Lebenslauf:
1780
Geburt in Gramzow als Sohn des in Berlin predigenden hugenottischen
Pfarrers David Ludwig Theremin. Die Familie stammt ursprünglich aus
Frankreich und war in Folge des "Edikts von Nates" 1685 nach Preußen
übergesiedelt.
Besuch des Französischen Gymnasiums in Berlin. Studium der Theologie in
Halle, u.a. besucht Theremin philologische Vorlesungen von Friedrich August
Wolff.
1803
In Berlin Kontakt mit Adalbert von Chamisso und Karl August Varnhagen.
Theremin ist Mitglied des Nordsternbundes.
1804
Fortsetzung des Studiums in Genf, wo er auch den Abschluß macht. Mit
Chamisso und Varnhagen beteiligt sich Theremin an der Veröffentlichung des
"Musenallmanachs" von 1804 und 1806. Er selbst steuert anonym ca. 25
Gedichte bei.
1805
Ordinierung in Genf. Theremin unternimmt eine Reise nach Paris. In den
folgenden Jahren bemüht er sich um eine Predigerstelle in Berlin.
1806
Wieder dichter Kontakt mit Varnhagen. Theremin arbeitet als Erzieher in
Berlin.
1810
Theremin wird Prediger der französischen Gemeinde an der Friedrich
Werderschen Kirche in Berlin. Er beerbt den beliebten Prediger Johann Peter
Friedrich Ancillon.
1814
In Berlin erscheint bei dem Verlag Salfeld Theremins Schrift "Die
Beredsamkeit eine Tugend oder Grundlinien einer systematischen Rhetorik".
Theremin heiratet Ernestine Conrad, die Tochter eines Hofpredigers und
verwitwete Matthis. Ihr erster Mann war Justizrat in Berlin und ein Freund
Theremins. In den nächsten Jahren bekommt das Paar einen Sohn und eine
Tochter.
1815
Auf Empfehlung des späteren Bischoffs Samuel Gottfried Sack und des
Staatsministers Friedrich von Schuckmann erfolgt die Ernennung Theremins zum
Hof- und Domprediger in Berlin. Theremin kann nun in deutscher Sprache
predigen.
1817
Bei Duncker & Humblot in Berlin erscheint der erste Band von
Theremins "Predigten". Bis nach seinem Tod erscheinen sechs weitere Bände
mit Predigten in mehreren Auflagen.
1821
Die Domgeistlichen Theremin, Sack und Ehrenberg lehnen die neue
einheitlichen Gottesdienstagende ab. Nachdem sie dennoch eingeführt wird
sieht sich Theremin Anfeindungen ausgesetzt.
1822
Theremin ist vermutlich Mitbegründer der "Gesellschaft zur Beförderung des
Christentums unter den Juden".
1824
Ernennung zum Oberkonsistorialrat und Rat im preußischen Kultusministerium
innerhalb der Unterrichtsabteilung. Im selben Jahr erfolgt die Promotion in
Greifswald zum Dr. der Theologie. Seine Arbeit "Obscripta, acuminis ac
pietatis specimina, edita, atque gravissima munera religiose administata"
bleibt ungedruckt.
1826
Tod der Gattin Theremins.
1833
Der erste vonm drei Bänden seiner Gedicht- und Aufsatzsammlung mit dem
Titel "Abendstunden" erscheint bei Duncker & Humblot. 1836 und 1839
folgen die Bände zwei und drei. In den 30er jahren erkrankt Theremin an dem
Augenleiden "grauer Star".
1834
Theremin lehnt das Angebot ab, Schleiermacher als Prediger der
Dreifaltigkeitskirche zu beerben.
1839
Anstellung als außerordentlicher Honorarprofessor für Theologie an der
Friedrich Wilhelms Universität in Berlin. Ein Jahr später wird die
Anstellung in eine ordentliche Honorarprofessur umgewandelt.
1845
Theremin unternimmt eine Reise über Mainz, Mannheim, Heidelberg,
Straßburg und Basel bis nach Genf. Ziel ist es, für ihn und sein Leben
wichtige Orte noch einmal zu besuchen.
1846
Tod Theremins im Alter von 66 Jahren an einem Unterleibsleiden. Er wird
neben seiner Gattin auf dem Domkirchhof zu Berlin beerdigt.
Ludwig Friedrich Franz Theremin war nahezu 30 Jahre Domprediger in Berlin,
Universitätslehrer und Autor von Erbauungsliteratur. Der Anhänger einer
textgetreuen Bibelauslegung hielt sich aber nicht ausschließlich in Kirchen
und Hörsälen auf. Er fand auch den Weg in die Salons der Stadt und fühlte
sich auf dem gesellschaftlichen Parkett ebenso wohl, wie auf der
Kanzel. Es ist daher schwer festzustellen, wie sehr er die textgetreue
Bibelauslegung auch auf den privaten Bereich bezog. Immerhin sagte man ihm
eine Affäre mit der Salondame Sophie Sander nach.
Theremin läßt sich keiner bestimmten theologischen Schule zuordnen. Von
seinen prominenten Berliner Kollegen wurde er geachtet, stand mit ihnen
jedoch in keinem engeren Verhältnis. Politisch und wissenschaftlich wurde er
als gemäßigter Konservativer eingestuft. Schon früh stand er mit mehreren
Gruppen, der im frühen 19. Jahrhundert populären Erweckungsbewegung in
Verbindung.
Karl August Varnhagen hielt große Stücke auf den Prediger und war mit ihm
befreundet. Weniger gut schien seine Frau Rahel mit ihm zurecht zu kommen.
In einem Brief vom 28. Oktober 1817 an ihren Mann schreibt sie über
Theremin: "Theremin kenne ich: d. h. von dem wundert es mich weniger als
von manchen Anderen, wie allerlei aus ihm werden konnte: aber ich sehe doch
nun erst, daß das, was ich in ihm für eine Seelenblüthe, für Milde hielt,
auch nur Biegsamkeit aus Schwäche war: er pflegte meine Äußerungen schon auf
eine Art zu bewundern, die den höchsten Widerspruch in ihm offenbarte, und
mich nur stutzig und ungeduldig machte; er gab mir bewundernd zu, was ich
behauptete, und reservierte sich einen nicht mit Gründen zu belegenden
Widerspruch; ein dunkles Bedürfnis, etwas zu vergöttern, ließ sich bei ihm
spüren, wozu ihm die Macht fehlte einen Gegenstand zu finden, weil das
Bedürfnis der Vernunft, und der Sinn für das, was da ist, der Wahrheitssinn,
bei ihm nicht scharf genug ist." (Varnhagen 1983, S. 264)
Verwendete Literatur:
Varnhagen, Rahel: Briefwechsel zwischen Varnhagen und Rahel. Bd 5.
Leipzig: Brockhaus 1875 (= Varnhagen, Rahel: Gesammelte Werke. Band
VI. Hrsg von Konrad Feilchenfeldt, Uwe Schweikert und Rahel E. Steiner.
Reprint. München 1983)
SH