Schauspieler am Berliner
Nationaltheater. Zur Besetzung vgl. Datenbank zum Nationaltheater:
"spezielle Suche" -> "nach Schauspielern".
1757
Fleck wird in Breslau als Sohn eines Magistratssekretärs geboren.
Theologiestudium in Halle, das Fleck abbricht.
1777
Fleck debütiert bei der Bondinischen Gesellschaft in Leipzig.
1779
Im Mai Debüt auf der Ackermann-Schröderschen Bühne in Hamburg.
1783
Im Mai Debüt in Berlin bei der Döbbelinschen Truppe in der Behrenstraße,
die ab 1786 das Ensemble des neu gegründeten "Königlichen
National-Theaters" auf dem Gendarmenmarkt bildet, wo Fleck zu den
bedeutendsten Schauspielern gehört.
1790
Fleck wird zum Regisseur ernannt und hat als solcher bis zu Ifflands
Antritt im Jahre 1796 Aufgaben der Leitung inne. Wilhelm Heinrich Wackenroder
schreibt am 27. November 1792 an Ludwig Tieck über Fleck: "Das
zweytemal das ich in der Komödie war, hab ich die erste Wiederholung eines
hervorgesuchten alten Stückes: Athelstan, nach dem Engl. [...] gesehen. In
langer Zeit ist mir kein so plump anfängermässiges, u seichtes, schwaches Stück
vorgekommen. [...] Aber was mich entschädigte war Flecks unendl. schönes Spiel.
Sein Athelstan brachte mir seinen König Lear sehr lebhaft ins Gedächtniß. Er
griff sich sehr an, u traf wieder mit den glücklichsten Gebehrden, mit dem
wahrsten Accente des Tons, das Heftige, das Ueberströhmende der Leidenschaft.
Es ist mir so erfreulich als überraschend gewesen, ihn 2 mahl hintereinander,
in solchen großen Rollen so glänzen zu sehen. Fürs erstemal kann ich Bernhardi
als meinen Zeugen anführen". (Wackenoder 1991, S. 89).
1801
stirbt F. 44jährig in Berlin.
In Ifflands Traueranzeige heißt es: "Die Natur hatte mit allen Gaben,
die zur Vollkommenheit führen, ihren Liebling reich ausgestattet. / Männlich
schöne Gestalt, edle Haltung, bedeutender Schritt, ein Feuer werfendes Auge,
verkündeten auf den ersten Anblick den großen Künstler! - Ein Seelenton, dessen
Melodie unwiderstehlich das Herz gewann. / Kraft, Gewalt - ein Feuerstrom, der,
wohin der Sturm der Leidenschaft gebot, auf Höhen und im Abgrund mit sich
fortriß". ("Vossische Zeitung", 22. Dezember 1801).
Traueranzeige in der Haude- und Spenerschen Zeitung:
Nr. 153, Dienstag, den 22. Dezember 1801 "Den 20sten Dezember, Nachts halb
12 Uhr, starb im 45sten Jahre Herr Johann
Friedrich Ferdinand Fleck, Regisseur des Königl. National-Theaters zu
Berlin.
Im Namen der leidenden Wittwe mache ich diesen Todesfall den Verwandten und
Freunden der Familie bekannt. Sie werden durch Beileidsbezeugungen den Schmerz
der Zurückgelassenen nicht schärfen wollen. Kunst und Freundschaft haben sich
erschöpft, den Verlust abzuwenden oder aufzuhalten. Leider ist es dieser
schönen Vereinung nicht gelungen! Die Flamme ist verloschen. Die frühe Wittwe,
seine Waisen weinen trostlos über seinen geschlossenen Augen und mit verhülltem
Angesicht trauert der Genius der Kunst! Die Natur hatte mit allen Gaben, die
zur Vollkommenheit führen, ihren Liebling reich ausgestattet. Männlich schöne
Gestalt, edle Haltung, bedeutender Schritt, ein feuerwerfendes Auge,
verkündeten auf den ersten Blick den großen Künstler! Ein Seelenton, dessen
Melodie unwiderstehlich das Herz gewann, Kraft, Gewalt – ein Feuerstrom, der,
wohin die Leidenschaft gebot, auf Höhen und in Abgründe mit sich fortriß, – –
Doch, wer erinnert sich nicht mit Wehmuth, wie er so die Menschen gerührt,
erfreut, bewegt, überzeugt, erschüttert, zu seinem großen Ziele mit sich
fortgerissen hat! Die Empfindung für den großen Künstler, lebt in der Brust der
Menschen von Gefühl stärker als der Buchstabe sie wieder geben kann. Jene
innere Kraft, welche ihm beiwohnte, hat es für ihn unnöthig gemacht, sein
Talent durch geringe Hülfsmittel, welche sie sein mögen, geltend zu machen. Er
war der Vertraute der Natur und wandelte in ihrem Geleit seine Künstlerbahn mit
steter und stiller Gewalt. Der Ton der Gutmüthigkeit, womit er so innig rührte,
war nicht das Werk der Kunst; er kam aus seiner redlichen Seele! Neidlos war
sein Herz, sein Sinn mittheilend, und ein hohes, reges Ehrgefühl war die Richtschnur
seines Thuns. Seinen Freunden treu bis zur gänzlichen Aufopferung, kann er
Undankbare gemacht haben; niemals aber hat er Unglückliche gemacht. Er ist
dahin! – Er ist dahin und alle jene Kraft, Gewalt und Innigkeit, womit sein
Genie wirkte, ist vorüber und dahin! Mit seinem letzten Athemzuge ist all das
Meisterwerk ausgelöscht, der Vohang gefallen, und Niemand ist, der sagen
könnte: ich habe ein Kunstwerk von Fleck aufzuweisen! Jedoch in dem Herzen
derer, die ihn jemals empfunden haben, lebt er unvergeßlich. Sein Ruhm und sein
Verdienst, geht auf die Künstlerin über, die seinen Namen mit Würde trägt, und
wer des Vaters gedenkt – reicht mit Liebe den Kindern die Hand! – Berlin den
21. Dezbr. 1801. Iffland."
1803
wird ein Denkmal "neben dem Grabe des Verewigten auf dem Halleschen
Kirchhofe in Berlin"
aufgestellt. Das Denkmal, ein Kubus auf dem eine Urne steht, stammt von
Johann Gottfried Schadow, die Inschrift auf dem Kubus stammt angeblich von
Daniel Jenisch. ("Zeitung für die elegante Welt" 1803, Nr. 151).
Haude- und Spenersche Zeitung, Nr. 144, Donnerstag,
den 1. Dezember 1803
Anzeige von dem Denkmale,
welches der Direktor Iffland (auf eigene Kosten) seinem Kunstgenossen Fleck
durch Schadows Hand errichtet hat.
Auf dem Hallischen Kirchhofe am Grabe des
großen Künstlers, steht auf einem mit Inschriften versehenen Denksteine, eine 3
Fuß hohe Urne von polirten schlesischen Marmor, woran auf der einen Seite die
tragische und auf der anderen die comische Maske ausgearbeitet ist.
Auf den vier Seiten des marmornen Würfels worauf die Urne steht, sind folgende
von H. P. Jenisch gegebene Worte eingehauen.
Vorderseite.
Joh: Fried: Fleck
erwachte zum Leben
den 10. Jan: 1757 zu Breslau
und ging zu schlafen
den langen Schlaf
den 20 Dec: 1801 zu Berlin.
Rechte Seite unter der tragischen Maske.
Der Leidenschaften Flamme
des Hochsinns Adel
der Tugend Göttergestalt
prägt Er mit des Genies
Schwunge staunenden Hörern
ins Herz
und das Laster bebte.
Linke Seite unter der comischen Maske.
Dem hartsinnigen Alter
dem bespotteten Sonderling
dem höfischen Schmeichlervolk
hielt Er treu
den Spiegel vor
und die Thoren errötheten.
Hinter-Seite
Wahr edel gros
auf der Bühne und im Leben
biederherziger Freund
zärtlicher Gatt und Vater
ging Er droben Grosses
zu schaun was Er hieniden
ahnend empfand.
Verwendete Literatur:
Wackenoder, Wilhelm Heinrich: Sämtliche Werke und Briefe. Bd 2. Hrsg.
von Silvio Vietta und Richard Littlejohns. Heidelberg 1991
"Vossische Zeitung", 22. Dezember 1801
"Zeitung für die elegante Welt" 1803, Nr. 15
KG
Person: Johann Friedrich Ferdinand Fleck, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/771.
Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/771