Lebenslauf:
1769
Carl Johann Heinrich Kretschmar wird am 17. Oktober in Braunschweig geboren (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1848:III). In den Akten der Berliner Akademie finden sich jedoch verschiedene Altersangabe, aus denen darauf zu schließen ist, daß Kretschmar erst 1771 geboren wurde. (c.f. Börsch-Supan: 97, Anmerk. 1)
Zunächst Bestimmung zum Kaufmannsstand, "wozu er indessen nicht die geringste Neigung empfand. Fünfzehn Jahre war er alt, als er in die Lehre kam, er konnte aber die Liebe zur Kunstausübung nicht unterdrücken, und daher benützte er jede Freistunde dazu. Schon in früher Jugend sprach sich bei ihm diese Neigung entschieden aus, und der erste Stoff zur Bewunderung gab ihm der Kistler im Hause seines Vaters, welcher in den Feierstunden mit nicht gewöhnlicher Kunstfertigkeit Stilleben malte. Nur einen Monat hielt es Kretschmar im Kaufladen aus, dann aber verließ er die aufgedrungene Beschäftigung und begab sichg zu Pascha Johann Friedrich Weitsch im Unterricht. Unter der Leitung dieses Meister copirte er Gemäde von Rubens, van Dyck, Crayer und Mireveldt, und so hatte er sich schopn bei Weitsch nicht geringe Fertigkeiten erworben, als er 1789 das Unglück hatte, an Einem [sic!] Tage beide Eltern zu verlieren. Jetzt mußte er in Berlin bei Verwandten Aufnahme suchen". (Nagler, 1839: o. Seitenzahl; c.f. Börsch-Supan: 100f.)
1789
Unterricht bei Johann Christoph Frisch und Johann Wilhelm Meil. (Börsch-Supan: 101)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Bemerkung des Kataloges: "[...] aus Braunschweig, Eleven der Akademie".
"Ein Marienkopf. Ein Kopf eines Kindes. Zwei Zeichnungen nach einem Bilde von Parrmeggiano; La vierge à la Rose" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1789:166.167).
1790
Im Mai Anfertigung von Kopien im Berliner Schloß. "Carl Kretschmar 19 Jahr von Braunschweig hat den Faun aus dem Bilde des Poussin gezeichnet [...]. Dieses Jahr hat das Studium auf der Gallerie zum ersten Mahle wie vorgeschrieben mit dem Monath May seinen Anfang nehmen können." (Archiv der Preußische Akademie der Künste Reg. 1,187; Börsch-Supan: 101)
"Nach den Akten der Akademie kopierte Kretschmar außer dem 'Faun' nach Poussin 'Jupiter als Kind von der Ziege Amalthea genährt' (Gemäldegalerie, Berlin-Dahlem) im Juni 1790 'die zweite Figur aus dem Bild von Poussin' und den 'Kopf der Artemisia' (nicht zu identifizieren), ein 'Brustbild nach Vandick', im Juli 1790 'ein recht schön Kopf nach Guido' (vermutlich die 1701 ausgestellte Kopie nach der 'Portia', GK I 6333). Im August heißt es, Kretschmar habe 'in der Potsdamer Bildergalerie die 'Gratien nach Doenichino' gezeichnet (GK I 7619, nach 1945 verschollen, galt zuletzt als 'Römisch um 1650'." (Börsch-Supan: 101, Anmerk. 15.)
1791
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein Frauenportrait in Oehl, nach van Dyck", "Portia. Kopf. Eine Zeichnung mit schwarzer Kreide, nach Guido Rent", "Der Kopf der Maria Magdalena. dito. von demselben", "Ein Studium, nach dem Poussinschen Gemählde, die Erziehung des Jupiter", "Die drei Grazien. dito. nach Dominichino" und "Ein junger Christus, Kopf, nach einem Unbekannten" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1791:104).
1792
"Fol. 87; Berlin, 24.01.1792; Kretschmar an Heinitz; Copie nach Lievens Opferung Abrahams und Isaak , für 60 th verkauft" (GStAPK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 235)
"Fol. 88; Berlin, 08.02.1793; Kurator an Louis; Zahlungsanweisung für voriges 60 Rthl. An Kretschmar" (GStAPK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 235) (c.f. dazu auch GStAPK, I. HA Rep. 76 alt III Nr. 234)
1792/1793
Aufenthalt in Braunschweig? C.f. die im Folgejahr ausgestellten Kopien. (Börsch-Supan: 101)
1793
23. März: Kretschmar wird zusammen mit Ludwig Wolf, Carl Friedrich Hampe, J. E. Laurenz, Philippe Mügge, Heinrich Christ. Mösch, und Albrecht Major für seine Arbeit durch den Senat gelobt und erhält als Auszeichnung eine silberne Medaille. (AdK Nachrichten, Nr. 37, Dienstag, 26. März 1793, Titelseite)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Das Opfer Abrahams. Ein Oelgemählde nach J. Lievens", "Eine schlafende Bachantin, nach Backer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1793:191.192).
1794
13.12, Sitzung akademischer Senat: "Zur Aufnahme dieser Classe wird der p. Kretschmar von der Diredtion vorgeschlagen, weil er sich dazu am vorzüglichsten qualificiret" (I.HA Rep. 76 alt III Nr. 41)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Eine allegorische Vorstellung nach Van Dyck", "Ein Portrait nach der Natur", "Vier verschiedene Portraits nach der Natur, unter derselben Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1794:112-114).
1795
Im Somer Aufenthalt in Dresden. "Die Cäcilia nach van Balen hat [er] nur aufzeichnen können, weil ihm eine Reise nach Dresden vorgefallen." (Archiv der Preußischen Akademie der Künste, Reg. 1, 187 Mai/Juni; zit. nach Börsch-Supan: 101, Anmerk. 21.)
Im September Aufnahme in die Klasse zum Studium nach dem lebenden Modell; Beurteilung seiner Arbeit "sehr gut". (I. HA Rep. 76 alt III Nr. 78, 1779-1804)
Brief von Chodowiecki an Graff, 09.11.1795: "Bey der vorigen [Ausstellung] machte sich ein junger Kretschmar Breit, er würde zu Ihnen reysen und bey Ihnen Mahlen, er hatte einige Köpfe gemahlt, die viel versprechen[d] waren aber ein wenig Bunt und flattirt so daß die Ähnlichkeit darunter litt, dieses mahl er nur einen der nicht so gut ist wie die vorigen." (Steinbrucker, Charlotte [Hrsg.]: Briefe Daniel Chodowieckis an Anton Graff, Berlin u.a.: 1921: 158. Zit. nach Börsch-Supan: 101)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Die heilige Cäcilia" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1795:150).
1796
30. Dezember, Meil Jun. Untericht in Composition: "Seine meiste Beschäftigung ist Bildnisse malen. Da er erst seit kurzen Versuche historische Gegenstände zu componiren gemacht hat, so kann er noch nicht so rasch gehen, zudem da er sich mit Bildnißmalen ernähren muß. Sein großes Stück welches er zu malen angefangen hat, liegt also bis jetzt wegen seiner Haupt Beschäftigung." (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 151)
Kretschmar ist von April bis September in dieser Klasse (?) (c.f. GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 75)
1797
27. März 1797, Meil jun. Unterricht in der Composition 1. Jan. bis Ende März: "Da er seit kurzem erst angefangen hat zu componiren, so hat er hierinnen noch nicht viel Fortschritte gemacht, auch nicht machen können, denn das Bildniß malen beschäftigt ihn mehrentheils, weil es ihn ernähren muß. So viel ihm die Zeit erlaubt versuche in Composition zu machen so unterläßt er es nicht, aber er will keine gezeichneten Entwürfe der Akademie vorlegen, sondern diese in Gemälden, wenn er damit einigermaßen zufrieden seyn wird, bey der öffentlichen Ausstellung mit ausstellen und dann diese dem Urtheil der Akademie überlassen." (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 151)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ihre Königl. Hoheit die Kronprinzessin von Preußen. Zeichnung in schwarzer Kreide, nach der Büste des Herrn Rektor Schadow", "Sr. Excell. des Herrn Generalfeldmarschall von Möllendorf. Kniestück", "Portrait eines Frauenzimmers in Lebensgröße", "Ein Portrait", "Ein moderner Kopf nach Guido Reni", "Diana und Endymion, eigene Composition" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1797:86-91).
1798
Special Rapport wegen Unterricht in der Composition vom 2 April bis zum Ende Sept. J.W. Meil jun.: "Kretschmar, 23, Braunschweig 1796 Bildnißmlaer, ist fleißig so wie es seine Umstände zulassen. Er wird seiner Composition in einem Gemälde, welches die Luna und den Endymion vorstellt, ebenfalls bey kommender Ausstellung dahier bringen." (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 151)
General Rapport über das Studium der Composition: "Kretschmar: ist im componieren noch schwach und es wird ihm sauer." (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 151)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Eine Fortuna, nach Guido Reni kopirt", "Ein Kniestück, nach der Natur", "Eine Dame mit einem Kinde [Kniestück]", "Ein Mannsportrait [Kniestück]", "Herr Herdt. Kniestück", "Drei Portraits. Bruststücke. Unter derselben Nummer", "Bildniß Sr. Maj. des Königs. Nach Schadow in schwarzer Kreide gezeichnet" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1798:323-329).
"Kretschmar, weil er schon 45 T für die Fortuna erhält noch 15 (rot gestrichen)" (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 224)
1800
"Kretschmar, der talentvolle und bescheidene, fühlt sich durch Aufmerksamkeit des Königs belohnt und wünscht nach Italien u Frankreich geschickt zu werden. Da die Stipendien gerade für Tieck, 3 jähr. Kunstreise bis 1801, könnte Kretschmar erst 1801-1803 reisen." (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 224)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Der große Kurfürst und der Prinz von Hessen-Homburg. Die Verwüstungen der Schweden in der Mark riefen den großen Kurfürsten vom Rheine, wo er gegen die Franzosen focht, schnell seinen Erbstaaten zu Hülfe. Unerwartet plötzlich erschien er, eroberte Rathenau, und lieferte die entscheidende Schlacht bey Fehrbellin (1675 den 19. Jan.), in welcher sein ganzes Heer allein aus Reutern [sic!] bestand, deren Avantgarde der feurige unternehmende Prinz von Hessen-Homburg führte. Ohnerachtet des strengsten Befehls, sich in nichts entscheidendes einzulassen, hatte ihn sein Feuer hingerissen. Friedrich Wilhelms Geistesgegenwart rettete den Sieg und das Vaterland. Nach der Schlacht waren die Feldherren um den Kurfürsten versammelt, schüchtern stand der Prinz von ferne. Der Kurfürst rief ihn zu sich und sagte: Wenn ich nach der Strenge der Kriegsgesetze mit Ihnen verfahren wollte, so hätten Sie das Leben verwirkt; allein Gott behüte mich, daß ich einen so schönen Tag mit dem Blute eines Prinzen beflecken sollte, der eines der vornehmsten Werkzeuge meines Sieges gewesen ist. Unter den Generalen sieht man auch Dörflinger. Gemalt von Hrn. C. Kretschmann. Höhe 8 F. Br. 9 F.", "Zwei Familienstücke; Kniestücke; Lebensgröße, unter derselben Nummer", "Zwei Portraits nach der Natur" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1800:19.85.86).
"Herr Kretschmar; Der Landgraf von Heßen Homburg nach der Schlacht bey Fehrbellin vor dem großen Kurfürsten
Der Landgraf von Hessen Homburg, der bey der Belagerung von Koppenhagen 1658 einen Fuß verlohren, trat 1670 als General der Cavallerie in Brandenburgische Dienste und macht die Kriege gegen die Franzosen und Schweden mit. In der Schlacht bey Fehrbellin führte der die Avantgarde von 1600 Mann Reiterei, und hatte den strengsten Befehl, nur die Vorposten zurück zu drängen; den Feind zu beobachten, und sich in nicht ernsthaftes einzulassen. Von seiner Raschheit hingerissen wirft er den Feind in sein Lager zurück, und verfolgt ihn bis dahin, wo die ganze maße derselben über sein kleines Corps herfällt. Der Kurfürst von seiner Gefahr unterrichtet, kömmt ihm zu Hülfe, entdeckt einen Sandhügel, läßt das Geschütz aufführen, und entscheidet die Schlacht, die durch des Landgrafen Hitze einen unglücklichen Ausgang hätte nehmen können.- Nach der Schlacht erschien auch der Landgraf von Hessen-Homburg vor dem Kurfürsten, seinem Schicksale besorgt entgegen sehend, aber der Kurfürst verzieh ihm, indem er sagte: Sollt ich auch nach der Strenge der Gesetze richten, so hättet ihr das Leben verwirkt; doch bewahre mich Gott, den Glanz eines so glücklichen Tages durch das Blut eines Prinzen zu verdunkeln, der eines der Hauptwerkzeuge eines Sieges gewesen ist. 6 x 5, 100 Taler" (GStA PK Rep 96 A Nr. 12 N) <Dieses Bild befand sich im Besitz des Königs, c.f. Raczynski: 64>
"Kretschmar, Prinz v. Hessen-Homburg, kein Gehalt, Reisestipendium" (GStA PK Rep 96 A Nr. 12 N)
"Kretschmar: 1000 weil er noch kein Geld zum Pendant erhalten. Die versprochene Reiseunterstützung hat er ausgeschlagen, als er erfuhr, dass nur 200 jährlich erhalten soll" (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 225)
Rezension:
"Herr Kretschmar, ein junger Künstler von dem glücklichsten Talent, und von der schönen Richtung des Blicks nach erhabenen Mustern, die noch zu erreichen sind, während das Auge anderer die Verächtlichkeit des Stümpers für eine Beschönigung eigner Mittelmäßigkeit hält, - ein Mann der seinem zweiten Vaterlande eine große Vollendung verspricht, hat die interessante Szene zwischen dem großen Kurfürsten und dem Prinzen von Hessen nach der Fehrbelliner Schlacht , in einem Tableau vortrefflich dargestellt. [...] Diese Darstellung ist ein großer Gewinn für die Kunst, und lässt noch weit mehr von dem Verfertiger erwarten, zumal da die Gnade des Königs ihm einen dreijährigen Aufenthalt in der Heimath der Kunst zugesichert hat." (Jahrbuch Preußische Monarchie, 1800, S. 356-361, Dritter Brief. Ausstellung der königlichen Kunstakademie)
Gewinnt mit dem Gemälde "Der große Kurfürst ..." den Akademiepreis. Auch dieses Bild durch Freidhoff nachgestochen. (TB)
1800/Auktion???
"Der Großmuth des Scipio Africanus, mit Oel auf Leinwand in schwarzem Rahm mit vergoldetem Leistchen", 31 x 45, Von C. Kretschmar nach v.d. Baalen, Käufer: Lesser [= Lesser, Johann Karl (geb. 1755) G. Kr. U. O. Rechn.Rath ( Ober-Krieges und Domainen Rechnungs-Kammer) oder Lesser, J.C.R. (Justizcommisar in Perleberg)], 20 Th.
"Ein Madonnen Kopf, in oel auf Leinwand in Holzrahm", 25 x 19, Von Kretschmar nach Champagne, Käufer: Lieut. v. Werder, 5 Th.
"Eine Fortuna, in Oel auf Leinwand. Mit einer Holzleiste", 41 ½ x 32, Von Kretschmar nach Guido Reni, Käufer: Herr Schultze, 10 Th. (GStA PK I. HA Rep. 7 alt Abt. III Nr. 249)
Um 1800
Portrait der Amalie Beer, Berlin, Staal. Institut für Musikforschung, Preußischer Kulturbesitz, Musikinstrumentemuseum. (Börsch-Supan: 110) In den Umkreis stellt Börsch-Supan noch zwei weitere Bilder: Damenbildnis, Öl auf Leinwand, 113 x 77 cm, Berlin, Privatbesitz Dr. Friebel und Damenbildnis, Öl auf Leinwand, 78,5 x 61,5 cm, Berlin Jagdschloß Grunewald, Staatliche Schlösser und Gärten.
Diese Bilder stellen den Auftakt einer ganzen Reihe von Portraits dar. (c.f. dazu Börsch-Supan).
1800/1801
I. HA Rep. 76 alt III Nr. 252. Acta betr. die Verhandlungen mit dem Historienmaler Kretschmar über sein Gemälde: den großen Kurfürsten und den Prinzen von Hessen-Homburg von 1800-1801.
1800/1802
Reise nach Frankreich und Italien? NEIN, erst später CS (Börsch-Supan: 110)
1802
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Friedrich Wilhelm (der große Kurfürst) überrascht seine Eltern durch seine plötzlich Rückkehr aus den Niederlanden nach Spandau. Der große Kurfürst wurde in seiner Jugend nach den Niederlanden, Leyden und Haag gesandt, theils um gelehrte Kenntnisse, theils kriegerische Erfahrungen zu sammeln. Sein treuer Erzieher von Kalkhuhn war sein Begleiter. Er entriß sich voll Selbstbeherrschung dem lärmenden und üppigen Getümmel in Haag, wo nach des boshaften Schwarzenberg Absichten die Kraft, Gesundheit und Leben des vielversprechenden Jünglings untergraben werden sollten. Als dieser Plan mislungen war, verläumdete Schwarzenberg den Churprinzen, als wolle er sich mit einer Clevischen Prinzessin vermählen, und jene Länder von denen des Churhauses trennen. Um diese Verleumdung zu vernichten, kehrt der Prinz unerwartet in die Arme seiner zärtlichen Mutter und des verwunderten Vaters zurück. Im Gefolge des Prinzen sieht man seinen Mentor von Kalkhuhn. Dieses Gemälde ist ein Pendant zu dem 1800 ausgestellten Tableau, der Große Kurfürst und der Prinz von Hessen-Homburg, welches sich in den Zimmern Sr. Majestät des Königs befindet." <Dieses Bild durch den Kupferstecher Johann Joseph Freidhoff nachgestochen (c.f. Nagler: 4,478), eine Aktennotiz dazu vom 30.04.1804, die darauf hinweist, daß Freidhoff der Raum zur Verfügung gestellt wird (c.f. SenProt_Regesten); das Bild wurde von König aufgekauft und befand sich in Schloß Königsberg, im Krieg zerstört (Börsch-Supan: 104, Anmerk. 36)>, "Ein Damens-Portrait mit einer Hand", "2 Kniestück-Portraits in Lebensgröße", "Ein alter Mann, der sitzt und liest", "Ein alter Mann mit einer Hand", "Ein Damens-Portrait, Kniestück" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1802:8.99-104).
Das Bild befand sich später im Besitz der Königlich Preußischen Familie, bis 1856 im Speisesaale des Kronprinzenpalais, später im Treppenhaus desselben. (Waetzoldt, Wilhelm: Ein kunstgeschichtlicher Fund zur Vorgeschichte von Kleists "Prinz Friedrich von Homburg"; in: Monatshefte für Kunstwissenschaft, I, 1908: 307; c.f. Börsch-Supan: 99.)
Verzeichnis der merkwürdigsten Kunst-Gegenstände der diesjährigen Ausstellung: "Kretschmar Friedrich Wilhelm. Der Große Kurfürst überrascht seine Eltern durch seine plötzliche Rückkehr aus den Niederlanden nach Spandau. Als Pendant zu dem, von des Königs-Majestät im Jahre 1800 angekauften Gemählde, der große Kurfürst und der Prinz von Hessen-Homburg. Fordert 1000" (GStA PK Rep 96 A Nr. 12 N)
Brief von Weitsch an Gleim, 01.1803: "Sie schreiben mir vor einiger Zeit, daß sie vernommen hätten, daß mein Sohn der 1. Maler in Berlin wäre, dies ist er gewiß. Dennoch hat einer, Kretschmar genannt, so ein Schüler in meiner Akademie war 1000 für sein Bild in der Ausstellung erhalten, wogegen mein Sohn 800 erhalten. Wundern Sie sich nicht darüber, jener dreiste genug dieses zu fordern und Cabale zu haben, die unterstützen, und mein Sohn hat nicht mehr gefordert, und hätte der König es nicht behalten, so bekam er 600 von der Akademie und das Bild blieb seines. Der König und die Königin haben zu meinem Sohn gesagt, Herr Weitsch, sie sind Nr. 1 und Matt'dor auf der Ausstellung. Sie wissen, wie es oft ausgeteilt wird." (Müller Hofstede, Annedore: Der Landschaftsmaler Pascha Johann Friedrich Weitsch 1723-1803, Braunschweig: 1973: 60; zit. nach Börsch-Supan: 103f.)
Reise nach Frankreich. (Börsch-Supan: 110)
"Auszahlung an: Kretschmar 1000.- für das Bild 1800 (Hessen-Homburg), und 1000.- für Fr. W. gr. Kurfürst überrascht seine Eltern durch plötzl. Rückkehr aus Niederlande" (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 225)
Rezension:
"Beim Eintritt in den erstern großen Gemälde-Saal leuchtet sogleich Kretschmars großes historisches Bild entgegen. Friedrich (der große Kurfürst), überrascht seine Eltern durch seine plötzliche Rück-kehr aus den Niederlanden nach Spandau. Je mehr ein Gegenstand die Aufmerksamkeit reizt und verdient, je mehr er vor an-dern hervorleuchtet, um so mehr wird er der Kritik unterworfen seyn, und die Kritik selbst gegen ihn aufgeboten werden. Dieses Gemälde, um welches sich fast immer die größte Zahl von Beschauern sammelt, ist daher mehr als ein anderes beurtheilt und bekritikastert worden. Der Eine meint: seltsam, daß der Vater sitzen bleibt, und dem Sohn nicht entgegengeht; der andere: der Sohn ist doch zu ele/S. 503/gant geputzt dafür, daß er eben jezt von einer Reise kommt; ein Dritter: die Thräne sieht wie ein mit Puder gemischter Schweißtropfen aus; ein Vierter: das Entgegengehn der Mutter und das Umarmen des Sohnes sey gegen alle Etikette, – als ob jemals in den brandenburgischen Fürsten-Familien spanische Sitte zu Hause gewesen wäre; ein Fünfter spricht von der Wahrheit des Atlasses des Sammt’s u. s. w. – So giebt Jeder sein Gewerbe und seinen Geist kund, indem er da steht und den Weg in Geist und die Wahrheit des Gemäldes nicht zu finden mag.
Wenn schon in der vorigen Ausstellung Kretschmars großes historisches Gemälde: Friedrich Wilhelm der Große und der Prinz von Hessen-Homburg die allgemeinste Aufmersamkeit erregte, so verdient das diesjährige sie um so mehr, wenn man dasselbe mit jenem zusammen denkt. Beide schließen eine weite und heitere Aussicht in das Genie des Künstlers auf, der mit einem solchen Reichthum an Formen so viel Wahrheit, Kraft, Eleganz und Kunstfertigkeit in der Ausführung vereinigt. Wer kann ohne Bewunderung /S. 504/ die Köpfe auf diesem Tableau ansehn, sowohl die männlichen, als die weiblichen, auf denen eine ungemeine Weichheit und Zartheit herrscht, die auf das Glücklichste mit dem Chrakteristischen vereinigt ist. – In einer andern Hinsicht ist die Komposition nicht minder zu bewundern. Die Hauptfiguren sind sehr schön zusammengestellt, und die übrigen gruppiren sich unter einander auf das passendste. Eben so stehen die Farben in einer sehr effektuellen Abstufung von dem Hellen zu dem Dunklen aus dem Mittelpunkte heraus und lassen so die Hauptgruppe in einem mildern Lichte hervorglänzen. – Das ganze Gemälde ist so geistreich und so rein und vollendet behandelt, daß es durchaus zu den ersten Werken der diesjährigen Ausstellung gerechnet werden muß. [...] Ein paar Bildnisse von Kretschmar, welche dieselbe Wand zieren, verkündigen die meisterhafte Kraft seines Pinsels, der eben so leicht die weibliche Zartheit als den Charakter des Mannes auffaßt und wiedergiebt. Vorzüglich hat die Blondine eine unendliche Lieblichkeit, und die Farben der Gewänder sind äußerst harmonisch zu dem Charakter der Bildnisse gewählt. Sprechend ist die Aehnlichkeit in zwei männlichen Bildnissen desselben Künstlers, und sehr geistreich gefaßt." (Brennus 1802, November, Dezember; VII. Kunst. Ueber die Ausstellung der königl. Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin, S. 493-507, 612-638.)
1803
Senatssitzung, 03.05.1803: "der Senat ist einstimmig dem H. Freidhoff den einen der Ausstellung Saäle ehemals LebensSaal, einen grossen Saal einzuräumen, um daselbst das Gemälde von Kreschmar zu stechen" (I. HA Rep 76alt III, Nr. 9)
1803/1805
Reise nach Frankreich und Italien. (Börsch-Supan: 111)
Romaufenthalt (vgl. Katalogeintrag von 1830). Hier enstehen vermutlich Kopien nach Raffael in den Vatikanischen Museen, die am 18. Mai 1843 für 300 Taler von der Akademie aufgekauft werden. (Archiv der Preußischen Akademie der Künste, "Acta betreffend die Kunstsammlungen der Königl. Academie Vol I 1825-1854" Reg. 1,175; c.f. Börsch-Supan: 111)
1805
Kretschmar wird zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1818:VII).
Paris-Aufenthalt. (Becker, S. 354)
1806
Am 15. Novemer zur Aufnahme vorgeschlagen. (c.f. SenProt_Regesten)
Im Dezember Mitglied der Akademie der Künste. (c.f. AdK, Nachrichten, Nr. 147, Dienstag, den 9. De-zember 1806)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Ölgemälde:
"Ein Portrait, ganze Figur, Lebensgröße; 5 Fuß 5 Zoll hoch, 3 Fuß 6 Zoll breit", "Ein Portrait, Kniestück, Lebensgröße; 3 Fuß 6 Zoll hoch, 2 Fuß 8 Zoll breit", "Eine Gruppe von zwei Kindern; 3 Fuß 4 Zoll hoch, 2 Fuß 6 Zoll breit" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1806:105-107).
"Kretschmar’s drei historische Portraite sind in verschiede-nen Rücksichten interessant. Das Porträt (No. 106) in hal-ber Figur, hat in Stellung und Zeichnung vielen Werth, mehr Annehmlichkeit möchte man indessen in der Behand-lung wünschen. Bestimmtheit ist immer ein Vorzug eines Kunstwerks, doch nur allzuleicht artet sie in Härte aus. In die ganze Figur No. 105 hat der Künstler mehr Anmuth gebracht, sowohl in der Behandlung im Allgemeinen, als auch im Kolorit. Besonders gilt dies von dem Obertheil der Figur. Schade, daß der übrige Theil den angenehmen Ein-druck mindert. Die Gruppe der zwei kleinen Mädchen ist ungemein glücklich und wirklich in dem Geiste gedacht, der dieser Gattung eigentlich zukommt. Jedoch wäre mehr Rundung, mehr Kindliches in den Umrissen, und beson-ders hier mehr Weichheit zu wünschen. Vergleicht man des Künstlers ehemals zur Ausstellung gelieferte Arbeiten, mit den gegenwärtigen, so wird man die Spuren nicht ver-kennen, daß er seit der Entstehung jener aus den Urquellen Italiens geschöpft hat. Das bunte Gewimmel einer Schlacht zieht jetzt rascher die Augen auf sich. Nachdem man die sehr wohlgerathene Kopie einer Bataille nach Wouver-mann, (No. 303) gesehen hat, glaubt man ohnfern davon einen Pendant nach demselben Muster zu erblicken, man findet indessen ein Original des Künstlers, der bei jenem Gemälde als geübter Kopist erschien – und zwar ein Origi-nal das Wolters Talent ungemeine Ehre bringt. Das nähere Betrachten zeigt zwar die vorhandenen Unterschiede zwi-schen beiden, es zeigt aber auch mit welchem Eifer und mit welcher glücklichen Disposition der Künstler die Wer-ke des unübertroffenen Wouvermann studiert hat, und läßt für die Zukunft noch viel hoffen." (AdK Nachrichten, Nr. 121, Donnerstag, 09. Oktober 1806) (gleicher Texte in "Ueber die Kunstausstellung; in: Haude und Spenersche, Nr. 120, Dienstag, den 7. Oktober 1806)
1808
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Ölgemälde: "Ein Bildniß, Lebensgröße, ganze Figur", "Ein Kniestück, Lebensgröße", "Brustbilder, unter derselben Nummer", "Brustbild, halbe Lebensgröße".
Unter den nachgereichten Kunstwerken:
"Ein Familiengemälde, Kniestück; Naturgröße" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1808:71-74.349).
"Mehrere Portraits haben nicht allein das Verdienst der Ähnlichkeit, sondern auch das einer künstlerischen Behandlung; eines der trefflichsten ist das Bildniß des verstorbenen Prinzen Ludwig Ferdinand von Herrn Grassi; in ihm spricht sich ganz der Geist der Verewigten aus, Was Herr Kretschmar in dieser Art geliefert hat, gehört zu den gelungensten Arbeiten." <vielleicht aber auch zum Vorjahr gehörig?> (Zeitung für die elegante Welt, Nr. 114, Freitag, den 15. July 1808, [Sp. 905]-908, Noch etwas über die Kunstaustellung in Berlin, Berlin, den 9ten Juli 1808)
1809
Anläßlich der Rückkehr des Königspaares werden in die Fenster der Akademie Transparente eingesetzt, doe nach Zeichnungen verschiedener Künstler entstanden und "Figuren berühmter Männer unseres deutschen Vaterlandes" zeigten und von Kretschmar "sehr gut in Farbe" gesetzt wurden. (Schadow, 1849: 103 u. 123; c.f. Börsch-Supan: 108f. (c.f. GStA PK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 196)
1810
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Einige Bildnisse, Kniestücke, unter Einer [sic!] Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1810:33).
"Kretschmars Bild eines sehr schönen Mädchens erregte allgemeine Nachfrage nach dem Originale, das wir aber nicht so glücklich waren zu sehen, um zu beurtheilen, ob ihm ein Theil dieser Auszeichnung zukommt." (Übersicht der Kunstausstellung; in: Berliner Abendblätter, 1810: 144; zit. nach Börsch-Supan: 112).
1812
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Hebe", "Verschiedene Bildnisse, nach der Natur, unter Einer [sic!] Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1812:38.39).
1814
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein Porträt", "Ein Porträt in altdeutscher Tracht" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1814:43.44).
1815
Kretschmar bewirbt sich im Januar um die Nachfolge von Friedrich August Darbes als Professor für Portraitmalerei, ihm wird jedoch erwidert, daß die Stelle nicht wieder besetzt wird. (Archiv der Preußischen Akademie der Künste, "Verschiedenes die Mitglieder der Akademie betreffend 1803-1856", Reg. 1,7; c.f. Börsch-Supan: 107)
"Beyde Künstler sind anerkandt geschickte Männer und haben das Zeugniß darüber durch ihre Aufnahme als Mitglieder erhalten. Bey den Academien der Künste ist es indeßen biß jetzt, nicht in Gebrauch gewesen aus der Portrait und Blumen Mahlerey eigentliche Lehrfächer zu machen indem zu beyden Genres die nöthigen Hilfswissenschaften nur in geringem Grade erforderlich sind" (c.f. SenProt_Regesten)
1816
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß Sr. Maj. des Königs, ganze Figur in Lebensgröße, nach Gerard", "Zwei Bildnisse" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1816:67).
1817
Am 22. Dezember Ernennung zum ordentlichen Professor für Geschichtsmalerei. (GStA PK, I. HA Rep. 76 alt III Nr. 46)
1818
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Verschiedene Bildnisse, unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1818:44).
1820
Kretschmars Wohnsitz ist in der Behrenstraße Hausnummer 8 nachweisbar. (Boicke, J. W. (Hrsg.): Allgemeines Adreßbuch für Berlin, Berlin: Boicke, 1820: 229.)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Verschiedene Bildnisse; unter Einer [sic!] Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1820:43).
1822
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Verschiedene Bildnisse, unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1822:64).
1824
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Porträt Sr. Excellenz des wirklichen geheimen Raths und Kammergerichts-Präsidenten Herrn Woldermann", "Eine Madonna; eigne Erfindung", "Mehrere Bildnisse, unter Einer [sic!] Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1824:56-58).
1826
Portrait von Rauch. (Börsch-Supan: 117)
10. Juni, Senatssitzung: "Kretschmar als Nachfolger des verstorbenen Galerieinspektors Puhlmann; Anforderungen an die Stelle des Galerieinspektors". (Senat 1823-1831)
"10. Juni: Nachfolge der Stelle des Galerieinspektors Puhlmann: Kretschmar; Auswirkung auf den Lehrbetrieb der Akademie (Bl. 30)". (Senat 1823-1831)
"30. Aug.: Besetzung der Stelle des Galerieinspektors mit Kretschmar; Anmerkung von Schadow: seine Wohnungssituation müsse berücksichtigt werden, evt. Umzug sei nicht zumutbar". (Senat 1823-1831)
"21.11.1826: Friedrich Wilhelm III. erklärt sich einverstanden
Kretschmar eine Zulage von 400 rt aus der erledigten Pension von
Puhlmann zu geben, Anstellung als Klassenlehrer bei der Akademie der
Künste. " (GStAPK, I. HA Rep. 76 alt III Nr. 96)
23. Dezember,
Senatssitzung: "Gehalt für Galerieinspektor Ternite, Teilgehalt an Prof.
Kretschmar für Lehrstelle des verstorbenen Puhlmann". (Senat 1823-1831)
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Mehrere Bildnisse; unter Einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1826:56).
"Kretschmar gehört [...], wenn auch noch rüstig und frisch, mehr der früheren Periode an, muß aber in dieser den genialsten Künstlern beigezählt werden, die Churfürsten von seiner Hand sind z.B. vortreffliche Kunstwerke. Seine Zeichnung ist stets kräftig und bestimmt; er kennt den Effekt der Farbe; was ihm jedoch stets charakteristisch vor allen Anderen ausgezeichnet hat im Portait, das ist ein merkliches Streben nach einer nicht sowohl rein idealistischen als eigentlich poetischen Auffassung der Persönlichkeit. Das Bild eines verehrten lebenden Künstlers zum Beispiel zeigt uns ein Auge, einen feurigen begeisterten Flammenblick, der dessen eigentlicher Persönlichkeit vollkommen fremd ist, und der ihm hier, bloß zur Bezeichnung des genealischen Meisters, auf Kosten der Wahrheit angedichtet scheint. Zu solchem Ausdruck fügt der Meister denn auch gerne noch eine correspondierende Aeußerlichkeit; z.B. ein wehendes Gewand, mit kühnem, ja wie es frühere Bildungen bekunden bisweilen beinahe wildem Faltenwurf, und eine öfter zu bunte und grelle Farbenwahl; und damit verfehlt er denn die berechtigte Wirkung meistens nicht". (Seidel, Carl: Critische Andeutungen über die diesjährige Kunstausstellung. Die Schönen Künste zu Berlin im Jahre 1826: 67; zit. nach Börsch-Supan: 117)
1827
Kretschmar wird die Aufsicht über das akademische Kopierwesen in der Galerie des Königlichen Schlosses aufgetragen, er übernimmt damit die Stelle des verstorbenen Malers Karl Franz Jakob Heinrich Schumann. Später übernahm er unter der Assistenz von Heinrich Lengerich diese Tätigkeit ebenfalls für das Königliche Museum. (Börsch-Supan: 120)
1828
Am 22. Juni wird Kretschmar zum Mitglied des Senats der Berliner Akademie der Künste ernannt (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1828:VI).
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Die gottesdienstliche Feier, welche der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg vor der ewig denkwürdigen Schlacht bei Fehrbellin am 18. Juni 1675 angeordnet hatte. Zum Texte hatte er selbst die Worte Davids (Psalm 28. V. 8.) 'Der Herr ist ihre Stärke, er ist die Stärke die seinem Gesalbten hilft', vorgeschrieben. Nach Beendigung dieser religiösen Handlung, feuerte der Kurfürst die edlen Streiter mit folgenden Worten zur Tapferkeit an: 'Kameraden! von eurem jetzigen Betragen hängt die Wohlfahrt und die Sicherheit unseres Vaterlandes ab. Fechtet daher als rechtschaffende Soldaten, und als brave Brandenburger! Wir müssen siegen oder sterben! Folget mir getrosten Muthes! Freudig will ich euch mit Gott - dies war das Feldgeschrei - anführen.' Die auf dem Bild dargestellte nächste Umgebung des Kurfürsten besteht aus folgenden Personen: dem Landgrafen von Hessen-Homburg, dem General-Feldmarschall Derfflinger, Stallmeister Froben und mehreren anderen Officieren von Range. Im Hintergrund befindet sich die Stadt Fehrbellin mit dem zunächst belegenen [sic!] Dörfern Tarnow, Wustrau und Hackenberg. Eigene Composition" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1828:7).
Rezension: "Kretschmar, der Lehrer Wach's und in den früheren Ausstellungen bewundert als einer der geistreichsten Porträtmaler, ist diesmal durch eine Composition aus der vaterländischen Geschichte den jüngeren Künstlern mit einem glänzenden Beispiel vorgegangen, indem der historischen Gemälde leider sehr wenige sind. [...] Man sieht, nichts Wesentliches ist übergangen, um die Composition zugleich malerisch und verständlich zu machen. Der Kurfürst nimmt durch Standpunkt und Stellung, Ausdruck und Beleuchtung zuerst die Aufmerksamkeit in Anspruch. Seine Tracht istr fürstlich und, wie bei allen Uebrigen, treu im Costum des Zeitalters, das Gesicht-Porträt, in bekannter Aehnlichkeit. [...] Mit Recht ist bemerkt worden, dass die Kleidung für Uniformen zu abwechselnd in den Farben, die Gesichter dagegen zu sehr von Einer [sic!] Carnation seien; dass ein vorherrschender violetter Ton dem Ganzen schade (sowohl der Sammtrock des Churfürsten, als die Decke des Altars sind violett, und unmerklich theilt diese Farbe sich den übrigen mit). Die Feierlichkeit des Eindrucks hätte unstreitig gewonnen, wären alle Anwesenden, mit Ausnahme des Churfürsten, unbedeckt, und richtete der vorn Knieende, statt aus dem Bilde heraus zu sehen, sein Gesicht mit über dem Degen gefalteten Händen auf ihn. Wir nehmen keinen Anstand, diese Ausstellung zu wiederholen; welcher Künstler würde nicht bei einem zweiten Versuch sein eigenes Werk verbessern! Kretschmar's historischers Bild ist so sinnig erfunden, so geistreich und sorgfältig ausgeführt, dass wir dem wackeren Meister nur Glück wünschen können und sein Beispiel jüngeren Künstlern für eine Aufforderung gelten muss, sich auf demselben schwierigen Gebiet zu versuchen." (Toelken, E. H.: Ueber die diesjährige Kunstausstellung; in: Berliner Kunst-Blatt, 9. Heft, 1828: 262f. [247-263])
Das Bild wurde durch den König für 300 Friedrichsdor erworben, heute im Depot des Neuen Palais. (Börsch-Supan: 107)
1830
"Der Unterricht im Malen nach Bildern der Königl. Gallerie, welcher früher im hiesigen Schlosse und einstweilen im Akademie-Gebäude statt fand, wird von jetzt an, unter Leitung des Prof. Kretschmar und Assistenz des Malers Lengerich, im Königl. Museum ertheilt werden." (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1830:VII).
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß des General-Feldmarschalls Derfflinger; Kniestück", "Ein männliches Portrait", "Zwei Kreidezeichnungen n. d. Natur".
Unter den nachgereichten Kunstwerken:
"Zehn Blätter Studien nach Köpfen in der Schule von Athen und der Disputa von Rafael, Kreide-Zeichnungen, in Rom in dem Jahr 1803 gearbeitet" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1830:352-354.1172-1181).
1832
Atelier in der Krausenstraße 31.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Einige Portraits unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1832:383).
1834
Atelier in der Krausenstraße 31.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Mehrere Bildnisse, nach der Natur gemalt, unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1834:431).
1836
Atelier in der Krausenstraße 31.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Büßende Magdalena", "Ein männliches Portrait" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1836:510.511).
1838
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Der Apostel Paulus" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1838:454).
1839
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Unter den nachgereichten Kunstwerken:
"Ein männliches Portrait" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1839:1281).
Im gleichen Jahr heißt es in Naglers Künstlerlexikon: "Die Werke dieses Künstlers sind in bedeutender Anzahl vorhanden. Es sind dieses Porträts angesehener Personen und Historien. Sie zierten die Kunstausstellungen in Berlin, und da betrachtete man sie fortwährend mit Beifall". (Nagler: 171; c.f. Börsch-Supan: 98)
1840
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein weibliches Portrait", "Ein männliches Portrait" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1840:422.423).
1842
Atelier in der Artilleriestraße 7.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein männliches Bildniß, halbe Figur", "Portrait einer Dame", "Eine Kindergruppe" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1842:538-540).
1844
Kretschmar wird Kommissar für die Berliner Akademieausstellung (Abteilung Malerei) (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1844:XIV).
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß einer Dame, halbe Figur", "Bildniß eines jungen mädchens. Kniestück", "Portrait einer Dame. (Kreidezeichnung)" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1844:539-541).
1846
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Bildniß eines jungen Mädchens", "Blumenstück nach der Natur", "Landschaft Eigene [sic!] Composition" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1846:478.480).
1847
Kretschmar stirbt am 2. März in Berlin (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1848:III).
Schüler: G. R. Karing, Wilhelm Wach.
Die Portraits von Kretschmer sind nicht erhalten geblieben, c.f. Käte Gläser: Berliner Porträtisten 1820-1850. Versuch einer Katalogisierung, Berlin: 1929: 45.
Senatssitzung 18.12.1878: Annahme der Schenkung von Louise Bartsch geb. Kretschmar eines von ihrem Vater Carl Kretschmar gemalten Porträts des Kupferstechers Buchhorn; in: PrAdK 2.2/045, Bl. 89f.. (c.f. AdK: Findbuch: 2.2,99)
Christopher Drum
Literatur
Helmut Börsch-Supan: Johann Karl Heinrich Kretschmar, in: der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins 1978, S. 97-122.
Becker, Wolfgang: Paris und die deutsche Malerei. 1750-1840 [= Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 10], München 1971. 507 S.
Quellenmaterial
Kretschmer, Das Innere einer Dorfkirche; in: PrAdK 2.1/042, Bl. 67, 74 u. 78. (c.f.: AdK: Findbuch: 2.1,87)
Kretschmar, Porträt des Malers Wilhelm Wach als Kind; in: PrAdK 2.1/046, Bl. 13-15, 18f. (c.f.: Adk: Findbuch: 2.1,98)
Internationale Kunstausstellung 1896, Schriftwechsel über die Bereitstellung von Leihgaben für die historische Ausstellung, u.a. Bilder von Kretschmar; in: PrAdK 2.3/065, Bl.72. (c.f. AdK: Findbuch: 2.3,79)