Paul Joseph Bardou

Lebensdaten

Nachname:
Bardou
Vorname:
Paul Joseph
Geburtsdatum:
02.12.1745
Geburtsort:
Basel
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
01.02.1814
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Maler
Verknüpft mit folgenden Vereinen:

Genealogie

Genealogie:
Sohn des Antoine Bardou und der Sus. Pederotti. Bruder des Bildhauers Emanuel Bardou. Tochter: Wilhelmine Meisters

Biographie

Lebenslauf:
1745
Wie sein Bruder Emmanuel wurde Paul Joseph Bardou in Basel als Sohn des ursprünglich aus dem Languedoc stammenden Strumpffabrikanten Paul Bardou und seiner Frau Susanne Pederotti geboren.
Noch während seiner Kindheit zieht die Familie nach Preußen. Der Vater errichtet seine Fabrik erst in Potsdam, dann in Berlin. Die Söhne besuchen das Französische Gymnasium.
Anschließend Ausbildung im Atelier von Blaise Nicolas LeSeur. (Carlo Denina, Prusse Littéraire sous Frédéric II., Berlin 1791, S. 68f.)

1780
Bardou arbeitet in Warschau, Moskau und St. Petersburg, wo er u.a. ein Porträt Katharinas der Großen nach dem Leben malt. (Denina, S.69)

1788
Rückkehr nach Berlin. (Denina, S.69)

1791
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Portrait des Grafen von Gotter, nach dem Gemählde von Pesne gezeichnet". (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1791:120)

1794
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Madame Baranius als Klara von Hoheneichen, ganze Figur", "Aurore, erste Kammersängerin des Prinzen Heinrich kleines Bruststück in Pastell". (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1794:328.329)

1795
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Drei Portraits in Pastell unter einer Nummer", "Portrait der Prinzessin Louise Ferdinand K.H. in Pastell" (s. unten unter Abb.verweise), "MehrerePortraits [sic!] unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1795:98.113).

1797
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Ölgemälde:
"Eine Vestalin", "Zwey Portraits"
Pastellgemälde:
"Ein schlafendes Mädchen", "Zwey Porträts", "Drei männliche Acte nach dem Leben" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1797:62-66).

1798
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Zwei Portraits in Pastell. Unter derselben Nummer", "Ein Lichtstück in Pastell". (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1798:424.425)

1802
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Das Bildniß der Demoiselle Schmalz, in Pastell". (Börsch-Supan, Katalog, 1. Bd. 1802:129)

1804
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:

Das berühmteste Gemälde Bardous wird erstmals gezeigt:

"Die tugendhafte Nonne, Scene aus der Brandenburgischen Geschichte. - Im Anfang des 14ten Jahrhunderts verheerten die Polen und Littauer die Mark Brandenburg auf die grausamste Art. Nichts war ihrer Raub- und Mordsucht heilig. Kirchen wurden geplündert und verbrannt, keusche Jungfrauen aus ihren einsamen Zellen, zu den diebischesten Listen hervorgezogen. Dies Loos traf auch eine junge Eingeweihte, die durch ihre Schönheit die Gier eines Litthauers erregt hatte. Nicht Bitten, nicht Flehen konnte diesen Barbaren zurückhalten; der Gewalt konnte sie nur durch List ausweichen. Sie versprach, wenn er sie unberührt lassen wolle, ihn eine Zauberformel zu lehren, die ihn gegen jede tödtliche Verletzung sichern würde. Zum Beweis der Wahrheit mögte er den Versuch machen, ihr selbst den Kopf abzuschlagen. Der abergläubige Unmensch willigte mit Vergnügen ein. Die keusche Nonne kniet nieder, entblöst ihren Hals, faltet die Hände und betet: in manus tuas, domine, commendo spiritum meum. (in deine Hände, Herr, empfehle ich meinen Geist). Der rohe Barbar hält die Worte für die Zauberformel, glaubt sich nun durch die anzustellende Probe von dem zu erhaltenden Talisman zu überzeugen, den er aber in demselben Augenblick verliert, da er zuschlägt und der Nonne den Kopf vom Rumpfe trennt. Der Moment ist der, wie die Nonne betet: in manus tuas, domine, commendo spiritum meum, (in deine Hände, Herr, empfehle ich meinen Geist) Der rohe Barbar hält die Worte für die Zauberformel, glaubt sich nun durch die anzustellende Probe von dem zu erhaltenden Talisman zu überzeugen, den er aber in demselben Augenblick verliert, da er zuschlägt und der Nonne den Kopf vom Rumpfe trennt. Der Moment ist der, wie die Nonne betet, und der Litthauer ihr mit Aufmerksamkeit zuhört." (s.unten unter  Abb.verweise)

"Sophronie und Olint werden durch Klorinden vom Scheiterhaufen gerettet. Halbe Figur in Lebensgröße, nach Tasso's befreitem Jerusalem", "Mehrere Bildnisse unter einer Nummer". (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1804:63-65)

Das Gemälde "Die Tugenhafte Nonne", von dem Bardou noch mindestens eine Kopie anfertigt und das von Johann Friedrich Bolt gestochen wurde, wird von der Herzogin von Cumberland angekauft (Schadow, Kunstwerke und Kunstansichten, hg. Götz Eckkardt, Berlin 1987, Bd. 1, S. 102).

1805
Anzeige Bardous in der HSZ: Verkauf des Kupferstichs "Die tugendhafte Nonne" von Herrn Rolt [= Bolt?]. (HSZ, Nr. 17, 07.02.1805)

Umzu in die Behrenstr. Nr. 24. (HSZ, Nr. 123,12.10.1805)


1806
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Der Maler Aglaophon wird, indem er eine Danae für Alcibiades malt, von diesem in dem Augenblick überrascht, in welchem ihm das Modell dazu sitzt. Ein Ölgemälde 10 Fuß hoch, 7 Fuß , 8 Zoll breit. Der Stoff ist aus Wielands Agathon entlehnt. S. 14, Buch Kap. 2."

In der ausführlichen Rezension der Ausstellung von 1806 in der Haude-Spenerschen Zeitung wird der Besprechung von Bardous Gemälden besonders viel Platz eingeräumt. Zunächst wird das Historiengemälde besprochen und dabei einige grundsätzliche Bemerkungen zur Historienmalerei gemacht:
Haude-Spenersche Zeitung; Nr. 122, Sonnabend, den 11. Oktober 1806

Ueber die Kunstausstellung.
Hier zieht ein großes Bild unsre Blicke auf sich (No. 60), es ist von der Gattung, die man die große (le grand Gènre) nennt. Doch verdient dies Gemälde vielleicht nur wegen seiner beträchtlichen Dimensionen, zu der benannten Klasse gezählt zu werden, sonst fehlen ihm dazu verschiedene wesentliche Eigenschaften. Um im Fache das Historienmahlers zu arbeiten, reicht es nicht hin einen Gegenstand aus der alten Geschichte zu wählen, ihn im großen Maaßstabe auszuführen, und den menschlichen Körper sowohl nackt als bekleidet zu zeigen. Nein, es muß alles dies auch im großen Geschmacke gebraucht seyn; der große Maaßstab muß den großen Eindruck des Ganzen vermehren, die Manier muß groß seyn, das heißt, sie muß alles geltend zu machen wissen, was in der Natur als wahr, schön und groß empfunden werden kann, und was in kleinerem Maaßstabe unmöglich erreicht werden kann. Wäre dies nicht der Zweck der großen Gattung, so würde es besser seyn, im Kleinen mit weit weniger Aufwand dasselbe zu leisten. Allein dies ist nicht möglich, der große Mahler kann nur allein in der großen Gattung alle Kräfte seiner Kunst zeigen, er kann nur allein in ihr die höchste Stufe betreten, die seinem Genie angemessen ist. - Dies ist es, was den Werth dieser Gattung ausmacht, und was sie stets über alle andere Gattungen der Malerei emporheben wird. Sie ist das Allerheiligste der Kunst, in sie wage sich der Künstler nicht eher als bis er die Grenzen, die ihm die übrigen Gattungen vorschreiben zu enge für seine Kräfte findet; nur hier erscheint er als Kämpfer mit den größern Geistern die sich der Malerei gewidmet haben, nur hier ist er Raphaels, Titians, - Poussins Nebenbuhler. - Hier steht er auf dem erhabensten Standpunkte in dem Gebiete der Kunst, aber auch hier ist es, wo er die größte Gefahr läuft. Der große Maaßstab vergrößert jeden – auch den geringsten Fehler, und die kleinste Nachlässigkeit wird zum Uebelstand, jede Lücke verräth die Armuth, und jede Vernachlässigung den Mangel an hinlänglichem Studium. - Hier kommt kein glückliches Ohngefähr dem Künstler zu Hülfe, was im Kleinen oft Wunder thun kann; kein geistiger Pinseldruck ersetzt eine vernachlässigte, oder unkorrekte Zeichnung, alles will hier durchdacht, mit der größten Strenge gezeichnet, und mit der innigsten Kenntniß aller Theile der Kunst, und mit dem standhaftesten Eifer und der unbezwinglichsten Liebe ausgeführt seyn. Dem der die Natur der großen Gattung und ihrer Verhältnisse zu den übrigen Gattungen, noch nicht ganz sich entwickelte, sind diese wenigen Worte darüber, vielleicht ein nicht ganz unnützes Gerüste, an dem er das Gebäude eigner näherer Untersuchungen aufführen kann. Mit ihnen beschäftigt wird das Urtheil über ein großes historisches Gemälde nicht nur allein richtiger und reicher, sondern auch in einzelnen Fällen, und unter gewissen Rücksichten billiger ausfallen, als ohne dieselbe, und als durch bloße Vergleichung mit großen Mustern der Fall seyn würde – und so mögen diese wenigen Betrachtungen immer statt eines positiven Urtheils über Bardou’s Gemälde hier stehen, dessen Pinsel uns schon vor Jahren eine Quelle reinen Kunstgenusses war, und es durch mehrere Produkte auch für diese Ausstellung geworden ist, zu denen wir unmittelbar übergehen wollen. (Die Fortsetzung künftig.)

Nr. 124, Donnerstag, 16. Oktober 1806
Bardou hat in dem Portrait des Herrn Zelter (Nr. 62) ein Werk aufgestellt, das seinem Talente Ehre macht. Es ist nicht allein sprechend ähnlich, sondern hat auch noch das Verdienst einer guten Zeichnung und einer angemessenen Behandlung, welche den in allen Theilen des Porträtfaches erfahrnen Künstler anzeigt. Eben dieses kann man von dem Porträte der Demoiselle Maaß (No. 61) sagen; obgleich hier mehr Grazie zu wünschen wäre. Weibliche Porträte sollten doch wohl immer mit besonderer Hinsicht auf Grazie behandelt werden; auch das männliche Porträt ist ihrer fähig, allein sie ist doch nicht die erste Eigenschaft des Mannes, ob sie ihn gleich nie verlassen darf, wenn sein Bild uns angenehm seyn soll; - beim schönen Geschlechte hingegen bleibt Grazie die erste, die wünschenswürdigste Eigenschaft, die die Schönheit erhebt, ja selbst oft ersetzt, und ohne welche das Weib gar nie ein Gegenstand der bildenden Kunst seyn kann. - Bardou hat durch sein Gemälde, die tugendhafte Nonne, welche er vor zwei Jahren ausstellte, die gerechtesten Forderungen an seine Produkte, auch in dieser Rücksicht veranlaßt, und es bleibt uns daher gegründete Hoffnung zu mehreren ähnlichen Werken für die Zukunft. Einzelne Figuren scheinen mehr dem Talent und Gefühl des Künstlers angemessen zu sein, als größere Kompositionen, und ist dies der Fall wirklich, so wäre sehr zu wünschen, daß er sich darauf beschränkte. Ueberdies haben einzelne Figuren und ganz einfache Gruppen von 2 höchstens 3 Personen noch einen gewissen ihnen eigenen Reiz, der auf viele ungemein stärker würke, als die weitläufigste Zusammensetzung. Die Erinnerung an Michel Angelo’s Propheten und Sibyllen, an Rafaels Madonnen und an die Werke vieler anderer der größten Künstler, wird diese Bemerkung unterstützen.


1808
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Alcibiades überrascht den Mahler Aglaophon indem er eine Diana mahlt und ihm die schöne Miris dabey zum Modell dient. Der Gegenstand ist aus Wielands Agathon genommen. (M. s. Verzeich. v. 1806. S. 16 No. 60.)", "Der blinde und vertriebene Oedipus, König von Theben, geführt von seiner Tochter Antigone auf dem Wege nach Athen", "Die tugendhafte Nonne, welche durch eine List der Schande entweicht, indem sie sich dem Tode weiht", "Familiengemälde von zwei Figuren, in natürlicher Größe", "Ein kleines Mädchen, in natürlicher Größe", "Bildniß der bekannten Kunstreiterin Mamsel Prieß", "Verschiedene Bildnisse in Oel und Pastel unter gleicher Nummer". (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1808:75-81)

1810
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Die Königin Luise verläßt ihr traurendes irdisches Vaterland und schwebt von Sternen umkränzt, dem himmlischen entgegen", "Verschiedene Porträts unter Einer Nummer".(Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1810:351-352)

1812
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Einige Porträte, in Öl gemahlt, unter Einer Nummer", "Amor, in Pastell gemahlt", "Psyche, desgleichen [in Pastell gemalt]", "Kindergruppe, desgleichen [in Pastell gemalt]", "Porträte, desgleichen [in Pastell gemalt], unter Einer Nummer". (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1812:40-44).

1814
Posthum werden einige Gemälde auf der Berliner Akademieausstellung gezeigt:
"Die tugendhafte Nonne; nochmalige Bearbeitung des schon früher ausgestellten größeren Bildes gleiches Inhalts", "Mehrere Bildnisse unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1814:37.38).

Claudia Sedlarz, Juli 2011

Literatur
  • Börsch-Supan, Helmut: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen. 1786-1850, 2 Bde. u. Register-Bd., Berlin: 1979.
  • Denina, Carlo: La Prusse Littéraire sous Frédéric II. Ou histoire abrégée de la plupart des auteurs, des académiciens et des artistes qui sont nés ou qui ont vécu dans les états prussiens depuis MDCCXL jusqu'a MDCCLXXXVI. Par ordre alphabétique ; Précédée d'une Introduction, ou d'un Tableau général des progrès qu'ont faits les arts & les sciences dans les pays qui constituent la Monarchie prussienne, 3 Bde. Berlin: Rottmann 1790/91
  • Schadow, Johann Gottfried: Kunstwerke und Kunstansichten, hg. Götz Eckardt, 3 Bde., Berlin: 1987.

Abbildungsverweise
  • Louise Fürstin Radziwill (Tochter Prinz Ferdinands), um 1795, Pastell auf Pergament, 38 x 27 cm (oval), SPSG, GKI 41815. (Kat. Berlin, 2002=Prinz Heinrich von Preussen, SPSG. München, Berlin 2002, S. 531, Nr. IX.8)
  • Die tugendhafte Nonne, nach 1804, Leinwand, 113 x 77 cm, SPSG. In: Schadow (1987), Bd. 2, S. 543, Abb. 192.

Register

Fachregister:
  • Bildende Kunst
Institutionsregister:
  • Akademie der Künste

Person: Paul Joseph Bardou, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/797.

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