Per Daniel Amadeus Atterbom

Lebensdaten

Nachname:
Atterbom
Vorname:
Per Daniel Amadeus
Geburtsdatum:
19.01.1790
Geburtsort:
Asbo/Ostgotland
Geburtsland:
Schweden
Staatsangehörigkeit:
schwedisch
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
21.07.1855
Sterbeort:
Stockholm
Sterbeland:
Schweden
Beruf(e):
  • Schriftsteller
  • Literaturhistoriker

Biographie

Lebenslauf:
1790
Atterbom wird am 19. Januar als Sohn eines Landgeistlichen im Kirchensprengel Asbo (Ostgotland/ Schweden) geboren. Er besucht das Gymnasium von Linköping.

1805
Beginn des Studiums an der Universität in Upsala. Die deutsche Literatur, die Atterbom schon früh kennenlernt, beeinflußt nachhaltig sein literarisches Schaffen.

1807
Atterbom stiftet zusammen mit mehreren Freunden die poetisch-kritische Gesellschaft "Musis Amici", 1808 umbenannt in "Aurora-Förderbund", deren Ziel es ist, die vaterländische Literatur aus den Grenzen des Akademismus zu lösen. Ein Zentrum dieser schwedischen Romatik-Bewegung ist die Universität von Upsala, an der Atterbom studiert. Benjamin Höijer, Professor für Philosophie und Ästhetik, macht die literarischen Ideen der Gebrüder Schlegel und Ludwig Tiecks an der Universität bekannt.

1810
Der Kreis um Atterbom gründet  in Upsala die bis zum Jahr 1813 bestehenden Zeitschrift "Phosphoros". Die Mitglieder des Kreises um Atterbom, zu denen auch der Dichter Eric Gustaf Gijer und der Historiker Lars Hammarsköld zu zählen sind werden "Phosphoristen" genannt. Ähnlich wie die Romatiker in Jena oder Berlin schreiben sie sich die programmatische Erneuerung der schwedischen Literatur auf die Fahnen.

1812-1822
Herausgabe der periodischen Publikation "Poetisk Kalender", einem der publizistischen Hauptorgane der schwedischen Romantik. Atterboms Freunde, Gustaf Gejer und den Theologen und Dichter Arvid August Afzelius gründen zudem den "Götischen Bund", eine romantische Gruppierung, die patriotischer und konservativer gesinnt ist, als die "Phosphoristen", aber ein ähnliches ästhetisches Ziel verfolgt.

1817-1819
Reise nach Deutschland und Italien. In Briefen an Freunde, Tagebuchaufzeichnungen und kleinen Selbstreflexionen beschreibt Atterbom die Begebenheiten der Reise. Sein Freund August Afzelius gibt die Schrift "Minnen frân Tyskland och Italien af P.D.A. Atterbom" 1859 anonym heraus. Franz Maurer übersetzt sie 1867 ins Deutsche.
Vom 9. Juli bis zum 26. August hält sich Atterbom in der preußischen Hauptstadt auf. Über Berlin schreibt er: "Überdies hat alles in der Bauart, in Anlage der Straßen, in der Ganzen äußeren Erscheinung eine gewisse prahlende und trockene Monotonie, die ohne Zweifel entweder der Berliner Charakter allegorisch schildert oder doch stark auf denselben einwirkt. Der Beschauer wird bald all der Richtschnurbauten, Linien und geometrischen Figuren überdrüssig, wie zierlich sie auch ausstaffiert sind, und glaubt beständig, unter Reihen von lauter Kasernen zu wandern. Der Eindruck kann umso weniger Illusion genannt werden, da es fast unmöglich ist, Füße und Augen nach irgendeiner Richtung zu wenden, ohne auf Soldaten, Paraden, Märsche und Manöver zu stoßen". (Atterbom 1867 S. 32).
Amalie von Helvig führt Atterbom in die Berliner Gesellschaft ein. Die mit einem Schweden verheiratete Dichterin und Übersetzerin, kennt Atterbom seit ihrem eigenen Aufenthalt in Upsala 1816. Über einen Abend in dem von ihr geführten Salon berichtet Atterbom: "Es war mir ein ganz neues Schauspiel, eine zahlreiche Versammlung zu besuchen, in der es zum guten Ton gehörte, etwas anderes als langweilig zu sein; wo beide Geschlechter, ohne daß sie über ein Nichts schwatzen oder einander boshaft mustern, mit ebenso großer Vertraulichkeit wie Lebhaftigkeit zum eigenen und allgemeinen Vergnügen beitragen; wo man anderen Zeitvertreib als Kartenspielen, Essen, Tanzen gleich einem Tagewerk sucht; wo angenehme Erzählungen, scharfsinnige Reflexionen, Gedichte, Ansehen von Malereien und Kupferstichen die Stunden beflügeln und wo jedes Mitglied es wagt und vermag, sich als ein Individuum mitzteilen, welches nicht unablässig durch Aufführung und Phrasenschwall eine alltägliche, auswendig gelernte Lektion wiederholt. (...). Im übrigen ist es glaubhaft, daß die Berliner Gesellschaften sich nicht überall, ja vielleicht nur in wenigen Häusern in so blendendem Licht zeigen, und man hat mir gesagt, daß der Ausländer erst in Dresden die Trefflichkeit des deutschen Gesellschaftslebens richtig kennenlernt. Desto besser! Ich komme bald dorthin". (Atterbom 1867, S. 34-35). Allerdings macht Atterbom in Berlin auch andere gesellschaftliche Erfahrungen. Er beklagt "merkwürdige Ausbrüche von Berliner Vaterlandsliebe". An anderer Stelle bemerkt er, daß ihn "das ewige Schwatzen über Bildung, Kunst, Ideen und Literatur sehr wenig (erbaue), sobald ich einsah, daß der herrschende Ton bei den meisten, gerade wie bei uns, von Mode und Jargon bestimmt wurde und daß die Menge, ebenso wie bei uns, aus flachen prosaischen Naturen bestand". Die Präsenz des Millitärs empfindet er als erdrückend: "Außerdem fühlt man sich bei jeder Gelegenheit daran erinnert, daß man die Ehre hat, mit lauter ausgesucht tapferen Männern und Rittern Umgang zu haben. Ich fand es nicht leicht einen jungen Menschen, der nicht entweder Soldat war oder dies doch kürzlich gewesen wäre". (Atterbom 1867, S. 56 ff.)
Dennoch scheint es ihm in Berlin zu gefallen, auch wenn er sich an einigen Stellen über die staubige Stadt ereifert. Er lernt stadtbekannte Persönlichkeiten kennen, besucht mehrfach das Theater, läßt sich über die Baukunst des Schlosses aus und wird Mitglied in der noblen Lesegesellschaft des "Casinos". Interessant ist eine Bemerkung über den allgemeinen Geschmack der Berliner: "Im übrigen läßt sich nicht leugnen, daß die ästhetische Kultur hier wirklich populär geworden ist; sie ist sogar zu den Stiefelputzern und Dienstmädchen herabgestiegen. Die Kellner in den Wortshäusern prüfen mit Kennerblicken plastische Kunstwerke, die Barbiere sprechen von Schönheitssinn und Kunstgefühl, die Haarschneider von Gemüt und geläutertem Geschmack. Meine Aufwärterin beschwor mich, nicht die Aufführung von Schillers 'Jungfrau' zu versäumen; 'es ist' sagte sie, 'ein dramatisches Gedicht, daß der deutschen Nation Ehre macht'! Auf der Türschwelle des Hauses, welches ich bewohne, saß gestern Abend ein Bedienter, blickte in die Abendröte und sang mit schmelzender Stimme aus der Oper 'Undine':'Rauscht, ihr grünen Bäume durch die nacht' usw. Alle Kindermädchen lesen Fouqué und Hoffmann" (Atterbom 1867, S. 51-52).
Ein Jahr später kehrt er am 18. Mai nach Berlin zurück bis er am 10. August die Hauptstadt endgültig verläßt.

1819
Rückkehr nach Upsala. Atterbom wird als Lehrer des Kronprinzen angestellt zur Unterrichtung der deutschen Sprache und der Literatur. Er begleitet den Kronprinzen von Upsala nach Stockholm.

1821
Ernennung zum Dozenten für Geschichte an der Universität in Upsala.

1824
Ernennung zum Adjunkt der Philosophie an der Universität in Upsala.

1828
Beförderung zum Professor der Logik und Metaphysik.

1835
Atterbom tauscht seine Professur gegen eine Professur für Ästhetik.

1839
Aufnahme in die Akademie der Künste zu Berlin.

1855
Atterbom stirbt am 21. Juli im Alter von 65 Jahren in Stockhlom.



Verwendete Literatur:

Atterbom, Per Daniel Amadeus: Aufzeichnungen des schwedischen Dichters P.D.A. Atterbom über berühmte deutsche Männer und Frauen nebst Reiseerinnerungen aus Deutschland und Italien aus den Jahren 1817-1819. Übersetzt von Franz Maurer. Berlin: Heymann 1867.



SH


Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Deutsche Sprache und Literatur

Person: Per Daniel Amadeus Atterbom, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/488.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/488