Carl Wilhelm Kolbe sen.

Lebensdaten

Nachname:
Kolbe sen.
Vorname:
Carl Wilhelm
Geburtsdatum:
20.11.1757
Geburtsort:
Berlin
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
13.01.1835
Sterbeort:
Dessau
Beruf(e):
  • Zeichner
  • Radierer
  • Sprachwissenschaftler
Verknüpft mit folgenden Vereinen:

Genealogie

Genealogie:
Vater: Gold-Sticker Friedrich Wilhelm Kolbe, der eine Tapetenfabrik in Compagnie mit Chodowiecki Mutter, eine geborene Raullet, deren Schwester Elisabeth die Pathin meines Vaters und meiner Schwester war. zwei Töchter u. vier Söhne: Schwester Caroline - Großmutter von Pauline Kolbe die andere Schwester, deren Vornamen uns nicht mehr erinnerlich ist, war die Gattin des Stadtraths Barthelmy; der älteste Bruder Wilhelm Isaac war Director der Ver(see)handlung; der zweite Bruder Johann, Goldsticker, Großvater von unserem Vetter Theodor der dritte Christian Friedrich, Kaufmann, war mein Vater; - vgl. Datei: Abschrift von genealogischen Daten, Familiennachlass Kolbe im Zentralarchiv

Biographie

Lebenslauf:
1759                                    
Karl Wilhelm Kolbe, der sogenannte "Eichen-Kolbe" (um ihn von seinem gleichnamigen
Neffen zu unterscheiden) wird in Berlin als neuntes Kind des Goldstickers und
Tapetenmachers Christian Wilhelm Kolbe (1715-1800) geboren. Seine Mutter Anne, eine
geborene Rollet, stammt aus einer Hugenottenfamilie. Sein genaues Geburtsdatum ist
unbekannt. Die Taufe findet am 9. November statt.

Kolbe wächst in bescheidenen familiären Verhältnissen auf, besucht jedoch die französische Gelehrtenschule unter Jean Pierre E(h)rman, seine Muttersprache war französisch. "Mein ästhetisches Gefühl hat sich gleichsam in französischer Luft entfaltet." (Kolbe 1812).

1779                         
Er erhält auf Empfehlung seines ehem. Lehrers E(h)rman erhält ein Stellenangebot als Französischlehrer am Dessauer Philantropin, dessen Leiter Christian Heinrich Wolke ist.

1780
Aufnahme der Tätigkeit als nichtakademischer Lehrer in Dessau. Diese unklare Stellung, sowie vermutlich finanzielle Engpässe, zwingen Kolbe, sich nach Veränderung umzusehen.

1782           
Am 10. April Aufnahme einer Tätigkeit als Sekretär des Ministers Friedrich Wilhelm Graf von Schulenburg-Kehnert in Berlin, wo ihm schon bald die Büroarbeit unerträglich wird. Er korrespondiert erneut mit Dessau zwecks einer Rückkehr an das Philantropin. Nach Auseinandersetzungen mit dem Minister kehrt er im August nach Dessau zurück.

1784                
Im März unterrichtet er erneut als Französisch- und Zeichenlehrer am Dessauer Philantropin. Er unternimmt mit seinen Schülern ausgedehnte Spaziergänge in die Natur.

1789                         
Begegnung mit Daniel Chodowiecki, dem angeheirateten Onkel Kolbes, als dieser Dessau
besucht. Kolbe schickt ihm mehrere seiner Zeichnungen nach Berlin. Chodowiecki ermuntert Kolbe und stellt die ihm zugesandten Werke auf den Berliner Akademieausstellungen der Öffentlichkeit vor ("Vier mit der Feder gezeichnete Landschaften", Börsch-Supan, Kataloge, Bd. 1, 1789: 130). Kolbe fasst den Entschluss, sich von nun an ganz der Kunst zu widmen.

1789            
Am 5. September Mitteilung an die Direktion des Philantropins über die Aufnahme eines Kunststudiums in Berlin.

1790               
Im Frühjahr besucht Kolbe als Quereinsteiger mit guten Vorkenntnissen kurz drei Grundklassen im Zeichnen (GStPK I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 100) und nimmt dann sein Studium in der Gipszeichenklasse von Asmus Jakob Carstens auf, wo er "als bärtiger Dreißiger mitten unter einem Schwarme zehnzwölfjähriger Knaben" (Kolbe 1825, S. 6) sitzt. Tatsächlich waren die meisten Mitschüler Kolbes in den Zwanzigern, da Kolbe keinen Elevenstatus besaß und auch fortgeschrittene Kurse neben den Grundklassen besuchte. Außerdem durfte er auf Antrag seines Onkels Chodowiecki kleinere Gips-Abgüsse mit nach Hause nehmen, um schneller voran zu kommen (GStPK Nr. 41 S. 102 u. 107).

Kolbe präsentiert im September 1790 graphische Blätter auf der Akademie-Ausstellung. Er erhält bei einer öffentlichen Sitzung der Akademie den 2. Preis für eine Zeichnung nach dem Kopf des Herkules Farnese, welcher ihn unter anderem  zur Teilnahme an der Aktzeichenklasse berechtigt. Kolbe absolviert mehrere Kurse in den ersten beiden Semestern, für die normalerweise drei Jahre vorgesehen sind.

Beteiligung an der ersten Kunstausstellung der Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften (als Schüler), Aufnahme eines Nebenerwerbs aus finanziellen Nöten als Französischlehrer und "dritter Vorsteher" der ersten Berliner Handelsschule, welche von Friedrich Schulz (1753-1817) gegründet wurde. Beitrag an der Schrift von Carl Spazier „Beiträge zur Erziehung und Bildung des Kaufmanns (...)“. Aufgrund des Nebenerwerbs kann Kolbe nur noch einen Kurs pro Semester belegen, nämlich den des Aktzeichnens. (Kolbe 1825, S. 8) Im Sommersemester besuchte er wieder die Gipsklasse bei Carstens.

1791/1795                
Teilnahme an der Aktzeichenklasse im WS 1791/92. In den kommenden drei Semestern ist Kolbe für keinen Kurs an der Akademie eingetragen, vermutlich unternimmt er während dieser Zeit seine ersten autodidaktischen Radierversuche (Kolbe 1825, S. 7; dazu Martens 1976, S. 13). Erst im WS 1793/94 ist wieder eine Teilnahme am Aktzeichnen vermerkt, diesmal mit einer Beurteilung: "Zeichnet sehr gut, hat Talent und Fleiß" (GStPK Nr. 101, 1793/94 fol. 13v.-14). Außerdem erhält er eine Ausgabe der gerade erschienenen "Götterlehre" von Karl Philipp Moritz (GStPK Nr. 78, fol. 48r, Liste der Schüler, an die das Buch verschenkt werden sollte). Ein nachhaltiger Einfluss zumindest dieses Werkes auf Kolbe ist anzunehmen (Briefe an Bolt; vgl. Sedlarz, in C. W. Kolbe d. Ä., S. 5f.) Der letzte Unterrichtsbesuch Kolbes an der Akademie fiel in das Wintersemester 1794/95. Zu dieser Zeit muss Johann Wilhelm Meil eine Bemerkung gemacht haben, an welche Kolbe sich in seiner Autobiographie "mit Vergnügen erinnert": "[E]s ist Zeit, dass Sie die Akademie verlassen; Sie können hier nichts mehr lernen" (Kolbe 1825, S. 6). Die anderen Akademiemitglieder teilen diese Meinung.

1794
Meil jun. kauft 15 Landschaften Kolbes für die Berliner Akademie an (GStA PK I. Rep. 76 alt III Nr. 42, fol. 38).
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"15 verschiedene Kupferblätter von eigner Erfindung unter derselben Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1794:151).

1795                         
Kolbe verlässt die Akademie. Er nimmt ein Angebot des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau an, im Herbst in Dessau Lehrer an der noch zu gründenden Kunstschule für Handwerker zu werden. Die Gründung verschiebt sich und Kolbe wird Lehrer für Französisch und Zeichnen an der Dessauer Hauptschule, die Nachfolgeeinrichtung des Philanthropins. Den Französischunterricht gibt er später auf, den Zeichenunterricht führt er bis zu seiner Pensionierung 1828 weiter.

Es existiert ein ausführlicher Briefwechsel zwischen Kolbe und Bolt, so dass Kolbe auch während seiner Abwesenheit in Berlin weiterhin über das dortige Kunstgeschehen informiert blieb. Ein immer wiederkehrendes Thema ist auch Kolbes desolater Gesundheitszustand (Kolbe an Bolt, Dessau, November 1795, ZA StMPK S. 47ff.).

1795           
Am 26. November Aufnahme in die Berliner Kunstakademie als ordentliches Mitglied. Kolbe hatte diese Aufnahme selbst angeregt (Briefwechsel mit Bolt), um den Dessauer Fürsten für sich einzunehmen. Die Aufnahme zeigt seine hohe Wertschätzung unter den Berliner Akademikern.

Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Zwei und zwanzig Blätter Landschafts-Figuren und Viehstücke, unter einer Nummer", "Drei Blätter mit schwarzer Kreide gezeichnete Landschaften, unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1795:244.245).

1796                         
In Dessau wird die "Fürstlich Anhalt-Dessauische Chalcographische Gesellschaft"  gegründet. Kolbe war einer der Künstler, die dafür vorgesehen waren, für die Chalcographische Gesellschaft zu arbeiten (Martens 1976, S. 15). Aufgrund von Uneinigkeiten über die Techniken der Drucke, Kolbe zog die traditionelle Druckgraphik der neueren Technik vor, blieben größere Aufträge der Gesellschaft aus. Kolbe veröffentlicht seine erste Folge von Radierungen "49 Blaetter groestentheils Landschaftlichen Inhalts", es folgen bis 1799 zwei weitere Hefte.

1797
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Eine große Landschaft von eigner Erfindung, mit der Feder gezeichnet" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1797:46).

1798                         
Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau verleiht Kolbe den Titel des Hofkupferstechers.

Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Radierungen nach eigenem Entwurf: "Eine große Landschaft mit der Unterschrift: Palämons Eiche", "Eine kleinere" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1798:48.49).

1800                         
Ausstellung von 97 Blättern Druckgrafiken unterschiedlicher Formate in Magdeburg. 1801 auf der dritten Magdeburger Kunstausstellung zeigt Kolbe sein erstes monumentales Kräuterstück "Et in Arcadia ego" (Kat. Nr. 63).

1805                         
Kolbe reist auf Einladung der Familie Gessner nach Zürich, um sich dort mit der Herstellung von Druckplatten zu beschäftigen, für die Reproduktion von Gouachen aus dem Nachlass Salomon Gessners in Radierungen. Dieser Aufenthalt zieht sich nach zweimaliger Verlängerung auf drei Jahre hin und zählt laut Kolbe "zu den seligsten meines Lebens" (Kolbe, 1825 S.8).

1806                         
Publikation Ludwig Heinrich Ferdinand Oliviers "Orthoepigraghisches Elementarwerk" in Dessau, zu welchem Kolbe mehrere Illustrationen beigesteuert hat.

1806/1809                
Kolbes Schrift (2 Bände) "Über den Wortreichtum [...]" erscheint anonym in Leipzig.

1808                         
Rückkehr aus Zürich nach Dessau.

1809                         
Kolbes Schrift "Über Wortmengerei, Sprachreinheit und Sprachreinigung [...]" wird in Berlin veröffentlicht. Damit erlangt Kolbe den Ruf eines Sprachwissenschaftlers, dessen Beschäftigung mit der Sprache auf dem sich entwickelnden Nationalgedanken basiert – die deutsche Sprache als Grundlage für einen deutschen Nationalstaat.

1810                         
Verleihung des Doktorgrades der philosophischen Fakultät der Universität Halle für Kolbes Publikationen.

1812
Zweite Auflage "Über Wortmengerei [...]".

1814                         
Ernennung zum Mitglied der Königsberger Deutschen Gesellschaft.

1815                         
Erscheinen der zweiten "Neue Sammlung Radirter Blätter", Aufsatz "Noch ein Wort über Sprachreinheit [...]".

1818/1820                
Weitere sprachwissenschaftliche Veröffentlichungen in Berlin und Dessau.

1820-1821                
3. und 4. "Neue Sammlung Radirter Blätter".

1823                         
3. Auflage "Über Wortmengerei [...]", Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau gewährt Kolbe Unterstützung in Form von Speisen, als er von Kolbes schlechtem Gesundheitszustand hört.

1825                         
Bei Reimer erscheint "Mein Lebenslauf [...]" sowie die 5. und 6. Lieferung der "Neuen Sammlung Radirter Blätter".
Es befinden sich: "Waldlandschaft mit Felsen und See", Feder- und Pinselzeichnung, im BMPK Kupferstichkabinett (Friedländer, 1921, Bd. 1, S. 208). Im BMPK Kupferstichkabinett fünf Federzeichnungen Kolbes jedoch ohne Datierung: "Auenlandschaft mit Eichen. Rechts Jünglinge und Kinder im Wasser. Im Hintergrunde ein Rundtempel", "Auenlandschaft. Im Vordergrunde zwei liegende Wildschweine", "Auenlandschaft" (hier nur der Vordergrund ausgeführt, auf der Rückseite befindet sich die Zeichnung einer "Waldlandschaft, Tanne und Eichenstamm"), und "Waldlandschaft mit Satyr-Herme. Vorn rechts am Wasser: Schaf und zwei Rinder" (Friedländer, 1921, Bd. 1, S. 208).

1828                         
Kolbe wird aus dem Schuldienst auf dessen Antrag entlassen, wegen „Gehörlosigkeit, die in völlige Taubheit überzugehen droht“ (Kolbe an Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau, 22.5.1828).

1835            
Am 10. Januar stirbt Kolbe in seiner Wohnung in Dessau. Unter dem Titel "C.W. Kolbe's Nachgelassene Radierungen" erscheinen in Berlin posthum noch 6 Blätter mit Landschafts- u. Kräuterstudien.

Zeitlebens geht C. W. Kolbe nie eine Ehe ein, und er bezeichnet sich in Briefen oft als depressiv und kränkelnd.

Register

Fachregister:
  • Bildende Kunst
Institutionsregister:
  • Akademie der Künste

Person: Carl Wilhelm Kolbe sen., Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/897.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/897