modell der konstitutionellen Monarchie die vorbildliche Staatsform, und plädierte für ein ähnliches Prinzip in Deutschland unter preußischer Führung. Nach dem Scheitern der Revolution wandte er sich jedoch immer stärker demokratischen Ideen zu. Seine Verdienste lagen hier weniger in der konkreten praktischen Umsetzung moderner Ideen, als vielmehr in ihrer theoretischen Formulierung und publizistischen Verbreitung. Er selbst meinte, daß seine "ausgesprochenen Ansichten auf das Verfahren mancher Höfe, hoher Staatsbeamten und politischer Stimmführer Einfluß gewannen und abwehrend oder fördernd ihre kräftige Wirkung übten", Varnhagen wirkte als Chronist, Kritiker und Förderer auf das geistige, kulturelle und politische Leben seiner Zeit ein und ist insbesondere durch die Herausgabe der Briefe seiner Frau Rahel und durch seine hauseigene Bibliothek, eine fein sortierte und komplett erhaltene Sammlung der Schriften und Bücher der Epoche in der er lebte, in Erinnerung geblieben.
Am 27. September 1814 Heirat mit Rahel Friederike Antonie, geb. Robert-Tornow. (Notiz in der Haude- und Spenerschen Zeitung vom 11. Oktober 1814)