Friedrich Heinrich Bothe

Lebensdaten

Nachname:
Bothe
Vorname:
Friedrich Heinrich
Geburtsdatum:
24.02.1772
Geburtsort:
Magdeburg
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
09.06.1855
Sterbeort:
Reudnitz bei Leipzig
Beruf(e):
  • Schriftsteller
  • Übersetzer
  • Altphilologe

Biographie

Lebenslauf:
1772
Friedrich Heinrich Bothe wird am 24. Februar geboren (Goedeke Bd. 17.1). Nach eigenen Angaben (Brief v. 18. Juli 1842 an Ludwig Tieck) ist sein Geburtsort Magdeburg; sein Vater Ernst Christoph Bothe war Steuerkommissar dortselbst.
In älteren Angaben finden sich auch 1770, 1771 oder 1775 in Berlin, "während er sich selbst in seinen 'Opuscula critica et poetica' (1816) einen Magdeburgensis nennt." (ADB Bd. 3, S. 196)

Hatte den von ihm völlig verschiedenen, um seine Freundschaft werbenden Ludwig Tieck zum Mitschüler. (Holtei)

Studium der Philologie in Halle. 

1792
Erneute Begegnung mit Tieck, die folgenlos bleibt.

seit 1793

mehrere Publikationen.

1800
erscheint eine anonyme "Satire gegen die beiden Schlegel, mit Ausfällen gegen Kotzebue" (Goedeke), betitelt "Gigantomachia, das ist heiliger Krieg einer gewaltigen Riesenkorporation gegen den Olympos" in Leipzig. In Briefen an W. Schlegel nennt Caroline Bothe als Verfasser. Doch ab 1802 wird der heute gewisse Autor Theodor Heinrich August Bode (1778 - 1804) genannt.
Die Vermutung rührte wohl daher, daß Bothe den Zeitgenossen "als Kenner 'im satyrischen Fache' (Aloys Hirt an Goethe am 2.12.1797)" galt (Killy).

1802
erscheint von ihm ein Gedicht auf den Schauspieler Fleck (laut Goedeke) in der Vossischen Zeitung vom 9. Januar, ohne Widmung oder vollen Namen:

    Ein Herz, das edel, groß,
    Von innerm Vorwurf frei;
    Es flieht der Menschheit Loos,
    Doch nie der Taten Reu.
    Wenn's aber Tugend lügt,
    Nicht ihren Werth erkennet,
    Den besten Freund betrügt,
    Und ihn doch Freund noch nennet:
    Dann trifft's Verachtung, Hohn,
    Wozu sich Spott gesellt,
    Und der gereche Lohn -
    Ist Tadel beß'rer Welt.


Mitglied des Vereins für gelehrte Schulen in Berlin, wo er eine Lehrerstelle an einer zu stiftenden Gleimschen Humanitätsschule in Aussicht hatte, deren Gründung jedoch scheiterte.
Aus dieser Zeit soll ein jährliches Legat von 100 Thalern in Gold durch Gleim (zumindest bis zum Jahre 1833) stammen.

Bothe arbeitet als Philologe hauptsächlich an (antiken) Dichtern und gibt sämtliche griechischen und lateinischen Dramatiker heraus. Seine philologische Kritik wird von Zeitgenossen zuweilen als abenteuerlich empfunden, hält "zeitgenöss. krit. Maßstäben nicht stand" (Killy), weshalb "manche gute Vermuthung" (ADB) erst über den Weg Dritter Anerkennung findet, obwohl man ihn mit "einer glücklichen Divinationsgabe und einem feinen Sinn für poetischen Ausdruck" (ADB) versehen weiß.

1811
ist er für ein möglicherweise nicht zustande gekommenenes "Taschenbuch" als Redakteur vorgesehen: Sein Herausgeber Johann Gottfried Hasselblatt bittet Goethe am 24. 8.1811 brieflich aus Berlin dafür um Beiträge. 

1812
ist ein Dr. Bothe eingetragen als tätig an der philosophischen Fakultät der Universität, wohnhaft als Eigentümer Französische Straße 58.

In seinem Lyrikband "Antikgemessene Gedichte" versuchte Bothe die Anwendung griechischer und lateinischer prosodischer Regeln auf "die Sprache Hermanns". "Zu jedem Gedicht gab B. das Silbenmaß an (teils grafisch), nach dem die Verse zu lesen sind." (Killy)  

Bothe lebt später mit Frau und Tochter in Heidelberg, Mannheim und Leipzig.
Seine rege Herausgeber- und Schreibtätigkeit "ist dadurch zu erklären, daß er ohne feste Anstellung war u. vom Erlös seiner Schriften leben mußte." (Killy)

1815
darf B. in einem Briefwechsel aus Mannheim vom Juni/Juli Goethe zwei seiner Schauspielbearbeitungen zuschicken: 'L'ecole des maris' von Molière, mit der er "wenigstens den plumpen Zschokke" verdrängen zu können hofft, und 'Les Chateaux en Espagne' ('Die Luftschlösser') von J. F. Collin d'Harville, und zählt weitere seiner Schauspiele  in der Mannheimer Theaterintendanz auf. Darauf antwortet Goethe nicht.


Bothes "Opuscula critica et poetica" (1816) enthalten u. a. seine Übertragungen von Gedichten Bürgers, Gleims, Goethes, Herders, Kopstocks, Opitz' , Schillers u. a. ins Lateinische. 

Auch versucht er, "die Kantate als eigenständige dramat. Form zu etablieren, ihre traditionelle Zuordnung zur Ode aufzuheben. Die Kantate stelle 'statt bloßer Betrachtungen über die Handlung diese selbst [dar]' ." (Killy)

Lehnt einen Ruf als "Professor an die Gleimsche Humanitätsschule zu Halberstadt" ab (Brümmer).

1825
macht Tieck einen Besuch bei Bothe in Mannheim, der zu dessen Bedauern nicht bis zu dem Augenblicke reicht, "wo alle Repräsentation wegfällt, und wir nach langer Zeit endlich einmal wieder bloß wir selber sind!" (Brief v. 12. Juni 1825 an Tieck) Er wünscht sich von ihm dessen Shakespeare und eigene Werke: "Läse ich nur nicht so ungern Gutes auf Löschpapier, und wären die bessern Ausgaben nicht so theuer!" (ebd.) Bittet ihn um Begutachtung und Empfehlung seines Hofbuchhändlers Götz beigelegter "Erstlingsgabe seiner Muse". (ebd.)

1837
Herausgeber des 1. Bandes des "Janus".

1842
ist Bothe in Leipzig und gehört drei Gelehrtenvereinen an (Societas graeca in Leipzig als Ehrenmitglied, der lat. Gesellschaft in Jena, der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin). Er trägt sich mit dem Plan eines Pensionats "für Studierende aus guten Häusern des Auslandes" (Brief an Tieck v. 18. Juli), doch bittet er Tieck um die Empfehlung "zu irgend einer erträglichen Stelle an einer Bibliothek, oder als Archivar, Sekretär etc." (ebd.).
Es soll die Verheiratung der Tochter "mit einem geschickten Rechtsmann im Badischen" (ebd.) bevorstehen.


Benutzte Pseudonyme: Daßleben, sowie vermutlich Ludwig Hotibios (gr. oti bios: das Leben), davon anagrammatisch Bothius (d.i. Bothe). Soll auch auf Spanisch Kommentare zum Don Quixote geschrieben haben.

1855
Bothe stirbt am 9. Juni in Reudnitz bei Leipzig.

Er war tätig als Privatgelehrter, Philologe, Übersetzer und Dichter.


eigenständige Publikationen:


- Probe einer Verdeutschung von Pope's Versuch über den Menschen, nebst einer Übers. der Kriegslieder des Tyrtaeus. Berlin 1793.
- De metro iambico dissertatio quam pro stipendio regio obtinendo conscriptam cum per valetudinem non possem publice defendere tamen ut debedam edidi F. H. B. Magdeburgicus. 1795.
- Über das Griechische Epigramm. Ein Versuch v. Eduard Romeo Grafen v. Vargas, aus dem Italienischen übersetzt. Berlin/Stettin 1798.
- Gedicht auf den Schauspieler Fleck. Vossische Zeitung v. 9. Januar 1802.
- Vermischte satyrische Schriften. Leipzig 1803.
- Rosaura (Erzählungen). Berlin (Schüppel) 1807.
- Emma, Rosauras Schwester. Vom Verfasser der Rosaura. Berlin 1808.
- Antikgemessene Gedichte, eine ächtdeutsche Erfindung. Berlin/Stettin (Nicolai) 1812.
- Opuscula critica et poetica in his Philoctetis Euripideae principium ex Dione Chrysostomo restitutum. Berlin 1816.
- Grundzüge der Metrik. Nebst einer Beurtheilung der Seidlerischen Schrift De versibus dochmiacis. Berlin/Leipzig 1816.
- Annotationes ad Horatium a Carolo Fea editum Romae accedunt Johannis Georgii Graevii Scholia in Horatii odarum libros duo priores nunc primum edita. 2 Bde. Heidelberg 1820/21.
- Schauspiele. (Der Oedipiden Fall, oder: Die Brüder. Dramatisches Gemälde - Die Männerschule. Lustspiel nach Molière. - Monimia. Frey nach 'The Orphan' v. T. Otway.) Mannheim (Löffler) 1822.
- Neuere Schauspiele und Kantaten. (Albert von Thurn. Schauspiel. - Die Luftschlösser, oder welcher ist es? Lustspiel. - Der Ausmarsch. Lustspiel mit Gesang. - Der Schicksalsspruch. Festspiel. - List über List, oder das Chamäleon. - Der schmerzhafte Kuß. - Das qui pro quo, oder die Maskeraden, nach S. Foote. - Kantaten.) 2 Bde. Halberstadt (Vogler) 1824.
- Polybiana, sive annotationes ad Polybii historiarum libros decem priores. Leipzig 1844.
Beiträge in : 'Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet', Müchlers 'Egeria', Jacobis 'Iris', Herns 'Luna', 'Eunomia', 'Irene', dem Bergischen Taschenbuch und 'Chrais' hrsg. v. Erlach


Herausgeber:

- Volkslieder nebst anderen Stücken. 1795.
- Euripides Werke, verdeutscht v. F. H: B: Berlin/Stettin 5 Bde. 1800 - 1803.
- Frühlingsalmanach. 1804.
- Der Rüstsaal. Ein Fragment des Alkäus. An einigen Stellen verbessert u. übersetzt. In: Berliner Monatsschrift. Juli 1807, S. 17 - 22.
- Pindars Olympische Oden in ihr Sylbenmaass verdeutscht. 2 Tle. Berlin (Brauns) 1808.
- Euripides. 3 Bde. Mannheim 1823/24.
- Altes und Neues für Geschichte und Dichtkunst. Im Vereine mit Gleichgesinnten herausgegeben von F. H. Bothe und H. Vogler. Erstes Heft. Potsdam (Vogler) 1832.
- Janus. Geschichte, Litteratur und Kunst, 1. Bd. Zürich 1837.


Literatur:

- Briefe an Goethe. Regesten Bd. 6. 1811-1815. Weimar (Hermann Böhlaus Nachf.) 2000
- Höfer, G.: F.H.B., Die Gigantomachie. In: Jb. der Slg. Kippenberg 6, 1926.
- von Holtei, Karl (Hg.): Briefe an Ludwig Tieck. Bd. 1, Breslau (Eduard Trewendt) 1864
- Luserke, Matthias: F. H. B., St. Ingbert (Röhrig) 1989 (Kleines Archiv des 18. Jh. H. 5. Hg.: Christoph Weiß)
- Schweikert, Uwe: Korrespondenzen Ludwig Tiecks und seiner Geschwister. 68 unveröffl. Briefe.  Jb. d. Freien Deutschen Hochstifts 1971, S. 376: Ludwig Tieck: An B. 30. Nov. 1852.


Quellen:


- ADB S. 196/7
- Adreßverzeichnisse Berlin (Mikrofiche), Staatsbibliothek Berlin
- Allgemeiner Straßen- und Wohnungsanzeiger für die Residenzstadt Berlin: mit einem Grundriß von Berlin, hrsg. v. Salomo Sachs. Berlin (Hitzig) 1812.
- Briefe an Goethe. Regesten Bd. 6. 1811 - 1815. Weimar (Hermann Böhlein Nachf.) 2000
- Brümmer, Franz: Lexikon der dt. Dichter und Prosaisten. 1884
- DBI (Mikrofiche)
- Dt. Literatur-Lexikon. Biographisch-Bibliographisches Handbuch, Bern u. München (Francke), Dritte, völlig neu bearb. Auflage 1968.
- Goedeke, Karl: Grundrisz zur Geschichte der Deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. [u. 3.] ganz neu bearb. Aufl. Dresden (Ls. Ehlermann) 1884 ff.
- Killy, Walter (Hg.): Literatur-Lexikon, Bd. 2. Gütersloh/München 1989
- Online-Katalog Staatsbibliothek Berlin


Bothe, Friedrich Heinrich

(1771 Magdeburg - 9. Juni 1855 Reudnitz bei Leipzig)

Altphilologe, Schriftsteller, Übersetzer

-         Studium der Philologie in Halle

-         Mitglied des Vereins für gelehrte Schulen in Berlin, wo er eine Lehrerstelle an einer zu stiftenden Gleimschen Humanitätsschule in Aussicht hatte, deren Gründung jedoch scheiterte

-         Herausgeber sämtlicher griechischen und lateinischen Dramatiker

-         lebte später mit Frau und Tochter in Heidelberg, Mannheim und Leipzig; rege Herausgebertätigkeit; ohne feste Anstellung; mußte vom Erlös seiner Schriften leben; Schauspielbearbeitungen

-         1816 „Opuscula critica et poetica“ (enthalten u. a. seine Übertragungen von Gedichten Bürgers, Gleims, Goethes, Herders, Klopstocks, Opitz', Schillers u. a. ins Lateinische)

-         1837 Herausgeber des 1. Bandes des „Janus“

-         1842 wohnhaft in Leipzig



Register

Fachregister:
  • Altphilologie
  • Deutsche Sprache und Literatur
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Humanitätsgesellschaft
  • Berlinische Gesellschaft für deutsche Sprache

Person: Friedrich Heinrich Bothe, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/3235.

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