Von 1798 bis 1819 mit zahlreichen Unterbrechungen in Berlin.
Tiedge
studierte ab 1770 die Rechte in Halle, kehrte nach Abschluß des Studiums nach
Magdeburg, wo sein Vater als Conrector des Gymnasiums angestellt war, zurück
und war, nachdem ihm die Erlangung eines Justizamtes verwehrt blieb, seit 1781
in mehreren Städten als Hauslehrer oder Sekretär tätig. Bei seiner Tätigkeit
für die Familie v. Arnstedt in Ellrich lernte Tiedge unter anderem Göckingh und
dessen Familie, die Dichtern Christine v. Hagen, Gleim, Klamer Schmidt,
Stamford und Elise von der Recke kennen. 1784 wurde er von Gleim nach
Halberstadt eingeladen; Tiedge kam dieser Aufforderung 1788 nach. Bei seinen
Ortswechseln in der darauffolgenden Zeit hielt Tiedge den Kontakt. Im Herbst
1898 siedelte sich Tiedge in Berlin an, wo er J. J. Engel kennenlernte und eine
Zeit lang die „Ephemeriden„ herausgab. Kurzzeitig zog Tiedge nach Dresden,
wohin ihn Wilhelm Gottlieb Becker, der Herausgeber des „Taschenbuchs zum
geselligen Vergnügen„ eingeladen hatte. Über Halle kehrte er nach wenigen
Monaten wieder zurück nach Berlin. 1803 erneuerte er seine Freundschaft mit
Elise von der Recke, „eine unzertrennliche Freundschaft für das ganze Leben, an
deren Reinheit wol nur müßige Schwätzer zu zweifeln unternahmen„, so Max
Wendheim. In den folgenden Jahren unternahmen die beiden in den Sommermonaten Badereisen
nach Karlsbad, Teplitz, der Schweiz oder Italien und verlebten den Winter in
Berlin. Dort und auch später in Dresden, wohin Recke mit Tiedge 1819
übersiedelte, gehörte Tiedge als „treuer Freund„ Reckes stets zu ihrem
gesellschaftlichen Umkreis. Nach dem Tod der Recke 1833 lebte Tiedge von der
ihm hinterlassenen Pension und hielt weiterhin bis zu seinem eigenen Ableben
Gesellschaft. Zum Andenken an seinen Tod gründeten Freunde und Verehrer Tiedges
1841 in Dresden eine Tiedge-Stiftung, aus deren Vermögen Kunstwerke prämiert
und notleidende Künstler unterstützt werden. Gemäß dem Urteil von Zeitgenossen
entsprach die Rolle des Gesellschafters dem Wesen Tiedges. Dessen literarische
Produktion sei dahinter zurück geblieben.
Werke:
Tiedge veröffentlichte unter anderem Gedichte, Liedertexte und Beiträge in verschiedenen Zeitschriften und Reihen wie „Beckers Taschenbuch für das gesellige Vergnügen, „Löfflers Magazin für den christlichen Prediger„, „Zeitung für die elegante Welt„ und „teutsche Monatsschrift„. Erwähnt wird zudem Tiedges Lebensbeschreibung von Reckes Stiefschwester „Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland, Leipzig 1823, die auch in den Brockhausschen Reihe „Zeitgenossen. Neue Reihe„ veröffentlicht wurde. (No. XIII. u. XIV.; der gesammten Folge No. XXXVII. u. XXXVIII.)
Eine Aufzählung von Tiedges sämtlichen Werken ist in Goedeke´s Grundriß, 2. Aufl., Bd. 5, S. 455f. zu finden; seine gesamten Werke sind in 10 Bdchn. von A. G. Eberhard, Halle 1823-29, in der zweiten Aufl. Halle 1832-33 herausgegeben.
Person: Christoph August I. Tiedge, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/518.
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