Lebenslauf:
1778
Clemens Brentano wird als Sohn des wohlhabenden, italienischstämmigen
Kaufmanns Peter Anton (Pietro Antonio) Brentano und der jungen, von Goethe
umschwärmten Maximiliane von La Roche, sowie als Enkel von Wielands
Jugendfreundin Sophie von Gutermann, verehelichter La Roche, in
Ehrenbreitstein geboren.
Unweit von Goethes Geburtshaus wächst Brentano in Frankfurt in großzügigem
Ambiente auf. Zur Entlastung der (vermutlich überforderten) Mutter wird
Clemens 1788 und 1791-93 in Heidelberger und Mannheimer
Internate geschickt.
1793
Brentanos Mutter stirbt.
1797
Brentano wird mit dem Tod seines Vaters zum Vollwaisen, sein Halbbruder
Franz wird sein Vormund. Studium der Bergwissenschaften in Halle.
1798
Immatrikulation an der Universität Jena im Fachbereich Medizin.
1799
Im Herbst nimmt Brentano Kontakt zur Schlegel-Tieck-Gruppe auf, die
sich zu dieser Zeit in Jena etabliert. Brentano wird in diesem Kreis, zu dem
die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel und ihre Partnerinnen
Caroline (spätere Schelling) und Dorothea (geb Mendelssohn, verh. Veit,
spätere Frau Friedrichs), Ludwig Tieck und Friedrich von Hardenberg
(Novalis) gehören, zunächst nur als ehrgeiziger "Schüler" angesehen und
nicht ganz ernst genommen. Mit seinen rasch produzierten Werken - dem
genialischen Roman "Godwi", der Satire "Gustav Wasa", dem Märchen "Die Rose"
und der Erzählung "Der Sänger" - versucht er die frühromantischen
Forderungen nach einer neuen "romantischen" Poesie zu verwirklichen.
1803
November: Brentano heiratet die sieben Jahre ältere, geschiedene
Schriftstellerin Sophie Mereau in Marburg, wo sie gemeinsam mit Sophies
Tochter aus erster Ehe in der Nähe des befreundeten Friedrich Karl von
Savigny Quartier beziehen.
1804
Brentanos erstes Kind kommt zur Welt, stirbt jedoch bereits einen Monat
später. Im gleichen Jahr Übersiedlung nach Heidelberg.
Vom 13. November bis 19. Dezember besucht er Arnim, der von einer
mehrjährigen Reise zurückgekehrt ist, in Berlin. Gemeinsam fahren sie
am 27. November für zwei Wochen nach Ziebingen, um Tieck einen Besuch
abzustatten.
1805
Geburt des zweiten Kindes, Taufpaten sind Achim von Arnim, Clemens'
Schwester Bettine sowie Friedrich Karl von Savigny. Einen Monat später
stirbt auch dieses Kind. In dieser Zeit stellt Brentano gemeinsam mit Achim
von Arnim unter dem Titel "Des Knaben Wunderhorn" eine Sammlung
"romantisierter" Volkslieder zusammen, die in drei Bänden und einem Anhang
von "Kinderliedern" 1805 (mit der Jahreszahl 1806) und 1808 erscheinen.
Brentano konnte zu diesem Projekt auch Goethes Unterstützung gewinnen: Im
Frühjahr 1806 veröffentlicht dieser eine euphorische Rezension in der
"Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung" mit einer Kurzcharkteristik
sämtlicher Lieder. In Heidelberg sind es neben Brentano (und dem nur
zeitweise anwesenden Arnim) der befreundete Dozent Joseph Görres und
Savignys Schüler Georg Friedrich Creuzer, die auf der Grundlage der Jenaer
Romantik eine "Heidelberger Romantik" entwickeln.
1806
Brentanos drittes Kind kommt zur Welt, Mutter und Tochter überleben die
Geburt nicht, Brentano flüchtet als Witwer aus Heidelberg.
1807
Brentano beginnt eine Liebesaffäre mit der sechzehnjährigen Auguste
Bußmann, die er bereits im August 1807 heiratet. Die Ehe endet spektukulär,
Brentano flüchtet vor Auguste nach München, versteckt sich Anfang 1809 in
der Nähe von Landshut und erreicht mit Hilfe von Savigny 1812 endlich die
offizielle Scheidung.
1809
Ab September Aufenthalt in Berlin. Hier verkehrt er u.a. mit Adam
Müller, Friedericke Unzelmann, den Brüdern Joseph und Wilhelm von
Eichendorff, Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte Fouqué und
Heinrich von Kleist.
Er wohnt zusammen mit Arnim (zeitweilig auch mit Wilhelm Grimm) bei Arnims
Schulfreund Carl Philipp Heinrich Pistor in der Mauerstraße 34 (bis zu
Arnims Auszug anläßlich seiner Hochzeit im März 1811).
1810
Aus Anlaß des Todes der von Romantikern verehrten Königin Luise
verfasst Brentano die "Kantate auf den Tod der Königin Louise von Preußen".
1811
Arnim und Brentano gründen die "Christlich-deutsche Tischgesellschaft".
Zu deren Mitgliedern zählen anerkannte Berliner Intellektuelle, wie Fichte,
Kleist, Adam Müller, Savigny, Schinkel und Zelter. Arnim heiratet Brentanos
Lieblingsschwester Bettine.
1811 bis 1813
Aufenthalt auf dem erworbenen Familiengut Bukowan nahe Prag.
1813 bis 1814
April: Aufenthalt in Wien.
1814
Nach einem Besuch in Wiepersdorf Rückkehr nach Berlin.
1815 bis 1817
Publikation der von Brentano verfassten Erzählungen.
1816
Brentano kommt durch Johann Nepomuk Ringseis mit einer katholischen
Erweckungsbewegung in Bayern in Kontakt. Er wird Mitanreger einer Berliner
Erweckungsbewegung, die ihre Parallele in neupietistischen Tendenzen
evangelischer Gruppen in Berlin hat. In diesem Umfeld entsteht u.a. das
Gedicht "Die Gottesmauer" und weitere religiöse Lyrik.
1818
Gemeinsam mit seinem Bruder Christian unternimmt Brentano eine Reise
nach Dülmen, um die göttlichen Zeichen (Stigmata) am Körper der ehemaligen
Augustinerin Anna Katharina Emmerick zu dokumentieren und alle ihre
"Visionen" aufzuzeichnen. Abgesehen von kurzen Unterbrechungen hält er sich
bis zum Tode der Nonne im Februar 1824 in Dülmen auf.
1824 bis 1830
Brentano lebt - abgesehen von einigen Reisen nach Nancy, Paris, Frankfurt,
Wiesbaden - überwiegend in Koblenz bei dem befreundeten Stadtrat Hermann
Joseph Dietz.
1833
"Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi. Nach den Betrachtungen
der gottseligen Anna Katharina Emmerich, Augustinerin des Klosters
Agnetenberg zu Dülmen" erscheint.
1837
November: Das "Italienische Märchen" erscheint im Druck. Die
Publikation signalisiert, daß Brentano seine radikale Wendung zur religiösen
Erbauungsliteratur nicht mehr so ernst nimmt. Tatsächlich entwickelt sich in
den dreißiger Jahren eine intensive Liebesbeziehung zu der Baseler Malerin
Emilie Lindner, der er eine große Zahl von Liebesgedichten schreibt.
1842
Januar: Bei Brentano zeigen sich verstärkt Zeichen von Herzschwäche
("Wassersucht"). Im Juli reist der todkranke Brentano gemeinsam mit seinem
Bruder Christian von München zu Christians Wohnsitz nach Aschaffenburg, wo
er am wenig später - am 28. Juli - stirbt und begraben wird.
Wohnte in Berlin mit Arnim bis zu dessen Heirat in einer Wohnung in der
Maurerstr. 53, Friedrichstadt
Aufenthalte in Berlin: 1804, 1809-1811 und 1814-1819
(Literatur: Mario Krammer: Clemens Brentano und Berlin - Bilder aus den
Tagen der Romantik. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte VI
(1955) und VII (1956))