Daniel Nikolaus Chodowiecki

Lebensdaten

Genealogie

Genealogie:
Haude- und Spenersche Zeitung, Nr. 86, Donnerstag, 18. Juli 1799: "Allen Verwandten, Freunden und Bekannten mache ich hiedurch meine am 15ten d. vollzogene eheliche Verbindung mit der Tochter des Königl. Preuß. Amtsraths Herrn Zutzell ergebenst bekannt, und bin ihrer Theilnahme versichert. Berlin, den 16. Julius 1799. W. Chodowiecki, Miniaturmahler und Kupferstecher." Sohn: Wilhelm Chodowiecki (1765-1805), Radierer. Töchter: Jeannette Chodowiecki (Lebensdaten unbekannt). Susette Chodowiecki? (vgl. Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 137) Entfernte Verwandtschaft mit dem Maler François Lainé.

Biographie

Lebenslauf:
1726
Daniel Nikolaus Chodowiecki wird in Danzig als Sohn eines Kaufmanns geboren.

1740
Chodowiecki wird nach dem Tod des Vaters in einer Spezereienhandlung in die Lehre gegeben. Seine Freizeit verbringt er mit Zeichenübungen.

1743
Umzug nach Berlin. Chodowiecki arbeitet in der Galanteriewarenhandlung seines Onkels Antoine Ayrer. Sein jüngerer Bruder Gottfried Chodowiecki ist ebenfalls hier angestellt.
<Lebensdaten von Ayrer nicht nachweisbar, lediglich Vorfahren, vgl. Deutsche Biographie>

1754
Chodowiecki gibt die Arbeit im Geschäft des Onkels auf und widmet sich ausschließlich der Emaille- und Dosenmalerei. Unterricht erhält er bei dem Maler Haid aus Augsburg. (TB) Chodowieckis Onkel nimmt ihm die fertig gestellten Emaillen und Miniaturen ab. <Quelle unbekannt, nicht aus TB>

1757
Erste Versuche in der Ölmalerei. Eine Radierung, die "Friedrich den Großen zu Pferde" zeigt, wird bekannt. Von der mehrfach überarbeiteten Kupferplatte dürften mindestens eintausend Abzüge gemacht worden sein.

1758
Seit diesem Jahr entstehen mehrere datierte Radierungen: "Lesende Dame, nach links gewandt, am Tische sitzend", Bleistiftzeichnung, datiert 09.01.1758 (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6442).
1. Juli: "Ein in Vorderansicht stehendes junges Mädchen, die Rechte auf dem Rücken, die Linke in die Hüfte gestemmt" (BMPK Kpferstichkabinett, Invent.-Nr. 2903).
Am 26. August entsteht die Zeichnung "Die beiden Demoiselles Quantin" (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 2901).
Am 6. Oktober erneute Zeichnung der Damen Quantin zusammen mit Chodowieckis Ehefrau (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 2902) unter dem Titel "Der kleine l'Hombre-Tisch".
"Knabenkopf mit einer Pelzmütze, von vorn", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6451).
"Ein Lehrling, mit einer Schürze, nach rechts gehend", Bleistiftzeichnung (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6448).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 126 u. 135)

1759
1. Januar: "Ein Herr mit Spielkarten in der Hand, nach rechts gewandt sitzend", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4319).
16. August: "Eine ältere Dame mit überschlagenen Armen nach rechts gewandt sitzend", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6443).
"Eine Dame nach links gewandt im Lehnstuhl sitzend", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6444).
"Ein Knabe (Oberkörper) in Rückansicht, nach links aufblickend", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6452).
"Ein in Vorderansicht auf niedrigem Stuhl sitzendes Kind, das den Kopf in die Hände gelegt hat", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6453).
"Eine nach rechts gewandt stehende Dame, sich an die Wandlehnend", Kreidezeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6460).
"Eine Dame nach links gewandt vor dem Ofen sitzend", Kreidezeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6461).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 135f.)

1760
Wahl in das Konsistorium der französischen Kirchengemeinde. Zu seinen Aufgaben gehört es, die zum Unterhalt der Armen, Kranken und Gefangenen bestimmten Gelder einzusammeln. Mitarbeit an der bildnerischen Gestaltung des Französischen Doms auf dem Gendarmenmarkt: Um die bauplastische Gestaltung der Domfassade in Angriff zu nehmen, setzt das Konsistorium der Hugenottengemeinde eine Kommission ein, an deren Spitze Chodowiecki steht. Nach seinen Zeichnungen entstehen Figuren und Reliefs.

August: "Eine kranke Dame im Himmelbett. Sie liegt mit dem Kopf nach links", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4641); "Halbfigur einer nach rechts gewandt sitzenden Dame, die durch eine Röhre aus einem Glase trinkt. Rechts ein reitender Kosak (von Daniel Berger radiert), Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4642).
Oktober: "Eine sitzende Dame, ein links neben ihr stehendes Kind fütternd", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6445).
"Ein Kind in Vorderansicht sitzend. Es wendet den Kopf nach rechts. Links die Skizze eines schlafenden Kindes", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4316); eine weitere Bleistiftzeichnung des Kindes, sitzend und nach rechts gewandt (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4317).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 135).

1761
15. Oktober: "Eine alte Frau, mit einer Krücke und einem Stocke nach rechts gehend", Federzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6463).
"Eine nach rechts gewandt hockende Frau mit einem Tragkorb auf dem Rücken", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6446).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 135f.).

1764

Aufnahme als Miniaturmaler in die Königlich Preußische Akademie der Künste.

1765
 3. Mai, Pinselzeichnung "Türkengruppe", bezeichnet mit "Nach der Natur gezeichnet [...] aus dem Gefolge des Türckischen Gesandten Achmet Effendi der nach dem siebenjährigen Kriege nach Berlin kam und ienen Winter sich hier aufhielt" (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 2905) (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 126).

1767
Mit dem Ölgemälde "Der Abschied des Jean Calas von seiner Familie" und der nach diesem angefertigten Radierung "Der große Calas" wird Chodowiecki  berühmt.

1768
"Brustbild eines Herrn im Profil nach links, als Medaillon vor einer Mauer dargestellt", Rötezeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4219).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 138)

1769
Chodowiecki erhält seinen ersten Auftrag für die Akademie. Er soll für den "Berliner Genealogischen Almanach" die verkleinerten Zeichnungen von Christian Bernhard Rodes Darstellungen zur Brandenburgischen Geschichte anfertigen. Mit Johann Bernhard Basedow (1723-1790), der als Pädagoge die Herausgabe eines "Elementarbuches der menschlichen Erkenntnis" (späterer Titel: "Elementarwerk") plant, schließt Chodowiecki einen Vertrag ab, der ihm die Mitarbeit zusichert. Das Werk soll als Grundlage der Erziehung und des Unterrichtes dienen. Bevor die Kinder lesen und schreiben lernen, werden sie durch leicht verständliche bildliche Darstellungen, z.B. der verschiedenen Formen der Nahrungsmittel, mit den elementaren Dingen des Lebens vertraut gemacht. Chodowiecki übernimmt die Anfertigung der Radierungen.

"Ein nach links gewandt knieender und betender Mönch; rechts entfernen sich zwei andere", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6447).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 140)

1770
Publikation der ersten drei Bände des "Elementarbuches" mit 53 Kupfern, gleichzeitig Publikation des Werkes in französischer und lateinischer Sprache. Künstlerische Ausschmückung von Kalendern bzw. Almanachen: "Genealogischer Calender", später "Historisch Genealogischer Calender", "Berlin" (Mitwirkung: 1770-1801), "Gothaischer Hof Calender" (Mitwirkung 1778-1794), "Göttinger Taschen Calender" (Mitwirkung: 1778-1794), "Königlich Großbritannischer Historischer Genealogischer Calender", "Lauenburg " (Mitwirkung 1778-1796).

"Monument mit der Aufschrift: MEMORIIS SACRVM. Davor links eine allegorische Frauengestalt und zwei Kinder mit einem Hunde", Feder- und Pinselzeichnung (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6423) (Friedländer, 1921, 1. Bd., S. 133).

1772
Chodowiecki übernimmt den Medaillenentwurf für eine Gedenkmedaille, die das Konsistorium der Reformierten Kirchengemeinde zum hundertjährigen Bestehen der Hugenottengemeinde im Jahr 1772 herausgibt.
3. Januar: "Jeannette Chodowiecka, die Tochter des Künstlers, Brustbild nach links", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6350).
"Brustbild eines bartlosen Mannes mit vorstehendem Unterkiefer, nach links",  (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6344).
"Profilbildnis eines jungen Mannes", Rotstift, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 3329).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 136f.)

1773
Reise nach Danzig. Chodowiecki hält ausführliche Schilderungen der Reise und des Aufenthalts in Danzig in einem Tagebuch fest. Er überarbeitet die an Ort und Stelle entstandenen Bleistift- und Federzeichnungen und stellt daraus ein Album mit hundert Bildern zusammen - ein einzigartiges Dokument über das bürgerliche Leben in Deutschland. Von Johann Caspar Lavater (1741-1811), Pastor in Zürich und Verfasser der "Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe", erhält Chodowiecki den Auftrag, eine Reihe von Portraitköpfen für das Physiognomik-Werk anzufertigen.
"Brustbild des Fürstprimas Gabriel Johann Podoski, Erzbischof von Gnesen, nach links, im Medaillon; darunter seine Rangabzeichen", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6349).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 136)

1774
Die vollständige "Kupfersammlung zu J. B. Basedows Elementarwerke für die Jugend und ihre Freunde" erscheint.
"Kopf eines bartlosen Mannes ohne Perücke, nach links", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6339).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 136)

1775
"Hektor und Andromache. Andromache weist den Gatten auf den kleinen Astyanax hin, den rechts eine Dienerin hält. Hektor nimmt den Helm ab, um das erschreckte Kind zu beruhigen", Kreidezeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6404).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 139)

1776
Auftrag von Friedrich Nicolai: Für den 1776 erscheinenden Band der "Allgemeinen Deutschen Bibliothek" soll Chodowiecki Goethes Bildnis in Kupfer stechen. Zudem fertigt er die Illustration der französischen Übersetzung der "Leiden des jungen Werther"an. Berühmt geworden ist das Bild von Lotte, welches sie umgeben von einer Schar jüngerer Geschwister zeigt.

1777
Radierung "König Friedrichs II. Wachtparade in Potsdam", volkstümliche Darstellung des "Alten Fritz".
"Ein Mädchen empfängt von einer Muse Malunterricht. Ein Genius läßt Licht herein. An der Wand Medaillonbildnisse von Künstlern", Feder- und Pinselzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6424) (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 133).

1778
 Fünf Zeichnungen mit Berliner Trachten für den "Lauenburger Kalender" von 1779 (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 2957).
"Brustbildnis eines Herrn nach links", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 3331).
"Ein Gefangener im Kerker sitzend, ritzt einen neuen Tag in ein Brett ein", Zeichnung zu Laurence Sterne "Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien" (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6465); eine weitere jedoch undatierte Zeichnung zu diesem Buch: "Ein Mönch und ein schwarzgekleideter Herr vor einem gedeckten Tisch einander gegen über stehend", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6464).
(Friedländer, 1921, Bd. 1. S. 128 u. 137 u. 139).

1779
"Brustbild Friedrichs des Großen, nach links", Bleistiftzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4216).
"Brustbild eines jungen Mannes im Profil nach links. Medaillon, darunter eine Inschrifttafel", Rötelzeichnung, Text der Inschrifttafel: "Meinem geliebten Hermes zum freundschaftlichen Andenken bis zur hohen Wonne unserer Wiedervereinigung in glücklichen Zeiten. Meyer in Bordeaux 1779." (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6410).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 138)

1781
Tod des Bruders Gottfried.

4. Juli: Zwei Mädchen, im Nachtgewand, aneinandergeschmiegt auf dem Rand eines Himmelbettes sitzend, Feder- und Pinselzeichnung mit dem Vermerk: "Wirkung des Ungewitters, in der Nacht vom 4. zum 5. Jully 1781", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6489).
8. Juli: "Die Demoisellen Wolff und Weber, vor einem Gartengitter wegen eines Liebhabers streitend", Federzeichnung mit Chodowieckis Vermerk: "Disputierende - nicht [doppelt unterstrichen] zanckende Schönen - bey Frischens Garten den 8ten July 1781. ad vivum", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 3967).
(Friedländer, 1921, 1. bd. S. 140)

1783
8. Juni: "Stammbuchblatt: Die auf Rosen schlummernde Unschuld. Brustbild eines mit dem Kopf nach links schlummernden Mädchens. Das Kissen ist mit Rosen bedeckt", Aufschriften: "Schlummern sie immer so, holdes Mädchen, so werden sie, Gott und Menschen, lieb haben - unter letzteren auch Ihr ergebenster Freund und Diener D Chodowiecki. In Berlin geschrieben den 8. Juny 1783", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6473).
7. Oktober: "Stammbuchblatt: Ein Puter und eine Henne im Stall. Vom Schnabel der Henne gehen die worte aus: Erst leg' ich meine Eyer, dann recensir ich sie", Federzeichnung,(BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4223), Friedländer vermerkt hierzu: "Auf dem links daranhängenden Stammbuchblatt ein von Chodowiecki aus Claudius' Fabel "Die Henne" abgeschriebenes, zu der Zeichnung gehöriges Gedicht, in dem der Truthahn sich über das Gackern der Henne beschwert und die obgedachte Antwort erhält."
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 140)

1785
Radierung "Ziethen sitzend vor seinem König".
"Venus droht dem rechts vor ihr stehenden Amor die Flügel zu beschneiden", Bleistift- und Federzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6469).
"Venus dem links vor ihr stehenden Amor die Brust reichend", Bleistift- und Federzeichnung, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6470).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 139)

1786
Chodowiecki fungiert an der Akademie als Sekretär und als einer der sechs Rektoren. Anfertigung des berühmt gewordenen Bildes des kranken Königs auf der Terrasse von Sanssouci.

1787
"Ein Mädchen zeichnet, von Amor angefeuert, die Silhouette eines links vor ihr sitzenden Jünglings an die Wand", (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6471).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 139)

1788
Zehn Zeichnungen zur Geschichte des siebenjährigen Krieges von Archenholtz, für den Berliner historischen Kalender von 1789. (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 6417) Friedländer vermerkt hierzu: "Die Zeichnungen sind von Penzel und Nusbiegel gestochen." (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 133)

1792
Brustbild König Friedrich Wilhelms II., im Profil nach rechts", Rötelzeichnung, bezeichnet von Chodowiecki und Friedrich Wilhelm, (BMPK Kupferstichkabinett, Invent.-Nr. 4218).
(Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 137)

1794
Zeichnungen zum Musenalmanach

1797
Nach dem Tode Bernhard Rodes wird Chodowiecki zum Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften ernannt.


1801
Tod Chodowieckis mit 74 Jahren. Beisetzung auf dem Friedhof der französisch-reformierten Gemeinde, heute zwischen Chaussee- und Liesenstrasse.


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Daniel Nikolaus Chodowiecki gilt als einer der bedeutendsten und populärsten deutschen Künstler des 18. Jahrhunderts. Nach den Anfängen als Miniatur- und Emaillemaler entstanden seit 1756 Ölbilder. Mit dem künstlerischen Medium der Radierung begann 1767 der Aufstieg zum erfolgreichsten Illustrator seiner Zeit. Er schuf mehr als 2000 Radierungen und illustrierte neben vielen literarischen Werken u.a. auch den "Berliner Historisch-Genealogischen Kalender". Eine Vielzahl seiner Kupferstiche und anderer Werke waren von literarischen Bühnenwerken inspiriert und stellten Szenen des damaligen Berliner Lebens dar. Chodowieckis Stil wechselt zwischen dem überzogenen, fast komisch wirkenden Pathos der allegorischen und historischen Darstellungen und dem feinen Sinn für Satire der Darstellungen des bürgerlichen Lebens in Berlin.

SH

Nachruf in der Haude- und Spenersche Zeitung, Nr. 18, Dienstag, den 10. Februar 1801

Am frühen Morgen des 7ten Februars entriß der Tod einen unserer berühmtesten Mitbürger, den als Künstler und Menschen hochschätzungswürdigen Daniel Nicolaus Chodowiecki. Er stammte aus einer polnischen Familie, ward den 16ten Oktober zu Danzig geboren, und von seiner Mutter, der Witwe des Kaufmanns Gottfried Chodowiecki, zum Handelsstand bestimmt. Im Jahre 1743 schickte sie ihn nach Berlin in die Handlung seines Onkels, des Kaufmanns Ayerer. Schon damals widmete er seine Nebenstunden den zeichnenden Künsten, welchen er sich, als er 1754 die Handlung verließ, nunmehr gänzlich ergab. Unter ungünstigen Umständen mußte er sich empor arbeiten, und verdankt seine Bildung sich selbst. Eine Zeitlang beschäftigte ihn die Miniaturmalerei; doch verließ er sie bald, und ward der Stifter einer neuen Kunstgattung in Deutschland: der Darstellung moderner Figuren, mit einer Wahrheit in der Physiognomie, einer Lebhaftigkeit des Ausdrucks, und einer unnachahmlichen Laune verbunden mit der strengsten Hinsicht auf sittliche Besserung. Jedermann kennt seine Kupfer zu Basedows Elementarwerk, zu den ersten Ausgaben des Sebaldus Rothanker, zu Lavaters Physiognomik, und zu einer fast zahllosen Menge Kalender. Der Geschmack der Liebhaber und die Rücksichten der Buchhändler bestimmten ihn meistentheils zu Arbeiten in kleinerem Format, doch sind auch treffliche große Blätter von ihm vorhanden, als: Friedrich der 2te zu Pferde; der König nebst mehrern Generalen; der König und Ziethen; Prinz Leopold, wie er den Kahn besteigt; der Brand zu Ruppin (welche beide Blätter der großmüthige Künstler den durch die Ueberschwemmung und durch die Feuersbrunst Verarmten schenkte); Brockmann, als Hamlet; und viele andere. Seine radirten Sachen sind so berühmt, daß Manche seiner andern Talente darüber vergessen haben. Allein, er war auch ein glücklicher Bildnißmaler; und sein höchst vollendetes Oehlgemählde: Les adieux de Calas, zeigt den großen Umfang seiner Kunstfähigkeiten. Er ward im Auslande geschätzt; und wenn Deutschland gegen seine vorzüglichsten Männer nicht ungerecht ist, so wird sein Name stets ehrenvoll in den Annalen der Kunst genannt werden. Es sind einige schriftstellerische Aufsätze von ihm gedruckt. Dabei zeichnete er sich durch Rechtschaffenheit des Charakters, durch tadellose Sitten, durch unermüdeten Fleiß, durch heitere Gefälligkeit, und ganz besonders durch Eifer und Edelmuth im Wohlthun auf eine Art aus, wie nur selten ein Privatmann diese liebenswürdigste aller Tugenden übt. - Unter der Direktion von Le Sueur ward er als Mitglied der königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften aufgenommen. Als Friedrich der Große die Akademie in Schutz nahm, war er zu deren Sekretär, und im Jahr 1788 zum Vize-Direktor ernannt; und als im Jahre 1797 der Direktor Rode starb, ernannte ihn Friedrich Wilhelm II. zu dessen Nachfolger. 1798 schickte ihm die Akademie zu Siena das Patent als Ehrenmitglied. Der Eifer, womit er seinen Aemtern vorstand, verbunden mit seiner unermüdeten Thätigkeit in Privatgeschäften und in Ausübung seiner Kunst, verkürzten sein Leben, da ihm seine physische Konstituzion durch den heitersten Sinn unterstützt, ein weit höheres Alter, als das wirklich erreichte, zu versprechen schien. – Seine Kollegen im Amte, welche seine Bemühungen um die Akademie am besten kannten, betrauern in ihm einen Anführer von beispiellosem Gleichmuth und Unparteilichkeit. Sie bewundern und betrachten ihn mit Recht als ein seltenes Original-Genie, der gleichsam die Kunst erfunden, und alle Regeln zu derselben sich selbst geschaffen hat, indem keinem Meister und keiner Schule, weder sein Entstehen noch seine Ausbildung zuzuerkennen ist, sondern er fast einzig und allein Alles aus der ihn umgebenden lebenden Natur schöpfte, welches seinen Werken das Gepräge der Wahrheit, der schönsten Uebereinstimmung selbst in bizarren Gestalten gab, die nur ein Beobachtungssinn mit Bildungskraft wie Er besaß hervorzubringen vermogte, und ohngeachtet der Vielen, die seine Art und Weise versuchten, ist Er noch nicht erreicht, und in der Kunstgeschichte wird sein Name auf immer hervorleuchten.

Am Donnerstag, 24.09.1801 erscheint in der Haude- und Spenersche Zeitung, Nr. 115, eine Versteigerungsankündigung:
"Dienstags den 29sten September a. c. Nachmittags um 2 Uhr, soll in der Behrenstraße No. 31 zum Nachlaß des verstorbenen Director der Academie, Hrn. D. Chodowiecky, gehörige Sammlung guter Gipsköpfe und Figuren, worunter Kinder von Tiemingo, ein großer Gliedermann, und einige Lausanner Pastel-Farben, und welche am 27sten c. Vormittags besehen werden können, öffentlich an den Meistbiethenden gegen gleich baare Bezahlung in Courant verauczionirt werden, den folgenden Tag soll die Auction mit alten Mobilien beendigt werden. Berlin den 21sten September 1801. Königl. Preuß. Französisches Colonie-Gericht hiesiger Residenzien." (_von AdK angekauft?)

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In der Sammlung des BMPK Kupferstichkabientt zahlreiche weitere jedoch undatierte Arbeiten Chodowieckis u.a.:
Vorlagen und Studien zu seinen Radierungen (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 126-132), darunter "Des Künstlers Gattin, ihr Kind stillend (Invent.-Nr. 2904); "Die Familie des Künstlers. Zum Cabinet d'un peintre" (Invent.-Nr. 2915)

Vorlagen für andere Radierer (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 133f.)

Häusliche Szenen, Gruppen und Einzelfiguren (Friedländer, 1921, 1. Bd. S.134-140)

Gegendrucke (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 140f.)

Zugeschriebene Arbeiten (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 141f.).

Laut Friedländer besitzt das Kupferstichkabinett ferner zwei aus Johann Caspar Lavaters Sammlung stammende Kästchen mit 17 kleinen aquarellierten männlichen Einzelfiguren in radierten Kartuschen, denen Lavater physiognomische Notizen beigegeben hat (Friedländer, 1921, 1. Bd. S. 140).



 

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Sekundärliteratur:

Berlinaufenthalte

  • von 1755 bis 1777 Brüderstrasse Berlin Brüderstrasse Berlin-Mitte
  • von 1777 Behrenstrasse 31 Berlin Brüderstrasse Berlin

Register

Fachregister:
  • Bildende Kunst
Institutionsregister:
  • Akademie der Künste

Person: Daniel Nikolaus Chodowiecki, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/626.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/626