Carl August Matzdorff

Lebensdaten

Nachname:
Matzdorff
Vorname:
Carl August
Geburtsdatum:
1765
Geburtsort:
Berlin
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
1839
Beruf(e):
  • Verleger
  • Buchhändler

Genealogie

Genealogie:
Vater: Carl Friedrich Matzdorff (1740-1809); Buchbinder, Buchhändler, Obereinnehmer der Preußischen Zahlenlotterie Mutter: Johanna Maria geborene Jenschofska (1738-1815) Ehefrau: Henriette geborene von Faber aus Magdeburg (1763-1846) Kinder: 1. Carl Anton (1792?-1856); 2. Johanna Caroline Pauline, verheiratete von Foller (1796-1856); 3. ? (1798-?) Schwester: Friederike Matzdorff Schwager: Karl Philipp Moritz

Biographie

Lebenslauf:
1765
Carl August Matzdorff wird als Sohn des Buchhändler, Buchbinders und Obereinnehmers der Preußischen Zahlenlotterie Carl Friedrich Matzdorff (1740-1809) und dessen Frau Johanna Maria geborene Jenschofska (1738-1815) geboren. Carl Friedrich Matzdorff, der um 1760 von Stettin nach Berlin gezogen war, hatte ein Jahr vor der Geburt seines Sohnes ein Haus an der Stechbahn Nr. 5 erworben, einer 1702 auf Befehl König Friedrichs I. neu errichteten Anlage, der die ursprüngliche Stechbahn, ein für Turniere und Ritterspiele genützter Platz, der sich auf der westlichen Seite des Schlossplatzes befunden hatte, ablöste. Der Schlossneubau um 1700 hatte eine Verlagerung auf die Westseite des Platzes hinter dem Dom erfordert, an dem nun mehrere dreigeschossige Häuser errichtet wurden. In unmittelbarer Nachbarschaft der Matzdorffschen Buchhandlung waren in den unteren Etagen der Stechbahnhäuser in einem Bogengang Kaufmannsläden wohlhabender französischer Refugiés untergebracht, so das Wechselgeschäft von Jacques und Securius, die Kunsthandlung von George Gropius und die Konditorei Josty.

Carl August Matzdorff besucht das Joachimsthalsche und das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster. Er ist ein Schulfreund Hans Georg von Ahlefeldts.

1785
Am 29. April immatrikuliert sich Matzdorff an der Universität Halle für das Studium der Theologie.

1787
Matzdorff wechselt den Studienort und besucht die Philosophische Fakultät der Universität Jena.
Dem Studium in Jena folgt in Gotha die praktische Ausbildung in der Buchhandlung des expandierenden Verlegers Carl Wilhelm Ettinger, einem Freund des Vaters, der darüber hinaus eine Filiale seiner Buchhandlung in Langensalza sowie Erfurt besaß und Begründer der Akademischen Buchhandlung in Jena war. Ettingers Erfolg gründete sich vor allem auf die Herausgabe und den Vertrieb des Almanach de Gotha, einem genealogischen Handbuch des Adels. Beim Eintritt Matzdorffs in das Ettingersche Unternehmen war die überaus rege Verlagsproduktion auf 400 Titel in 800 Bänden angewachsen.

Um 1790
Nach seiner Rückkehr nach Berlin übernimmt Carl August Matzdorff neben der Buchbinderei den bereits durch den Vater begründeten Buchhandel; er führt darüber hinaus ein Antiquariat, in dessen Sortiment sich Bücher in verschiedenen europäischen Sprachen befinden. Friedrich Wilhelm II. privilegiert Matzdorff im Januar 1790 zum Verlags- und Sortimentsbuchhändler. Sein Verlagsprogramm beinhaltet neben lokalhistorischen und populärwissenschaftlichen vor allem belletristische Werke, aber auch Kinder- und Jugendliteratur.

1792
Christiane Friederike, eine von drei Schwestern Matzdorffs, heiratet Karl Philipp Moritz, dessen jüngerer Bruder Johann Christian Conrad zeitweise in Matzdorffs Verlag tätig war.
Matzdorff gibt den "Berlinischen Musenalmanachs" heraus, dabei Mitarbeit seines Schwagers Karl Philipp Moritz.  Auf dessen Empfehlung hin verlegt er den Roman "Die unsichtbare Loge" des jungen Jean Paul. Jean Paul erhält dafür 200 Dukaten.

1794
Im August heiratet Carl August Matzdorff die in Magedeburg geborene Henriette von Faber (1763-1846).

1795
Für den "Hesperus" von Jean Paul zahlt Matzdorff ein Honorar von 200 Talern.

1796
Geburt der Tochter Johann Caroline Pauline, deren Pate der Schriftsteller Jean Paul wird. Am 20. August erwidert Matzdorff auf die Gratulation des Schriftstellers: „Den herzlichsten Gruß und innigsten Dank für Ihren schönen Glückwunsch von meiner  Frau (…) Sie befindet sich nebst der kleinen Pauline vollkommen wohl, und wünscht bald die Freude zu haben, den lieben Herrn Gevatter persönlich kennen zu lernen; ein Wunsch der, wie Sie wissen, schon lange von meinem ganzen Hause gewiß aber am meisten von mir selber gehegt wird“ (IV 2, 224-225, Nr 132)

1798
Carl August Matzdorff wird zum Kommerzienrat ernannt. Im selben Jahr wird ein Sohn geboren.

1800
Im Frühsommer hält sich Jean Paul für einen Monat in Berlin auf und wohnt bei seinem Verleger an der Stechbahn. Carl August Matzdorff, dessen Ehefrau Henriette sowie dessen Mutter Johanna Maria begleiten Jean Paul bei dessen vorübergehenden Rückkehr nach Weimar am 24. Juni von Berlin bis Dessau. Gemeinsam wird ein Ausflug in das nahe gelegene, von der Elbe begrenzte `Wörlitzer Gartenreich´ unternommen, an dem auch die älteste Tochter Johann Siegfried Wilhelm Mayers, die seit 1797 mit dem Pädagogen und Musikschriftsteller Johann Carl Gottlieb Spazier (1758-1805) verheiratete Johanne Caroline Wilhelmine Spazier (1776-1825), Jean Pauls spätere Schwägerin, teilnimmt. Zurück in Weimar blickt Jean Paul auf die bei Matzdorff verbrachten Wochen: „Diese bunte Blumenzeit will mir nicht aus der Seele. Und Sie waren der Gärtner der Blumenbeete, aus denen ich mir so viel abris für meine linke Rokklappe. Wie erfreut sah ich endlich in einen ofnern Himmel“ (Berend III 4, 352 Nr 486 vom 12.7.1800).
Für Jean Pauls Roman "Titan" zahlt der Verleger 6000 Taler Honorar.

1806 - März 1807
Wegen antifranzösischer Äußerungen in der Zeitschrift "Der Freymüthige" flieht Matzdorff kurz vor der Besetzung Berlins durch die Franzosen nach Riga

1810
Georg Andreas Reimer übernimmt den Matzdorffschen Verlag und dessen Bestände, während Carl August Matzdorff sich nach dem Tod des Vaters ausschließlich dem auf ihn übertragenen Amt des - prozentual am Gewinn beteiligten - Obereinnehmers der Preußischen Zahlenlotterie widmet.
Er wird außerdem Distriktsdirektor der Armendirektion, Direktionsmitglied des Friedrichsstiftes, Kurator der Rotherschen Stiftung.

1815
Nach dem Tod der Mutter kommt es zu Erbstreitigkeiten mit den Geschwistern. Matzdorff kauft in der Folge das Familienhaus an der Stechbahn für 9360 Taler

1823
Matzdorff tritt die Lotterieeinahmestelle an seinen älteren Sohn Carl Anton Matzdorff ab, der das Amt bis zu seinem Tod 1856 ausübt.

1825
Matzdorff verkauft das Haus an der Stechbahn an seinen Sohn für 14 800 Taler

1839
Matzdorff stirbt in Berlin.


AM

Briefe:
Jean Pauls Sämtliche Werke, hg. von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Akademie zur Wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums (Deutsche Akademie) und der Jean-Paul-Gesellschaft, Abt. 3, Bd. 1-8: Briefe, hg. von Eduard Berend, Weimar: Böhlau, 1952-1964

Jean Pauls Sämtliche Werke, im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet und hg. von Eduard Berend, Abt. 4: Briefe an Jean Paul, hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Norbert Miller
Bd. 2: 1794 – 1797, hg. von Dorothea Böck und Jörg Paulus, Berlin : Akad.-Verl., 2004

Sekundärliteratur:
Christoph Köhler: "Dass keiner was unternehme, daß bloß ihm alle Vortheile, den andern aber Schaden bringt": Carl Wilhelm Ettingers Verlagsunternehmen in Gotha. In: Der entfesselte Markt: Verleger und Verlagsbuchhandel im thüringisch-sächsischen Kulturraum um 1800. Leipzig 2004, S. 107–128

Harry Matzdorff: Die alte Stechbahn und ihre Bewohner (Aus Familienpapieren). In: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins. N.F. der "Mitteilungen" 53 (1936), H.4,  S. 117-122.

Walter G. Oschilewski, Jean Paul in Berlin (1800/1801), in: Hesperus 27, 1964, S. 22-24

Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Verleger
  • Buchhändler

Person: Carl August Matzdorff, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/4627.

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