Johann Friedrich Wilhelm Himly

Lebensdaten

Nachname:
Himly
Vorname:
Johann Friedrich Wilhelm
Geburtsdatum:
29.09.1769
Geburtsort:
Braunschweig
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
04.10.1831
Sterbeort:
Braunschweig
Beruf(e):
  • Beamter
  • Pädagoge

Genealogie

Genealogie:
Bruder: Karl Gustav Himly (1772-1837), Augenarzt Ehefrau: Luise Christiane Wilhelmine Ahrens (1771-1820) Tochter: Name unbekannt

Biographie

Lebenslauf:
1769
Am 29. September wird Johann Friedrich Wilhelm Himly als Sohn des Geheimen Cabinetssekretärs Himly in Braunschweig geboren. (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535)

Besuch des Collegiums Carolinum in Braunschweig.
Studium an der Universität Helmstedt. (Kemnitz, 2002, S. 20)

1789
Studium an der juristischen Fakultät der Universität Göttingen. (Kemnitz, 2002, S. 20)

1793
Himly wird Legationssekretär unter dem preußischen Gesandten Christian Wilhelm Dohm in Köln. (Meusel, 1801: 9. Bd., S. 593; Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535)

1795
Versetzung nach Halberstadt. (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535)

1799
Eheschließung mit Luise Christiane Wilhelmine Ahrens (Großnichte von Johann Wilhelm Ludwig Gleim). (Callinsen, 1840: 28. Bd. S. 535)
Durch die Familie Gleim lernt Himly die Werke des Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi kennen. (Kemnitz, 2002, S. 21)

1800
Versetzung nach Berlin. Himly ist dort im Haus Leipziger Straße 115 ansässig.
Kurz darauf Anstellung im "Departement der auswärtigen Affairen", Himly übt hier die Tätigkeit eines "expedierenden Sekretärs" aus und ist dort vor allem für den Schriftverkehr, der die finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten der königlichen Familie sowie die auswärtigen Angelegenheiten des preußischen Staates regelt, zuständig.(Meusel, 1801: 9. Bd., S. 593; Callinsen, 1840: 28. Bd. S. 535; Kemnitz, 2002, S. 21)

Privat studiert Himly pädagogische Schriften und Aufzeichnungen. In den nicht erhaltenen "Pädagogischen Tagebüchern" hält er die Entwicklung seiner Tochter fest. (Schmidt, 1831: 9. Bd., S. 867)

1802
Himly veröffentlicht erstmals Texte in der "Berlinischen Monatsschrift": Zwischen Mai und Oktober erscheinen die Artikel: "Ein abgedrungenes Wort über gewisse neuere Regierungskritiken", "Anfrage, die Begriffserzeugung in den Taubstummen betreffend" und "Dichterwerth. Ein Fragment"

1803
In de "Berlinischen Monatsschrift" erscheinen die Artikel  "Zur Einleitung in die Pestalozzische Unterrichtsmethode", "Vom richtigen Geschmack der Ideen", "Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Einige Grundzüge seiner poetisch-menschlichen Charakteristik und Lebensgeschichte" sowie "Erinnerungen zu der vorstehenden Nachschrift".
Außerdem erscheint in den "Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen" der Artikel "Versuch einer Einleitung in die Grundsätze des Pestalozzischen Elementarunterrichts: nebst Anhänge: über die Olivierische Lese- und Rechtschreibungs-Lehrmethode".

1804
In Berlin erscheint die Schrift "Beytrag zur näheren Einverständigung über die Pestalozzische Methode".
Außerdem veröffentlicht der "Berlinischen Monatsschrift" zwei Artikel Himlys: "Gleim und Ramler" sowie "Ein Nachtrag dazu".

1805
In einem Brief Pestalozzis, zu dem Himly inzwischen in freundschaftlicher Verbindung steht, heißt es: "Halten Sie es für wahrscheinlich, daß die Zahl der Menschen, die sich in Berlin für die Methode interessiert, mir ein paar Jünglinge senden könnte, die sich ganz dem Studium der Methode widmen würden? Noch wichtiger wäre es für die Methode, [...] daß ich in dem Plan unterstützt würde, eine Anzahl armer Jünglinge ganz für die Methode zu erziehen, um dann allenthalben, wo man die Einführung wünschte, tüchtige Subjekte zur Ausführung des Endzweckes abgeben zu können [...] Sagen Sie mir, darf ich diese Ideen ohne Gefahr, mißkannt und mißverstanden zu werden, in das Publikum werfen, und sind Ihnen in Berlin einige Personen bekannt, von denen Sie glauben, daß sie meine diesfälligen Wünsche befördern würden?" (Zitiert nach Kemnitz, 2002, S. 29)

In der "Berlinischen Monatsschrift" erscheint der Artikel "Ueber die erste Erziehung, nebst einigen Notizen zur pädagogischen Litteratur".

1806
Im Verlag der "Neuen Societät-, Buch- und Kunsthandlung" in Halle erscheint Himlys Buch "Erörterung des Gallschen Versuchs einer fortgesetzten Gehirnlehre, nach seinem psychologischen Gehalte".

1807
In der "Berlinischen Monatsschrift" erscheint der Artikel "Ueber das Sich-Einbilden".

1808
Himly publiziert im Verlag Friedrich Braunes die Schrift "Gall und Lavater. Beytrag zur vergleichenden Würdigung der neuen und alten Physiognomik". Im Vorwort dazu heißt es: "Diese Schrift hat einen doppelten Zweck. Der früher erschienenen 'Erörterung des Gallschen Versuchs' schien noch das Schlußwort zu fehlen: es ist hier und zwar so gegeben, daß es wohl Niemanden unverständlich seyn wird [...]. Ausserdem aber schien es, so wie in nächster Beziehung, auch in macher anderer Hinsicht angemessen, ja nothwendig: bey dieser neuen Physiognomik, wenigstens mit einigen Hauptzügen, an eine ältere, auch deutsche Physiognomik zu erinnern; an eine solche, wie sie, bis dahin, bey keiner anderen Nazion aufzustellen gewagt worden; und die dennoch viel weniger gekannt und geschätzt ist, als es [...] bey der Beurtheilung der neuen Schädellehre und mancher bey ihrem Vortrage gefallenen Aeusserungen zu wünschen gewesen wäre." Die Schrift beschäftigt sich zum einen mit der Fragestellung "Wie sich die Schädel-Physiognomik in den Jahren 1805 bis 1808 in Deutschland und in der Schweiz gezeigt habe" sowie auf der anderen Seite "Inwiefern bey Lavater die Unterschiedung nach Gut oder Böse, am Schädel, oder im Fest- und Vorangelegt-Erscheinenden des Aeusseren überhaupt, stattgefunden habe; nebst einigen anderen Hauptzügen zur Parallele: Gall und Lavater". Zudem enthält sie noch einen Exkurs "Von Protuberanzen, Knoten, Unebenheiten und Rauhigkeiten; von Form oder Unform am Schädel". (Himly, 1808: S. If. u. 2)

Zudem kann sich Himly mit dem Artikel "Theorie und Praxis" erstmals in einer pädagogischen Fachzeitschrift, der "Neue Bibliothek für Pädagogik" positionieren.

1809
Aufgrund seiner "Kenntnisse, Geschicklichkeit und patriotische[n] Gesinnung" erhält Himly eine Anstellung in der preußischen Zensurbehörde. (Kemnitz, 2002, S. 21)
Außerdem wird er für die "Wissenschaftliche Deputation" bei der Sektion Kultus und des öffentlichen Unterrichts ins Auge gefasst, dort soll er Pädagogik und Philosophie lehren.
Wilhelm von Humboldt, der Himly nur aus seinen Schriften und Artikeln kennt, schreibt in einem Brief an Friedrich August Wolf: "Allein danach gefällt er mir nicht übel, und da wir einmal von [August Ferdinand] Bernhardi abstrahieren und auch Fichte nicht nehmen wollen, so bleibt, soviel mir bekannt ist, sonst niemand übrig. Auch ist es nur für ein Jahr. Uebrigens hat er sich als politischer Censor immer gegen die Section so gut betragen, daß ich ihm wohl deshalb eine Auszeichnung gönnte." Schließlich entscheidet man sich aber doch für Bernhardi. (Zitiert nach Kemnitz, 2002, S. 24)

Himly gründet in Berlin eine eigene Fachzeitschrift, "Pädagogische Mittheilungen. Eine Zeitschrift", von der allerding nicht mehr als zwei Ausgaben erscheinen. In ihnen sind drei Artikel von Himly abgedruckt:"Das erste Sehen. Erster Beytrag zur Bestimmung des pädagogischen Objekts in seinen frühesten Erscheinungen", "Die absolute Methode im Zyklus und Kreislauf ihrer Hauptbegriffe kürzlich geschildert und kontrastiert mit der relativen Methode", "Erörterung der neueren Lage der Pestalozzischen Methode überhaupt, und des in derselben sich entwickelnden allgemeinen Plans einer absoluten Elementarbildung insbesondere. Erster Abschnitt"
Himly publiziert aber weiterhin auch in anderen Zeitschriften. So erscheint in diesem Jahr in der Zeitschrift "Neue Bibliothek für Pädagogik" der Artikel "Menschheit und Menschen-Individualität".

1810
Himly gehört dem Lehrkörper der Berliner Universität an (für das Jahr 1810 können die Titel der Vorlesungen allerdings nicht nachgewiesen werden).

In Berlin erreicht die Diskussion über die Pestalozzischen Erziehungsmethoden, die bereits seit einiger Zeit äußerst kontrovers geführt wurde, einen neuen Höhepunkt, nachdem Bernhard Moritz Snethlage, entschiedener Pestalozzigegner und Direktor des Joachimsthal'schen Gymnasiums moniert, die Methode Pestalozzis sei ein Hindernis für die Erziehung. (Kemnitz, 2002, S. 23f.) Vor diesem Hintergrund positioniert sich Himly deutlich, wenngleich mit kritischen Zwischentönen, als Pestalozzibefürworter und veröffentlicht in der "Berlinischen Monatsschrift" die Artikel "Pestalozzische Theorie und Pestalozzische Praxis".

Der Theologe und Pädagoge Christian Wilhelm Harnisch hält in diesem Zusammenhang in seinen Memoiren fest: "Durch die [...] Disputation war mir auch der Kamm gewachsen, und da ich hörte, daß der Geheimrath Himly [...] Vorlesungen über Pestalozzi hielt, und damit eine Gesprächsversammlung verbunden und manches gegen die Pestalozzischen Bestrebungen vorgebracht hatte, so begab ich mich auch in eine solche [...] und ward durch die jugendliche Keckheit, womit ich die Bedenken gegen das neue Schulwesen angriff, leider die Veranlassung, daß der gewiß sehr wohlmeinende Mann seine Vorlesung einstellen mußte, indem seine Zuhörer ihn verließen, wie mir erst lange Jahre hernach einer derselben [...] erzählt hat." (Kemnitz, 2002, S. 31) 

1811
Promotion.

Im Sommerhalbjahr Vorlesung "Über den Zustand des jetzigen pädagogischen Studiums, besonders über die Frage, ob es irgend eine allgemeine pädagogische Lehrmethode gäbe". Im Winterhalbjahr Vorlesung "Über die mögliche Anordnung eines allgemeinen Lehrplans, mit näherer Beziehung auf die dermalige Lage der Lehr- und Erziehungskunst und ihres Studiums".

In der "Berlinischen Monatsschrift" erscheint der Artikel "Ueber ein vorläufiges Wort der Pestalozzischen Wochenschrift, die Pädagogischen Mittheilungen betreffend".

1812
Himly wird Ritter des Guelphenorden (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535)

Im Sommerhalbjahr Vorlesung unter dem Titel "Pädagogik". Im Winterhalbjahr Vorlesung über "Die Geschichte der Pestalozzischen Lehrmethode, mit kritischen Bemerkungen über das rechte Maß ihrer Anwendung.
In der Zeitschrift "Neue Bibliothek für Pädagogik" erscheint der Artikel "Aus einem Schreiben des Herrn Kriegsrath Himly an den Herausgeber betreffend die Pestalozzische Theorie".

1813
Himly wird in der Zensurbehörde seines Amtes enthoben, da er der Veröffentlichung des Flugblattes "Über politische Reformation an Deutschlands Fürsten" zugestimmt hatte.
Noch im selben Jahr erhält er jedoch eine Stellung in der preußischen Regierungskomission. (Kemnitz, 2002, S. 21f.)

Im Sommerhalbjahr "Vorlesungen allgemeinen pädagogischen Inhalts". Im Winterhalbjahr "Pädagogische Vorlesung allgemeinen Inhalts".
In Neustadt an der Orla erscheint Himlys Buch "Was hat zu aller Zeit als geleistete Erziehung gegolten? und wie möchte ein jeder erzogen seyn?".

1814
Im Sommerhalbjahr Vorlesung "Über Pädagogik". Im Winterhalbjahr Vorlesung "Über Pädagogik".
Himly publiziert wiederholt in Neustadt an der Orla. Das Buch trägt den Titel "Von der Verdunklung des Erziehungsganzen".

1815.
Himly wird Geheimer Legationssekretär. (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535; Kemnitz, 2002, S. 22)

Im Sommerhalbjahr Vorlesung mit dem Titel "Von der Beziehung der allgemeinen Erziehungsidee auf den Gesichtspunkt des äußerlichen Lebens". Im Winterhalbjahr Vorlesung "Über pädagogische Gegenstände".

1816
Im Sommerhalbjahr Vorlesung "Über pädagogisch-didaktische Gegenstände". Im Winterhalbjahr Vorlesung mit dem Titel "Propädeutik der Erziehung des Unterrichtes".

1817
Übersiedlung nach Frankfurt am Main, dort Gesandtschaftsrat des Außenministers Graf von der Goltz. (Kemnitz, 2002, S. 22; bei Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535 fälschlicherweise das Jahr 1816 angegeben, dies jedoch aufgrund der Vorlesungstätigkeit unwahrscheinlich)

1818
Ernennung zum Ministerresidenten in Frankfurt am Main. (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535; Kemnitz, 2002, S. 22)

1825
Pensionierung. (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535; Kemnitz, 2002, S. 22)

1831
Am 24. Oktober stirbt Johann Friedrich Wilhelm Himly im Alter von 62 Jahren in Barunschweig. (Callisen, 1840: 28. Bd. S. 535)

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Im Halberstädter Gleimhaus sieben Briefe Himlys aus den Jahren 1796-1802 an Johann Wilhelm Ludwig Gleim erhalten.

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Literatur

Callisen, Adolph Carl Peter: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Verfasser, Kopenhagen 1840.

Kemnitz, Heidemarie: Johann Friedrich Wilhelm Himly. Ein Pestalozzianer als erster Privatdozent für Pädagogik an der Berliner Universität; in: Horn, Klaus-Peter / Kemnitz, Heidemarie (Hrsg.): Pädagogik Unter den Linden. Von der Gründung der Berliner Universität im Jahr 1810 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts [= Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 6], Stuttgart 2002: S. 19-36.

Meusel, Johann Georg: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, 5. durchaus vermehrte und verbesserte Auflage, Meyersche Buchhandlung 1801.

Schmidt, Friedrich August (Hrsg.): Neuer Nekrolog der Deutschen, Ilmenau 1824f.


Berlinaufenthalte

  • von 1800 bis 1817

Register

Fachregister:
  • Pädagogik
  • Verwaltung
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Schach-Club
  • Montagsclub

Person: Johann Friedrich Wilhelm Himly, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/5973.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/5973