Lebenslauf:
1761
August Friedrich Kotzebue
wird am 3. Mai als Sohn Lervin Karl Christian Kotzebues, dem angesehenen
Legationsrates der Herzogin Anna Amalia in Weimar geboren. Als Jugendlicher
besucht er das von seinem Onkel Musäus geleitete Gymnasium.
1777 bis 1781
Jurastudium in Jena und Duisburg. Zeitweilige Arbeit als Advokat in Weimar.
Frühe Ausbildung der Leidenschaft für das Theater und die Schriftstellerei.
1781 bis 1790
Aufenthalt in Petersburg und Reval. Kotzebue wird Sekretär des Generalgouverneurs
v. Bauer in Petersburg. Heirat mit seiner ersten Frau Friederike, Tochter eines
russischen General-Lieutenants. Nebenbei betreibt Kotzebue in Reval ein kleines
Liebhabertheater.
1783
Oberappellationsassessor in Petersburg.
1785
Präsident des Gouvernementsmagistrats. Erhebung in den russischen
Dienstadel.
1789
Kotzebues erster Welterfolg mit dem Stück "Menschenhass und
Reue".
1790
Tod seiner ersten Frau. Reisen nach Mannheim, Mainz und Paris.
1792
Rückkehr nach Rußland.
1794
Heirat mit seiner zweiten Frau Christiana, Tochter eines russischen
Kapitäns.
1795
Umzug nach Narva im Osten Estlands.
1798
Arbeit als Theaterdichter am Burgtheater in Wien.
1799
Kurzzeitige Rückkehr nach Weimar. Literaturstreit mit Goethe und Schiller.
1800
Reise nach Rußland und Verhaftung als vermeintlicher Jakobiner. Kotzebue
wird für vier Monate nach Sibirien verbannt, dann freigesprochen. Als
Entschädigung ernennt man ihn zum Direktor des Deutschen Theaters in
Petersburg.
1801 bis 1806
Aufenthalt in Berlin, Jena und Weimar. Umfangreiche literarische Tätigkeit:
Kotzebue verfaßt eine große Anzahl Theaterstücke, von denen viele unter seiner,
oder seines Freundes Ifflands Regie in Weimar und Berlin aufgeführt werden.
Zudem gibt er einige Zeitschriften (u. a. "Der Freimüthige", zusammen
mit Merkel) heraus, die sich mit politischen und literarischen Themen befassen.
In diesen Zeitschriften führt Kotzebue seinen Kampf gegen die ihm verhaßte
Romantik, der sich besonders in Polemiken gegen die Gebrüder Schlegel ausdrückt.
1803
Tod Christianas.
1804
Heirat mit Wilhelmine, der Tochter eines russischen Soldaten.
1806
Nach Napoleons Sieg über Preußen zieht sich Kotzebue nach Estland zurück.
Herausgabe der antinapoleonischen Zeitschriften "Die Biene" und
"Die Grille".
1813
Als Staatsrat und Generalkonsul in Königsberg in russischen Diensten
tätig.
1814
Übernahme der Redaktion der Königsberger politischen Zeitung, die im Verlag der Hartungschen Hofdruckerei erschien.
1815
Ernennung zum russischen Generalkonsul in Preußen. Historische Studien zu
seiner "Geschichte des Deutschen Reichs". Korrespondent des Zaren in
Weimar. Diese Tätigkeit erweckt den Verdacht der Spionage.
1817
Herausgabe der politisch-literarischen Zeitschrift "Literarisches
Wochenblatt", in der Kotzebue über den Turnerbund K. L. Jahns und die
Burschenschaften, sowie über ihre Forderungen nach Pressefreiheit und demokratischeren
Strukturen spottet. Stattdessen feiert er die Monarchie als die einzig legitime
Staatsform. Im Oktober verbrennen Studenten beim Wartburgfest Kotzebues
Schriften.
1819
Am 23. März fällt Kotzebue einem Attentat zum Opfer. Der Jenaer Theologiestudent
Karl Ludwig Sand ersticht ihn in seiner Mannheimer Wohnung, um so Rache am
"Vaterlandsverrat" Kotzebues zu üben. Wenig später wird er dafür
hingerichtet. Die Bluttat gibt Metternich Anlaß, die so genannten
"Karlsbader Beschlüsse" durchzusetzen, die eine Verschärfung der
Zensur, das Verbot der Burschenschaften und das Ende der Autonomie der
Universitäten bedeuten. Insgesamt verstärken die neuen Gesetze den Dirigismus
des Staates und verhindern eine reformerische Hinwendung zum demokratischen
Verfassungsstaat.
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Kotzebue war einer der populärsten Theaterschriftsteller seiner Zeit. Er
verfaßte mehr als 200 Stücke, die an den großen Bühnen in Deutschland bis weit
ins 19. Jh. hinein gespielt wurden. Allein in Berlin wurden zwischen 1802-06 in
der Ära Iffland 1226 Stücke Kotzebues aufgeführt. Seine Komödien und Rührstücke
trafen einerseits den Nerv der Zeit und begeisterten das Publikum, wurden
andererseits aber heftig ob ihrer Oberflächlichkeit und Wiederholung kritisiert.
Zu besonders massiven Auseinandersetzung kam es zwischen den Frühromantikern,
insbesondere den Schlegels, und Kotzebue. Auch Goethe und Schiller wurden von
Kotzebue angegriffen. Politisch wechselte Kotzebue vom Liberalen und
antinapoleonischen Kämpfer zum konservativen Verfechter der Monarchie. Die
Polemiken gegen Burschenschaften und Turnerbünde kosteten ihn schließlich das
Leben.