Lebenslauf:
1763
Suzette wird am 26. Juli als zweites Kind von Daniel Chodowiecki und Jeanne Barez in Berlin geboren.
1785
Heiratet am 8. 6. 1785 den Prediger der reformierten französischen Gemeinde Brandenburg und späteren königlichen Bibliothekar und Aufseher des Berliner Münzkabinetts Jean Henry.
1786
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ihr eigenes Bildniß in Pastell", "Brustbild des Abts Blarer", "Brustbild der Frau Direktor Breymann in Brandenburg", "Eine betende Magdalena, nach Batoni", "Ein einen Pfeil anspitzender Amor, nach Mengs", "Ein alter Mannskopf, nach [Joachim Martin] Falbe" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1786:284-289).
1787
Wohnhaft in Potsdam.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein Familienstück", "4 Bruststücke", "Bildniß des verstorbenen Geh. Raths Jordan, nach Pesne" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1787:221-223).
1788
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Eine Heil. Familie in der Königl. Gallerie zu Potsdam nach Andrea del Sarto kopiert", "Diogenes einen Menschen suchend eb. d. s. nach Claude Vignon kopiert", "Ein Familien Stück", "Drey -Bildnisse alle Sechs [sic!] in Pastell gemahlt, unter dieser Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1788:271-274).
1789
Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.
Dazu Notiz in der Haude- und Spenerschen Zeitung, Nr. 140, vom 21. November 1789, Titelseite: Die Königl. Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften, hat bei ihrer am 14ten d. gehabten Sitzung, die Frau Predigern Henry, gebohrne Chodowiecka, einstimmig zu ihrem ordentlichen Mitgliede aufgenommen.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Pastellgemälde:
"Ein Familienstück", "Zwei junge Mädchen", "Zwei Kinder", "Amor nach Titian in Oel gemahlt" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1789:176-179).
1791
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"a.) Ein Familienstück. b.) Zwei Kinder. c.) Zwei Bildnisse, d.) Die Auferweckung Lazari, nach Rubens" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1791:42).
1793
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Gesellschaftsgemählde", "Ein Portrait".
Unter den nachgereichten Arbeiten:
"Bildniß des Herrn Geheimen Raths Oswald in Pastel" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1793:72.73.339.340).
1794
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessinn von Preußen, In der Stellung und dem Costum einer antiquen Statue (einer der Töchter des Lycomedes) vorgestellt", "Ebendieselbe im gewöhnlichen Costum", "Ein Familienstück", "Ein Damen-Portrait", "Drei Manns-Portraits (unter derselben Nummer)", "Zwei männliche Bildnisse in Miniatur (unter einer Nummer)" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1794:53-58).
1795
Umzug von Potsdam nach Berlin.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein Familienstück, halbe Figuren, Lebensgröße", "Zwei Kinder, die ein drittes in einem Korbwagen fahren", "Ein Familienstück, ganze Figuren" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1795:62-64).
1797
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Zwey Kinder bey einem Klavier", "Ein Kind mit einer Taube", "Ein lesendes Kind", "Zwey Bildnisse unter einer Nummer", "Eine Madonna nach Carl Maratti" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1797:374-378).
1798
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung.
"Die Freude. Ein kleiner Knabe freut sich über eine ausgegrabene Pflanze", "Die Traurigkeit. Ein kleines Mädchen weint über eine todte Taube. Beide in Ölfarbe", "Eine Mutter mit einem Kinde, in Miniatur" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1798:31-33).
1800
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
In einer Folge von acht Gemählden stellt die Künstlerin die Erziehung der Töchter vor. Viere davon zeigen die bessere Erziehungsart derselben unter der gebildeten Klasse, und viere die mit jenen kontrastieren, wie manche Töchter für die große Welt erzogen werden:
"Eine Mutter reicht ihrer jüngsten Tochter selbst die Brust, und zeigt zugleich der ältesten in einem botanischen Bilderbuche die Abbildungen der Pflanzen. Mineralien, geschnitzte ausländische Thiere, Pflanzenprodukte, sind dieser Tochter Spielsachen, über welche sonst der Vater zu sprechen pflegt. Anstatt der Wiege und Federbetten sieht man hier einen Korb mit wollenen Decken."
"Eine düstre Domestikestube ist der Aufenthalt der Kinder einer Mutter, die sich wegen der Toilettengeschäfte des Vormittags, und der nothwendigen Gegenwart in der großen Welt des Nachmittags, unmöglich mit ihren Töchtern selbst beschäftigen kann. Die älteste Tochter hat ein Buch das Gespenstergeschichten enthält weggeworfen, um mit angestrengter Aufmerksamkeit dem Gezänke der aufgebrachten Amme mit der Mutter ihres Verführers zuzuhören. Der Säugling erhält von dieser Amme die durch den Zorn vergiftete Milch. Das Hausmädchen auf dem Strohstuhle möchte kein Wort verlieren, und der Bediente, ihr Liebhaber, dampft zur ausdünstenden Wäsche auf der Leine, und zum Ofenrauch, noch seinen Tabaksqualm."
"Die Kinder werden von dem sorgfältigen Vater selbst in der vaterländischen Geschichte, in der Erdbeschreibung etc. unterrichtet. Die älteste Tochter hört mit Aufmerksamkeit zu; die jüngere, gereizt von dem Bilde auf der Landkarte, heftet ihren Blick auf dasselbe. Die in den Lehrstunden immer gegenwärtige Mutter liebkoset ihr Söhnchen."
"Dagegen erhält die verwahrloste Tochter eine modische Erziehung in eine [sic!] Pensionsanstalt. Eine alte Erzieherin, mit schrecklichem Gesicht, läßt in ihrer Schule die Madmoiselle den Katechismus hersagen. Sie steht vor ihrer Gebieterin mit ängstlichem Nachsinnen; und mit einer Geldbörse, die sie für den Herrn Vater zum Geburtstage strickt, beschäftigt. Die goldene Kette und der Amorpfeil in ihren Haaren sind der neueste Geschmack und das vorzüglichste Zeichen ihrer feinen Bildung. Daß dieser Pfeil unter den heranwachsenden Töchtern schon seine Verwüstung anrichtet, das sieht man an der Stubenthüre, wo der Friseur eben ein Billetdoux einer jungen schönen zusteckt. Der alte Rechenmeister wird unterdessen der Kinder Spott, wie die in die Perücke gesteckten Düten anzeigen. bemerkenswerth ist die Beschäftigung der Schülerinnen. hier schneidet eine Nasen - die andere droht - zwei putzen sich vor dem Spiegel, und die kleinere achtet darauf, - eine andere ißt Kuchen und zieht ihrer Nachbarin das Buch weg. Die Autorität der Erzieherin liegt auf dem Tische neben der Schnupftabaksdose."
"Neben dem Unterricht in der Führung einer Haushaltung und in andern weiblichen Arbeiten, den die sorgfältig erzogene Tochter von ihrer Mutter erhält, wird ihr Gefühl fürs Edle und Schöne ausgebildet. Ihr Talent für Musik übt sie auf dem Klavier und der Harfe. Eben hat sie das schöne Lied: Hebe sieh in sanfter Feyer ec. gespielt, und mit solcher Anmuth gesungen, daß der junge Hausfreund hinter ihrem Stuhle, der ihren Gesang zuweilen mit seiner Stimme begleitet, seine Rührung nicht verbergen kann. Die mit Nähen beschäftigte Mutter hört dieser Unterhaltung zu, und wünscht sich im Stillen den jungen Mann zum Schwiegersohn. Wahrscheinlich ist ihre im Zimmer befindliche Büchersammlung vom Vater mit Sorgfalt gewählt, und die Stafeleien mit der ausgespannten Leinwand zeigen, daß sie auch zeichnet und mahlt."
"Nachdem die verwahrloste Tochter in der Pensionsanstalt dressirt ist, kehrt sie in ihrer Eltern Haus zurück. Bekannt mit den neuesten Moden, worunter der transparente Linon als Kleidung gehört, reizt sie einen modischen Geck, der sehr bald erfährt, daß sie aus alter Zuneigung ihre Amme zuweilen besucht. Hier hat sie ein Rendezvous mit ihm. Er erscheint und umfaßt sie. Ungeübt für solche Behandlung, strebt sie zurück. Die Amme scheint ihr Muth einzusprechen. Die Uhr zeigt auf die Dämmerungsstunde und die Musse [?] deutet die Jahreszeit an."
"Übereinstimmung des Geschmacks im Kunst-Schönen war die Veranlassung zum öfteren Umgange zwischen dem Hausfreunde und der wohlerzogenen Tochter. Unter der beständigen Aufsicht der Mutter, entglomm reine Liebe in seinem Herzen zu dieser gebildeten Schönen. Er findet Gegenliebe, und nun bittet er die Eltern um ihre Zustimmung. Der Vater, erfreut über seinen Entschluß, scheint zu sagen: ich habe nichts gegen ihren Wunsch; willst du meine Tochter, so gieb ihm deine Hand. Sie reicht sie ihm mit jungfräulicher Unbefangenheit. Die Aufrichtigkeit seiner Liebe zeigt der junge Mann durch die auf seine Hand gelegte Brust an. Die Mutter hebt dankbar ihre Hände zum Himmel, daß ihr stiller Wunsch erhört worden ist. Die Inséparables im Vogelbauer, der sich anschmeichelnde Hund und das Nähzeug auf dem Tisch, bedürfen keiner Erklärung."
"Die verfehlte Erziehung endiget sich mit einer gezwungenen Heirath. Der Vater hat seine Tochter, ohne sie zu befragen, einem reichen Cavalier versprochen, und ergrimmt über ihre Einwendungen, ergreift er ihre Hand und reicht sie dem entzückten Bräutigam. Die Mutter braucht die mildern Waffen. Die Tochter scheint nach ihrem Geliebten zu seufzen, und wird ihn wohl in gutem Andenken behalten." (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1800:63-70)
1802
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Die Folge der glücklichen und der unglücklichen Ehe, als Fortsetzung der auf der vorherigen Ausstellung ausgestellten die schlechte und die gute Erziehung vorstellenden acht Gemälde."
I. Häusliche Beschäftigung.
"Umgeben von ihren drei Kindern sitzt die gute Mutter und sittsame Gattin ohne fremde Gesellschaft zu Hause, und beschäftigt sich in Abwesenheit ihres Mannes, nebst ihrer ältesten heranwachsenden Tochter, mit Nähen. Das jüngste Kind schläft neben der Mutter im Korbe, das an der Erde scheint mit ihr zu sprechen. Eine edle Einfalt und Unschuld der Sitten, häusliche Ruhe und nützliche Beschäftigung scheinen hier an der Tagesordnung zu seyn."
"Die in der großen Welt lebende, aber unglücklich verheirathete und kinderlose Dame, ist in Abwesenheit ihres Herrn Gemahls, nicht aber seinetwegen, ernstlich mit der Toilette beschäftigt, und wird in diesem Geschäft von einem eleganten Friseur und von ihrer Kammerjungfer unterstützt. Sie erwägt mit der größten Sorgfalt, welche von diesen gleich modernen Federn zu dem Turban sich am besten schicken wird. Der Friseur ist der Meinung, man müsse mit der blonden Peruque heute die schwarzen Haare verbergen. Ein eleganter Stutzer, der sich nach seiner Willkühr auf den Lehnstuhl ausgestreckt hat, und durch sein Glas alles scharf beobachtet, hilft die Sache entscheiden. Ein Anderer kömmt eben herein, und bittet entzückt über den geschmackvollen Anzug, ums Himmels Willen, nichts daran zu verändern."
II. Häusliche Freuden.
"Die gute Mutter sitzt an einem Eichenstamme beim Untergang der Sonne, und erfreut ihre Kinder und Kindergespielen mit den sanften Tönen der Harfe. Ein freier Platz hinter dem Gebüsche des Landhauses, welches sie bewohnen, reizt ihre Lieblinge zum Tanzen, den der kleine auf den Schuhspitzen stehende Knabe so gern mitmachen mögte."
"Die andere Dame findet ihre Freuden bis spät in der Nacht mit 3 eleganten Besuchsdamen am Spieltische. Dieses Geschäft hat die am Ende des Tisches Mitspielende fast aufgezehrt. Um sich das Glück günstiger zu machen, ergreift sie das unschuldige Mittel, in die Karten ihrer Nachbarin zu schielen. Die junge Wirthin ängstigt bei beträchtlichem Geldverluste das neue schlechte Spiel, welches sie dem Herrn hinter dem Stuhl rathfragend zeigt. Kalt und ohne Theilnahme gleitet der Blick seines Auges über die Karten. Ihr Herr Gemahl entläßt indessen im Hintergrunde die weggehenden Fremden."
III. Eheliche Treue.
"Eben kehrt der längst erwartete Gatte und Vater von einer Reise in den Schooß seiner geliebten Familie zurück. Alles ist in Bewegung, ihn zu empfangen, seine zärtliche Gattin eilt an seine Brust. Sein Sohn umfaßt ihn. Ein zweiter kömmt im vollen Laufe auf ihn zu. Die Tochter ruft die alte Großmutter, die mit dem verlangenden jüngsten Kinde auf dem Arm langsam aus der Hausthüre kömmt. Alles bis auf den Hund ist voller Freude über seine Ankunft."
"Der alte Ehegemahl, der sich mit einer jungen und raschen Dame wider ihren Willen vermählte, sieht die Folge davon. Er kömmt unerwartet nach Hause, und steht unbemerkt an der halboffenen Thür. Ergrimmt über das, was er hört, gebietet er sich selbst Stillschweigen, um mehr hören zu können. Die Haare der Perücke scheinen sich erstaunt empor zu heben. Die Liebenden auf dem Sopha hören und sehen nicht, denn beide sind in ein sehr interessantes Gespräch vertieft. Sie versichern sich eheliche Treue, solbald der Alte aus dem Spiele seyn wird."
IV. Die Schlußfolge.
"Die Wiederherstellung des Ehegatten nach einer schweren Krankheit wird ein Familienfest. Der alte Hausarzt hat der frohen Familie diese süße Hoffnung zugesichert. Von seiner Krankheit noch ermattet, ist der Genesende der einzige, der diese allgemeine Freude noch nicht ganz theilen kann. - Die so lange bekümmerte Gattin bekömmt endlich die Belohnung ihrer mit Treue und Liebe erfüllten Pflichten, und überläßt sich der Freude, ihre heißen Wünsche endlich erfüllt zu sehen, und der süßen Hoffnung, ihren Geliebten noch lange zu besitzen. Die jüngste Tochter schlägt dem Arzt reifes Obst statt der Arzneimittel vor."
"Die Überraschung auf dem Sopha hat diese Scene zur Folge. Der aufs äußerste beleidigte Ehemann fordert die Scheidung und will sie verklagen. Sie aber wird seine Anklägerin und zählt ihm mit Heftigkeit eine Menge von Verbrechen und unerträglichen Schwächen auf. Unter welche sie ihre Verheiratung wider ihren Willen als Hauptfehler aufführt. Der Richter ist über ihr ungestümes und heftiges Wesen entrüstet, und ermahnet sie zum Respect, den Mann zur Schonung. Ein Assessor gähnt; dem anderen macht es eine lustige Unterhaltung." (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1802:60-67)
1804
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Drei Gemälde, die Ergötzungen verschiedener Stände vorstellend":
"Volksfreuden. Vor der Thür einer Tabagie sitzt der Wirth mit zwei alten Bürgern, welche nach einem guten Trunk Wein lustig eine Partie Dreiblatt spielen. - Etwas weiter hin sitzt ein ehrlicher Bürger, mit großem Wohlbehagen sein Pfeifchen rauchend. Die Mutter ist beschäftigt unterdessen ihren Kindern ein Vergnügen zu machen. Vier Gevatterinnen versüßen sich den Genuß des Caffe's durch lebhaftes Plaudern, während die Männer im Hintergrunde Kegel schieben. - Ein feiner Handwerksbursche will sein Mädchen zum Tanz ins Hause führen; aber diese giebt dem schönern Kammerhusaren den Vorzug. - Noch bringet ein kleiner Aufwärter Caffe; ein alter Musikant geiget aufs beste, und im Hause sieht man mehrere lustige und tanzende Personen."
"Die Freuden des Mittelstandes. In einer lachenden Gegend sitzt vor der Thür seiner ländlichen Wohnung ein Greis, in glücklicher Betrachung seiner frohen Familie, sich mit einem Glase Wein labend. Auf seinem Schooße ruhet sein jüngster Enkel. Er ergötzt sich an den Gesang, welche drei junge Mädchen anstimmen, und an den Anblick der Abendsonne. Jedes Mitglied dieser glücklichen Familie genießt ein seinem Alter angemessenes Vergnügen. Hier spielen Kleinere mit einem Taubchen [sic!], dort tummeln sich Größere in muntern Kreise; weiterhin nahert [sic!] sich langsam und liebkosend der Jüngling mit seiner Braut, und näher sitzt das junge Ehepaar, und genießt die süßen Vater- und Mutterfreuden."
"Die glänzenden Vergnügungen der großen Welt. Eine zahlreiche Gesellschaft ist nach einem großen Dinner im Gartensaal versammelt, um daselbst dem Verdauungsgeschäft durch den Genuß des Caffe's zu Hülfe zu kommen. Die Dame des Hauses ist eben mit der wichtigen Aufgabe beschäftigt, die Spielpartien dem Stande und dem Vermögen der Gäste gemäß einzurichten."
"Kopie eines Originalgemäldes von Gerard Dou, in der Bildergallerie der Thuillerien zu Paris befindlich. Eine junge Frau, welche aus dem Fenster eine Weintraube gepflückt hat, vorstellend. Die Copie ist an Ort und Stelle verfertigt worden." (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1804:29-32)
Unter den nachgereichten Arbeiten:
"Der Schlaf, nach Hogarth. An einem schwülen Nachmittage stehet selbst halbschlummernd ein alter Prediger auf der Kanzel, und schläfert sein ganzes Auditorium mit einer Predigt über die Wort ein: 'Kommet zu mir ihr Müden! Ihr werdet Ruhe finden." (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1804:561)
1806
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"In einer Folge von zwölf Gemählden, deren aber nur acht fertig geworden, wird die kontrastirende Parallele der Lebensweise am Sonntage im Anfange des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts vorgestellt":
"Früh Morgens vereinigen sich die Hausmutter und der Hausvater mit ihren Kindern und fangen den Tag mit Andachtsübungen an. Der Vater liest in der Bibel; Mutter und Kinder hören andächtig zu. - Die alte Magd wartet das Ende der Andachtsübung ab, um das Frühstück, welches in einer Suppe besteht, aufzutragen."
"Gegenstück. Die Hausfrau des neunzehnten Jahrhunderts, noch ermüdet von der Gesellschaft, die gestern bis spät in die Nacht sich verzog, sitzt auf ihrem Bette; - die Familie ist zerstreut. Nur zwei von den Kindern sind anwesend und auf verschiedene Art beschäftigt. Der Vater liest die Zeitung. Rechts steht ein Stuhl mit dem Putz, welchen die Damen den vorherigen Abend angezogen hatten, beladen."
"Die Hausfrau aus dem vorherigen Jahrhundert tritt in ihrem Sonntagsputze in die Kirche, von ihren Töchtern begleitet. Der Prediger tritt eben auf die Kanzel, und die Kirche ist schon ausgefüllt mit Leuten, die andächtig singen."
"Gegenstück. Eine leere Kirche, wo hier und da einige wenige andächtig dem Prediger zuhören."
"Nach der Kirche geht die Hausmutter selbst in die Küche, um den Speisen den letzten Reiz zu geben. Die Magd horcht aufmerksam, ob ihre Hausfrau mit der Brühe zufrieden ist. Die Töchter nehmen Antheil an den weisen Berathschlagungen, welche hier gehalten werden, und helfen selbst Hand mit anlegen."
"Gegenstück. Die jetzige Hausfrau sucht an demselben Tage ihren Verstand und Geist zu vervollkommnen, und wohnt einer gelehrten, ästhetischen oder philosophischen Vorlesung bei. Der Professor ist von einer zahlreichen Versammlung umgeben, welche ihn mit gespannter Aufmerksamkeit anhört. Einige schreiben sich die wichtigsten Theile des Vortrages auf."
"Die Hausfrau aus der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts hat Freundinnen und Verwandtinnen gebeten, um sie mit einer Tasse Kaffee zu laben; damals ein noch seltener Genuß. Sie sitzen schon um drei Uhr Nachmittags, in ihrem Sonntagsschmuck, um einen mit altfränkischem Kaffeegeschirre bedeckten Tisch und verplaudern auf ihre Weise die Zeit."
"Die jetzige Gemahlin sitzt mit ihrem Gemahl um die nämliche Stunde bei Tische, und legt den Herren vor, die er zum Mittag gebeten hatten. Der Mann läßt seine Gäste von seinen Weinen kosten, welche Behagen daran zu finden scheinen."
"(Die vier letzten Gemälde, welche den Nachmittag und den Abend schildern, haben in Oel nicht können vollendet werden; sie sind aber nach den Zeichnungen der Mad. Henry so wie die acht obigen, vom Herrn Henne in Kupfer gestochen worden. Hier folgt der Inhalt derselben:
"A.) Die Hausfrau kommt von einem einsamen Spaziergange zurück, den sie mit ihrem Manne und ihren Kindern gegen Abend im Felde gemacht hatte, um sich an dem Anblick der schönen Natur zu erfreuen.
B.) Gegenstück. Die heutige Dame ist an einem öffentlichen geräuschvollen Spaziergange an einem Tische von eleganten Herren und Damen umringt.
C.) Die Hausmutter hat ihrem Manne und Kindern bei ihren Eltern zu Abend gespeiset, und ist schon um neun Uhr Abends im Begriff, Abschied zu nehmen und sich nach Hause und zur Ruhe zu begeben.
D.) Gegenstück. Die heutige Dame kommt in der nämlichen Stunde mit ihrem Herrn Gemahl in einem eleganten Thé dansant. Der Herr und die Dame des Hauses bewillkommen sie. Die Damen erheben sich, um sie zu empfangen. Es wird eben Thee serviert; man arrangirt die Spielpartien, und im angränzenden Saale wird schon getanzt.)" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1806:24-31)
1807
Aus dem Cottaschen Taschenbuch für Damen aus dem Jahr 1806 übernimmt Henry Motive des Zeichners Eberhard Siegfried Henne und führt sie als Malereien aus.
1808
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Ölgemälde:
"Acht Gemälde mit kontrastirenden Vorstellungen von den Sitten und Beschäftigungen am Sonntage im vorigen und jetzigen Jahrhundert", "Ein Familiengemälde", "Eine Platte, worauf eine Scene aus der Klandine von Florian vorgestellt ist", "Mehrere Bildnisse" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1808:82-85).
1810
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Die Verschiedenheit der Lebensweise des verheiratheten und unverheiratheten Mannes in vier Bildern dargestellt": "Einsamkeit des unverheiratheten Mannes in seiner Wohnung", "Der Hausvater wird von seiner Familie froh empfangen", "Der Unverheirathete genießt sein Mittagsmahl bei einem Restaurateur", "Der Hausvater sitzt nach dem Mittagmahle im Kreise seiner Familie und erfreut sich mit seiner alten Mutter an dem Gesange seiner ältern Tochter, unterdessen die jüngere den Armen von ihrem Überfluße mitzutheilen wünscht", "Das Porträt des zehnjährigen göttingischen Studenten Karl Witte", "Mehrere Porträts unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1810:40-45).
1812
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Drei Gemälde, Scenen aus Oberon von Wieland":
"Ritter Hüon und Scherasmin sind eben in Bagdad angekommen. Nachdem die Alte sie in ihre Hütte eingeladen hat, erzählt sie ihnen den Traum von Rezia: 'Und was unglaublich ist, so hat ein bloßer Traum / Die Schuld daran. - Ein Traum? ruft / Hüon ganz im Feuer; / Ein Traum? ruft Scherasmin, welch seltsam Abentheuer!' Ges. 4. Strophe 45.";
"Ritter Hüon findet Amanda in der Grotte mit dem kleinen Hüonet an der Brust. - 'O welch ein Augenblick, / Er sieht das holde Weib mit einem Liebesgotte / An ihrer Brust vertieft, verschlungen in ihr / Glück.' Ges. 8. Stroph. 80.";
"Amanda, Hüon und Alphons sitzen vor ihrer Hütte, am Abend vor Alphonsens Tode. Er fühlt sein nahes Ende und spricht mit ihm von seinem Hinscheiden. 'Da fing der fromme Greis, mit mehr gerührtem Ton / Als sonst, zu reden an von diesem Erdenleben / Als einem Traum, und vom Hinüberschweben / Ins wahre Seyn. - Es war, als wehe schon / Ein Hauch von Himmelsluft zu ihm herüber, / Und trag' ihn sanft empor indem er sprach. / Amanda fühlte, die Augen gehn ihr über, Ihr ist's, als fähre sie dem halbverschwundnen nach. / Mir, fuhr er fort, mir reichen sie die Hände / Vom Ufer jenseits schon.' u.s.w. Ges. 9. Stroph. 29 u. 31.";
"Mehrere Porträte, unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1812:52-55).
1812-1814
Ab dem 2. November Aufenthalt in Paris. Dort Kontakt zu Christoffer Wilhelm Eckersberg. (Becker: S. 359 u. 421, Anmerk. 1186)
1816
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Eine in dem Museum zu Paris 1814 verfertigte Kopie der Madonna des Raphael, berühmt unter dem Namen la belle Jardiniére, in der Größe des Originals", "Verschiedene Bildnisse, unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1816:42.43).
1818
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Einige Porträts, unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1818:36).
1819
Am 27. März stirbt die erfolgreiche Malerin 55jährig in Berlin.
Christopher Drum
Literatur
Becker, Wolfgang: Paris und die deutsche Malerei. 1750-1840 [= Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 10], München 1971. 507 S.