Friedrich Gottlieb Schadow

Lebensdaten

Genealogie

Genealogie:
Eine Verwandtschaft mit der Familie des Bildhauers Johann Gottfried Schadow ist nicht nachgewiesen. In einem Bericht über seine Reise von Berlin nach Weimar schrieb Johann Gottfried Schadow im Jahre 1802 allerdings: "In Potsdam wurde die Stadt umfahren, bei Puhlmann eingekehrt, Vetter Schadow aufgesucht, selbiger aß mit uns." (Schadow, Johann Gottfried: Kunstwerke und Kunstansichten : ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Bd. XXX, Berlin 1987) Sohn: Albert Dietrich Schadow (geb. 02. 05. 1797 in Potsdam - gest. 5. 9. 1869 in Berlin, Architekt und Maler).

Biographie

Lebenslauf:
1761
Am 28. Juli wird Friedrich Gottlieb Schadow in Berlin geboren (vgl. AdK, Berlin, PrAdK Personalnachrichten Bildende Künste, Schadow Friedrich Gottlieb).

Vor 1787
Schadow erhält seine erste künstlerische Ausbildung durch Ludwig Krüger (1743-1822), seines Zeichens Oberhofbaurat im Königlichen Hofbauamt in Potsdam. Schadow arbeitet fortan im Potsdamer Baukontor (vgl. AdK, Berlin, PrAdK Personalnachrichten Bildende Künste, Schadow Friedrich Gottlieb).

1787
Schadow wechselt in das Baubüro Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorffs (1736-1800), dem gemeinsam mit Carl von Gontard (1731-1791) die Gestaltung der Königskammer im Berliner Schloss übertragen worden war.
Die Mitarbeit an der Ausstattung der Königskammer in seiner Funktion als ausführender Zeichner und der damit verbundene intensive Kontakt zu Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, wird für Schadows eigenes Stilempfinden prägend. Auch die Arbeit Carl von Gontards und Carl Gotthard Langhans' beeinflussen den jungen Architekten. Langhans, als neu ernannter Direktor des Hofbau- und Oberhofbauamtes, richtete ab 1789 die Wohnung Königin Friederikes im Berliner Schloss ein. Wie groß der persönliche Anteil Schadows am Entwurf des Interieurs des Berliner Schlosses war, der zugleich über das Verarbeiten bereits vorhandener Skizzen oder Zeichnungen hinausging, ist nicht erforscht. Einige der erhaltenen Blätter zu Prachtfußböden und Wanddekorationen wurden von Erdmannsdorff entworfen und von Schadow ins Reine gezeichnet. So etwa die Entwürfe für das Parkett und die Decke des Großen Säulensaals, für die Schmal- und Längswände des Parolesaals und möglicherweise auch für den Fußboden der Bibliothek.

1795
Schadow wird in Potsdam zum Hofbauinspektor ernannt (Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1890, Bd. 30, S. 496, sowie Thieme und Becker 1935, Bd. 29, S. 541). In dieser Position erhält er ein monatliches Gehalt von 25 Talern, ein Drittel seines Vorgesetzten, des Oberhofbaurates Andreas Ludwig Krüger (1797 wird sein Einkommen auf 30 Taler aufgestockt, welches er fortan in dieser Höhe bis 1799 bezieht) (Vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 36, Nr. 3630: Ausgabe an Gehältern in dem Jahre vom 1t July 1796 bis Ende Juni 1797 nach Ausgabe des Salarien Etats, Fol. 10 und ebd.: Ausgabe an Gehältern in dem Jahre vom 1ten July 1797 bis Ende Juni 1798 nach Ausgabe der Salarien Etats, Fol. 12ff.).

1797
Am 2. Mai Geburt des Sohnes Albert Dietrich (gest. 5. September 1869, Architekt und Maler), eines von insgesamt vier Kindern (Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1890, Bd. 30, S. 496, sowie Thieme und Becker 1935, Bd. 29, S. 541).
Zu diesem Zeitpunkt bewohnte die Familie ein Haus in der Brandenburger Straße in Potsdam (Vgl. Adreß-Kalender der Königlichern Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam 1806, S. 19).

1799/1804
Schadow werden der Entwurf und die Bauleitung für die Ausstattung der Repräsentationsräume König Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise im Potsdamer Stadtschloss übertragen (Vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 36, Nr. 3533, Nr. 3535, 3544 und SPSG, Graphische Sammlung, Akte 214, Akte 218, Akte 231). Bereits durch die Beteiligung an der Gestaltung der Königskammer im Berliner Schloss hatte Schadow unter dem Einfluss Erdmannsdorffs seine Fähigkeiten zum Entwerfen von Innenräumen weiterentwickelt. Wie stark der Stil Erdmannsdorffs auf das Schaffen Schadows wirkte, zeigte sich besonders in der Potsdamer Schlossausstattung, die in vieler Hinsicht Vorbildern aus den Königskammern folgte. Neben grundlegenden Formen der Wandgestaltung lässt sich auch die Verwendung einzelner Dekorationselemente auf die bedeutenden frühklassizistischen Interieurs im Berliner Schloss zurückverfolgen. Die Raumflucht aus der Blauen Paradekammer, Gelben Paradekammer und Etrurischen Kabinett sollten zum bedeutendsten Werk Schadows werden.
Neben seiner Tätigkeit im Potsdamer Hofbauamt unterricht Schadow als "Lehrer vom Civil-Stande" in der am Neuen Markt gelegenen Ingenieurs-Akademie in Potsdam (Vgl. Adreß-Kalender der Königlichern Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam 1806, S. 9).
Zwischen 1800 und 1804 betreut Schadow nach Anordnung des Hofmarschalls Valentin Massow und unter der Leitung des Oberbaurats David Gilly den Umbau der Bauergehöfte auf dem bereits 1795 von Friedrich Wilhelm als Kronprinz erworbenen Gut Paretz (Schendel 2005, S. 29).

Um 1805
Schadow übernimmt das Amt des Theaterinspektors in Potsdam (Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1890, Bd. 30, S. 496, sowie Thieme und Becker 1935, Bd. 29, S. 541).

Nach 1805
Die Familie übersiedelt nach Berlin, wo man sich im Haus Georgenstraße 42 niederlässt (Vgl. Adreß-Kalender der Königlichern Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam 1826, S. 75).

1811
Schadow wird zum Direktor der Königlichen Schlossbaukommision in Berlin berufen (Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1890, Bd. 30, S. 496, sowie Thieme und Becker 1935, Bd. 29, S. 541).

1816
In diesem Jahr schließt sich Schadow dem von Johann Gottfried Schadow initiierten "Berlinischen Künstlerverein" an.

1819
Am 5. Juli wird Schadow durch den Senat der Akademie zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt (Vgl. AdK, Berlin, PrAdK, Personalnachrichten Bildende Kunst, Schadow Friedrich Gottlieb).

1831
Am 22. Oktober stirbt Schadow in Berlin (Vgl. AdK, Berlin, PrAdK, Personalnachrichten Bildende Kunst, Schadow Friedrich Gottlieb).


Über das eigenständige architektonische Schaffen Schadows ist, mit Ausnahme der Arbeiten im Potsdamer Stadtschloss, im Allgemeinen nur weinig bekannt. Umso bedeutungsvoller ist daher ein Konvolut von über 30 Entwürfen und Zeichnungen des Künstlers, die sich heute in der Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin befinden (Inv.-Nr. 15184 - 15212, 20207, 20208). Die mehrheitlich nach 1800 entstandenen Blätter zeigen die große Bandbreite an Aufgaben- und Betätigungsfeldern, denen sich Schadow widmete. Angefangen von zahlreichen Entwürfen zu Möbeln, Kandelabern, Öfen und Postamenten, die sein hauptsächliches Wirkungsfeld, die Innenraumkunst, repräsentieren, ist seine Beschäftigung mit dem damals neuen und viel erprobten Material Gusseisen dokumentiert. Dabei entstanden in erster Linie Skizzen zu Gittern und Lampen, aber auch ein Blatt zu Möbeln aus Metall, wie sie besonders von Karl Friedrich Schinkel stark propagiert wurden. Des Weiteren haben sich zwei Bauaufnahmen zu Potsdamer Innenräumen erhalten. Die eine zeigt eine detaillierte Auseinadersetzung mit dem Marmorfußboden des Grottensaals im Neuen Palais, die andere gibt die Wandabwicklung des Jaspissaals in den Neuen Kammern wider. Entwürfe zu einem vollständigen Gebäude haben sich nur in Form eines Fassadenaufrisses und dem dazugehörigen Grundriss für ein Wachgebäude der Langen Brücke in Potsdam überliefert. Dass sich Schadow neben dem Entwerfen von Innenräumen und Großarchitekturen auch mit künstlerischen Fassadendetails auseinandersetzte, verdeutlicht ein Entwurf zu Relieffeldern mit der Darstellung der vier Jahreszeiten.

Lucas Nierhaus, 2010.
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Literatur
Adreß-Kalender der Königlichern Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam 1806.
Adreß-Kalender der Königlichern Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam 1826.
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 30, 1890.
Nierhaus, Lucas: Das Etrurische Kabinett und die Staatszimmer Friedrich Wilhems III. im    Potsdamer Stadtschloss. Baugeschichtliche und kunsttechnologische Studien zur              Holzausstattung sowie Rekonstruktion eines Boiseriefeldes, unveröffentlichte                  Diplomarbeit FH-Potsdam, 2009.
Schadow, Johann Gottfried: Kunstwerke und Kunstansichten: ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Bd. XXX, Berlin 1987.
Schendel, Adelheid (hrsg. von der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten): Schloss Paretz, Potsdam 2005.
Thieme und Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 29, 1935.

Archivquellen
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
GStA PK, I. HA, Rep. 36, Nr. 3533:
Acta Manualia. Schloß-Intendantur Special-Rechnungen der Beläge über den Bau und das Ameublement der Königlichen Wohnzimmer im Stadt-Schlosse zu Potsdam 1800.
GStA PK, I. HA, Rep. 36, Nr. 3535:
Acta Manualia. Schloß-Interdantur. Special-Verechnung nebst Belägen der Ausgaben zum Ameublement der beiden neuen Staatszimmer im Schloß zu Potsdam 1801 bis 1802.
GStA PK, I. HA, Rep. 36, Nr. 3544:
Beläge betreffend des Boiserie und die Meublierung des Eckzimmers im Königl. Stadt Schloße zu Potsdam pro 1804.
GStA PK, I. HA, Rep. 36, Nr. 3630:
Special-Rechnung über Geld-Ausgaben und Gehälter für sämmtlich-Königl. Hof-Bau Amts Officianten in den Etats-Jahren 1797 1798 1799 1800.
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Graphische Sammlung
SPSG, Graphische Sammlung, Akte 214:
Acta Schloß zu Potsdam Contracte und Correspondence wegen Ameublement beider Staatszimmer im Königlichen Schlosse zu Potsdam Anno 1801 bis 1802.
SPSG, Graphische Sammlung, Akte 218:
Acat Manualia. Schloß-Intendantur Correspondence wegen Ausbau der StaatsZimmer im Königlichen Schlosse zu Potsdam.
SPSG, Graphische Sammlung, Akte 231:
Schloß-Intendantur Einrichtung des Boisierten Eck-Zimmers im Königlichen Schloß zu Potsdam 1804.

Archiv der Akademie der Künste Berlin
AdK, Berlin, PrAdK, Personalnachrichten Bildende Kunst, Schadow Friedrich Gottlieb.
AdK, Berlin PrAdK, Nr. 29, Senatsprotokoll vom 5. Juni 1819.




Register

Fachregister:
  • Architektur
Institutionsregister:
  • Akademie der Künste
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Berlinischer Künstler-Verein

Person: Friedrich Gottlieb Schadow, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/6066.

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