Lebenslauf:
1763
Am 13. Juni wird Johann Friedrich Tielker in Braunschweig geboren. Sein Vater ist dort fürstlicher Postmeister der Thurn und Taxis. (Neuer Nekrolog der Deutschen, 1832 (1834), 10. Jg., S. 599)
Tielker soll eine Laufbahn im Administrationsfach einschlagen, wofür er auch die Schulen in Holzminden und Braunschweig besucht. (Ebenda) Sein künstlerischer Werdegang beginnt als Silhouetteur. Hierauf bildet er sich autodidaktisch zum Bildnisminiaturmaler aus. (Thieme/Becker, 1999, Bd. 33/34, S. 143)
1784
Seine erste populäre Arbeit ist das Bildnis des Prinzen Ernst von Mecklenburg-Strelitz, das für viele Folgeaufträge sorgte. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 599) Er arbeitet hierauf in einer Vielzahl von deutschen Städten, unter anderem in Celle, Münster, Osnabrück und Hannover. In Hannover porträtierte er mehrere englische Prinzen.
1785
Tielker geht nach Düsseldorf. In der Gemäldegalerie beobachtet er Schüler der Malerei beim Kopieren nach alten Meistern. Tielker bemerkt, daß ihm viele technische Fertigkeiten fehlen. Nach kurzen Resignation verwendet er das ganze Jahr in Düsseldorf darauf, diese Fertigkeiten zu erlernen. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 600)
1786-1788
In dieser Zeit arbeitet Tielker in vielen Städten, u. a. in Aachen, Münster, Bremen, Hamburg und Lübeck. (Thieme/Becker, 143f.)
1789
Am Ende des Jahres kehrt Tielker kurz zu seiner Familie nach Braunschweig zurück und kann sie mit seinen Einkünften unterstützen. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 600)
1790
Tielker reist über Magdeburg, Ballenstädt, Leipzig, Erfurt, Gotha und Dischingen nach Frankfurt/M. (Thieme/Becker, S. 144) Von dort aus unternimmt er regelmäßig kurze Ausflüge in das Rheinland.
1792
Bei der Kaiserkrönung Franz' II. darf Tielker anwesend sein, was ihm zu eine Reihe von Aufträgen verhilft (Ebenda) und noch im selben Jahr wird er Hofmaler in Darmstadt. Am Ende des Jahres malt er die ganze Familie des Prinzen von Mecklenburg-Strelitz unter anderem auch Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz und deren Schwester Friederike. (Ebenda)
1793
Tielker ist bei der Belagerung und Beschießung der Stadt Mainz anwesend. Er malt diese Zustände und publiziert sie in farbigen Drucken. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 600) Über die Vermittlung der Prinzessin Luise kommt er in Kontakt mit dem Berliner Hof, wo er einige Porträts der preußischen Familie anfertigt und viele Aufträge aus dem Umkreis des Hofs erhält. (Nagler, 1848, Bd. 18, S. 470)
1794
Die meiste Zeit des Jahres verbringt Tielker wieder in Darmstadt. Im Dezember reist er wieder nach Berlin.
1795
Heirat mit Caroline Fritze, der Tochter des Doktors und Geheimrats Fritze, in Berlin (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 601). Auf der Akademieausstellung zeigt Tielker „Ein Mannsbildniß in Miniatur“. (Börsch-Supan, Kataloge, Bd. 1. 1795: 254) In dieser Zeit entstehen die Bildnisse von Iffland und Frau Döbbelin in ihren Rollen, die dann besonders durch Aquatintareproduktionen populär wurden. (Nagler, 1848, Bd. 18, S. 470)
1796
Tielker lässt sich dauerhaft in Berlin nieder und gründet eine Kupferdruckerei. (Thieme/Becker, S. 144) Nebenbei beschäftigt er sich mit dem Aufnehmen von Gegenden, die er dann in Kupfer publiziert. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 601)
1797
Auf der Akademieausstellung zeigt Tielker drei Blätter in Aquatinta. Eines davon, „Die Caseatella von Tivoli“, ist ausdrücklich nach einer Vorlage Hackerts geschaffen. (Börsch-Supan, Kataloge, Bd. 1. 1797: 162-164)
1798
Darstellungen Ifflands, unter anderem als "Essighändler", und von Frau Döbblin werden in Öl und als Aquatinta in der Akademieausstellung gezeigt. Zudem kann Tielker das „Bombardement der Stadt Maynz“ zeigen. (Börsch-Supan, Kataloge, Bd. 1. 1798: 178-183)
1800
Durch die englischen Vorbilder angeregt finanziert Tielker das erste von deutschen Künstlern gemalte Panorama, das von Johann Adam Breysig und Carl Ludwig Kaaz realisiert wird. Dieses Unternehmen entwickelt sich zu einem gewinnbringenden Geschäft, besonders durch das Weiterschicken des Bildes in diverse europäische Städte, u. a. bis nach St. Petersburg. Tielker hegt den Wunsch, selbst Panoramen zeichen zu können und beschäftigt sich ab diesem Zeitpunkt mit dem Studium der Perspektive. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 601)
1802
Tielker malt mit Unterstützung von Carl Ludwig Kaaz selbst ein Panorama von Berlin.
1803
Er reist über Königsberg nach Riga, wo er ein Panorama der Stadt vom jenseitigen Dünaufer in Aquarell aufnimmt. (Thieme/Becker, S. 144) Gleichzeitig bringt er das Panorama in Berlin als farbigen Druck beim Kupferstecher Fricke heraus. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 601)
1804
Im März erreicht Tielker St. Petersburg. Er führt eine Vielzahl von Porträtaufträgen aus und erhält großen Beifall für die Ausstellung eines Panoramas der Stadt in Öl, für welches Zar Alexander 6000 Rubel bezahlt. Außerdem solle er bei einer Gesandtschaft nach China als Porträt-, Landschafts- und Panoramamaler teilnehmen. Bei dieser Gelegenheit soll das Panorama von St. Petersburg als Geschenk an den Kaiser von China überbracht werden. Die Reise wird jedoch nicht in der geplanten Form durchgeführt. (Ebenda)
1806
Tielker reist über Mitau und Riga nach Moskau, wo er ein Panorama der Stadt in Aquarell aufnimmt. (Thieme/Becker, S. 144) Dieses Panorama wird in St. Petersburg, Reval, Riga und Mitau gezeigt. Mit Pastellen und Aquarellen verdient er in in den Städten ein stattliches Gehalt.
1810
Er reist für kurze Zeit nach Berlin und Braunschweig. Danach ist er wieder in Reval, wo er den Bau und die Inneneinrichtung des Theaters übernimmt.
1813
Tielker wird in St. Petersburg sesshaft, wohin ihm auch seine Familie folgt. Er verbringt dort einige Jahre, bis er von dort aus nach Berlin und in das Rheinland reist. (Thieme/Becker, S. 144)
1814
Im Oktober kam Tielker wieder in Berlin an. Die Panoramen von St. Petersburg und von Moskau werden auf der Akademieausstellung gezeigt. (Börsch-Supan, Kataloge, Bd. 1. 1814: 103-104)
1819
In St. Petersburg nimmt er einige Stadtansichten auf, die er dann als Dioramen in Öl ausführt. Es folgt eine kurze Reise nach Moskau und darauf zurück nach Berlin. Dort stellt er die St. Petersburger Dioramen aus. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 602)
1823
Tielker besucht Prag und malt den Hradschin mit der Moldau in Öl. Er reist weiter nach Wien und kauft dort eine ganze Gemäldesammlung auf. Er hatte von vielen Reisen Kunstwerke mitgebracht und war nun im Besitz einer umfangreichen Galerie. Auf der Rückreise nach Berlin malt Tielker eine Ansicht von Karlsbad und kauft ein Altarstück von Thomas de Mutina. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 602)
1826
Tielker zieht nach Braunschweig zurück. (Thieme/Becker, 1999, S. 144)
1827
Weitere kurze Reise nach St. Petersburg.
1828
Erneute Reise nach Riga.
1829
Tielker reist nach München und zum Tegernsee, wo er Bad Kreith skizziert, was er dann in Braunschweig zu einem Diorama ausarbeitet. In dieser Zeit wendet er sich der Wachsmalerei zu. Mit Hilfe eines Braunschweiger Chemikers gelingen ihm auch einige Landschaften und Porträts. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 603)
1831
Wegen der herannahenden Cholera flüchtet Tielker nach Mannheim. (Neuer Nekrolog der Deutschen, S. 603)
1832
Rückkehr nach Braunschweig. Dort erleidet er einen Schlaganfall, der ihn lähmt und die Lunge mit getroffen hat. Am 11. August stirbt er im Kreise seiner Familie.
Uwe Kirmse (2011)