Lebenslauf:
1781
Am 26. Juni wird Achim v. Arnim in Berlin geboren. Die Mutter stirbt kurz
nach der Geburt. Arnim wächst bei seiner Großmutter Caroline von Labes, der
Witwe des Geheimkämmerers Friedrichs II. in Berlin am Karree (Pariser Platz)
auf.
1793 bis 1798
Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums.
1798 bis 1800
Studium Jura, Mathematik und Physik in Halle. Bekanntschaft mit Friedrich
Reichardt und Ludwig Tieck, die ihn mit neuen Ideen zur Kunst und Literatur
vertraut machen.
1799
Publikation der naturwissenschaftlichen Schrift "Versuch einer Theorie der
elektrischen Erscheinungen". Erwerb des Doktorgrades.
1799 bis 1806
Mitarbeiter in den "Annalen der Physik" seines Lehrers L. W. Gilbert.
1800 bis 1801
Studium in Göttingen.
Sommer 1801
Freundschaft mit Clemens Brentano.
1802
Zusammen mit Brentano unternimmt Arnim im Juli eine "Romantische
Rheinreise" von Frankfurt a. M. nach Koblenz. Er studiert die Schriften
Goethes und Herders und wird durch sie auf die Ursprünglichkeit und
Natürlichkeit der Volkspoesie hingewiesen. Auf ausgedehnten Reisen, die ihn
durch Deutschland, die Schweiz, Oberitalien, Frankreich (Bekanntschaft mit
den Schlegels), Holland und England führen, trägt er eine umfangreiche
Sammlung von Volksliedern zusammen. Anschließend hält er sich eine längere
Zeit bei Clemens Brentano in Heidelberg auf.
1804
Tod des Vaters. Arnim wird Herr von Wiepersdorf in Bärwalde bei
Jüterbog und von mehreren Gütern in der Uckermark. Hauptwohnsitz bleibt
Berlin.
Sommer 1805
Gemeinsam mit Clemens Brentano Arbeit an der Volksliedsammlung "Des Knaben
Wunderhorn. Alte deutsche Lieder" in Heidelberg, der bis dahin umfassensten
Sammlung deutschen Liedgutes, die zu einem wesentlichen Ausgangspunkt für
die romantische Dichtung wird.
1806
Reisen nach Halle, Göttingen, Königsberg (mit Königspaar), dann über
Weimar (Goethe), Kassel (Grimms) nach Heidelberg (Brentano).
1806-1808
"Des Knaben Wunderhorn" erscheint in Heidelberg. Ebendort gibt Arnim
gemeinsam mit Clemens Brentano die "Zeitung für Einsiedler" heraus.
1809
Arnim lebt zusammen mit Clemens Brentano in Berlin. Erscheinen seines
Novellenzyklus "Der Wintergarten".
1810
Der Roman "Armuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores"
erscheint. Im Dezember verfasst Arnim einen Aufruf zu Gründung einer
"Christlich-teutschen Tischgesellschaft", die bis zum Februar 1813 besteht
und zu der einflußreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gehören.
Mitarbeit an Kleists Abendblättern und anderen Zeitschriften.
1811
Am 11. März Hochzeit mit Brentanos Schwester Bettina. Seit dieser Zeit
lebt Arnim abwechselnd in Berlin und auf dem Gut Wiepersdorf. Es entsteht
das Schauspiel "Halle und Jerusalem".
1811
Als Hauptmann übernimmt Arnim die Leitung eines Berliner
Landsturmbatallions.
1813/14
Redakteur des "Preußischen Correspondenten". Arnim übernimmt die
Redaktion der antifranzösischen Widerstandsschrift von Schleiermacher und
Niebuhr, die das Blatt auch gegründet haben, ohne großen Erfolg. Im Frühjahr
1814 wird der Druck eingestellt.
1817
Der erste Band des Fragment gebliebenen Romans "Die Kronwächter"
erscheint. Weitere Werke: einige kleinere Novellen, wie "Isabella von
Ägypten", "Kaiser Karls V. erste Jugendliebe" und einer Sammlung von
Erzählungen mit dem Titel "Landhausleben".
1831
In seinem 50. Lebensjahr erliegt Arnim am 21. Januar einem plötzlichem
Schlaganfall. Er wird auf seinem Gut Wiepersdorf beigesetzt.
August Varhagen von Ense verfasste kurz nach Arnims Tod einen Nachruf auf
den Dichter und Freund, der zu Beginn des Jahrhunderts mit seinen Sammlungen
und Dichtkünsten das Publikum begeisterte, mit späteren Werken aber nicht
mehr an frühere Erfolge anknüpfen konnte: "Arnim hatte die schönsten und
gehaltreichen Gaben, die er im Sturm und in der Stille der Zeiten
gleicherweise gepflegt, den erwartungsvollen Landsleuten darzubieten; allein
die Befremdung, um nicht zu sagen die Entgegensetzung, zwischen Autor und
Publikum hatte sich auf keiner Seite gehoben und wollte sich auch jetzt
nicht ausgleichen; die belebende Wechselwirkung zwischen beiden trat wohl
mit ungemeiner Stärke, doch nur in vereinzelten Kreisen ein, der
entsprechende allgemeine Erfolg unterblieb, und eine neue Stockung war nicht
zu vermeiden. Doch werden die Kronenwächter, die Gleichen und so manche
andere erzählende und dramatische Dichtung Arnims immer bedeutende Denkmale
einer großartigen Phantasie und außerordentlichen Dichtkraft bleiben, deren
volle Anerkennung vielleicht nicht mehr fern ist und gewiß nur um so
glänzender zu erwarten steht, als sie den Späterlebenden sich neben dem
Unwerthe so vieles Gleichzeitigen nur immer deutlicher hervorheben muß.
Immer jedoch wird es tief zu beklagen sein, daß ein so großes dramatisches
Talent seine volle Entfaltung und Wirksamkeit, aus Mangel einer
eingreifenden und begeisternden Schaubühne, unserem gerade in diesem
Fache so übelberathenen Zeitalter nicht beweisen durfte!
Ihn selbst vermochten in seiner einfachen Haltung, in seinem Gleichmuthe,
der niemals einem Scheine nachhing, sondern unter allen Bedingungen nur dem
inneren Genius folgte, keine äußerlichen Mißstände noch Störungen zu beugen.
In den Wissenschaften, in der Dichtkunst, in den Geschäften des bürgerlichen
Lebens, wie in den Vergnügungen der Geselligkeit, überall nur dem Schönen
und Geistigen, der Redlichkeit und Bildung zugewandt, war er eine stets
erfreuliche Erscheinung, deren Nähe Gehässiges verscheuchte und Geringes
niederhielt, und das Element, in welchem er lebte, auch für andere darbot.
(...).
Durch Verwandschaft, Freundschaft und jedes andere Band eines reichen
Lebens den ersten und bedeutendsten Männern der Nation verknüpft, zählt sein
Name in allen Gegenden von Deutschland verehrende Freunde und Angehörige,
die sich vereinigen werden, um sein ehrenvolles Andenken mit treuer Neigung
auch als ein Allgemeines zu bewahren". (Varnhagen v. Ense 1837, S. 315
ff.).
Verwendete Literatur:
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte
Schriften. Band 1. Mannheim: Hoff 1837
SH