Lebenslauf:
1763
Am 21. März wird Johann Paul Friedrich Richter, das erste Kind von Johann Christian Christoph Richter (1727-1779) und seiner Ehefrau Sophia Rosina geb. Kuhn (1737-1797), in Wunsiedel/Fichtelgebirge geboren.
1764
Am 9. Oktober Geburt von Johann Adam Christian Richter.
1765
Die Familie zieht am 1. August nach Joditz in der Nähe von Hof, wo der Vater eine Pfarrstelle antritt.
1766
Am 27. Juli Geburt von Rosina Barbara Richter, die bereits am 23. April des folgenden Jahres stirbt.
1768
Der zweite Bruder, Johann Gottlieb wird am 8. Mai geboren (gest. 1850).
1770
Am 3. Juni Geburt des Bruders Justus Heinrich Wilhelm.
1774
Geburt der zweiten Schwester Sophie Jacobine Ottilie. Sie stirbt am 22. März des folgenden Jahres.
1776
Von Joditz zieht die Familie nach Schwarzenbach um; der Vater tritt eine höher dotierte Pfarrstelle an. Durch den dortigen Kaplan Johann Samuel Völkel erhält Johann Paul Friedrich Richter Philosophie- und Geographieunterricht. Er lernt den Pfarrer Erhard Friedrich Vogel (1750-1823) kennen.
1778
Am 6. Januar Geburt des jüngsten Bruders Johann Samuel.
Es entstehen die ersten Exzerpthefte Johann Paul Friedrich Richters. Exzerpiert wird aus Büchern und Zeitschriften, die aus der Bibliothek Vogels entliehen sind.
1779
Johann Paul Friedrich Richter besucht seit Jahresbeginn das Gymnasium im nahe gelegenen Hof. Am 25. April stirbt der Vater. Die Freundschaft mit Adam Lorenz von Oerthel und Christian Georg Otto, später mit Johann Bernhard Hermann (1761-1790) beginnt.
1780
Bei seiner Schulentlassung am 11. Oktober hält Johann Paul Friedrich Richter die Rede Über den Nutzen und Schaden der Erfindung neuer Wahrheiten. Es entstehen die Übungen im Denken.
1781
Bei seinen ersten schriftstellerischen Versuchen entsteht der Briefroman Abelard und Heloise. Am 19. Mai erfolgt in Leipzig Johann Paul Friedrich Richters Immatrikulation für das Studium der Theologie. Die Familie Richter ist seit dem Tod des Großvaters im vorangegangenen Jahr in Erbstreitigkeiten verwickelt und nahezu mittellos. Bereits im November ist der Entschluss gefasst, das Studium aufzugeben und als Schriftsteller zu arbeiten.
1782
Juni bis November Arbeit am ersten Teil der Grönländischen Prozesse, der im Dezember von dem Berliner Verleger Christian Friedrich Voß angenommen wird.
1783
Ende Januar erscheint der erste, im Oktober der zweite Band der Grönländischen Prozesse.
Vom 7. bis 25. August Aufenthalt in Hof, im Anschluss beginnt die Arbeit an der späteren Auswahl aus des Teufels Papieren.
1784
Vergebliche Suche nach einem Verleger für seine Satirensammlung, deren Druck u.a. die Berliner Buchhändler Friedrich Nicolai und Mylius ablehnen. In finanzielle Bedrängnis geraten, flieht Johann Paul Friedrich Richter am 12. November vor seinen Gläubigern nach Hof.
1786
Am 13. Oktober stirbt der enge Freund Johann Adam Lorenz von Oerthel.
1787
Anfang Januar Antritt des Hofmeisteramtes auf dem Rittergut in Töpen bei Hof.
1788
Auf Vermittlung Caroline Herders erscheint im Dezember die Erzählung Was ist der Tod im „Deutschen Museum“.
1789
Das Hofmeisteramt in Töpen endet im April, Selbstmord des Bruders Justus Heinrich Wilhelm. Es erscheint im Mai unter dem Pseudonym J. P. F. Hasus die Auswahl aus des Teufels Papieren.
1790
Am 3. Februar Tod des Freundes Johann Bernhard Hermann. Im März tritt Johann Paul Friedrich Richter ein neues Hofmeisteramt an. Er wird die kommenden vier Jahre als Privatlehrer in Schwarzenbach verbringen. Beginn der Freundschaft mit Amöne Herold, der späteren Frau seines Freundes Christian Otto.
Seit Juli Vorarbeiten zu seinem ersten Roman.
1791
Arbeit am Wutz, zugleich beginnt am 15. März die Niederschrift der Unsichtbaren Loge.
1792
Ansbach-Bayreuth wird seit Anfang Februar von dem preußischen Minister Karl August von Hardenberg verwaltet, nachdem der Markgraf Karl Alexander von Ansbach-Bayreuth sein Gebiet am 2. Dezember des vorangehenden Jahres an Preußen abgetreten hat.
Johann Paul Friedrich Richter nennt sich am 9. Mai erstmals, nach Rousseau, „Jean Paul“.
Am 7. Juni schickt Jean Paul das Manuskript der Unsichtbaren Loge an Karl Philipp Moritz, dessen Werke er seinerseits schätzte: „Das schwarze Wachstuch umwickelt wie das Leben eines Menschen, Karakter, Freude, Schmerz, einen halbabgebrochnen Plan, kurz einen Roman, ich hätte beinahe geschrieben, einen Menschen (…) Da ich Ihnen das Buch schicke: so würd’ ich die Meinung vergeblich zu verhehlen trachten, die ich von demselben habe und die mir nicht erlaubt, es wie einen amputierten Ldor auf der Buchhändler-Börse zirkulieren zu lassen und es dem gefühllosen Tasten von geistigen Sklavenhändlern anzubieten, die ich nicht kenne. Es ist mir süsser, wenn ich weiß, ich schicke es zu einem Herzen, das seine Superiorität abgerechnet, dem ähnlich ist, unter dem es getragen und genährt worden.. Fanden Sie es nach dem Lesen desselben werth, von den wenigen gelesen zu werden, die Ihnen ähnlich: so bitt’ ich Sie ihm durch Ihr Urtheil oder einige Blätter oder das ganze eine merkantilische Hand zuzuwenden, die es aus der geschriebnen Welt in die gedrukte führe.“ (Berend III 1, 354, Nr 390). Moritz antwortet wenig später enthusiastisch: „Und wenn Sie am Ende der Erde wären, und müßt’ ich hundert Stürme aushalten, um zu Ihnen zu kommen, so flieg’ ich in Ihre Arme! – Wo wohnen Sie? Wie heißen Sie? Wer sind Sie? – Ihr Werk ist ein Juwel; es haftet mir, bis sein Urheber sich mir näher offenbart!“ (IV 1, 261, Nr 137 vom 19.6.1792). Am 6. Juli schickt Jean Paul die Erzählung Schulmeisterlein Wuz und das Ausläuten oder Sieben letzte Worte an die Leser der Biographie und der Idylle nach Berlin, die von Moritz ebenfalls begeistert aufgenommen werden.
Auf der Basis zahlreicher Vorarbeiten beginnt Jean Paul am 21. September mit der Niederschrift des Hesperus. Jean Paul verliebt sich – unglücklich - in Amöne Herold, die später Christian Otto heiratet.
1793
Am 26. April stirbt Jean Pauls Mentor Moritz.
24. Juli beginnt der Schriftsteller, Pläne zu einem „dritten Buche“, dem Quintus Fixlein, zu entwickeln. Im August erfolgt die Verlobung mit der fünfzehnjährigen Karoline Herold, der jüngeren Schwester Amöne Herolds.
Am 3. September unternimmt er eine Reise nach Bayreuth, wo er Emanuel Samuel, seit 1814 Osmund, trifft.
1794
Ende der Hofmeisterstelle in Schwarzenbach und Rückkehr nach Hof am 3. Mai.
21. Juni Abschluss des Hesperus, am 16. Juli schickt Jean Paul erste Teil des Romans, am 9. August das ganze Manuskript an seinen Berliner Verleger Matzdorff. Schlechte Witterungsbedingungen verhindern eine geplante Reise des Autors nach Berlin. Zur gleichen Zeit Beginn der Arbeit am Quintus Fixlein. Am 1. Dezember kommt es zur Auflösung der Verlobung mit Karoline Herold.
1795
Am 11. März beginnt Jean Paul mit der Überarbeitung des Quintus Fixlein, hinzu kommt die Arbeit an den Biographischen Belustigungen. Im September beginnt die Arbeit an Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs, am 8. Oktober schickt Jean Paul das Manuskript des ersten Bandes des Siebenkäs an Matzdorff.
1796
Am 11. Januar kommt es zur persönlichen Bekanntschaft mit dem Justizassessor Hans Georg von Ahlefeldt, einem enthusiastischen Verehrer seiner Werke, der Jean Paul während seiner Rückreise von Bayreuth nach Berlin in Hof besucht.
Vom 14. bis 18. Mai reist Jean Paul nach Bayreuth, wo er Wilhelmine von Kropff, die vertraute Freundin Ahlefeldts, trifft.
Ende April erscheinen die Biographischen Belustigungen.
An Matzdorff schickt Jean Paul am 8. Juni den dritten Band des Siebenkäs.
Am 29. Februar hatte Charlotte von Kalb aus Weimar an Jean Paul geschrieben: „In den letzten Monaten wurden hier Ihre Schriften bekannt; sie erregten Aufmerksamkeit, und vielen waren sie eine sehr willkommene Erscheinung. Mir gaben sie die angenehmste Unterhaltung (…)“ (IV 2, 147, Nr 74). Gemeint ist das Wohlwollen von Wieland und dem Ehepaar Herder, dasjenige von Karl Ludwig von Knebel, Friedrich Hildebrand von Einsiedels und Heinrich von Kalbs, Verehrer seiner Werke, die Jean Paul während seiner Reise über Jena nach Weimar vom 9. Juni bis 2. Juli kennenlernt. Am 16. Juni folgt er einer Einladung der Herzogin Anna Amalia nach Schloss Tiefurt. Bereits am 12. Juni schreibt er an Otto: „Ach hier sind Weiber! Auch habe ich sie alle zum Freunde, der ganze Hof bis zum Herzog lieset mich.“ (Berend III Nr). Am 17. und 23. Juni nimmt er Einladungen Goethes wahr, am 25. Juni besucht er Schiller, lernt darüber hinaus Karl August Böttiger kennen.
Jean Paul lernt am 17. August die Frau des russischen Gesandten in Dänemark, Julie von Krüdener (1764-1824) kennen.
Am 21. August wird die Geschichte meiner Vorrede zur zweiten Auflage des Quintus Fixlein beendet, die Arbeit am Jubelsenior aufgenommen.
Der Musiker und Komponist Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) besucht am 5. September Jean Paul in Hof.
Vom 6. bis 16. Oktober reist Jean Paul nach Bayreuth, wo er Wilhelmine von Kropff besucht und bei ihr Hans Georg von Ahlefeldt wiedersieht.
Eine Übersiedelung nach Weimar wird angedacht.
1797
Am 6. Januar Beginn mit der Arbeit am Kampanerthal, die am 10. Februar beendet wird.
Jean Pauls Umzug in das Haus des Kaufmanns und Senators Johann Georg Widmanns in Hof findet am 11. Mai statt. Der Jubelsenior ist am 11. Juni beendet, die Ausarbeitung des Titan wird am 21. Juni begonnen. Wenige Tage später erkrankt Jean Pauls Mutter, die am 25. Juli stirbt.
Am 3. Juli besucht die mit dem Ehepaar Herder befreundete Schriftstellerin Emilie von Berlepsch (1755-1830) Jean Paul in Hof. Er folgt ihr vom 5. bis 12. August nach Franzensbad: „Sie ist die erste genialische Frau, bei der mein Herz keine moralische Schmerzen litt“ (Berend, an Friedrich von Oertel am 13. August 1797).
Ein Umzug nach Leipzig wird beschlossen, der am 28. Oktober erfolgt. Jean Paul kommt am 2. November in Leipzig an und lernt an diesem Tag den jungen Philologen und Violinvirtuosen Paul Emil Thieriot (1780-1831) kennen. Beginn der Arbeit an den Palingenesien. Der Schriftsteller verkehrt in der Leipziger Gesellschaft, ist u.a. bei Ernst Platner, seinem einstigen Universitätslehrer, und Christian Felix Weiße eingeladen.
Am 20. Dezember trifft Emilie von Berlepsch, die den Winter mit Jean Paul verbringt, in Leipzig ein.
1798
Am 13. Januar Eheversprechen für Emilie von Berlepsch, das bereits Ende Februar zurück genommen wird. Er lernt am 17. Februar die mit Jacobi und Stolberg befreundete Gräfin Amalie zu Münster-Meinhövel (1767-1814) kennen, drei Tage später den mit Weiße befreundeten Reiseschriftsteller Karl Gottlob Küttner (1755-1805).
Die Arbeit an den Palingenesien ist am 23. März abgeschlossen. Es folgen mehrere Reisen: Im April zunächst nach Hof, vom 15. Mai bis Ende Mai folgt ein Besuch der Dresdner Buchmesse, dort begegnet Jean Paul u.a. dem Berliner Verleger Matzdorff und seinem späteren Widersacher Garlieb Merkel. Der Schriftsteller besichtigt die Antikensammlung, die Mengssche Abgußsammlung, die Gemäldesammlung und das Naturalienkabinett. Anfang Juni erscheint die zweite Auflage des Hesperus.
Vom 16. bis 20. Juli ist Jean Paul zu Gast bei Reichardt in Giebichstein und lernt in Halle den Erfolgsautor Lafontaine kennen, vom 21. bis 27. Juli schließt sich ein Besuch in Halberstadt bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim an.
Nachdem am 15. August die Palingenesien erschienen sind, reist Jean Paul am 21. August über Naumburg nach Jena, wo er Fichte begegnet, vom 23. August bis 3. September folgt ein erneuter Aufenthalt in Weimar und Begegnungen mit Herder, Wieland, der Herzogin Anna Amalia u.a.; er lernt die Schriftstellerin Karoline von Wolzogen (1763-1847), den mit Goethe befreundeten Heinrich Meyer (1760-1832) und den Schriftsteller Johann Daniel Falk (1768-1828) kennen. Die Entscheidung, von Leipzig nach Weimar überzusiedeln wird getroffen: „Ich bedarf eines gymnastischen Orts“, so Jean Paul an Otto, „wo meine Seele eine Palästra findet; einen Kampf- und Waffenplatz; Leute die einen anstrengen und übertreffen (…)“ (Berend III an Otto vom 9.10.1798). Am 24./25. Oktober erfolgt der Umzug Jean Pauls. Bereits am 27. September hatte er mit der Arbeit an Jean Pauls Brief und bevorstehender Lebenslauf, am 13. Oktober den Briefwechsel mit Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819) begonnen. In Weimar findet Jean Paul vor allem in Herder einen Gesprächspartner, ist darüber hinaus in die bürgerliche und höfische Gesellschaft integriert. Ende Dezember lehnt er die Absicht Charlotte von Kalbs, sich formal an ihn zu binden, ab.
1799
Im Januar kommt es zu mehreren Begegnungen mit Schiller, der sich in Weimar aufhält; am 16. Januar ist Jean Paul gemeinsam mit Schiller und Herder bei Goethe eingeladen.
Seit dem 11. Februar Wiederaufnahme der Arbeit am Titan. Jean Paul erhält die Erlaubnis, die Herzogliche Bibliothek zu nutzen.
Bei einer Reise nach Gotha vom 14. bis ca. 20. März lernt er Herzog Ernst II. von Gotha (1772-1804) kennen und besucht Moritz August von Thümmel. Im März beginnt der Briefwechsel mit der Schriftstellerin Josephine von Sydow (1758-1829).
Am 7. Mai ist der erste Band des Titan abgeschlossen.
Einem zweitägigen Aufenthalt bei Knebel in Ilmenau folgt vom 21. bis 28. Mai eine Reise nach Hildburghausen, Jean Paul trifft dort seine spätere Verlobte Friederike Karoline von Feuchtersleben (1774-1842). Der Schriftsteller verkehrt am Hof von Hildburghausen. Später wird er seinen Titan den "vier schönen und edlen Schwestern auf dem Thron" widmen: der Herzogin Charlotte von Hildburghausen, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1769-1818), und ihren drei Schwestern, der Königin Luise von Preußen, der Fürstin Friederike von Solms und der Fürstin Therese von Thurn und Taxis.
Vom 12. bis 20. Juni verfasst Jean Paul den Aufsatz Der 17. Juli oder Charlotte Corday, der im Taschenbuch für 1801 bei Vieweg erscheinen wird. Anfang Juli erhält er durch Knebel einen enthusiastischen Brief aus Berlin von Helmina von Klencke.
Bei einer Reise nach Erfurt, Gotha und Eisenach lernt Jean Paul in der zweiten Julihälfte den Archäologen Friedrich und dessen Frau Auguste Schlichtergroll kennen.
Am 15. August ernennt der Herzog von Hildburghausen den Schriftsteller zum Legationsrat; vom 1. bis 14. Oktober reist nach Hildburghausen, während des dortigen Aufenthaltes findet die Verlobung mit Karoline von Feuchtersleben statt.
Am 14. November beginnt die Arbeit am zweiten Band des Titan. Ende November, Anfang Dezember besuchen Novalis und Ludwig Tieck den Schriftsteller. „(…) er ist bei weitem nicht so häßlich, als man ihn beschreibt“, schreibt Tieck an Bernhardi, „auch nicht so krank aussehend, aber der närrischste Kerl von der Welt (…) sein erstes Gespräch ist von der Liebe, ich glaube, er reist eigentlich darauf.“ (Persönlichkeit, 50-51). Auf Einladung der Herzogin Anna Amalia nimmt Jean Paul, der seit Mitte Dezember bis Anfang Januar am Clavis Fichtiana schreibt, am Weimarer Silvesternachtsfest teil.
1800
Jean Paul gerät in Konflikt mit der Berliner Zensur: Wie ihm Matzdorff mitteilt, wurde die Leichenrede auf den Fürstenmagen im Komischen Anhang des Titan teilweise gestrichen. Sie erscheint später in dem von Franz Karl Leopold von Seckendorff herausgegebenen Neujahrs Taschenbuch von Weimar auf das Jahr 1801.
Am 4. Februar Abschluss der Clavis Fichtiana. Jean Paul besucht am 4. März Tieck in Jena.
Von Matzdorff erhält er am 19. April den gedruckten Komischen Anhang des Titan.
Ende April besucht Friedrich Schlegel den Schriftsteller: „Sein kindlicher und alles Höhere leicht fassender Sin und seine Bescheidenheit machten daß er (meinetwegen war er gekommen) und ich Freunde (bis zu einem gewissen Grade) wurden und er einen Tag länger und immer bei mir blieb (…)“ (Berend III 3, 327-328, Nr 454 an Friedrich Oertel vom 1.5.1800).
Vom 2. bis 6. Mai gemeinsam mit dem Ehepaar Herder Aufenthalt in Ilmenau und Treffen mit Karoline von Feuchtersleben und ihrer Schwester Ernestine von Beck; es kommt zum Zerwürfnis mit der Verlobten und zu einem vorübergehend getrübten Verhältnis mit Herders.
Der erste Band des Titan erscheint.
Jean Paul reist am 17. Mai nach Leipzig, wo er Matzdorff trifft. Gemeinsam mit diesem fährt er am 23. Mai weiter nach Berlin und wohnt bis zu seiner Abreise im Haus seines Verlegers an der Stechbahn Nr 5. Bereits bei diesem ersten Aufenthalt hat der inzwischen berühmte und von vielen verehrte Schriftsteller zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen, ist täglich Gast öffentlicher, häufig zu seinen Ehren veranstalteter Gesellschaften oder privater Zirkel. Die ersten Tage seines Aufenthalts widmet er insbesondere Josephine von Sydow, die Berlin am 28. Mai verlässt.
Am 24. Juni kehrt Jean Paul vorübergehend zurück nach Weimar; bis Dessau reist er erneut in Begleitung Matzdorffs, sowie von dessen Frau und Schwiegermutter. Beschlossen ist zu diesem Zeitpunkt die Übersiedelung in die `Königsstadt´: „Nach Berlin zieh’ ich im Oktober, aber blos auf den Winter. Länger als der Schnee meiner Mutter-Eva, die Natur, überdekt, kann ich dort nicht weilen“ (Berend III 3, 345, Nr 482 an Christian Otto vom 29.6.1800). Zurück in Weimar kommt es am 8. Juli zur Lösung des Verlöbnisses mit Karoline von Feuchtersleben.
Am 30. September erfolgt der Umzug von Weimar nach Berlin, wo der Schriftsteller am 3. Oktober eintrifft.
Jean Paul verkehrt in Berlin, eng verbunden mit seinem Freund und Mitbewohner Hans Georg von Ahlefeldt, in dessen Wohnung in der Neuen Friedrichstraße 22 der Schriftsteller während seines zweiten Aufenthaltes in Berlin wohnt, in zahlreichen gesellschaftlichen Zirkeln und Salons und ist häufiger Gast verschiedener Persönlichkeiten.
Insbesondere bei dem Geheimen Obertribunalrat Johann Siegfried Wilhelm Mayer (1747-1819) in der Leipzigerstraße im Ludwigschen Haus sind Jean Paul und Ahlefeldt mehrfach zu Gast. Hier trifft Jean Paul seine spätere Frau, Friederike Leopoldine Karoline Mayer (1777-1860) sowie deren Schwester Auguste Philippine Ernestine (1779-1805) und Halbschwester Juliane Auguste (1785-1802) wieder, mit der er bereits am 9. Juni im Garten der Loge zu den drei Weltkugeln bekannt wurde: In der Splittgerbergasse in Neu-Cölln hatte der Oberkonsistorialrat Johann Friedrich Zöllner (1753-1804) „zu Ehren des Dichters ein großes Gartenfest veranstaltet“ (Georg Horn, Ein Blatt des Gedenkens an die Wittwe Jean Paul's, in: Die Gartenlaube 35, Leipzig 1861, S. 550 [Reprint: Hesperus 27, 1964, S. 46).
Bereits während seines ersten Berliner Aufenthaltes besucht Jean Paul den 1800 etablierten literarischen Salon des Verlegers und Buchhändlers Johann Daniel Sander (1759-1826) und dessen Ehefrau Sophie Friederike Henriette geb. Diederichs (1768-1828) in ihrem Haus in der Breiten Straße 23, der bis um 1810 ein beliebter geselliger Treffpunkt bleibt (vgl. Else Lüders, Die Sanders. Ein Familienschicksal aus Preußens Notzeit und Aufstieg, Leipzig 1940, S. 44-69; vgl. auch Wilhelmy, Berliner Salon, 816-820; vgl. Sander, Briefe, 102).
Unter den Frauen – aus dem Bürgertum und aus dem Adel -, auf die Jean Paul in Berlin trifft, sind es vor allem die literarisch interessierten Leserinnen und schriftstellerisch Tätigen, die den Austausch mit dem Schriftsteller suchen. So die Schriftstellerin Esther Bernard geb. Gad (1767 oder 1770 - nach 1833), die Jean Paul bereits 1797 in Franzensbad persönlich kennengelernt hatte und die den Dichter in die Feßlersche Mittwochsgesellschaft einführte; ebenso Rahel Levin (1771-1833) - "die wizige philosophische Dlle Chamfort wie ich die Jüdin Levi nenne" - deren seit den 1790er Jahren etablierten Salon in der Jägerstrasse besucht wird (Berend III 3, 347,20-21, Nr 482 vom 3.7.1800). Während seines Berliner Aufenthaltes verkehrt Jean Paul ferner im Salon von Henriette Herz geb. de Lemos (1764-1847), in dem er auch mit deren Mann, dem Arzt und Kantianer Marcus Herz (1747-1803) zusammentrifft. Susanne von Bandemer, deren 1798 bei Zeßler in Frankfurt am Main erschienener Roman Klara von Bourg. Eine wahre Geschichte aus dem lezten Zehntheil des abscheidenden Jahrhunderts zu Jean Pauls Berliner Lektüre gehört, begegnet dem Dichter während der in Berlin verbrachten Monate persönlich (vgl. III 4, 34,26, Nr 57 an Caroline Mayer). Besonders intensiv ist Jean Pauls Beziehung zu Helmina von Hastfer (1783-1856), der Enkelin Anna Louisa Karschs, die 1800 erste schriftstellerische Versuche unternimmt und später unter dem Namen Helmina von Chézy zahlreiche Essays publiziert, sowie zu deren Mutter, der Schriftstellerin Caroline von Klencke, die er beide eine Woche nach seiner Ankunft in Berlin, am 3. Juni kennenlernt.
Theateraufführungen, oft in größerer Gesellschaft besucht, ergänzen die geselligen Verpflichtungen Jean Pauls, der u.a. Kotzebues Silberne Hochzeit (12. Juni) und die auf Veranlassung Rahel Levins wiederholten Stücke Schillers, Die Piccolomini und Wallensteins Tod (17. und 18. Juni) sieht: „Flek, der höhere Tragikus als Ifland, und die Unzelman spielten vor mir götlich“ (Berend III 3, 346, Nr 482 an Christian Otto vom 29.6.1800). Jean Paul besucht während seines zweiten Berliner Aufenthaltes Die Lästerschule von Richard Brinsley Sheridan (13. Oktober).
„Mädgen der hohen und mitlern Stände“ hört er in der von Karl Fasch geleiteten Singakademie (Berend III 3, 347, Nr 482 an Christian Otto vom 29.6.1800). Am 7. Oktober, kurz nach seinem Umzug nach Berlin, nimmt Jean Paul an der Totenfeier für Karl Fasch, der am 3. August verstorben war, teil und hört in der Garnisonskirche Mozarts Requiem. Am 5. November wird Johann Friedrich Reichardts Oper Tamerlan gegeben. Von Haydns am 28. Dezember in der Singakademie aufgeführter Schöpfung zeigt sich Jean Paul tief beeindruckt. Gotters Die Geisterinsel, dargeboten mit der Musik von Reichardt, besucht er am 15. Januar 1801 in Begleitung von Esther Bernard, deren Bruder und Schwägerin, einen Tag später sieht er die Aufführung von Schillers Maria Stuart. Am 15. Februar 1801 besucht er gemeinsam mit der Familie Mayer die Oper Die neuen Arkadier von Süßmayer.
Die innerstädtischen gesellschaftlichen Begegnungen werden vor allem während des ersten Berliner Aufenthalts durch mehrere Ausflüge in das Berliner Umland bereichert. So besucht Jean Paul in Begleitung Ahlefeldts in Nauen Ernestine von Haake (*1767), eine Kusine der mit Helmina von Hastfer befreundeten Auguste von Haake, auf ihrem Landgut. Auf Einladung Adelheid von Gerlachs wird gemeinsam mit Ahlefeldt und der Familie Mayer am 20. Juni eine Landpartie zu „der herlichen Insel Pickelswerder, (2 ½ Meilen von Berlin)“ unternommen (Berend III 3, 345, Nr 482 an Christian Otto vom 29.6.1800).
Ein Höhepunkt des ersten Aufenthaltes ist eine Einladung nach Potsdam: Am 30. Mai besucht der Schriftsteller die Königin Luise, der neben ihren Schwestern der erste Band seines Titan gewidmet ist, in der Residenzstadt. Dem gemeinsamen Diner folgt die Besichtigung von Schloss und Garten.
Neben der Königin ist es vor allem deren Oberhofmeisterin und spätere Biographin, Caroline Friederike von Berg geb. von Häseler (1760-1826), eine Tochter des preußischen Gesandten am dänischen Hof, die für den Schriftsteller bedeutend wird. Caroline von Berg, die er in Berlin häufig sieht, unterstützt ihn später ebenso bei seinen Bemühungen, von Friedrich Wilhelm III. eine regelmäßige Pension (Präbende) zu erhalten, wie der preußische Staatsminister Philipp Karl Graf Alvensleben-Hundisburg, zu dem Jean Paul während seines Aufenthalts in Berlin engen Kontakt hat. Alvensleben, literarisch interessiert und – wie auch der Bruder der Königin, Georg von Mecklenburg-Strelitz (1779-1860) - ein Verehrer Jean Pauls, ist selbst schriftstellerisch tätig. Jean Paul lobt sein Manuskript "über das 18. Jahrh[undert]" in einem Brief an Christian Otto (vgl. III 4, 8,20-21, Nr 11 vom 24.10.1800). Mit weiteren bedeutenden Repräsentanten des preußischen Verwaltungsapparates wird Jean Paul während der in Berlin verbrachten Monate bekannt: so mit den Ministern Friedrich Leopold von Schrötter (1743-1815) und Carl August von Struensee (1735-1804): „(…) bei dem Minister Struensee as ich 2mal (übermorgen bei dem Minister Schroeter (den ich herzlich lieben lernte und zu dem und dessen Familie von 2 schönen Töchtern ich nun kommen kann wenn ich will)“ (Berend III 4, 30, Nr 48 an Christian Otto vom 24.12.1800). Karl August von Hardenberg, unter dessen Verwaltung Ansbach-Bayreuth 1792 gefallen war, lädt den Dichter – zunächst mehrfach vergeblich - zum Diner.
„Gelehrte“ mied Jean Paul in Berlin, wie er seinem Freund Otto schreibt. Großes Gewicht hat für den Schriftsteller dennoch die Auseinandersetzung mit der Philosophie Fichtes. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) lebte nach seiner Entlassung aus der Universität Jena seit Anfang Juli 1799 ohne Lehrstuhl als Privatgelehrter in Berlin (Stefan Reiß, Fichte in Berlin. Öffentliches Engagement und Arbeit am System, in: Fichte in Berlin. Spekulative Ansätze einer Philosophie der Praxis, hg. Von Ursula Baumann, Berlin. Wehrhahn. 2006, S. 9-46). Jean Paul war mit dem Philosophen bereits seit dessen Jenenser Zeit bekannt und mit Fichtes Werk vertraut - seine 1800 erschienen Clavis Fichtiana sind nicht zuletzt eine Auseinandersetzung mit Fichtes "Wissenschaftslehre" und die Gestalt Schoppes in Jean Pauls "Titan" hat in Fichte ebenfalls ihren Bezugspunkt. Während seines Berliner Aufenthalts tritt Jean Paul erneut mit dem Philosophen, der in der Stadt bis zur Gründung der Berliner Universität Privatvorlesungen hielt, und sich insbesondere in seinen frühen Berliner Jahren um seine gesellschaftliche Integration bemühte, ins Gespräch: „Fichten - mit seiner Granitstirn und Nase, so knochig und felsern wie die wenigen Gesichter, die alles ändern, nur nicht sich - hab' ich bei Fesler nach meiner Art freundlich , um 11 Uhr abends (...) angesprochen und mit ihm 5/4 Stunden lang disputiert, aber doch so daß er mich besuchen wil (...) Einseitig ist er bis zur Magerheit des Sinnes. Aber gleichwohl bleibt sein Gesicht herlich und (wie das Rückenmark) eine Fortsezung oder Ankündigung des Gehirns“, resümiert Jean Paul in einem Brief an Jacobi (III 4, 46,22-35, Nr 80 vom 2.1.1801).
Beeindruckt zeigt sich der Dichter von den Studien des Sprachwissenschaftlers und Pädagogen Johann Christian August Ferdinand Bernhardi (1769-1829), seit 1798 Subrektor, ab 1802 Prorektor des Friedrichs-Werderschen Gymnasiums, den er während seines Aufenthaltes in Berlin kennenlernt, häufig trifft und lebhafte Debatten mit ihm geführt.
Im Herbst kommt der Schriftsteller Ludwig Tieck (1773-1853) nach Berlin und verbringt mehrere Monate in seiner Geburtsstadt, bevor er im April des folgenden Jahres, nach dem Tod seiner Eltern und des mit ihm befreundeten Novalis, mit seiner Familie nach Dresden übersiedelt. Jean Paul, den er gemeinsam mit Novalis bereits 1799 in Weimar besucht hatte, trifft er in Berlin wieder. In einem Brief an Jacobi schreibt Jean Paul: „Ich lebe hier ziemlich mit Tiek und Bernhardi (Schlegelianern) zusammen; eh' wir divergieren, konvergieren wir doch recht sehr; diese Parthei hat doch den rechten poetischen Geist, indes die feindliche nicht einmal das Seelenorgan davon besizt“ (III 4, 45,3-6, Nr 80 vom 2.1.1801). Mehrfach trifft Jean Paul Friedrich Schleiermacher (1768-1834) – „der mir als Mensch sehr gefält“ (Berend III 3, 22, Nr 37 an Friedrich Heinrich Jacobi vom 19.11.1800).
Während Jean Paul dem bekannten Vertreter der Berliner Aufklärung Friedrich Nicolai, den er bereits kurz nach seiner Ankunft in der Stadt bei Matzdorff getroffen hatte, wenig abgewinnen kann, ist sein Umgang mit dem Oberkonsistorialrat Wilhelm Abraham Teller (1743-1804) versöhnlich und derjenige mit dem Theologen Johann Joachim Spalding (1714-1804) moderat: „(…) der alte Teller, der mich gleich nach unserem Sehen einlud, liebt mich sehr wie ich ihn. Den sanften Spalding, der mehr um als in seinem vermooseten Körper oder Grabmahl schwebt, besucht ich auch“ (Berend III 4, 30, Nr 48 an Christian Otto vom 24.12.1800). In Jean Pauls Berliner „Pankrazium“ finden sich darüber hinaus neben dem Publizisten Friedrich Gentz (1764-1832), der Architekt Hans Christian Genelli (1763-1823) sowie die seit kurzem in der Stadt lebenden Maler Christoph Haller von Hallerstein (1771-1839) sowie der Maler Johann Friedrich Bury, den er bereits aus Weimar kannte (1763-1823).
Henriette von Schlabrendorff (1773-1853), die Jean Paul bereits am 27. August - ebenfalls in Weimar - kennengelernt hatte, mit ihr „in erotische Verbindung, aber ohne Konsequenzen“ gekommen und vom 1. bis 4. September nach Gotha gereist war, trifft im Oktober – mit der Hoffnung auf eine formale Bindung an Jean Paul - in Berlin ein (Berend III 4, 372, Nr 516 an Hans Georg von Ahlefeldt vom 7.9.1800 und Berend III 4, 30, Nr 48 an Christian Otto vom 24.12.1800).
Am 22. November findet die Verlobung mit Karoline Mayer statt. Seinem Freund Otto gegenüber hatte Jean Paul die Prophezeiung formuliert: „Es ist freilich komisch, daß meine Treppe zum Ehebette (nach dir) unendlich-lang sein sol. Ich sorg’ indes, in Berlin spring’ ich hinein; aber es mus blos ein sanftes Mädgen darin liegen, das mir etwas kochen kann und das mit mir lacht und weint“ (Berend III 3, 369, Nr 512 vom 25.8.1800). Von der Königin erhalten die Verlobten, übermittelt durch den Erbprinzen von Mecklenburg-Strelitz, ein silbernes Teeservice.
Der zweite Band des Titan, an dem Jean Paul in den vergangenen Monaten gearbeitet hatte, ist am 10. Dezember beendet, vier Tage später wird die Arbeit am zweiten Anhangsband zum Titan, Des Luftschiffers Giannozzos Seebuch begonnen.
1801
Mit Julie von Krüdener, die Ende des vergangenen Jahres nach Berlin kam, finden häufige Treffen statt. Die bereits geschlossenen Bekanntschaften werden gepflegt, neue kommen hinzu. Am 12. März berichtet Jean Paul seinem Freund Otto: „Ich bin ob ich gleich jetzt 14 Tage hinter einander (kaum 2 Abende ausgenommen) an fremden Tischen diniert und soupiert habe, doch noch auf den Beinen und am Schreibetisch – und dabei das Abendfeuer der Liebe und den Wein und kein Bitterbier - `welch ein Herkules!´ wirst du sagen; ja wohl, Lieber“ (Berend III 4, 53, Nr 97 an Christian Otto vom 12.3.1801).
Am 30. März verabschiedet sich Jean Paul von Henriette von Schlabrendorff, die nach Leipzig abreist, und er nimmt Abschied von Esther Bernard, die Anfang April nach England übersiedelt.
Des Luftschiffers Giannozzos Seebuch ist am 7. April beendet. Am 19. April beginnen Vorarbeiten für die Flegeljahre.
Anfang Mai 1801 erscheint in Matzdorffs Verlag der zweite Band des Titan. Jean Paul schickt am 6. Mai ein Exemplar an die Königin Luise. Zwei Tage zuvor hatte Jean Paul König Friedrich Wilhelm III. um die Bewilligung einer Präbende gebeten. Wie der preußische Staatsminister Philipp Karl Graf Alvensleben-Hundisburg, unterstützt Caroline von Berg den Dichter, dessen Romane sie zu den "Meisterwerken deutscher Sprache" zählt, bei seinen Bemühungen um eine finanzielle Zuwendung, die jedoch scheitern (Caroline von Berg, Luise Königin von Preußen. Dem deutschen Volke gewidmet, 2. Aufl., Berlin 1849, S. 11; vgl. auch Berend III 4, 69, Nr 127).
Die Arbeit am dritten Band des Titan wird aufgenommen.
Am 27. Mai findet die Hochzeit mit Karoline Mayer in Potsdam statt - anlässlich der Vermählung erhält die Braut von der Königin Luise einen Halsschmuck.
Am Abend des folgenden Tages reist das Ehepaar Richter nach Weimar, Jean Paul führt seine Frau in die Weimarer Gesellschaft ein.
Nach vierzehntägigem Aufenthalt in Weimar findet am 16. Juni der Umzug nach Meiningen statt, den Henriette von Schlabrendorff, die bereits Mitte Mai nach Meinigen übersiedelte, mit vorbereitet hatte.
Im August unternimmt Jean Paul gemeinsam mit dem Prinzen Friedrich von Gotha (1774-1825) eine Reise in das nahe gelegene Bad Liebenstein, die Sommerresidenz des Meininger Herzogs Georg I., und besucht in Begleitung von Caroline Richter den Freund Emanuel in Bayreuth. Vom 22. bis 24. September unternimmt das Ehepaar Richter eine Reise nach Kassel (vgl. III 4, 108,11-12, Nr 198; vgl. auch Wahrheit 6, 212-220).
Nach der gesellschaftlich kontaktreichen Berliner Zeit, lebt Jean Paul in Meiningen zurückgezogen. Bereits wenige Wochen nach seiner Ankunft erklärt er: „Die Menschen hier sind anspruchslos und gut. In der Ehe ist eine Einsiedelei schon ein Visitenzimmer. Ich diniere und soupiere jetzt täglich bei meiner - Frau; zu Thee und Kaffee werd' ich - von Büchern gebeten“ (III 4, 89,29-32, Nr 168 vom 21.7.1801 an Jacobi). In engerem Kontakt steht Jean Paul vor allem mit Georg I. und dessen ehemaligem Erzieher, dem Meininger Vizepräsidenten und Geologen Johann Ludwig Heim (1741-1819), einem Bruder des Berliner Arztes Ernst Ludwig Heim (1747-1834).
1802
Anfang Januar ist das Manuskript des dritten Bandes des Titan abgeschlossen, am 13. Januar wird die Arbeit an den Flegeljahren wieder aufgenommen, jedoch bereits Ende Februar wieder unterbrochen und am 6. März mit der Arbeit am vierten Band des Titan begonnen. Anfang Mai erscheint der dritte Band des Titan.
Vom 5. bis 12. Juli findet ein Besuch in Weimar statt. Am 20. September wird die erste Tochter, Emma Emanuele Georgine Amalie Idonie, geboren (gest. 1853) und am 17. Oktober getauft. Ende Oktober reist Jean Paul nach Coburg und beschließt, wie er seinem Freund Otto berichtet, die Übersiedelung: „der Bücher wegen und weil Meiningen ein Dorf dagegen ist und ich Euch und dem Biere näher bin: so zieh’ ich im April entschieden nach Coburg“ (Berend III 4, 191, Nr 329 vom 3.11.1802). Im Dezember ist der vierte Band des Titan abgeschlossen und die Arbeit an den Flegeljahren wird erneut aufgenommen.
1803
Vom 30. Januar bis 4. Februar Aufenthalt in Weimar. Jean Paul ist mit der Arbeit an den Flegeljahren beschäftigt. Im Mai erscheint der vierte Band des Titan, an Otto schreibt der Dichter: „Mein poetisches System hat sich weit von meinem alten und von der Bewunderung für Leute wie Wieland, Haller, Ramler, Gesner etc. verloren; und ist sehr Schlegelisch geworden“ (Berend III 4, 217, Nr 365 vom 1.5.1803).
Am 2. Juni erfolgt der Umzug von Meiningen nach Coburg. Jean Paul bezieht neben der innerstädtischen Familienwohnung zugleich ein Arbeitszimmer auf dem Adamiberg. Der dritte Band der Flegeljahre ist am 23. Oktober abgeschlossen, die Arbeit an der Vorschule der Ästhetik beginnt. Der Sohn Maximilian Emanuel Ernst wird am 9. November geboren und am 6. Dezember getauft.
1804
Caroline Herder bittet Jean Paul im Frühjahr um Unterstützung bei der Gesamtausgabe der Werke Herders, der am 18. Dezember 1802 gestorben war. Vom 17. bis 25. Mai erfolgt eine Reise nach Bamberg und Erlangen, Jean Paul besucht Charlotte von Kalb auf ihrem Landgut in Trabelsdorf. Am 16. Juli ist die Arbeit an der Vorschule der Ästhetik beendet.
Am 12. August bezieht die Familie Richter ein Haus in Bayreuth. Drei Tage später beginnt die Arbeit am vierten Band der Flegeljahre. Jean Paul wird am 11. Oktober Mitglied der Bayreuther Harmonie-Gesellschaft, die Vorschule der Ästhetik erscheint im selben Monat. Am 9. November wird das dritte Kind, die Tochter Amöne Odilie Minna geboren (gest. 1865) und am 9. Dezember getauft.
1805
Karl Spazier, Herausgeber der „Zeitung für die elegante Welt“ und Schwager Jean Pauls, stirbt am 19. Januar, am 18. Februar stirbt Ernestine Mahlmann, die Schwester Caroline Richters.
Der Schriftsteller richtet am 23. Februar ein erneutes Gesuch um eine Präbende an den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Jean Paul wird zunächst vertröstet und auf die große Konkurrenz hingewiesen (18.3.1805), hingegen erwägt der preußische Minister für Handel, Wirtschaft und Finanzen Karl Freiherr vom Stein, ihm eine akademische Professur anzutragen. Karl August Freiherr von Wangenheim, dem späteren württembergischen Kultusminister, gesteht Jean Paul: „Nach Berlin und Weimar gab es für mich nur Häuser, nicht Städte und ich verdurste überall“ (Berend III 5, 28, Nr 81 vom 8.3.1805). Am 30. Mai ist der vierte Band der Flegeljahre abgeschlossen, die Arbeit an der Levana wird aufgenommen. Vom 9. bis 13. Juni suchen Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, die zu einem Kuraufenthalt in Alexandersbad bei Wunsiedel reisen, Jean Paul in Bayreuth auf. Am 14. Juni ist der Schriftsteller bei der Königin zur Mittagstafel geladen und wird dem König vorgestellt, am Abend findet auf der Luxburg bei Wunsiedel ein Fest zu Ehren des preußischen Königspaares statt, auf dem Jean Pauls in Musik gesetzter Wechselgesang der Oreaden und Najaden vorgetragen wird.
Im Juli Arbeit an der Erziehungslehre Levana. Am 31. August erhält Jean Paul Besuch von Herzog Paul von Württemberg. Anfang Oktober erscheint der vierte Band der Flegeljahre. Bayreuth wird, ebenso wie Ansbach, am 12. Dezember an Frankreich abgetreten.
1806
Jean Paul, dem der Herzog Emil August von Gotha eine Prachtausgabe von Ludwig Tiecks Genovefa geschenkt hatte, urteilt in einem Brief an den Herzog: „Hat das Kunstwerk von außen geblendet: so erleuchtet es mit seinem Innern; wenige neue deutsche Werke dieser Gattung sind in dieser reinen frommen dichterischen Haltung vollendet“ (Berend III 5, 97, Nr 229 vom 22.7.1806). Aufgrund der drohenden französischen Invasion erwägt Jean Paul, Bayreuth zu verlassen. Im Oktober erscheint die Levana. Jean Paul beginnt mit der Arbeit am Fibel. Von Cotta im Dezember zur Mitarbeit an dessen neu gegründeten „Morgenblatt“ aufgefordert, liefert Jean Paul bis 1824 regelmäßige Beiträge.
1807
Am 2. August beendet der Schriftsteller die im April begonnene Ausarbeitung von Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz und beginnt im Anschluss die Arbeit an Katzenbergers Badereise. Am 27. Oktober stirbt der langjährige Freund Friedrich von Oerthel. Bereits am 15. September war der jüngste Bruder Jean Pauls, Johann Samuel, gestorben Im Dezember nimmt Jean Paul seine Rezensionstätigkeit für die neu gegründeten „Heidelberger Jahrbücher“ auf.
1808
Von Jahresbeginn bis 27. Februar Arbeit an der Friedenspredigt. Am 28. März ist das Manuskript Katzenbergers Badereise abgeschlossen. Im Oktober sendet Jean Paul die Dedikazion der Friedenspredigt an Karl Theodor Reichsfreiherrn von Dalberg (1744-1817), spricht den „Wunsch“ nach einer Pension aus und erhält von diesem zunächst 100 Dukaten (Berend III 5, 240-241, Nr 582 vom 14.10.1808). Am 23. und 24. Oktober besucht Varnhagen von Ense den Schriftsteller in Bayreuth, am 15. Dezember Bernhardi. Arbeit an den Dämmerungen.
1809
Anfang Februar erscheint der Schmelzle. Dalberg, auf dessen Vorschlag Jean Paul zum Ehrenmitglied des „Frankfurter Museums“ gewählt wird, übernimmt im April eine jährliche Rente in Höhe von 1000 Gulden. Jean Paul erkrankt im Mai an Malaria (Wechselfieber). Im September nimmt er die Arbeit am Fibel wieder auf. Seit November arbeitet der Schriftsteller täglich mehrere Stunden in der nahe Bayreuth gelegenen Gastwirtschaft von Dorothea Rollwenzel (1756-1830).
1810
Am 13. März erhält Dalberg ein Exemplar der im vorangegangenen November erschienen Dämmerungen als Dank für die Pensionsbewilligung. Bayreuth, das an Bayern gefallen war, wird am 30. Juni feierlich übergeben. Unstimmigkeiten in Erziehungsfragen belasten die Ehe der Richters. Vom 26. bis 28. August Reise nach Bamberg, Begegnung u.a. mit E.T.A. Hoffmann. Jean Paul sendet am 3. November je ein Exemplar des eben erschienenen ersten Bandes seiner Herbst-Blumine an Georg von Mecklenburg-Strelitz, dem die Aufsatzsammlung gewidmet ist, und an Friedrich Wilhelm III. Das Buch endet mit einem Memorandum Schmerzlich-tröstende Erinnerungen an den neunzehnten Julius 1810 auf den Tod der Königin Luise.
1811
Am 30. März erhält Jean Paul, der sich in Bayreuth zunehmend isoliert fühlt, Besuch von E.T.A. Hoffmann. Am 20. Mai spricht er in einem Brief an Kaspar Friedrich von Schuckmann, den wieder in Berlin ansässigen, ehemaligen preußischen Kammerpräsidenten von Bayreuth, von seiner „Bayreuther Einsamkeit“ (Berend III 6, 191, Nr 486 vom 20.5.1811). Vom 1. bis 22. Juni unternimmt Jean Paul eine Reise nach Erlangen und Nürnberg. Der am 19. Juli abgeschlossene Fibel erscheint im Oktober. Noch im September entsteht der Plan zur Niederschrift des Komet. Am 30. November bittet Friedrich Schlegel um die Mitarbeit Jean Pauls am „Deutschen Museum“.
1812
Am 15. Januar lehnt Jean Paul eine ihm angebotene Professur für Ästhetik an der Höheren Lehranstalt in Aschaffenburg ab. Bei einer Reise vom 1. bis 28. Juni nach Nürnberg kommt es zur ersten persönlichen Begegnungen u.a. mit Hegel und Jacobi. Der Plan zur Niederschrift seiner Autobiographie nimmt Gestalt an: „Meine Lebensbeschreibung geb’ ich gewis, falls ich sie erlebe; sie wird aber mehr eine des Innern sein wie bei Moritz, als eine des Aeußern wie bei Goethe, und wird den Jünglingen, Dichtern, Seelenherrn und Armen vielleicht Licht, bald Trost gewähren“ (Berend III 6, 297, Nr 686 an Hofrat Jung vom 24.10.1812).
1813
Die im April aufgenommene Arbeit am Komet wird im April unterbrochen. Am 24. Mai erscheint die 2. Auflage der Vorschule der Ästhetik. Karl Theodor von Dalberg dankt als Großherzog von Frankfurt zugunsten von Napoléons Stiefsohn Eugène Beauharnais ab, die jährliche Pension Jean Pauls ist gefährdet.
1814
Im März erscheint Jean Pauls politische Schrift Mars und Phöbus. Königin Caroline von Bayern erhält die im April erschienene und ihr gewidmete 2. Auflage der Levana. Am 30. September erhält Jean Paul von der in verehrenden Henriette von Ende (1770-1848) einen Brief.
1815
Die Auswahl der Stücke für den zweiten Band der Herbst-Blumine beginnt am 2. Januar. Am 30. Juni besucht die Schwester des russischen Kaisers Alexander, Herzogin Katharina Pawlowna von Oldenburg, Jean Paul in Bayreuth. Im Oktober erscheint die Herbst-Blumine.
Im Dezember wird nach zahlreichen Bittbriefen Jean Pauls die einst von Dalberg ausgesetzte Pension auf Vermittlung der Königin Caroline von Bayern übernommen, nachdem darüber hinaus ein drittes Gesuch um eine Präbende an Friedrich Wilhelm III. abschlägig beantwortet worden war.
1816
Henriette Schwendler gesch. Schlabrendorf besucht in Begleitung ihrer Tochter Amanda vom 17. bis 20. Januar Bayreuth. Am 29. März wird Jean Paul zum korrespondierenden Mitglied der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache gewählt. Der Germanist Friedrich Heinrich von der Hagen (1780-1856) und der Historiker Friedrich von Raumer (1781-1873) besuchen den Schriftsteller am 19. Juli. Während eines Aufenthaltes in Regensburg vom 14. August bis 6. September kommt es u.a. zur Begegnung mit Dalberg, der die Reise finanzierte. Im November beginnt der Briefwechsel mit Heinrich Voß d. J. (1779-1841), mit dem Jean Paul literarische Fragen besprechen wird. Am Jahresende Tod des jüngeren Bruders Johann Adam Christian Richter.
1817
Im Februar beginnt Jean Paul mit der Überarbeitung des Siebenkäs. Eine mehrwöchige Reise führt Jean Paul vom 2. Juli bis 26. August über Bamberg und Würzburg nach Heidelberg; hier kommt es u.a. zu Begegnungen mit Voß, Hegel, Paulus, Thibaut und Creuzer. Der in Heidelberg gefeierte Schriftsteller lernt Henriette von Ende und Sophie (1791-1847), die Tochter des Theologen Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761-1851) kennen. Am 18. Juli wird Jean Paul die Ehrendoktorwürde der Universität verliehen, er unternimmt vom 7. bis 16. August einen Ausflug nach Mannheim und Mainz. Zurück in Heidelberg besucht er am 21. August die Gemäldesammlung der Brüder Boisserée und trifft am folgenden Tag Tieck. Die Liebe zu Sophie Paulus bringt eine anhaltende eheliche Verstimmung mit sich.
1818
Vom 26. Mai bis 4. Juli reist Jean Paul über Bamberg, Würzburg und Aschaffenburg nach Frankfurt und erneut nach Heidelberg; es kommt zu Treffen u.a. mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel. Am 14. Juli beginnt die Arbeit an der Selbstüberlebensbeschreibung, Ende Juli erscheint die Neuauflage des Siebenkäs. Sophie Paulus und August Wilhelm Schlegel heiraten am 30. August.
1819
Seit Jahresbeginn wird der Hesperus für die dritte Auflage überarbeitet, die Arbeit an der Selbstüberlebensbeschreibung, die Fragment bleibt, abgebrochen. Voß besucht Jean Paul vom 16. bis 19. April in Bayreuth. Vom 4. Juni bis 12. Juli reist Jean Paul nach Stuttgart; es finden Begegnungen u.a. mit Cotta, Haug, Therese Huber, Matthisson, mit Boisserée und Dannecker statt. Auf Einladung der Herzogin Dorothea von Kurland (1761-1821), die ihn am 14. Mai besucht hatte, hält sich Jean Paul vom 30. August bis 19. September in Löbichau auf. Nach dem Tod ihres Vaters, Johann Siegfried Wilhelm Mayer, reist Caroline Richter am 26. November bis Ende Januar des folgenden Jahres zur Regelung des Nachlasses nach Berlin.
1820
Vom 27. Mai bis 12. Juli Reise über Regensburg und Landshut nach München, wo Jean Paul seinen seit November des vorangehenden Jahres studierenden Sohnes Max besucht; Schriftsteller trifft u.a. Schlichtergroll und Sömmering und erhält mehrere Audienzen bei König Maximilian Joseph und Königin Karoline. Im November erscheint der Komet. Jean Paul wird zum Mitglied der Bayerischen Akademie ernannt.
1821
Seit Mitte April überarbeitet Jean Paul die Grönländischen Prozesse für eine Neuauflage. Ludwig Rellstab (1799-1860) besucht den Schriftsteller vom 24. bis 28. August und überbringt ein Schreiben Tiecks, der Jean Paul nach Dresden einlädt. Am 25. September stirbt der Sohn Max in Bayreuth. In einem Brief an Otto heißt es: „Dieses fürchterlichste Jahr meines Lebens ließ mir, von Reisen an, alles fehlschlagen, als wollt es mich todtquetschen wie meinen Max“ (Berend III 8, 140, Nr 224 an Christian Otto von Anfang November).
1822
Vom 2. Mai bis 15. Juni unternimmt Jean Paul eine Reise nach Dresden, begegnet dort u.a. Tieck, Helmina von Chézy, Henriette von Ende, Fanny Tarnow, Carl August Böttiger und Carl Maria von Weber, häufig trifft er seine Schwägerin Minna Spazier. Am 20. Oktober stirbt Heinrich Voß in Heidelberg. Im Herbst bereitet Jean Paul die zweite Auflage von Katzenbergers Badereise vor.
1823
Ende April beginnt Jean Paul die Arbeit an Selina oder über die Unsterblichkeit. Im April wird eine Augenerkrankung des Schriftstellers festgestellt, die dessen Schreiben erschwert. Vom 26. August bis 11. September erfolgt eine Reise nach Erlangen und Nürnberg, Jean Paul trifft u.a. Schelling und Platen. Im Herbst entsteht der Plan zu einem mehrbändigen Werk, Der Papierdrache, der jedoch nicht umgesetzt wird.
1824
Anlässlich des 62. Geburtstages findet am 21. März auf Veranlassung des Schriftstellers und Verlegers Julius Eduard Hitzig (1780-1849) im Englischen Haus in der Mohrenstraße 49 in Berlin, "dieser Bergstadt der deutschen Kultur, der gesellschaftlichen, ästhetischen und philosophischen", so Jean Paul in einem Dankbrief, ein Festessen zu Ehren des Dichters statt (Berend III 8, 256, Nr 431); in der versammelten Gesellschaft finden sich u.a. Hans Georg von Ahlefeldt, Friedrich Förster, die Schriftsteller Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte Fouqué, der Sprachreformer Christian Heinrich Wolke, der Musikdirektor Karl Friedrich Ludwig Hellwig (1773-1838) und der Botaniker Friedrich Heinrich Link (1767-1851) (Berend III 8, 414, Nr 71 vom 23.3.1824). Seit Herbst zunehmende Einschränkung der dichterischen Arbeit, bedingt durch die allmähliche Erblindung Jean Pauls.
1825
Am 12. Mai besucht Jens Baggesen den Schriftsteller. Jean Paul holt mehrere Angebote für die Gesamtausgabe seiner Werke ein, die er Mitte Oktober seinem langjährigen Verleger, dem Berliner Buchhändler Georg Andreas Reimer (1776-1842) zusagt. Am 14. November, nach völliger Erblindung, stirbt Jean Paul. Ludwig Börne hält am 2. Dezember in Frankfurt eine „Denkrede auf Jean Paul“.
AM
Verwendete Literatur:
Auswahlbibliographie Werke:
Satirische Frühschriften
Jean Paul, Grönländische Prozesse, oder Satirische Skizzen, Berlin, bey Christian Friedrich Voß und Sohn 1783
Jean Paul, Auswahl aus des Teufels Papieren. Nebst einem nötigen Aviso vom Juden Mendel, Gera 1789
Roman und Erzählungen
Jean Paul, Die unsichtbare Loge. Eine Biographie. Berlin: Matzdorff 1793
Jean Paul, Hesperus, oder 45 Hundsposttage, Berlin: In Karl Matzdorffs Buchhandlung 1795
Jean Paul, Leben des Quintus Fixlein. Aus funfzehn Zettelkästen gezogen. Nebst einem Mustheil und einigen ius de tablette, Bayreuth: Lübeck 1796
Jean Paul, Blumen- Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel, Berlin: Matzdorff 1796-1797
Jean Paul, Titan, Berlin: Matzdorff 1800-1803
Jean Paul, Flegeljahre, Tübingen: Cotta 1804-1805
Jean Paul, D. Katzenbergers Badereise, nebst einer Auswahl verbesserter Werkchen, Heidelberg: Mohr und Zimmer 1809
Jean Paul, Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz. Mit fortgehenden Noten. Nebst der Beichte des Teufels bey einem Staatsmanne, Tübingen: Cotta 1809
Jean Paul, Leben Fibels, des Verfassers der Bienrodischen Fibel, Nürnberg: Schrag 1812
Jean Paul, Der Komet oder Nikolaus Marggraf. Eine komische Geschichte, Berlin: Reimer 1820
Theoretische Schriften
Jean Paul, Vorschule der Ästhetik, nebst einigen Vorlesungen in Leipzig über die Parteien der Zeit, Hamburg: Perthes 1804
Jean Paul, Levana oder Erziehlehre. In zwei Bändchen, Braunschweig: Vieweg 1807
Briefe:
Berend = Jean Pauls Sämtliche Werke, hg. von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Akademie zur Wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums (Deutsche Akademie) und der Jean-Paul-Gesellschaft, Abt. 3, Bd. 1-8: Briefe, hg. von Eduard Berend, Weimar: Böhlau, 1952-1964
Jean Pauls Sämtliche Werke, im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet und hg. von Eduard Berend, Abt. 4: Briefe an Jean Paul, hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Norbert Miller
Bd. 1: 1781 – 1793, hg von Monika Meier, Berlin: Akad.-Verl., 2003
Jean Pauls Sämtliche Werke, im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet und hg. von Eduard Berend, Abt. 4: Briefe an Jean Paul, hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Norbert Miller
Bd. 2: 1794 – 1797, hg. von Dorothea Böck und Jörg Paulus, Berlin : Akad.-Verl., 2004
Sekundärliteratur:
Karl Brose, Jean Pauls Verhältnis zu Fichte. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte, in: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 49, 1975, S. 66-93
Georg Wilhelm Meister, Jean Paul und sein Verleger Carl August Matzdorff, in: Hesperus 27, 1964, S. 30-38
Hans von Müller, E. T. A. Hoffmann und Jean Paul, Minna Dörffer und Caroline Richter, Helmina von Chézy und Adelheid von Bassewitz. Ihre Beziehungen zueinander und zu gemeinsamen Bekannten im Rahmen der Zeitgeschichte, Köln: Gehly 1927
Walter G. Oschilewski, Jean Paul in Berlin (1800/1801), in: Hesperus 27, 1964, S. 22-24
Die Briefe Johann Daniel Sanders an Carl August Böttiger, hg. von Bernd Maurach, Bd 3, Bern u. a. 1991; auch Chézy
Die Briefe Johann Daniel Sanders an Carl August Böttiger, hg. von Bernd Maurach, Bd 4, Bern u. a. 1993
Uwe Schweikert, Jean Paul und Ludwig Tieck. Mit einem ungedruckten Brief Tiecks an Jean Paul, in: JbJPG 8, 1973, S. 23-77
Andreas Seifert, "Sie sollen hier bleiben/Und schreiben..." Georg I. und Jean Paul, in: Herzog Georg O. von Sachsen Meiningen. Ein Präzedenzfall für den aufgeklärten Absolutismus? Meiningen 2005, S. 235-250
Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde, Berlin 1834 [Reprint: Rahel Varnhagen. Gesammelte Werke 1, hg. von Konrad Feilchenfeldt, Uwe Schweikert und Rahel E. Steiner, München 1983], S. 368
Wahrheit aus Jean Paul’s Leben, hg. von Christian Otto (Bd. 1-3) und Ernst Foerster (Bd. 4-8), Breslau: Josef Max und Komp. 1826-1833
Wilhelmy, Berliner Salon = Petra Wilhelmy, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780-1914), Berlin und New York 1989