Schauspieler am Berliner Nationaltheater. Zur Besetzung vgl.
Datenbank zum Nationaltheater: "spezielle Suche" -> "nach
Schauspielern"
Lebenslauf:
1759
Iffland wird als Sohn eines Kanzleiregistrators und Revisors bei der
Kriegskanzlei in Hannover geboren.
1770er Jahre
Teilnahme an Schüleraufführungen, dabei Bekanntschaft mit Karl Philipp
Moritz, der über seine Bekanntschaft mit Iffland im "Anton Reiser"
schreibt. Es heißt dort u.a.: "Dieser I... ist nachher einer unserer
ersten Schauspieler und beliebtesten dramatischen Schriftsteller geworden, und
Reisers Schicksal hat mit dem seinigen bis auf einen gewissen Zeitpunkt viel
Aehnliches gehabt. - I... und Reiser zeichneten sich immer in der
Deklamationsübung am meisten aus. - I... übertraf Reisern weit an lebhaftem
Ausdruck der Empfindung - Reiser aber empfand tiefer. - I... dachte weit
schneller, und hatte daher Witz und Gegenwart des Geistes, aber keine Geduld,
lange über einem Gegenstande auszuhalten. - Reiser schwang sich daher auch in
allen übrigen bald über ihn auf - Er verlor allemal gegen I..., sobald es auf
Witz und Lebhaftigkeit ankam." (Berlin 1786, 2. Teil, S. 56f.)
1777
Iffland verläßt das Elternhaus und debütiert am 15. März an der Gothaischen
Hofbühne unter Hans Konrad Dietrich Ekhof. Er gilt als begabtester Schüler
Ekhofs. Einflußreich für I. waren in Gotha die Freundschaft zu Friedrich
Wilhelm Gotter, dessen Stücke und vor allem dessen Übersetzungen und Bearbeitungen in Berlin oft gespielt
wurden, und der Tanzmeister Charles Hubert Mereau, der Einfluß auf seinen
Schauspielstil hatte.
1779
Nach dem Tode Eckhofs geht Iffland mit einem Teil der Gothaer Truppe an das Mannheimer
Theater, wo unter Wolfgang Heribert von Dalberg ein deutsches Nationaltheater
gegründet wird. Erste große Rollen für Iffland und Begründung seines Ruhms.
1781
Beginn der eigenen schriftstellerischen Karriere mit dem Stück "Albert
von Thurneysen".
1796
Gastspiele in Weimar und Berlin. Während seines Aufenthaltes versucht Goethe
den Schauspieler nach Weimar zu ziehen (vgl. seinen Brief vom 12. August 1796
an Karl August Böttger). Böttger verfaßt nach diesem Gastspiel die Schrift
"Entwicklung des Ifflandischen Spiels in 14 Darstellungen auf dem
weimarschen Hoftheater", worin er detailliert Ifflands Schauspielkunst
beschreibt; damit wird zum ersten Mal ein deutscher Schauspieler ausführlich
gewürdigt. In seinem Aufsatz „Weimarisches
Hoftheater. Februar 1802“ hebt Goethe I.s Schauspielerische Leistung
besonders hervor. In der Folge dieses Gastspiels hätten die Weimarer Schauspieler
„glückliche Versuche gemacht, sich eine Vielseitigkeit zu geben, welche einem
dramatischen Dichter immer zur Ehre gereicht“. Durch die Anschauung des
Ifflandischen Spiels im Jahre 1796 habe
er zum ersten Mal gesehen, wie ein Schauspieler seine Individualität vollkommen
verleugne und somit einem „unrichtigen
Begriff von Natürlichkeit entgegen“ arbeite: „Die Weisheit, womit dieser vortreffliche Künstler seine Rollen von
einander sondert, aus einer jeden ein Ganzes zu machen weiß und sich sowohl in’s
Edle als in’s Gemeine, und immer kunstmäßig und schön zu maskieren versteht,
war zu eminent, als das sie nicht hätte fruchtbar werden sollen “.
1796
Iffland heiratet die Darmstädterin Louise Margarethe Greuhm. Nach
seinem Gastspiel im Oktober in Berlin folgt Iffland einem Angebot des
preußischen Hofes und übernimmt im Dezember die Direktorenstelle am Berliner
Nationaltheater. Ein Schreiben Friedrich Wilhelms II. vom 16. Dezember 1796 gilt als Berufung Ifflands. (GStA I HA, Rep. 36, Nr. 2547)
1800
Einzug in das von Karl Gotthard Langhans errichtete Wohnhaus im Tiergarten, das nach I.s Angaben 16 000 Taler gekostet hat.
1801
I.s erstes Gastspiel in Wien, wo er vom Erzherzog Karl Alexander empfangen wird. I. verfaßt während der Reise ein geheimes Tagebuch für den König.
1802
In diesem Jahr wird das von Langhans errichtete neue Gebäude des
"königlichen Nationaltheaters" eröffnet, das seine Erbauung auch dem
Drängen Ifflands zu verdanken
hat.
Reise nach Stuttgart, wohin ihn Minister Mandelslohe eingeladen hatte, um das
dortige Hoftheater einzurichten (vgl. Iffland an Friedrich Wilhelm II, 24.
April 1802).
1806-11
Herausgabe des Theateralmanachs mit eigenen Beiträgen.
1810
Am 19. Januar erhält I. den Roten Adler Orden dritter Klasse. Diese Auszeichnung ist vor allem ein Dank für sein Verhalten während der französischen Besatzung.
1811
Ernennung zum Generaldirektor der königl. Theater zu Berlin. Das
Schauspielhaus und die Oper stehen fortan unter seiner Direktion
1813
Verkauf des Hauses im Tiergarten und Umzug in das Quarré Nr. 4 (am Brandenburger Tor)
1814
Iffland stirbt 55jährig in Berlin, sein Grab ist auf dem Halleschen Kirchhof.
Über die Trauerfeierlichkeiten informiert die Voßische Zeitung vom 27.
September 1814 ausführlich auf der ersten Seite, womit die Bedeutung der
Persönlichkeit Ifflands hervorgehoben wird, dort heißt es u.a.: "Früh um 7
versammelte sich nicht allein sämmtliches Theaterpersonal, sondern auch eine
große Anzahl von Freunden des Verstorbenen, in tiefster Trauerkleidung in der
Wohnung desselben, von wo sich der Zug zu Fuße hinter dem Leichenwagen in
Bewegung setzte. [...] Das Zuströmen der Einwohner Berlins war so groß daß alle
Straßen, durch welche der Zug ging, mit Menschen angefüllt, alle Fenster mit
Leidtragenden beiderlei Geschlechts in Trauer, besetzt waren. Im ersten Gliede
des langen Zuges befand sich der königliche Staatsrath und Polizeipräsident
Herr Le Coq und die erste der zahlreich nachfolgenden Kutschen, war der Wagen
des Fürst Staatskanzlers Durchlaucht. Der Zug ging aus der Wohnung des
Verstorbenen, am Brandenburger Thor, die Linden entlang, die Friedrichstraße
hinab, bis zum Hallischen Thore, nach dem nahe gelegenen Kirchhofe [...]. Am
Abend desselben Tages wurde auf dem Theater, das Andenken des Verstorbenen auf
folgende, des Gegenstandes würdige Weise gefeiert: Unter einer sanften
Trauermusik auf dem Theater hinter den Koulissen, rollte langsam der Vorhang auf.
Im Hintergrund stand auf einem schwarzen Postament, das treffend ähnliche
Brustbild des unvergeßlichen Künstlers, neben welchem zwei weibliche Gestalten
mit gesenktem Haupt, in tiefster Trauer standen, deren Eine eine Lyra, die
andere eine Maske und einen Dolch - als Symbole der Schauspielkunst - in
der Hand hielten. [...] Nach beendeter Musik trat Herr Beschort hervor und
sprach [eine] vom Herrn Theaterdichter Herklots gedichtete Rede mit sichtbarer
Rührung".
Iffland gilt als einer der bedeutendsten Schauspieler seiner Zeit, der in allen
großen Rollen, aber auch in Nebenrollen auftrat. Zu seinem Repertoire gehörte
neben vielen anderen Nathan in Lessings "Nathan der Weise", Conti in
Lessings "Emilia Galotti", Octavio in Schillers
"Piccolomini" und "Wallensteins Tod", der Herzog in Goethes
"Natürlicher Tochter", Bertrand in Schillers "Jungfrau von
Orléans", Wilhelm von Oranien in Goethes "Egmont", Don Ranudo in
Kotzebues "Don Ranudo de Colibardos".
Verwendete Literatur:
Goethe: Weimarisches Hoftheater. Februar 1802.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Ein psychologischer
Roman. Theil 2. Berlin: Maurer 1786.
Vossische Zeitung vom 27. September 1814.
KG
Person: August Wilhelm Iffland, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/550.
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