Lebenslauf:
Zum Geburtsjahr der S. Grotthuß, geb. Meyer kursieren verschiedene Angaben.
Genannt werden 1760 und 1761, doch der eher gesicherte Hinweis, daß sie 1778
im Alter von 15 Jahren verheiratet wurde, deutet auf das Jahr 1763. Sara war
die Tochter des Bankiers und Pächters der Alaunwerke in Freienwalde/O. Aaron
Moses Meyer und seiner Frau Rösel, die wiederum Tochter des Bankiers Veitel
Heine Ephraim war. Saras Schwester Marian(n)e (ca. 1765-1812), in heimlicher
Ehe mit dem österreichischen Gesandten in Berlin Heinrich XIV. Fürst Reuß
(1749-1799) verheiratet, unterhielt einen Salon in Wien. Der Mentor Sara
Meyers war Moses Mendelssohn, der der dreizehnjänrigen Sara Goethes
""Werther"" abnahm und zum Fenster hinauswarf. Lessing schenkte ihr ein
neues Exemplar. Ihre erste, von der Mutter und Mendelssohn erzwungene Ehe
mit dem Kaufmann Lipmann Wulff war sehr unglücklich. Wulff starb 1788, und
wahrscheinlich wurde die Ehe noch im selben Jahr geschieden. Sara ließ sich
nach dem Ende ihrer Ehe erneut taufen - eventuell hatte sie zuvor ihre Taufe
einmal rückgängig gemacht -, und zwar auf die Namen Sophie Leopoldine
Wilhelmine. Der Name Sophie hat sich in der Literatur allerdings nicht
durchgesetzt. Ihre zweite, 1797 mit dem livländischen Baron und preußischen
Hauptmann Ferdinand Dietrich von Grotthuß (auch: Grotthuis) geschlossene Ehe
galt als harmonischer., Von den 1790er Jahren bis 1806 unterhielt Sara
Grotthuß einen der berühmtesten Salons in Berlin, in dem sich Aristokraten,
Gebildete und Goethe-Verehrer trafen. Es mischten sich Elemente des
"sterbenden" Rokoko mit denen der romantischen, genialischen
Jahrhundertwende. Sara Grotthuß war befreundet mit dem Fürsten von Ligne und
Goethe, den sie gemeinsam mit ihrer Schwester auf einer Bäderreise in Böhmen
kennengelernt hatte und mit dem sie korrespondierte. Im Krieg 1806/07
verloren die Grotthuß´ ihr gesamtes Vermögen. Der Baron war zuletzt Leiter
des Postamtes in Oranienburg. (P. Wilhelmy, Der Berliner Salon)