1776
Reimer wurde am 27.
August 1776 in Greifswald (Schwedisch-Vorpommern) als Sohn des Schiffers und
Brauereibesitzers Carl Christoph Reimer (1734-1786) und der Eva Christina, geb.
Wien geboren.
1786
Tod des Vaters.
1790
Lehrling in der
Greifswalder Filiale der Langeschen Buchhandlung.
1795
Umzug nach Berlin.
Arbeit in der Berliner Niederlassung der Langeschen Buchhandlung.
1798
Leitender Prokurist
des Langeschen Hauptgeschäfts. Sowohl privat als auch beruflich erfährt Reimer
große Unterstützung durch Johann
Daniel Sander. Dieser hatte sich 1798 als Verleger selbständig gemacht.
1800
folgte Reimer
Sanders Beispiel und übernimmt die Buchhandlung und den Verlag der Berliner
Realschule in Erbpacht. Die jährliche Pacht beträgt 500 Taler. Der Pachtvertrag
läuft bis 1823. Ein Standbein des Unternehmens waren und blieben die
Schulbücher.
Reimers beginnt aber mit einer programmatische Ausrichtung des Verlages. Mit
den Autoren Schleiermacher, Friedrich v. Hardenberg, Ludwig Tieck und Achim v.
Arnim erwirbt er sich den Ruf des Verlegers der Romantik. Auch Fichte
veröffentlicht bei Reimer.
Am 28. Dezember heiratet Reimer die 16-jährige Wilhelmine Philippine Charlotte
Susanne Reinhardt (1784-1864), eine Pfarrerstochter aus Magdeburg, mit
der er 16 Kinder hatte.
1802
Enge Kontakte zu Friedrich Schleiermacher. Der Briefwechsel zwischen
beiden dokumentiert eine enge Freundschaft.
1803
Mit Schleiermacher auf Rügen.
1808
Zugehörigkeit zu einem konspirativen, patriotischen Kreis, zu dem auch
Ernst Moritz Arndt, Gerhard Johann David von Scharnhorst, Gneisenau, Graf
Alexander von Dohna, der spätere Unterrichtsminister Eichhorn und
Schleiermacher zählen.
1809/10
Ernst Moritz Arndt wohnt unter falschem Namen bei Reimer, der ihn in
die Berliner Kreise deutscher Patrioten und in die "Gesetzlose
Gesellschaft" einführt.
Zentrale Figur der preußischen Nationalbewegung.
1811
Mit Eichhorn im Auftrag Gneisenaus über Schlesien nach Wien, dort
Verhandlungen mit einem englischen Agenten. Mitglied der christlich-deutschen
Tischgesellschaft.
1813
Reimer läßt Arndts "Was bedeutet Landsturm und Landwehr"
in 50.000 Exemplaren unter die Kämpfer der Befreiungskriege verteilen. Zusammen
mit Schleiermacher und Niebuhr arbeitet er als Verleger am Aufbau der
patriotischen Zeitung "Der preußische Correspondent". Teilnahme am
Krieg als Freiwilliger Infanterist im 4. Kurmärk. Landwehr-Infanterie-Regiment.
1815
Reimer im Wahlausschuß der deutschen Buchhändler. Der Berliner Verleger
hat durch die Ankäufe der Verlagshandlungen Lange und Himburg seinen Verlag
vergrößert. Zudem gehören ihm Anteile bei Breitkopf, Unger, Pauli und einigen
anderen Verlagsanstalten.
Die Prosperität des Verlages läßt sich auch an Reimers Wohnungswechsel ablesen:
1816 erwirbt er das Sacksche [Schwerinsche] Palais in der Wilhelmstraße 73. Das
Haus wird Verlagssitz, Druckerei und ein beliebter Treffpunkt der Berliner
Gesellschaft.
1818
Mit Schleiermacher Reise nach Salzburg, ebenfalls mit Schleiermacher in
Bayreuth mit Jean Paul.
1819
wurde Reimer, der
unter anderem mit dem "Turnvater" Jahn befreundet war, Gegenstand
polizeilicher Untersuchungen "wegen Verdachts der Theilnahme an
demagogischen Umtrieben und revolutionären Verbindungen". Verhöre und die
Beschlagnahme von Privat- und Geschäftspapieren erfolgten, erst 1821 wurde das
Verfahren eingestellt.
1820
Besuch in Bad Gastein bei Friedrich Gentz.
1822
Kauf der
Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig, die dann Reimers ältester Sohn Karl
führte.
1823
ging die Realschulbuchhandlung endgültig in Reimers Eigentum über, das
Unternehmen trug von nun an ausschließlich seinen Namen.
1825
Besuche in Bayreuth bei Jean Paul sowie in Weimar bei Goethe. Mitglied der
Berliner Stadtverordnetenversammlung
1826
Reimer Mitglied des Börsenvereins.
1828
Wahl zum Mitglied der Berliner Stadtverordneten. Kopfoperation.
1831
Wahl zum Stadtrat von Berlin.
1833
Besuch in Göttingen
bei den Gebrüdern Grimm.
1834
Erstes Erscheinen des Börsenblattes für den deutschen Buchhandel,
Aufforderung: "Actien-Theilnahme" zum Bau der Buchhändlerbörse,
Reimer im Ausschuß Urheberrecht des Börsenvereins.
1836
erwirbt das Unternehmen Sander für seinen Sohn Georg Ernst, der nach dem
Tode des Vaters auch das Hauptgeschäft übernahm.
1837
Antrag Reimers, daß jedes Mitglied des Börsenvereins berechtigt sein
solle, die Aufnahme von Aufsätzen verlangen zu können. Wiederwahl zum Stadtrat.
1842
Tod Reimers am 26. April. Er wird auf dem Kirchhof der
Dreifaltigkeitskirche beerdigt. Der kunstinteressierte Verleger hinterläßt eine
Sammlung mit 2000 Gemälden.
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Georg Andreas Reimer gilt als der Verleger der Romantiker. Im Berlin der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts baute er aus der in Erbpacht übernommenen
Realschulbuchhandlung einen großen Wissens- und Schulbuchverlag auf und
erweiterte sein Geschäft systematisch durch den Ankauf weiterer Verlage, so daß
er schließlich einen der größten und angesehensten Verlage im damaligen
Deutschland führte.
Reimer war mit zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten bekannt und befreundet.
Sein Haus in der Berliner Wilhelmstraße 73 war ein Treffpunkt für
Schriftsteller und Gelehrte, nach 1806 für Patrioten und nach 1815 für
Liberale, d.h. ein Ort der politischen Diskussion.
Reimer war ein Jugendfreund Ernst Moritz Arndts, auch dessen Schwager
Schleiermacher verkehrte viel im Reimerschen Hause. 1819 wurde er von der
"Demagogenverfolgung" betroffen, es gab eine Hausdurchsuchung nach
staatsgefährdenden Schriften.
Neben romantischen Literaten wie Novalis, Jean Paul, E.T.A. Hoffmann, Ludwig
Tieck, Varnhagen von Ense und Gottlieb v. Hippel verlegte Reimer auch
Wissenschaftliche Literatur, darunter vor allem die Werke des Freundes
Schleiermacher, Niebuhrs "Römische Geschichte" und Hufelands "kleine
medizinische Schriften". Klassiker wie Livius' "Ab Urbe
Condita", Luther, Napoleon, Plato und Shakespeares Werke in der
Schlegelschen Übersetzung gehörten ebenfalls zum Programm des Verlages.
SH/SP
Person: Georg Andreas Reimer, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/642.
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