Christian Gottlieb Selle

Lebensdaten

Nachname:
Selle
Vorname:
Christian Gottlieb
Geburtsdatum:
07.10.1748
Geburtsort:
Stettin
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
09.11.1800
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Arzt

Genealogie

Genealogie:
Ehefrau: Charlotte Constanzie, geb. Meckel (gest. am 21. 1. 1797), im Alter von 37 Jahren.

Biographie

Lebenslauf:
Kurzbiographie aus der Mitgliederliste der Akademie der Wissenschaften:
1770 Dr. med., Prakt. Arzt in Berlin. 1774 ärztl. Reisebegleiter der Prinzessin von Darmstadt nach Petersburg. 1775 Arzt des Fürstbischofs von Ermland in Heilsberg. 1778-1800 Erster Arzt an der Charité in Berlin. Leibarzt FRIEDRICHs II. später auch Leibarzt FRIEDRICH WILHELMs II. 1795 Geh. Rat. 1798 Zweiter Direktor des Collegium medico-chirurgicum in Berlin. 1797 Direktor der Philosophischen Klasse der Akademie

Notiz in der Haude- und Spenerschen Zeitung Nr. 40, vom 2. April 1789:
Der als ein philosophischer Arzt und Schriftsteller rühmlichst bekannte Herr Professor Selle ist von der Königl. Societät der Aerzte in London zu ihrem auswärtigen Mitgliede ernannt worden.


Notiz in der Haude- und Spenerschen Zeitung Nr. 63, vom 26. Mai 1795:
Auch haben [Se. Majestät der König] den hiesigen Professor und Doktor medicinä, Herrn Christian Gottlieb Selle, wegen seiner bekannten großen Einsicht, Fleißes und ausgezeichneten Geschicklichkeit, zu Dero Geheimen Rath allergnädigst zu ernennen, und das darüber ausgefertigte Patent, frei von Chargen- und Stempel-Juribus, zu vollziehen geruhet.

Nachruf in der Haude- und Spenerschen Zeitung Nr. 135, vom 11. November 1800:
Am Morgen des 9ten November starb Herr Christian Gottlieb Selle, Doktor Medicinä, königlicher Geheimerath, Arzt und Oberaufseher der Charité, Direktor bei dem Oberkollegium Medikum, und Direktor der philosophischen Klasse der Akademie der Wissenschaften, auch mehrerer auswärtigen Akademieen Mitglied, im Alter von 52 Jahren und 1 Monat. Sein Name ist einer der berühmtesten unter den sowohl theoretischen als praktischen Aerzten und den philosophischen Denkern; seine Schriften sind mehrmal gedruckt, und auch in fremde Sprachen übersetzt. Allein die Eigenschaften des Geistes und Herzens die ihn vorzüglich auszeichneten: sein Scharfblick, sein Edelmuth, sein feiner Sinn, seine Liebenswürdigkeit im Umgang, sein talentvoller Eifer für die Beförderung der Wissenschaften und jeder guten Sache, überwiegen bei weitem allen literärischen Ruf. – Er ward den 7. Okt. 1748 zu Stettin geboren, und mußte zum Theil unter ungünstigen Umständen sich selbst ausbilden. Er studirte in Göttingen, wo er dem verstorbenen Prof. Schröder viel zu verdanken oft gestand. Nachdem er in Halle promovirt hatte, ging er nach Berlin. Von hier machte er mit der Landgräfin von Hessendarmstadt als Arzt die Reise nach Petersburg, ward sodann Leibarzt des Fürstbischofs von Ermeland (itzigen Erzbischofs von Gnesen) zu Heilsberg, und kehrte nach einigen Jahren hieher zurück. Seine wichtigen Kuren und patriotischen Arbeiten sind allgemein bekannt. Friedrich der Große berief ihn als Seinen letzten Arzt; Selle hat die Krankheitsgeschichte des unvergeßlichen Königs beschrieben. Auch der Hochsel. König ernannte ihn zu Seinem Leibarzt, und trug ihm die wichtige Untersuchung der in Südpreußen während des Krieges ausgebrochenen Epidemie auf. Die glückliche Beendigung dieses Geschäftes erwarb ihm den Geheimenraths-Karakter. Nachdem er zwei Monarchen bis an die letzte Stunde ihres Lebens gedient hatte, würdigte ihn auch des itzigen Königs Majestät Seines vollen Zutrauens, und der Beweise Seiner verdienten Zufriedenheit, sowie das Land ihn für die Erhaltung des theuersten Lebens segnete. Leider ward er in seinen Bemühungen für das Wohl seiner Mitmenschen nicht durch einen starken Körperbau unterstützt. Er erlag endlich und seine letzten Stunden bewährten noch den großen Arzt und den praktischen Weisen. Bis an seinen letzten Augenblick, unter den größesten körperlichen Leiden, beobachtete er sich noch selbst und verordnete sich eigenhändig noch 4 Stunden vor seinem Ende ein Mittel das den Ausschlag geben sollte, und ihn leider so gab wie er es vorausgesehen. Seinen letzten Augenblick bestimmte er selbst, und irrte nur um eine Viertelstunde. Die Eröfnung seines Leichnams die er selbst gewünscht, bestätigte, daß seine Krankheit eine exalcerirte Lungenschwindsucht gewesen. – Wenig Bürger sinken mit so allgemeinen und so gerechten Klagen des Staates in ihr Grab.

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Sekundärliteratur:

Register

Fachregister:
  • Medizin
Institutionsregister:
  • Charité
  • Akademie der Wissenschaften
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • (Geheime) Mittwochsgesellschaft

Person: Christian Gottlieb Selle, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/721.

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