Georg Andreas Reimer

Lebensdaten

Genealogie

Genealogie:
Vater: Karl Christoph Reimer (1735-1786), Kaufmann Mutter: Eva Christine (1743-1808, geborene Wien, Tochter eines Postfahrers

Biographie

Lebenslauf:

1776 
Reimer wurde am 27. August 1776 in Greifswald (Schwedisch-Vorpommern) als Sohn des Schiffers und Brauereibesitzers Carl Christoph Reimer (1734-1786) und der Eva Christina, geb. Wien geboren.

1786
Tod des Vaters.

1790
Lehrling in der Greifswalder Filiale der Langeschen Buchhandlung.

1795
Umzug nach Berlin. Arbeit in der Berliner Niederlassung der Langeschen Buchhandlung.

1798
Leitender Prokurist des Langeschen Hauptgeschäfts. Sowohl privat als auch beruflich erfährt Reimer große Unterstützung durch Johann Daniel Sander. Dieser hatte sich 1798 als Verleger selbständig gemacht.

1800
folgte Reimer Sanders Beispiel und übernimmt die Buchhandlung und den Verlag der Berliner Realschule in Erbpacht. Die jährliche Pacht beträgt 500 Taler. Der Pachtvertrag läuft bis 1823. Ein Standbein des Unternehmens waren und blieben die Schulbücher.
Reimers beginnt aber mit einer programmatische Ausrichtung des Verlages. Mit den Autoren Schleiermacher, Friedrich v. Hardenberg, Ludwig Tieck und Achim v. Arnim erwirbt er sich den Ruf des Verlegers der Romantik. Auch Fichte veröffentlicht bei Reimer.
Am 28. Dezember heiratet Reimer die 16-jährige Wilhelmine Philippine Charlotte Susanne Reinhardt (1784-1864), eine Pfarrerstochter aus Magdeburg,  mit der er 16 Kinder hatte.

1802
Enge Kontakte zu Friedrich Schleiermacher. Der Briefwechsel zwischen beiden dokumentiert eine enge Freundschaft.

1803
Mit Schleiermacher auf Rügen.

1808
Zugehörigkeit zu einem konspirativen, patriotischen Kreis, zu dem auch Ernst Moritz Arndt, Gerhard Johann David von Scharnhorst, Gneisenau, Graf Alexander von Dohna, der spätere Unterrichtsminister Eichhorn und Schleiermacher zählen.

1809/10
Ernst Moritz Arndt wohnt unter falschem Namen bei Reimer, der ihn in die Berliner Kreise deutscher Patrioten und in die "Gesetzlose Gesellschaft" einführt.
Zentrale Figur der preußischen Nationalbewegung.

1811
Mit Eichhorn im Auftrag Gneisenaus über Schlesien nach Wien, dort Verhandlungen mit einem englischen Agenten. Mitglied der christlich-deutschen Tischgesellschaft.

1813
Reimer läßt Arndts "Was bedeutet Landsturm und Landwehr" in 50.000 Exemplaren unter die Kämpfer der Befreiungskriege verteilen. Zusammen mit Schleiermacher und Niebuhr arbeitet er als Verleger am Aufbau der patriotischen Zeitung "Der preußische Correspondent". Teilnahme am Krieg als Freiwilliger Infanterist im 4. Kurmärk. Landwehr-Infanterie-Regiment.

1815
Reimer im Wahlausschuß der deutschen Buchhändler. Der Berliner Verleger hat durch die Ankäufe der Verlagshandlungen Lange und Himburg seinen Verlag vergrößert. Zudem gehören ihm Anteile bei Breitkopf, Unger, Pauli und einigen anderen Verlagsanstalten.
Die Prosperität des Verlages läßt sich auch an Reimers Wohnungswechsel ablesen: 1816 erwirbt er das Sacksche [Schwerinsche] Palais in der Wilhelmstraße 73. Das Haus wird Verlagssitz, Druckerei und ein beliebter Treffpunkt der Berliner Gesellschaft.

1818
Mit Schleiermacher Reise nach Salzburg, ebenfalls mit Schleiermacher in Bayreuth mit Jean Paul.

1819
wurde Reimer, der unter anderem mit dem "Turnvater" Jahn befreundet war, Gegenstand polizeilicher Untersuchungen "wegen Verdachts der Theilnahme an demagogischen Umtrieben und revolutionären Verbindungen". Verhöre und die Beschlagnahme von Privat- und Geschäftspapieren erfolgten, erst 1821 wurde das Verfahren eingestellt.

1820
Besuch in Bad Gastein bei Friedrich Gentz.

1822
Kauf der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig, die dann Reimers ältester Sohn Karl führte.

1823
ging die Realschulbuchhandlung endgültig in Reimers Eigentum über, das Unternehmen trug von nun an ausschließlich seinen Namen.

1825
Besuche in Bayreuth bei Jean Paul sowie in Weimar bei Goethe. Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung

1826
Reimer Mitglied des Börsenvereins.

1828
Wahl zum Mitglied der Berliner Stadtverordneten. Kopfoperation.

1831
Wahl zum Stadtrat von Berlin.

1833
Besuch in Göttingen bei den Gebrüdern Grimm.

1834
Erstes Erscheinen des Börsenblattes für den deutschen Buchhandel, Aufforderung: "Actien-Theilnahme" zum Bau der Buchhändlerbörse, Reimer im Ausschuß Urheberrecht des Börsenvereins.

1836
erwirbt das Unternehmen Sander für seinen Sohn Georg Ernst, der nach dem Tode des Vaters auch das Hauptgeschäft übernahm.

1837
Antrag Reimers, daß jedes Mitglied des Börsenvereins berechtigt sein solle, die Aufnahme von Aufsätzen verlangen zu können. Wiederwahl zum Stadtrat.

1842 
Tod Reimers am 26. April. Er wird auf dem Kirchhof der Dreifaltigkeitskirche beerdigt. Der kunstinteressierte Verleger hinterläßt eine Sammlung mit 2000 Gemälden.
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Georg Andreas Reimer gilt als der Verleger der Romantiker. Im Berlin der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts baute er aus der in Erbpacht übernommenen Realschulbuchhandlung einen großen Wissens- und Schulbuchverlag auf und erweiterte sein Geschäft systematisch durch den Ankauf weiterer Verlage, so daß er schließlich einen der größten und angesehensten Verlage im damaligen Deutschland führte.

Reimer war mit zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten bekannt und befreundet. Sein Haus in der Berliner Wilhelmstraße 73 war ein Treffpunkt für Schriftsteller und Gelehrte, nach 1806 für Patrioten und nach 1815 für Liberale, d.h. ein Ort der politischen Diskussion.

Reimer war ein Jugendfreund Ernst Moritz Arndts, auch dessen Schwager Schleiermacher verkehrte viel im Reimerschen Hause. 1819 wurde er von der "Demagogenverfolgung" betroffen, es gab eine Hausdurchsuchung nach staatsgefährdenden Schriften.

Neben romantischen Literaten wie Novalis, Jean Paul, E.T.A. Hoffmann, Ludwig Tieck, Varnhagen von Ense und Gottlieb v. Hippel verlegte Reimer auch Wissenschaftliche Literatur, darunter vor allem die Werke des Freundes Schleiermacher, Niebuhrs "Römische Geschichte" und Hufelands "kleine medizinische Schriften". Klassiker wie Livius' "Ab Urbe Condita", Luther, Napoleon, Plato und Shakespeares Werke in der Schlegelschen Übersetzung gehörten ebenfalls zum Programm des Verlages.


SH/SP




Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Verleger
  • Buchhändler
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Christlich-deutsche Tischgesellschaft
  • Tugendbund (Berliner Gruppe)
  • Club im Haus des Buchhändlers Georg Andreas Reimer 1805 - 1815

Person: Georg Andreas Reimer, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/642.

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