Lebenslauf:
1754
Asmus Jakob Carstens wird als Sohn eines Müllers in St. Jürgen im
damals noch dänischen Schleswig-Holstein geboren. Er beginnt eine
Küfer-Lehre, da zur Ausbildung als Kunstmaler keine finanziellen Mittel
vorhanden sind. Beschäftigung mit den Übersetzungen antiker Autoren sowie
Kupferstich- und Gemmensammlungen im Hause seines Vetters Jens Jürgensen,
der in Schleswig zu den Honoratioren zählte.
1774
Umzug nach Kopenhagen, dort häufige Besuch der königlichen
Gemäldegalerie sowie des Antikensaals der Akademie. Carstens hört nur wenige
Vorlesungen, zeichnet aber Gemälde und Kupferstiche auswendig nach und
erschließt sich so auch die Grundlagen der Perspektive und Komposition, der
Beleuchtung und Drapierung.
1783
Aufbruch nach Rom, ein in Kopenhagen ausgeschriebenes Rom-Stipendium
erhält Carstens u.a. deshalb nicht, weil er sich nicht bereit findet, an den
üblichen Übungsstunden des gefeierten Historienmalers Professor Abildgaard
teilzunehmen. Zudem spricht er sich allgemein gegen das "Ölmalen" aus.
Besichtigungen in Mantua und Mailand, dann Abbruch der Italienreise wegen
Geldmangel. Aufenthalt in Zürich, dort nimmt ihn der Maler-Dichter und
Theoretiker Salomon Gessner auf und vermittelt ihn weiter an Johann Kaspar
Lavater, Verfasser der "Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der
Menschenkenntnis und Menschenliebe". Bei ihm verdient sich Carstens u.a. das
Geld für die Rückreise nach Deutschland. Dem folgt ein fünfjähriger Aufenthalt in Lübeck,
dort ist Carstens als Portraitmaler der wohlhabenden Kaufmannschaft gefragt.
Bekanntschaft und später lebenslange Freundschaft mit Carl Ludwig Fernow,
Philosophieprofessor und Carstens' späterem Biographen. Carstens' Gönner in
Lübeck raten ihm beim Verlassen der Hansestadt zum Umzug in die
Kunstmetropole Berlin.
1788
Carstens schickt dem Staatsminister und Akademie-Kurator Baron von
Heinitz die Gemäldefassung der "Vier Elemente" und die Zeichnung "Allegorie
auf das 18. Jahrhundert" als Probestücke mit der Bitte um Aufnahme in die
Herbstausstellung. Die freundliche Antwort veranlasst ihn zur
Übersiedlung noch im gleichen Jahr. In Berlin zunächst kärgliches Dasein,
geringer Verdienst durch Zeichenstunden, schwere Krankheit. Besserung der
Lage Carstens' als er mit dem Ästhetik-Professor und Akademie-Sekretär Karl
Philipp Moritz in freundschaftliche Beziehung tritt. Moritz schreibt an
seiner "Götterlehre" und will das Werk mit Abbildungen nach antiken
geschnittenen Steinen versehen. Er vermittelt Carstens den Zugang zu den
Gemmen-Abformungen der Lippertschen Daktyliothek und den von Winckelmann
kommentierten, noch von Friedrich II. angekauften Originalen. Carstens
fertigt u.a. die Gemmenzeichnungen sowie Vignetten zu Buchausgaben weiterer
zeitgenössischer Autoren. In Auftrag des Oberhofbaudirektors Langhans füllt
Carstens mit den Figurenerfindungen seiner noch in Lübeck angefertigten
Allegorien die sechs Grisaillenfelder eines Schlafzimmers im Berliner
Stadtschloß. Die Plafondmalereien wurden Ende dess 19. Jahrhunderts bei der
Umgestaltung des Raumes zerstört, alle Originalentwürfe sind verloren. Die
noch vorhandenen Durchzeichnungen entstanden ca. 1865 als Vorlagen für den
Kupferstich.
1789
Auf der Akademie-Ausstellung stellt Carstens seine Zeichnungen "Schlacht bei
Potidäa" und den "Sturz der Engel" aus. Beide werden u.a. im "Journal von
und für Deutschland" gelobt.
1790
Carstens erhält von v. Heinitz den Auftrag zur Anfertigung von
Plafondmalereien im Festsaal seines Stadtpalais'. (Diese Wandmalereien im
ehemals Dorvilleschen Hause werden beim Umbau schon um 1850 vernichtet.)
1790
21. Mai: Carstens wird "wegen der, in der Zeichenkunst und der dahin
abzweckenden sonstigen Wissenschaften, sich erworbenen guten Kenntnissen"
zum Professor der Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften
bestellt und wird "Lehrer der Gypsklasse". Kaum vier Wochen nach dem
Amtsantritt erfolgt seine Berufung in den akademischen Senat.
1792
Italien-Reise in Gesellschaft des Kopenhagener Malers Cobot und des
Architekten Weinbrenner. Besichtigungen in Dresden, Nürnberg, Basel,
Mailand, Genua, Livorno, Pisa, Florenz. - In Rom Studium Raphaels, gute
Noten seitens des amtlich bestellten Betreuers der preußischen Pensionäre,
Professor Friedrich Rehberg für Carstens Aufführung und Betragen.
1795
Carstens realisiert sein Vorhaben einer Atelierausstellung. Das römische
Publikum betrachtet seine Arbeiten mit Wohlwollen, die Ausstellung ist ein
Erfolg.
1796
Carstens sagt sich von der Akademie der Künste in Berlin los, er lehnt sich
gegen das Reglement der "Tyrannei, durch die soviel Menschen verdorbene
Bürger im Staate werden", auf.
1794
Seit Herbst ist Carstens neben seiner anstrengenden künstlerischen Arbeit
starken Gemütsbewegungen unterworfen. Zur Freude über das Wiedersehen mit
Fernow in Italien, und das Gelingen der Ausstellung, kommen unerquicklichen
Auseinandersetzungen mit der Bürokratie und den akademischen Malern. - Bis
zu seinem Tode bewältigt er ein enormes Arbeitspensum, neben Aufträgen auch
zahlreiche Skizzen, Foliozeichnungen, Kartons und Aquarelle.
1798
Carstens stirbt 44jährig in Rom.