1732
Carl Gotthard Langhans wird als Sohn eines Konrektors in Landeshut/Schlesien
geboren.
1753
Studium der Mathematik und der Sprachen in Halle, anschließend Hauslehrer des
jungen Grafen Franz Matuschka in Breslau. Zu dieser Zeit beschäftigt sich
Langhans bereits mit Architektur und Bautechnik und eignet sich im Laufe der
Jahre umfangreiche theoretische Kenntnisse der Baukunst an.
1764
Langhans erhält den Auftrag für den Entwurf einer evangelischen Kirche in
Groß-Glogau. Nach dem Siebenjährigen Krieg widmet er sich dem Wiederaufbau des
zerstörten Breslauer Palais Hatzfeld.
1771
Hochzeit mit Anna Elisabeth Jaeckel, Tochter eines Breslauer Rechtsgelehrten.
Das Paar bekommt in der Folge fünf Kinder, von denen zwei bereits in frühem
Alter sterben. Zwei Töchter, Louise Amalie und Juliane Wilhelmine (Richter)
sowie ein Sohn, der als Theaterarchitekt bekannt gewordene Carl Ferdinand
(1781-1869), überleben die Eltern.
1775
Für den Freiherrn von Zedlitz, den neu berufenen preußischen Justizminister und
ehemaligen Mitschüler Langhans' aus der Schweidnitzer Zeit, fertigt Langhans
Zeichnungen für die Einrichtung des von ihm in Berlin erworbenen Hauses in der
Münzstraße an. Nach Friedrich Nicolais "Beschreibung der Königlichen Residenzstädte
Berlin und Potsdam" hat dieses Haus einen überaus schönen Saal mit
eingestellten Säulen in elliptischer Form. Im April wird Langhans Kriegs- und
Oberbaurat bei der Breslauer und Glogauer Kriegs- und Domänenkammer. Sein
Zuständigkeitsbereich umfaßt das gesamte Bauwesen - Hochbau, Straßen- und
Wasserbau –, er leitet die Behörde zwölf Jahre, bis zu seiner Berufung als
Direktor des Oberhofbauamtes in Berlin 1788.
1782
Langhans zeichnet für den Neubau des Schauspielhauses in Breslau verantwortlich
und begründet damit seinen Ruf als Theaterarchitekt. Das in der Art
italienischer Barocktheater mit seitlich geschlossenen Logen und ovalem
Zuschauerraum eingerichtete Gebäude bietet 600-700 Personen Platz und gilt als
eines der schönsten Theater in Preußen. - Trotz seiner vielfältigen Aufgaben
findet Langhans noch Zeit zur Abwicklung von Privataufträgen für Palais und
Landhäuser des schlesischen Adels: Palais Pachaly, Breslau (1785-86), Schloß
Mielzynski, Pawlowitz bei Lissa (1785-87), Schloß und Park Dyhernfurth für Graf
von Hoym (1786), Schloß Reden, Buchwald (1786), das Mausoleum in Quaritz
(1786).
1786
Aufnahme als Ehrenmitglied in die Berliner Akademie der Künste, Auftrag zum
Umbau des Königlichen Opernhauses in Berlin.
1788
Langhans, mittlerweile zum Geheimen Kriegsrat ernannt, wird Direktor des
Oberhofbauamts. Umsiedlung der Familie Langhans von Breslau nach Berlin, hier
wohnt sie bis zum Tode Langhans' in der Charlottenstraße 48, Ecke Behrenstraße.
1788 bis 1790
Langhans wird mit dem Neubau des Schloßtheaters und des Schloß Belvedere in
Charlottenburg beauftragt. Zuständig ist das Oberhofbauamt für die Königlichen
Schlösser, die Bauten des Hofes, die Staatsbauten und den Immediatbau
(unmittelbar aus der königlichen Schatulle finanzierte Bürgerhäuser), der seit
Friedrich dem Großen in Berlin und Potsdam eine wichtige Rolle spielt.
Mitglieder der Behörde waren u. a. Heinrich Gentz, Baukondukteur seit 1790,
Friedrich Gilly, Baukondukteur seit 1792, Carl Ferdinand Langhans,
Baukondukteur seit 1797.
1788 bis 1791
Bau der Tierarzneischule in Berlin. Für die Kuppel des Anatomischen Theaters
(Spannweite 13 Meter) verwendet Langhans eine von den Zeitgenossen viel beachtete
Konstruktion aus Bohlenbindern, die um 1800 in Berlin für die Überdeckung fast
aller großen Räume benutzt wird.
1789
Langhans erhält den Auftrag zur Neueinrichtung einer repräsentativen Wohnung
für die Königin Friederike über dem Portal II auf der Südseite des Schlosses sowie
die Leitung aller Schloßbauten. Neben den Bauten für den König und die
königliche Familie hat das Oberhofbauamt die Aufgabe, die Verschönerung der
Residenz durch neue Bauwerke zu betreiben. Hierzu gehörte die Anlage neuer
Straßen (Potsdamer Chaussee 1788-90), die Einbeziehung der nördlichen Vororte
in den Mauerring (Hamburger, Oranienburger und Rosenthaler Tor, 1788-90) und
der Bau neuer Brücken über den ehemaligen Befestigungsgraben (u. a.
Friedrichsbrücke bei Monbijou (1787-91).
Langhans' Modell seines
Hauptwerkes, des Brandenburger Tores, ist auf der Akademieausstellung zu sehen.
Dabei ist Langhans, in der Tradition des Spätbarock verwurzelt, kein Architekt,
dem es bei seinen Bauten auf eine stilreine Kopie ankommt. Vielmehr werden hier
(beim Brandenburger Tor) antike (griechische und römische) und barocke
Architekturelemente gleichermaßen verwendet; die Säulenordnung nach dem Vorbild
der Athener Propyläen, Attika und Quadriga im Stil römischer Triumphbögen und
die Anordnung der Zoll- und Wachthäuschen in Form eines barocken Cour d'Honneur.
1789-1794
Bau des Brandenburger Tores.
1790
Friedrich Wilhelm II. läßt das Niederländische Palais, Unter den Linden 36, das
er als Stadtwohnung für Madame Ritz erworben hat, von Langhans umbauen. Der
zweigeschossige Festsaal in der vom Architekten bevorzugten Form der elliptisch
gestellten Säulen gehört zu den bedeutendsten Innenräumen des Berliner
Frühklassizismus. Langhans wird vom König ebenfalls zur Ausführung des
Innenausbaus des Marmorpalais in Potsdam herangezogen. Hier fügt sich Langhans'
Entwurf für die Dekoration der einzelnen Räume hervorragend den bereits im
Rohbau fertig gestellten, um ein zentrales Treppenhaus angeordneten
Raumfluchten ein. Die Wände sind mit Stuckmarmor, Seidentapeten und
Holzvertäfelungen verkleidet und durch eine klare Felderteilung gegliedert.
Ferner fügt Langhans dem für den "Neuen Garten" am Heiligen See von
Gontard entworfenen Küchengebäude die Gartengebäude hinzu: Die Bibliothek am
Südende des Sees in Form eines zweigeschossigen gotischen Turms, den Eiskeller
unter einer Pyramide, einen maurischen Tempel, eine Eremitage aus Baumstämmen
und Rindenwänden, eine gotische Meierei. Ende 1793 zieht Friedrich Wilhelm II.
in das neue Schloß ein.
1800 bis 1802
Neubau des Schauspielhauses auf dem Gendarmenmarkt, des "Königlichen
Nationaltheaters". Der lang gestreckte Baukörper mit hohem
Bohlenbinderdach verknüpft die Türme der Deutschen und des Französischen Kirche.
Der reiche bildhauerische Schmuck mit Darstellung antiker Themen, Dichter,
Musen und Genien ist von Schadow gestaltet. Der Zuschauerraum hat ein
ansteigendes ovales Parterre mit seitlichen Logen und vier darüber liegenden
Rängen. In der Mitte des ersten und zweiten Rangs befindet sich die Königsloge,
hervorgehoben durch eine von Karyatiden getragene Bogenstellung. Langhans kann
mit diesem Bau noch einmal sein auf langer Erfahrung beruhendes Können
beweisen, doch zeigt der Konkurrenzentwurf Friedrich Gillys, in den strengen
Formen der französischen Revolutionsarchitektur und auf genauen Studien der
modernen Pariser Theater beruhend, den künstlerischen Abstand der beiden
Architekten. Am 29. Juli 1817 geht das Theater in Flammen auf und wird an
gleicher Stelle durch den 1819-1820 errichteten Neubau Karl Friedrich Schinkels
ersetzt. Für den Direktor des Nationaltheaters, August Wilhelm Iffland, der ihm
während des Baus zum Freund geworden ist, entwirft Langhans ein Landhaus im
Tiergarten, Tiergartenstraße 29, dessen Grundriß wie Fassaden deutlich seine
Handschrift tragen. Nach der Fertigstellung des Schauspielhauses zieht sich
Langhans mehr und mehr von den Amtsgeschäften zurück und lebt einen großen Teil
des Jahres in Grüneiche bei Breslau.
1808
Am 1. Oktober stirbt Langhans an Altersschwäche in Grüneiche.
AL
Person: Carl Gotthard Langhans, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/632.
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