Am 5. September Mitteilung an die Direktion des Philantropins über die Aufnahme eines Kunststudiums in Berlin.
Im Frühjahr besucht Kolbe als Quereinsteiger mit guten Vorkenntnissen kurz drei Grundklassen im Zeichnen (GStPK I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 100) und nimmt dann sein Studium in der Gipszeichenklasse von Asmus Jakob Carstens auf, wo er "
als bärtiger Dreißiger mitten unter einem Schwarme zehnzwölfjähriger Knaben" (Kolbe 1825, S. 6) sitzt. Tatsächlich waren die meisten Mitschüler Kolbes in den Zwanzigern, da Kolbe keinen Elevenstatus besaß und auch fortgeschrittene Kurse neben den Grundklassen besuchte. Außerdem durfte er auf Antrag seines Onkels Chodowiecki kleinere Gips-Abgüsse mit nach Hause nehmen, um schneller voran zu kommen (GStPK Nr. 41 S. 102 u. 107).
Kolbe präsentiert im September 1790 graphische Blätter auf der Akademie-Ausstellung. Er erhält bei einer öffentlichen Sitzung der Akademie den 2. Preis für eine Zeichnung nach dem Kopf des Herkules Farnese, welcher ihn unter anderem zur Teilnahme an der Aktzeichenklasse berechtigt. Kolbe absolviert mehrere Kurse in den ersten beiden Semestern, für die normalerweise drei Jahre vorgesehen sind.
Beteiligung an der ersten Kunstausstellung der Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften (als Schüler), Aufnahme eines Nebenerwerbs aus finanziellen Nöten als Französischlehrer und "
dritter Vorsteher" der ersten Berliner Handelsschule, welche von Friedrich Schulz (1753-1817) gegründet wurde. Beitrag an der Schrift von Carl Spazier „Beiträge zur Erziehung und Bildung des Kaufmanns (...)“. Aufgrund des Nebenerwerbs kann Kolbe nur noch einen Kurs pro Semester belegen, nämlich den des Aktzeichnens. (Kolbe 1825, S. 8) Im Sommersemester besuchte er wieder die Gipsklasse bei Carstens.
1791/1795
Teilnahme an der Aktzeichenklasse im WS 1791/92. In den kommenden drei Semestern ist Kolbe für keinen Kurs an der Akademie eingetragen, vermutlich unternimmt er während dieser Zeit seine ersten autodidaktischen Radierversuche (Kolbe 1825, S. 7; dazu Martens 1976, S. 13). Erst im WS 1793/94 ist wieder eine Teilnahme am Aktzeichnen vermerkt, diesmal mit einer Beurteilung: "
Zeichnet sehr gut, hat Talent und Fleiß" (GStPK Nr. 101, 1793/94 fol. 13v.-14). Außerdem erhält er eine Ausgabe der gerade erschienenen "
Götterlehre" von Karl Philipp Moritz (GStPK Nr. 78, fol. 48r, Liste der Schüler, an die das Buch verschenkt werden sollte). Ein nachhaltiger Einfluss zumindest dieses Werkes auf Kolbe ist anzunehmen (Briefe an Bolt; vgl. Sedlarz, in C. W. Kolbe d. Ä., S. 5f.) Der letzte Unterrichtsbesuch Kolbes an der Akademie fiel in das Wintersemester 1794/95. Zu dieser Zeit muss Johann Wilhelm Meil eine Bemerkung gemacht haben, an welche Kolbe sich in seiner Autobiographie "
mit Vergnügen erinnert": "[E]
s ist Zeit, dass Sie die Akademie verlassen; Sie können hier nichts mehr lernen" (Kolbe 1825, S. 6). Die anderen Akademiemitglieder teilen diese Meinung.
1794Meil jun. kauft 15 Landschaften Kolbes für die Berliner Akademie an (GStA PK I. Rep. 76 alt III Nr. 42, fol. 38).
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"15 verschiedene Kupferblätter von eigner Erfindung unter derselben Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1794:151).
1795
Kolbe verlässt die Akademie. Er nimmt ein Angebot des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau an, im Herbst in Dessau Lehrer an der noch zu gründenden Kunstschule für Handwerker zu werden. Die Gründung verschiebt sich und Kolbe wird Lehrer für Französisch und Zeichnen an der Dessauer Hauptschule, die Nachfolgeeinrichtung des Philanthropins. Den Französischunterricht gibt er später auf, den Zeichenunterricht führt er bis zu seiner Pensionierung 1828 weiter.
Es existiert ein ausführlicher Briefwechsel zwischen Kolbe und Bolt, so dass Kolbe auch während seiner Abwesenheit in Berlin weiterhin über das dortige Kunstgeschehen informiert blieb. Ein immer wiederkehrendes Thema ist auch Kolbes desolater Gesundheitszustand (Kolbe an Bolt, Dessau, November 1795, ZA StMPK S. 47ff.).
1795
Am 26. November Aufnahme in die Berliner Kunstakademie als ordentliches Mitglied. Kolbe hatte diese Aufnahme selbst angeregt (Briefwechsel mit Bolt), um den Dessauer Fürsten für sich einzunehmen. Die Aufnahme zeigt seine hohe Wertschätzung unter den Berliner Akademikern.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Zwei und zwanzig Blätter Landschafts-Figuren und Viehstücke, unter einer Nummer", "Drei Blätter mit schwarzer Kreide gezeichnete Landschaften, unter einer Nummer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1795:244.245).
1796
In Dessau wird die "
Fürstlich Anhalt-Dessauische Chalcographische Gesellschaft" gegründet. Kolbe war einer der Künstler, die dafür vorgesehen waren, für die Chalcographische Gesellschaft zu arbeiten (Martens 1976, S. 15). Aufgrund von Uneinigkeiten über die Techniken der Drucke, Kolbe zog die traditionelle Druckgraphik der neueren Technik vor, blieben größere Aufträge der Gesellschaft aus. Kolbe veröffentlicht seine erste Folge von Radierungen "
49 Blaetter groestentheils Landschaftlichen Inhalts", es folgen bis 1799 zwei weitere Hefte.
1797
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Eine große Landschaft von eigner Erfindung, mit der Feder gezeichnet" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1797:46).
1798
Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau verleiht Kolbe den Titel des Hofkupferstechers.
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
Radierungen nach eigenem Entwurf: "Eine große Landschaft mit der Unterschrift: Palämons Eiche", "Eine kleinere" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1798:48.49).
1800
Ausstellung von 97 Blättern Druckgrafiken unterschiedlicher Formate in Magdeburg. 1801 auf der dritten Magdeburger Kunstausstellung zeigt Kolbe sein erstes monumentales Kräuterstück "
Et in Arcadia ego" (Kat. Nr. 63).
1805
Kolbe reist auf Einladung der Familie Gessner nach Zürich, um sich dort mit der Herstellung von Druckplatten zu beschäftigen, für die Reproduktion von Gouachen aus dem Nachlass Salomon Gessners in Radierungen. Dieser Aufenthalt zieht sich nach zweimaliger Verlängerung auf drei Jahre hin und zählt laut Kolbe "
zu den seligsten meines Lebens" (Kolbe, 1825 S.8).
1806
Publikation Ludwig Heinrich Ferdinand Oliviers "
Orthoepigraghisches Elementarwerk" in Dessau, zu welchem Kolbe mehrere Illustrationen beigesteuert hat.
1806/1809
Kolbes Schrift (2 Bände) "
Über den Wortreichtum [...]" erscheint anonym in Leipzig.
1808
Rückkehr aus Zürich nach Dessau.
1809
Kolbes Schrift "
Über Wortmengerei, Sprachreinheit und Sprachreinigung [...]" wird in Berlin veröffentlicht. Damit erlangt Kolbe den Ruf eines Sprachwissenschaftlers, dessen Beschäftigung mit der Sprache auf dem sich entwickelnden Nationalgedanken basiert – die deutsche Sprache als Grundlage für einen deutschen Nationalstaat.
1810
Verleihung des Doktorgrades der philosophischen Fakultät der Universität Halle für Kolbes Publikationen.
1812Zweite Auflage "
Über Wortmengerei [...]".
1814
Ernennung zum Mitglied der Königsberger Deutschen Gesellschaft.
1815
Erscheinen der zweiten "
Neue Sammlung Radirter Blätter", Aufsatz "
Noch ein Wort über Sprachreinheit [...]".
1818/1820
Weitere sprachwissenschaftliche Veröffentlichungen in Berlin und Dessau.
1820-1821
3. und 4. "
Neue Sammlung Radirter Blätter".
1823
3. Auflage "
Über Wortmengerei [...]", Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau gewährt Kolbe Unterstützung in Form von Speisen, als er von Kolbes schlechtem Gesundheitszustand hört.
1825
Bei Reimer erscheint "Mein Lebenslauf [...]" sowie die 5. und 6. Lieferung der "Neuen Sammlung Radirter Blätter".
Es befinden sich: "
Waldlandschaft mit Felsen und See", Feder- und Pinselzeichnung, im BMPK Kupferstichkabinett (Friedländer, 1921, Bd. 1, S. 208). Im BMPK Kupferstichkabinett fünf Federzeichnungen Kolbes jedoch ohne Datierung: "
Auenlandschaft mit Eichen. Rechts Jünglinge und Kinder im Wasser. Im Hintergrunde ein Rundtempel", "
Auenlandschaft. Im Vordergrunde zwei liegende Wildschweine", "
Auenlandschaft" (hier nur der Vordergrund ausgeführt, auf der Rückseite befindet sich die Zeichnung einer "
Waldlandschaft, Tanne und Eichenstamm"), und "
Waldlandschaft mit Satyr-Herme. Vorn rechts am Wasser: Schaf und zwei Rinder" (Friedländer, 1921, Bd. 1, S. 208).
1828
Kolbe wird aus dem Schuldienst auf dessen Antrag entlassen, wegen „Gehörlosigkeit, die in völlige Taubheit überzugehen droht“ (Kolbe an Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau, 22.5.1828).
1835
Am 10. Januar stirbt Kolbe in seiner Wohnung in Dessau. Unter dem Titel "C.W. Kolbe's Nachgelassene Radierungen" erscheinen in Berlin posthum noch 6 Blätter mit Landschafts- u. Kräuterstudien.
Zeitlebens geht C. W. Kolbe nie eine Ehe ein, und er bezeichnet sich in Briefen oft als depressiv und kränkelnd.