1780
Hitzig wurde als Isaak Elias Itzig am 26. März 1780 in Berlin geboren. Sein
Vater Elias Daniel Itzig (1755-1818) war jüdischer Lederfabrikant und Stadtrat in
Potsdam, sein Großvater Daniel Itzig (1723-1799) der Bankier und
Oberlandesälteste der sämtlichen Judenschaften der Preußischen Staaten, der
1791 ein Naturalisationspatent verliehen bekam, welches ihm und allen seinen
Nachkommen die Rechte christlicher Staatsangehöriger verlieh. Isaak Elias'
Mutter hieß Marianne, geb. Herz Leffmann (1758-1827).
Itzig besuchte 1790-1795 das
Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. Er absolvierte im Anschluss daran eine
Handelslehre und studierte ab 1796 Rechtswissenschaften erst in Halle, ab 1798
in Erlangen. In Halle lernte er Clemens Brentano, in Erlangen Friedrich Karl
Julius Schütz und Ludwig Wieland kennen. Nach dem Tod seines Großvaters 1799
trat der junge Jurist Itzig in Wittenberg zum Luthertum über und nahm die
Vornamen Julius Eduard an. Seinen Nachnamen Itzig änderte er erst in seiner
Berliner Zeit, ab ca. 1808 nannte er sich Hitzig. Durch die Konversion konnte
er in den Staatsdienst eintreten, den er als Auskultator [bis 1869 Titel der
preußischen Gerichtsreferendare] in Warschau begann; Kontakt zu Johann Jakob
Mnioch und Zacharias Werner.
1792
wurde Hitzig Mitglied der „Gesellschaft der Freunde“, aus der er erst im
Jahr 1835 aus gesundheitlichen Gründen austrat.
1801
folgte das Referendariat am Berliner Kammergericht. In der preußischen
Hauptstadt schloss er Freundschaft mit den Romantikern Varnhagen v. Ense,
Chamisso, Wilhelm Neumann, Ferdinand Koreff, Franz Theremin, Ludwig Robert und
Fouqué, mit denen er gemeinsam den „Nordsternbund“, eine Literatenvereinigung,
gründete und den Grünen
Musenalmanach herausgab, zu dem er Übersetzungen aus dem Spanischen,
Englischen, Französischen, Italienischen und Lateinischen beisteuerte.
1804
heiratete Itzig in Berlin Johanna Bartenstein, geschiedene Meyer (1782-1814).
Der Ehe entstammte unter anderem der spätere Architekt und Erbauer der Berliner
Börse, Georg Heinrich Friedrich Hitzig (1811-1881). Im selben Jahr folgte die
Berufung als Regierungsassessor nach Warschau, dort Kontakt zu E.T.A. Hoffmann.
1807
wurde nach der preußischen Niederlage gegen Napoleon und dem Frieden von Thorn
das formell eigenständige Großherzogtum Warschau gegründet. Itzig musste aus
dem Amt scheiden, kehrte mit Frau und Kindern zu seinen Eltern nach Potsdam
zurück und arbeitete als Übersetzer. Er assoziierte sich mit
Andreas
Georg Reimers ‚Realschulbuchhandlung’ und siedelte im Herbst 1807 nach
Berlin über, wo er bei Reimer eine kurze Buchhändlerlehre durchlief und 1808
eine eigene Sortimentsbuchhandlung und einen Verlag begründete, in dem unter
anderem zeitweise Heinrich von Kleists
Berliner Abendblätter, August von Kotzebues
Russisch-Deutsches
Volks-Blatt, Madame de Staëls
De l’Allemagne (dessen teilweise Übersetzung
Hitzig übernahm) und August Wilhelm Schlegels
Spanisches Theater erschienen.
1811
wurde Hitzig Vorstandsmitglied (Assessor) der „Gesellschaft der Freunde“.
1814
Nach dem Tod seiner Frau Johanna 1814 verkaufte Hitzig seine
Sortimentsbuchhandlung an
Ferdinand
Dümmler, den Verlag an Andreas Georg Reimer, Dümmlers Schwager, und trat
wieder in den preußischen Staatsdienst ein. Es erfolgte die Anstellung zum
Assessor ‚cum voto consultivo’ am Berliner Kammergericht. Zusammen mit E.T.A.
Hoffmann gründete Hitzig den Seraphinenorden, dem unter anderem Adelbert von
Chamisso und Karl Wilhelm Salice-Contessa angehörten und der bis 1816 bestand.
1815
wurde Hitzig zum Kriminalrat bei dem Kriminal-Senat des Kammergerichts und
zum Pupillenrat bei dem Kurmärkischen Pupillen-Collegio ernannt.
1816?
Eintritt in die "Philomatische Gesellschaft".
1818
begründete Hitzig die sog. „Serapionsabende“ als Wiederaufnahme der
Seraphinen-Zusammenkünfte, auf die E.T.A. Hoffmanns Erzählung Serapionsbrüder
zurückgeht. Zu den Mitgliedern zählten neben Hitzig und E.T.A Hoffmann, Friedrich
de la Motte-Fouqué, Adelbert von Chamisso, Karl Wilhelm Salice-Contessa und
David Ferdinand Koreff.
1823
verfasste Hitzig die Biographien Zacharias Werners (Lebens-Abriß Friedrich
Ludwig Zacharias Werners. Beilage zu der dritten Ausgabe der Söhne des Thal's;
Mit Werners Bildniss, von dem Herausgeber von Hoffmanns Leben und Nachlass,
Berlin 1823) und E.T.A. Hoffmanns (Aus Hoffmann’s Leben und Nachlass, herausgegeben
von dem Verfasser des Lebens-Abrißes Friedrich Ludwig Zacharias Werners, 2
Teile, Berlin 1823).
1824
gründete Hitzig durch einen Zeitungsaufruf in der Haude-Spenerschen Zeitung
die literarische „Mittwochsgesellschaft“ zu Ehren Goethes, die bis in das Jahr
1856 bestand und die durch eigene Publikationen in Erscheinung trat. Mitglieder
der Mittwochsgesellschaft waren unter anderem Chamisso, Neumann, Fouqué,
Streckfuß, Raupach, Eichendorff, Holtei, Uechtritz, Häring, Simrock, Varnhagen,
Gaudy. Die Vereinigung wurde später in „Gesellschaft für in- und ausländische
Literatur zu Berlin“ umbenannt.
1825-33
gab Hitzig die Zeitschrift
für die Criminal-Rechts-Pflege in den Preußischen Staaten mit Ausschluß der
Rheinprovinzen. Mit Genehmigung und Unterstützung des Königl. Justizministerii
aus amtlichen Quellen hg. von J. E. H., Königl. Preußischem Criminal-Rath im
Criminalsenate des Kammer-Gerichts zu Berlin usw. bei Ferdinand
Dümmler, Berlin heraus.
1826
gab Hitzig das Schriftstellerverzeichnis Gelehrtes Berlin im Jahre 1825 gemeinsam mit
Karl Büchner bei Ferdinand Dümmler, Berlin heraus. Hitzig war am Kammergericht
in die Demagogenverfolgung involviert und leitete die Abschlussuntersuchung
gegen den „Bund der Jungen“.
1827
wurde Hitzig zum Direktor des Inquisitionsrats am Kammergericht ernannt und gab
die Annalen
der deutschen und ausländischen Criminalrechtsprechung bei Ferdinand
Dümmler, Berlin (später übernommen von W. S. Demme und Karl S. E. Kluge, dann:
Hermann Th. Schletter - bis 1853) heraus.
1828-1837
gab Hitzig die Annalen
für preußische und ausländische Strafrechtspflege, 17 Bde,
heraus.
1829-1830
übernahm er die Herausgabe der Allgemeine Justiz-, Cameral- und Polizey-Fama, die zuvor von 1801 bis 1827 von Theodor Hartleben bei
Cotta herausgegeben worden war.
1832
wurde Hitzig von der Universität Tübingen der juristische Doktortitel h.c.
verliehen. In Berlin wurde er zum Direktionsmitglied des Hauptvereins für
geistliche Erbauungsschriften und 1833 zum Direktionsmitglied der
Haupt-Bibel-Gesellschaft ernannt. Im selben Jahr wurde ihm der Rote Adlerorden
vierter Klasse verliehen.
1834
erhielt Hitzig durch den König die große goldene Medaille „Für Kunst und
Wissenschaft“.
1835
Nach Erblindung auf einem Auge erbat Hitzig die Entlassung aus dem
Staatsdienst und erhielt für seine Verdienste den Roten Adlerorden dritter
Klasse mit der Schleife.
1836-1839
gab Hitzig Adalbert
von Chamisso’s Werke bei Weidmann, Leipzig (Bd. 1-2. Reise um die
Welt; Bd. 3. Lieder und lyrisch-epische Gedichte; Bd. 4. Sonette und Terzinen.
Uebersetzungen. Adelbert’s Fabel. Peter Schlemihl; Bd. 5-6. Leben und Briefe
von Adelbert von Chamisso) heraus.
1838
Hitzig trat publizistisch durch Veröffentlichungen in der Staatszeitung, der
Haude-Spenerschen Zeitung und im Gesellschafter und durch die Artikel Ueber
belletristische Schriftstellerei als Lebensberuf, In Sachen des
deutschen Journalismus, Von den durch Nachdruck verübten Unbilden der Journalen
hervor und löste damit eine Diskussion um den Zustand des „literarischen
Deutschland“ aus. Daneben verfasste er einen Kommentar zu dem Königlich
Preußischen Gesetz vom 11. Juni 1837 zum Schutze des Eigenthums an Werken der
Wissenschaft und der Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung. Im
Anschluss daran wurde er zum Vorsitzenden des Literarischen
Sachverständigenvereins für die Preußischen Staaten ernannt.
1839-1843
übernahm Hitzig die Herausgabe der Allgemeinen Buchhändlerzeitung im J.J. Weber
Verlag und benannte sie in Allgemeine Presszeitung um.
ab 1842
gab er zusammen mit seinem früheren Referendar am Kammergericht Wilhelm Häring
(Willibald Alexis) die äußerst erfolgreiche Sammlung Der neue Pitaval. Eine Sammlung der
interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit
bei Brockhaus, Leipzig heraus. (Herausgabe später übernommen von Willibald
Alexis / Anton Voller - bis 1890, 60 Bde)
1844-1845
wurde Hitzig wegen Beleidigung des Gerichts angeklagt, nachdem er das
Urteil in der Paulus-Schellingschen-Sache (unautorisierte Veröffentlichung von
Vorlesungsmitschriften) öffentlich für falsch erklärt hatte. Er veröffentlichte
in vier Heften die Vollständigen Acten in der wider mich auf Denunciation
des Criminalgerichts zu Berlin eingeleiteten fiscalischen Untersuchung wegen
angeblicher Beleidigung dieses Gerichts durch öffentliche Kritik einer von ihm
in der Schelling-Paulus’schen Angelegenheit erlassenen Verfügung in
Leipzig und wurde schließlich in letzter Instanz freigesprochen.
1848
schrieb
Hitzig eine Biographie seines Freundes Fouqué, die mit einem Vorwort und
biographischen Notizen von Dr. H. Kletke in dem Band Briefe an Friedrich Baron de la Motte Fouqué, herausgegeben
von Albertine Baronin de la Motte Fouqué, in Berlin erschien.
1849
Julius Eduard Hitzig starb am 26.
November in Berlin.
AB/SP
Literatur:
Nikolaus Dorsch: Julius Eduard
Hitzig. Literarisches Patriarchat und bürgerliche Karriere. Eine
dokumentarische Biographie zwischen Literatur, Buchhandel und Gericht der Jahre
1780–1815. Frankfurt/M. u. a. 1994