Wilhelm Hensel

Lebensdaten

Biographie

Lebenslauf:
1794
Am 6. Juli wird Hensel als Sohn eines protestantischen Geistlichen geboren. Seiner künstlerischen Begabung, die sich schon früh zeigt, kann er aus wirtschaftlichen Gründen zunächst nicht nachgehen. Stattdesssen beginnt er auf Wunsch seines Vaters eine Ausbildung im Bergfach.

1809
Tod des Vaters. H. beginnt mit Unterstützung eines Gönners sein Studium an der Berliner Kunstakademie, wo er bei Johann Christoph Frisch Anatomie und Perspektive studiert, sowie nach Antiken und lebenden Modellen zeichnet. Zum Broterwerb entwirft er Illustrationen für Almanache und Taschenbücher. Daneben versucht er sich in der Technik der Radierung.

1812
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Der Erlöser am Ölberg betend; nach eigener Komposizion in Öl gemahlt", "Das eigene Porträt des Künstlers, Naturgröße, in Öl", "Der Engelsturz".

Skizzen nach eigenem Entwurf:
"Jupiter in seinem Donnerwagen als Sieger über die himmelsstürmenden Giganten", "Die Nacht hüllt die Brüder Schlaf und Tod in ihren Mantel; aus einer Grotte zu ihren Füßen blicken die phantastischen Gestalten der Träume hervor. Nach der Beschreibung des Pausanias entworfen", "Der rasende Herkules", "Ganymedes durch den Adler Jupiters entführt"

"Einige Miniatur-Porträte" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1812:128-135).

1813-1815

Teilnahme an den Befreiungskriegen. Nach dem Einzug in Paris bleibt er nach Friedensschluß noch dort, um sich seinen Kunststudien zu widmen. Nach der Rückkehr nach Berlin ist H. an großen Projekten beteiligt, z. B. an der Ausmalung des Konzertsaales im Schauspielhaus. In den Berliner Salons und den literarischen Kreisen ist der Graphiker hoch geschätzt - so z.B. im Hause des Kriminalrats Hitzig, wo er mit la Motte-Fouqué, Houwald, Chamisso, Helmine v. Chézy und E. T. A. Hoffmann verkehrt, sowie bei den Stägemanns mit Brentano, Wilhelm Müller, den Brüdern Gerlach, Amalie von Helvig, Ferdinand von Bülow, Schenkendorf und Gneisenau. Mit eigenen Dichtungen nimmt H. an den von Tieck, Arnim, Chamisso und Brentano veranstalteten lyrischen Wettkämpfen teil, zieht jedoch schließlich die Malerei der Dichtkunst vor.

1816
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Kampf eines Ritters gegen eine Zauberin. Oelgemälde nach eigner Erfindung. Die Zauberin, welche die Sünde bedeuten mag, steht in blendender, aber bei näherer Beobachtung scheußlicher Pracht auf dem Rücken eines feurigen Drachen. Sinnverwirrende Höllengebilde hat sie herauf beschworen in ihr von seltsamen Meersternen, Polypen und riesigen Korallenbäumen schwimmendes Reich. Ein Ritter beschloß in frommen Muth und Gottvertrauen den Kampf gegen das verlockende Zauberweib. Die irdische Waffe zerknickt in dem Rachen eines Ungethüms; aber nun ist das Schwert zum Kreuze geworden und eine Glorie von Morgenroth und Sühnungsblut ergießt sich vor dem wunderthätigen Zeichen durch das mächtige Reich. Die Sünde sinkt und der Tod entflieht. Von dem Lichte des Kreuzes beschienen, zerfließen die trügerischen, verwirrenden Gestalten in Nichts und der Regenbogen der Verheißung wölbt sich durch den herüber dämmernden Himmel", "Die Schlacht bei Großbeeren, Zeichnung in Sepia, nach eigner Erfindung", "Bildniß einer Verstorbenen, aus der Erinnerung gemalt" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1816:141-143).

1818
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Balaya, der bekannte Indianer; kolossale Ölskizze, nach dem Leben", "Spiel des Indianers mit der vierzehnpfündigen Kugel, zur rechten sein Sklav mit dem Glockenspiel, links ein zuschauender Turner; Ölgemälde", "Bildniß eines jungen Mannes. Versuch die Ölfarben nach Art der frühern Niederländer und Deutschen mit Leim zu versetzen", "Porträtgruppe von drei Köpfen. Miniatur", "Verschiedene Rahmen mit Zeichnungen nach der Natur, eigene Erfindung. Unter Einer Nummer", "Desgleichen mit radirten Blättern und Steindrucken" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1818:171-176).

1820
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Gemälde, Zeichnungen in schwarzer und weißer Kreide, nach Gyps" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1820:480).

1821
Künstlerische Leitung des Hoffestes, bei dem lebende Bilder nach Thomas Moores Gedicht "Lalla Rookh" dargestellt werden - veranstaltet anläßlich des Besuchs des russischen Thronfolgerpaares. Darauf hin erhält er vom König den Auftrag alle Mitwirkenden in orientalischen Kostümen zu porträtieren und wird mit einem Reisestipendium ausgestattet, das ihm einen fünfjährigen Aufenthalt in Rom ermöglicht.

1823-1828
Romaufenthalt, Studium der Alten Meister, enger Kontakt mit Julius Schnorr von Carolsfeld, Peter Cornelius, Ludwig Richter, Bertel Thorvaldsen, Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch, Lepsius, Leopold von Ranke, Stackelberg, August Kestner, August Kopisch, Platen und Waiblinger. Bei Empfängen in der Casa Bartholdy und bei dem Gesandten Bunsen entstehen viele Porträtzeichnung seiner später hoch berühmten Sammlung. Daneben entstehen Studienblätter mit Darstellungen ländlicher Trachten, von Zeremonienen und Festen, das Gemälde "Christus und die Samariterin", sowie eine Kopie nach Raffaels Transfiguration, die er im Auftrag des Königs schafft.

1824
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Unter den nachgereichten Arbeiten:
"Tänzerinnen" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1824:562).

1826
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß Sr. Majestät des Königs; in Miniatur" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1826:356).

1828
Rückkehr nach Berlin. Ernennung zum Hofmaler.

Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Die Samariterin am Brunnen; eigene Erfindung", "Die Transfiguration nach Raphael, in Größe des Originals" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1828:218.219).

1828/1830
Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1830:III).

1829/1830
Entstehung der Gemälde "Vittoria von Albano am Brunnen, ihren Freundinnen den Entschluß mitteilend, ins Kloster zu gehen" und "Genzanerin mit dem Tambourin".

1830
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß einer Dame im Hofcostüm, Kniestück", "Ein auf dem Postament einer Sonnenuhr sitzender Knabe biegt eine Malve mit einem Schmetterling zu sich heran. Ganze Figur", "Ein Kind, welches das Bild seiner verstorbenen Mutter bekränzt; ganze Figur", "Bild eines jungen Componisten. Kniestück", "Mehrere Portraits unter einer Nummer", "Christus erscheint Magdalena am Grabe; Oelskizze eigner Erfindung", "Frauen des Albanergebirges bei Rom, am Brunnen; unter ihnen die schöne Vittoria von Albano, welche den Gefährtinnen ihren Entschluß in's Kloster zu gehen, mittheilt", "Eine Genzaneserinn, das Tambourin schlagend, wonach ein Knabe greift", "Madame Wilder, Bleistiftzeichnung in ganzer Figur", "Mehrere Bildnißzeichnungen", "Faust und Wagner mit dem Pudel; Zeichnung in Sepia", "Ein Rahmen mit Zeichnung zu Tiecks Genoveva, zum Stich bestimmt" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1830:236-247).

1831
Berufung zum Professor für Historienmalerei an der Berliner Akademie der Künste.

1832
Atelier in der Leipzigerstraße 3.

Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Neun Köpfe, Naturstudien in Oel, zu einem begonnen großem Bilde [s.u.]", "Taufe eines jungen Neger am Meerstrande. Oelgemälde", "Traum- und Kerkerscene, nach Göthe's Faust. In Sepia. Besitz Sr. D. des Fürsten Radziwill", "Zwei Rahmen mit Zeichnungen aus Tieck's Werken. Für den Stich", "Eine Familiengruppe und mehrere andere Bildnisse unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1832:240-246).

"Professor Hensel ist mit einer Composition von 171/2 Fuß Breite und 13 Fuß Höhe beschäftigt, den Heiland vor dem Richterstuhle des Pilatus darstellend, wozu die unter Nr. 210 dieses Katalogs verzeichneten Studienköpfe gehören." (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1832:XII)

1834

Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Christus vor Pilatus" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1834:280).

1835
Reise zum Kölner Musikfest, nach Paris, Boulogne, Belgien. In den folgenden Jahren entstehen die Gemälde "Mirijams Lobgesang nach dem Durchzug durchs Rote Meer" (1836), "Christus in der Wüste" (1837).

1836
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Mirjam. Mos. 2. Cap. 15. v. 20", "Bildnißzeichnungen unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1836:336.337).

1838
Reise nach London, Teilnahme an der Krönungsfeier der Königin Viktoria, die er mit ihrem Gemahl und Sohn porträtiert.

1839-1840

Zusammen mit seiner Frau Fanny und seinem Sohn Sebastian Aufenthalt in Rom. Kontakt mit Künstlern der Französischen Akademie wie Ingres und Gounod. Entstehung der Gemälde "Der Herzog von Braunschweig auf dem Ball in Brüssel vor dem Treffen von Quatrebras" und "Israelitische Hirtin, im Land Gosen, leierspielend" (1839).

1842
"Herr Professor Hensel vollendete, außer mehreren anderen Bestellungen für vornehme Engländer, für die Herzogin Frau Herzogin von Sutherland ein lebensgroßes Bild, eine Israelitische Hirtin im Lande Gosen am Ufer des Nils darstellend, als biblische Idylle." (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1842:XIV)

1843
Englandreise.

1844
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Albert Edmund, Prinz von Wales. Im Allerhöchsten Auftrag Sr. Majestät des Königs nach dem Leben gemalt", "Kaiser Wenzel, für den Römersaal in Frankfurt bestimmt" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1844:372.373).

1844-1845
Winter: Aufenthalt in Rom. Entstehung der Bilder "Kaiser Wenzel" (1844), "Römische Frauen am Brunnen", "Betende Römerinnen" und "Biewak des Herzogs von Braunschweig" (1845).

1846
"Professot Hensel malt für den Thronsaal des herzoglichen Schlosses zu Braunschweig den Bivouac des heldenmüthigen Herzogs von Braunschweig-Oels bei seiner in Feindes Gewalt befindlichen Hauptstadte Braunschweig im Jahre 1809, auf seinem kühnen Kriegszug durch Deutschland." (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1846:XIX).

Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Scene aus dem römischen Volksleben. Privatbesitz", "Männliches Bildniß. Ebenfalls [in Privatbesitz]" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1846:1495.1496).

Unter den nachgereichten Arbeiten:
"Des Knaben erste Meerfahrt" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1846:1746).

1847
Am 14. Mai Tod seiner Frau Fanny. Zeitweise Lähmung seiner künstlerischen Arbeitskraft.

1848
"Professor Hensel ist mit dem großen Oelgemälde für den Thronsaal des Herzoglichen Schlosses zu Braunschweig beschäftigt: Das Lager des Herzogs von Braunschweig-Oels in der Nähe seiner Hauptstadt auf dem kühnen Zuge 1809, unter dem Zuströmen des Volkes, um seinen angestammten Fürsten zu begrüßen." (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1848:IX).

März: An der Spitze des Künstler- und Studentenkorps nimmt H. an der Revolution teil. Die Reise nach Köln zur Domsäkularfeier unternimmt H. jedoch im Gefolge des Königs.

1852
Ernennung zum Senatsmitglied der Kunstakademie.

1860
Teilnahme an der Ehrenwache für den verstorbenen König Friedrich Wilhelm IV., dessen Bildnis er zeichnet.

1861
Tödlicher Unfall beim Versuch, ein Kind vor dem Überfahrenwerden zu retten.

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Die 400 überlieferten Ölbildnisse, sowie seine umfangreiche Sammlung hervorragender Porträtzeichnungen belegen, daß W. Hensel zu den bedeutendsten Porträtisten seiner Zeit gehörte. Bekannt mit Kriminalrat Julius Eduard Hitzig, Friedrich de la Motte-Fouqué, Houwald, Adalbert von Chamisso, Helmine v. Chézy, E.T.A. Hoffmann, Clemens Brentano, Wilhelm Müller, den Brüdern Gerlach, Amalie von Helvig, Ferdinand von Bülow, Schenkendorf August Wilhelm Graf von Gneisenau, Johann Ludwig Tieck und Achim von Arnim, Julius Schnorr von Carolsfeld, Peter Cornelius, Ludwig Richter, Bertel Thorvaldsen, Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch, Lepsius, Leopold von Ranke, Stackelberg, August Kestner, August Kopisch, Platen und Waiblinger.

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Primärliteratur:
Auswahlbibliographie Sekundärliteratur:

Berlinaufenthalte

  • von 1809 bis 1823
  • von 1828 bis 1861

Register

Fachregister:
  • Bildende Kunst
Institutionsregister:
  • Akademie der Künste

Person: Wilhelm Hensel, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/938.

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