Friedrich Heinrich Himmel

Lebensdaten

Nachname:
Himmel
Vorname:
Friedrich Heinrich
Geburtsdatum:
20.11.1765
Geburtsort:
Treuenbrietzen
Geschlecht:
männlich
Konfession:
evangelisch
Todesdatum:
08.06.1814
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Komponist

Genealogie

Genealogie:
Vater: Christian Friedrich Himmel (1724-1801/04), markgräflicher Kammerdiener, später Gastwirt in Treuenbritzen Mutter: Johann Christiane Elisabeth Ebel (1730-1787), aus Strausberg

Biographie

Lebenslauf:

1765
Friedrich Heinrich Himmel wird am 20. November in Treuenbrietzen in Brandenburg als Sohn eines Gastwirts geboren. Früh erhält er in seinem Heimatort gemeinsam mit dem späteren königlichen Kapellmeister Friedrich Ludwig Seidel Klavier- und Orgelunterricht.

1785
Himmel wird an der theologischen Fakultät der Universität Halle
immatrikuliert.

1787 bis 1792
Als Stipendiat Friedrich Wilhelms II. studiert er Komposition bei Johann
Gottlieb Naumann in Dresden.

1792
Die Aufführungen seiner Kantate "La Danza" und des "Oratoriums Isacco"
in Berlin bekommen zustimmende Kritiken. Friedrich Wilhelm II. ernennt
Himmel daraufhin zum Kammerkomponisten, schenkt ihm 100 Friedrichsd'or und
ermöglicht ihm eine zweijährige Studienreise nach Italien (1793-95).

1793-1795
Aufenthalt in Italien, vornehmlich in Venedig und Neapel.

1795
Die Aufführung seiner Opera seria "La morte di Semiramide" in Neapel
markiert den Höhepunkt seines Italienaufenthaltes. Als Hofkapellmeister
kehrt Himmel nach Berlin zurück. Himmel übernimmt den Posten des abgesetzten Johann Friedrich Reichardt. Das Verhältnis der beiden ist fortan gespannt.
Im Konzertsaal feiert der Virtuose Triumphe. Beethoven, der im Frühjahr 1796 u. a. den Berliner Hof besucht, trifft häufig mit ihm zusammen.

1797
Für die Hoffestlichkeiten anläßlich der Vermählung der Prinzessin
Auguste von Preußen mit dem Kurprinzen Wilhelm von Hessen-Kassel im Februar 1797 komponiert Himmel die Kantate "Hessens Söhne und Preussens Töchter".
Zur Begräbnisfeier für Friedrich Wilhelm II. am 11. Dezember 1797 schreibt
Himmel eine Trauerkantate, die unter Mitwirkung von rund 250 Sängern und Instrumentalisten im Berliner Dom aufgeführt wird.

Die Oper "Semiramide" wird in Berlin gespielt. Am Hof ist Himmel beliebt. Zum Prinzen Ferdinand pflegt er eine Freundschaft.

1798/99
Himmel unternimmt eine Konzertreise nach Petersburg (Anfang 1799 Aufführung seines "Alessandro"), Moskau und Riga. In Moskau erweist sich Himmel dem dort lebenden Klaviervirtuosen J. E. Häßler als durchaus ebenbürtig.

1801
Nach Berlin zurückgekehrt, leitet er hier u. a. eine Aufführung von
Haydns "Schöpfung". Seine Oper "Vasco da Gama" wird in Berlin
gespielt.

1802
Himmel unternimmt eine weitere Reise nach Paris, London und Wien,
findet jedoch keine Gelegenheit zum Konzertieren und kehrt bereits im
Dezember 1802 nach Berlin zurück.

1804
Mit der Uraufführung in Berlin im Mai tritt das Singspiel "Fanchon, das
Leyermädchen" seinen Triumphzug über die deutschen Bühnen an.

1806
Uraufführung der Oper "Die Sylphen". Anschließend begleitet Himmel Königin
Luise nach Pyrmont.

Aufenthalte in Rom, München und Leipzig. Kurz vor der
Schlacht bei Jena (14.10.1806) ist Himmel Gast bei der Herzogin Anna Amalie in Tiefurt bei Weimar, und "man musicirte mit schwerem Herzen" (Goethe, 1994, S. 270).

1808
Während der Besatzungsjahre weilt Himmel mit kurzen Unterbrechungen am preußischen Hof in Königsberg.

1810

Aufenthalt in Dresden.
Trotz seines guten Jahresgehalts von 2000 Talern steckt Himmel in
Geldnöten. Er wendet sich an Friedrich Wilhelm III. mit der Bitte, ihm seine
Berliner Schulden in Höhe von 4263 Talern zu erlassen. Der Monarch
entspricht der Bitte nicht, sondern ordnet stattdessen eine Gehaltspfändung an.

1811
In Karlsbad triff Himmel einige Male Goethe, der sich zur selben
Zeit dort aufhält. Dieser schreibt am 26. Juni über den Berliner Komponisten
an seinen Freund Zelter: "Himmel ist seit einigen Tagen hier und obgleich
leidend, doch immer der alte; lustig, mitteilend, und durch sein Spiel auch
die rohesten Instrumente verbessernd. Ich habe ihn immer zuwenig gehört und gesehen, und komme wegen seiner lustigen Lebensart nicht viel mit ihm zusammen; aber doch ist mir dieser Tage eingefallen, ob ich nicht die
Maxime, Überzeugungen, Triebe oder wie sie es nennen wollen, wonach er sich bei den Kompositionen lyrischer Gedichte richtet, oder von denen er geleitet wird, herausbringen könnte".

In sein Tagebuch vermerkt Goethe am selben Tag: "Im Saal. Bei
Razumovsky, wo Himmel vortrefflich spielte und ein Kastrat schlecht sang.
Bekanntschaft mit Fürst Kinsky". (Goethe 1993, S. 686 und 569).

1814
Nachdem er noch am 30. Januar und am 13. Februar öffentlich
konzertiert, stirbt Friedrich Himmel am 8. Juni im Alter von 48
Jahren in Berlin.

Am 14. Juni erscheint in der Haude- und SpenerschenZeitung ein ehrender Nachruf auf der Titelseite.

Seine Popularität erstreckt sich hauptsächlich auf den Raum Preußens und Berlins.

Robert Eitner schrieb in der ADB über ihn: "Hier ward
Himmel, der sich mit den Heroen nicht entfernt messen kann und nur
Alltagsmusik, wenn auch recht gefällige, machte, mit höchsten Tönen gefeiert und während die Throne Europas zusammenbrachen und die Völker niedergetreten wurden, ergötzte man sich in Berlin an Himmels tändelnder "Fachon". (...).
H. schrieb übrigens eine große Menge anderer, auch ernsterer Musiken, doch auch letztere nicht, ohne daß daraus sein leichter Sinn und sein mehr
gefälliges als tiefes Talent hervorlächelte. (...). Am glücklichsten aber
ist er in seinen Liedern, deren er zahlreich schrieb, darunter die Gesänge
zu Tiedges "Urania". Im Liede wußte er oft den naiven Ton des Volksliedes
glücklich zu treffen, darum wurden denn auch seine Lieder sehr viel gesungen und manche derselben haben sich, z.B. unter den Schulliedern, bis heute erhalten". (ADB, Bd 12, S. 435-436).

Etwas sachlicher charakterisiert Wilhelm Pfannkuch Himmels Werk hundert
Jahre später in der NDB: "Himmels kaum über die Grenzen Deutschlands
hinausgedrungenes Schaffen ist von jenen sozialen und kulturellen
Umschichtungsvorgang um die Jahrhundertwende bestimmt, innerhalb dessen das
musikbeflissene Bürgertum der von Adelskreisen gepflegten italienischen Oper
und Instrumentalmusik das weitgehend neuhumanistische und patriotisch
inspirierte, spezifisch bürgerliche Lied als die ihm am meißten gemäße
musikalische Gattung entgegenstellt. (...). Durch sein Bemühen,
Volkstümlichkeit durch Volksliedhaftigkeit und scheinhaften Affekt durch
Nacherleben des Textes zu ersetzen, erscheint Himmel in seinen besten
Liedern einer der eigenständigsten Vorläufer des Kunstliedes Schubertscher
Prägung im norddeutschen Bereich". (NDB, Bd. 9, S. 170).


Verwendete Literatur:
Eitner, Robert: Friedrich Heinrich Himmel. In: Allgemeine deutsche
Biographie. Bd. 12. Hrsg. von der Historischen Kommission der Bayrischen
Akademie der Wissenschaften. Neudruck des Originals: Leipzig: Duncker &
Humblot 1886, S. 435-436

Goethe, Johann Wolfgang von: Napoleonische Zeit. Briefe, Tagebücher und
Gespräche 1805-1816. Teil 1. Hrsg. von Rose Utenberger. Frankfurt a.M.:
Deutscher Klassiker-Verlag 1993. (= Goethe, Johann Wolfgang von: Sämtlicher Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche. Abt. 2, Bd. 6. Hrsg. von Hendrik Birus u.a.)

Goethe, Johann Wolfgang von: Tag und Jahreshefte. Hrsg. von Irmtraut
Schmid. Frankfurt a.M.: Deutscher Klassiker-Verlag 1994. (=Goethe, Johann Wolfgang von: Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche. Abt. 1, Bd. 17. Hrsg. von Hendrik Birus u.a.)

Pfannkuch, Wilhelm: Friedrich Heinrich Himmel. In: Neue deutsche Biographie. Bd. 9. Hrsg. von der Historischen Kommission der bayrischen Akademie der Wissenschaften. berlin: Duncker & Humblot 1972, S. 170-171

SH

Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Musik

Person: Friedrich Heinrich Himmel, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/661.

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