1768/1769
Am 5. Februar 1768 oder 1769 wird Johann (Hans) Georg von Ahlefeldt als
ältester Sohn des „expedierenden Sekretärs am Oberregierungsgericht in Akzise-
und Zollsachen Conrad Georg Adolph von Ahlefeldt (*1738) und dessen Frau (gest.
1807) geboren.
1770
Geburt des jüngeren Bruders Paul Ludwig Philipp (gest. vor 1841).
Beide Brüder besuchen das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster.
1787
Am 7. Mai immatrikuliert sich Hans Georg von Ahlefeldt zunächst für das Studium
der Theologie an der Universität Halle; er wechselt in der Folge zum Studium
der Rechtswissenschaften.
Hans Georg von Ahlefeldt ist als Justizassessor beim
Königlich Berlinischen Manufaktur- und Kommerzienkollegium beschäftigt, das dem
Minister Karl August von Struensee untersteht. Seine unmittelbaren Vorgesetzten
sind der Preuss. Geh. Kriegsrat
Friedrich Philipp Eisenberg, Polizeidirektor und Stadtpräsident von
Berlin, und Karl Ludwig Amelang. Ahlefeldt ist darüber hinaus zunächst
insbesondere für das Fabrikengericht zuständig; er steigt später zum Kriegsrat
auf.
Zu den engsten Freunden Ahlefeldts zählt in dieser Zeit der
preußische Adjutant Friedrich Wilhelm von Winterfeldt. Engen Kontakt pflegt er
zu der benachbarten Familie Zollner.
Nach dem Umzug der von Ahlefeldt stürmisch verehrten
Freundin, Ernestine Johanne Friederike Wilhelmine von Kropff geb. Adolphi
(wohl Berlin 1769 - ?), der Gattin des Oberleutnant Heinrich Johann Theobald
von Kropff, von Berlin nach Bayreuth, überwacht Ahlefeldt die schulische
Bildung ihres Sohnes Karl, der im Erziehungsinstitut des Berliner Pädagogen Sigismund Gottfried Dittmar (1759-1834) untergebracht ist, zu dem Ahlefeldt ebenfalls ein
freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Im Herbst unternimmt Ahlefeldt bei Karl August von
Hardenberg den Versuch, seine Versetzung nach Bayreuth zu erwirken. Zum
Jahreswechsel 1796 findet eine Reise über Wernigerode, durch das Fichtelgebirge
nach Bayreuth zu Wilhelmine von Kropff statt.
Auf der Rückreise von Bayreuth nach Berlin lernt Ahlefeldt am 11. Januar
Jean Paul kennen, den er in Hof besucht.
Aufgrund seiner angespannten finanziellen Lage zieht
Ahlefeldt nach seiner Rückkehr nach Berlin als Untermieter seines Kollegen im
Manufaktur- und Kommerzienkollegium, Johann Christian Clemens, in das Dieterichsche
Haus an der Königsbrücke.
Ahlefeldt bittet im Februar um seine Entlassung aus seiner
Zuständigkeit für das Fabrikengericht.
Seinem darüber hinausgehenden Versetzungsantrag wird nicht
statt gegeben: Ahlefeldts Hoffnung, nach Bayreuth übersiedeln zu können, wird durch
abschlägige Bescheide und nach mehreren Unterredungen Ahlefeldts mit dem im
preußischen Staatsdienst tätigen
Alexander von Humboldt getrübt (Böck/Paulus
IV 2, 157, Nr 80, Ahlefeldt an Jean Paul, vom 22. März 1796).
Ahlefeldt unternimmt im September eine weitere, achtwöchige
Reise nach Bayreuth, besucht Wilhelmine von Kropff und trifft bei dieser auch
Jean Paul, der sich vom 6. bis 16. Oktober ebenfalls in Bayreuth aufhält.
In einem Brief an Jean Paul vom 16. Februar bringt Ahlefeld
erneut seine Hoffnung zum Ausdruck, seinen Dienstort nach Bayreuth verlegen zu
können: „Berlin und seine guten Bewohner werde und will ich dann nur an Deiner
Seite wiedersehen, es wird mir wie ein Schlachtfeld in seiner traurigen
Sandebene erscheinen und gern werd ich von den Stellen wo ich meine Wunden
empfieng die emporgekeimten Vergißmeinnicht pflücken (…)“ (Böck/Paulus IV
2, 293,12-17, Nr 174).
1800
Im Frühsommer trifft Ahlefeldt, häufig in Gesellschaft
seiner Freundin Henriette Clausius, Jean Paul, der sich seit vom 23. Mai bis
24. Juni in Berlin aufhält.
Im Oktober zieht Jean Paul nach Berlin und wird der
Mitbewohner Hans Georg von Ahlefeldts in der Neuen Friedrichstraße 22 (Adreß-Kalender
der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam,
Berlin: Johann Friedrich Unger 1801, S. 219). Die
Neue Friedrichstraße, in der auch Henriette Herz wohnt, verlief parallel zu dem
hinter ihr liegenden, ehemaligen Festungsgraben von der großen Pomeranzenbrücke
bis an die Spandauer Brücke, vorbei an der Königsbrücke bis an die Stralauer
Straße. Die unter Friedrich II. angelegte Straße bildete die nördliche und
östliche Grenze der Stadt Berlin. Ahlefeldts Wohnung befindet sich nahe der
Königsbrücke, im Lederschen Haus (Persönlichkeit, 405).
Als Freund und Begleiter des Schriftstellers wird Ahlefeldt
zu zahlreichen gesellschaftlichen Veranstaltungen mit geladen. An seinen Freund
Christian Otto schreibt Jean Paul: „Mit Ahlefeldt knüpft' ich mich schön
zusammen. Gegenwart ist Freundschaft. Er wurde zu den meisten Diners so gut
mitgebeten als mein Magen“ (Berend III 3, 347,12-14, Nr 482 vom 3.7.1800).
Insbesondere bei dem Geheimen Obertribunalrat Johann
Siegfried Wilhelm Mayer (1747-1819) in der Leipzigerstraße im Ludwigschen Haus
waren Jean Paul und Ahlefeldt mehrfach zu Gast, aber auch bei der Familie Karl
August Matzdorffs, einem Schulfreund Ahlefeldts.
Im Spätherbst verlobt sich Hans Georg von Ahlefeldt, der
zuvor eine enge Beziehung mit Henriette Clausius, einer „Verheirateten“
unterhielt, mit Auguste Sophie Henriette von Schlabrendorff (1773-1853), deren
Bekanntschaft er durch Jean Paul machte. Dieser hatte Henriette von
Schlabrendorff seinerseits im Sommer 1800, kurze Zeit nach ihrer Scheidung von
Heinrich von Schlabrendorff, in Weimar kennengelernt.
Die Verlobung mit Henriette von Schlabrendorff wird bereits
im Frühjahr wieder gelöst. Jean Paul schrieb in der Folge, mit Blick auf das
Verhältnis zu Henriette Clausius, an seinen Freund Christian Otto, Ahlefeldt
sei "ein erbärmlicher Simultanliebhaber" (III 4, 53,32-33,
Nr 97 vom 12.3.1801).
Am 2. Juni findet der Abschied von Jean Paul statt, der fünf
Tage zuvor Karoline Mayer geheiratet hatte, und von Berlin nach Meiningen
übersiedelt. Ahlefeldt vermisst den Freund, der in den vorangegangenen Monaten
ein Garant für die gesellschaftliche Eingebundenheit Ahlefeldts darstellte,
schmerzlich.
Hans Georg von Ahlefeldt ist häufiger Gast bei der
Oberhofmeisterin der preußischen Königin Luise, Karoline von Berg (Böck/Paulus IV
3.2 Nr 269 vom 5. Dezember 1802).
In diesem und im folgenden Jahr ist Ahlefeldt Mitglied des
„Tugendbundes“ (Berliner Gruppe).
Bedingt durch die Auflösung des Königlich Berlinischen
Manufaktur- und Kommerzienkollegium verschlechtert sich in den kommenden sieben
Jahre die bereits über Jahre hinweg angespannte ökonomische Situation
Ahlefeldts.
Hans Georg von Ahlefeldt zieht zur Familie seiner
langjährigen Freundin Henriette Clausius.
Ahlefeldt findet eine Anstellung im Ministerium des Handels,
der Gewerbe und des Bauwesens.
Hans Georg von Ahlefeldt stirbt am 26. August in Berlin.
Literatur
Berend = Jean Pauls Sämtliche Werke, hg. von der
Preußischen Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Akademie zur
Wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums (Deutsche Akademie)
und der Jean-Paul-Gesellschaft, Abt. 3, Bd. 1-8: Briefe,
hg. von Eduard Berend, Weimar:
Böhlau,
1952-1964
Bd. 2: 1794 – 1797, hg. von Dorothea Böck und Jörg Paulus, Berlin
: Akad.-Verl.,
2004
Hans von Müller, E. T. A. Hoffmann
und Jean Paul, Minna Dörffer und Caroline Richter, Helmina von Chézy und
Adelheid von Bassewitz. Ihre Beziehungen zueinander und zu gemeinsamen
Bekannten im Rahmen der Zeitgeschichte, Köln: Gehly 1927
Person: Hans Georg Jacob Ahlefeld, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/4218.
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