Gustav Adolph Moritz Wilhelm Ingenheim

Lebensdaten

Nachname:
Ingenheim
Vorname:
Gustav Adolph Moritz Wilhelm
Adelstitel:
Graf
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
02.01.1789
Geburtsort:
Berlin
Geschlecht:
männlich
Konfession:
evangelisch?
Todesdatum:
04.09.1855
Sterbeort:
Wiesbaden
Beruf(e):
  • Wirkl. Geheimer Rat

Genealogie

Genealogie:
Vater: Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), König von Preußen Mutter: Julie von Voß (1766-1789), Hofdame verheiratet mit Eugenie de Thierry (* 24. November 1808; † 17. März 1881), der Tochter von Etienne de Thierry und der Gräfin Marianne von der Mark. Seine Schwiegermutter war auch seine Halbschwester. Das Paar hatte folgende Kinder: * Julius (* 10. August 1827; † 28. März 1903) ? Elisabeth zu Stolberg-Stolberg (1825-1907) * Eugen (* 16. Juli 1837; † 16. Juli 1897) * Marianne Camilla Romana, (* 17. Juli 1831; † 11. Juli 1915) ? Heinrich Maria von Stillfried-Rattonitz (1828-1885) * Franz (* 13. April 1846; † 6. Juni 1919) ? Huberta von Francken-Sierstorpff (1854-1913)

Biographie

Lebenslauf:
1763
Johann (=Hans) Christian wird als zweiter Sohn des Kunststickers Joseph Genelli in Kopenhagen geboren.

1774 bis 1785
Umzug der Familie 1767 nach Wien, 1774 nach Berlin. Frühe Mitarbeit in der Werkstatt des Vaters. Seit 1782 Studium an der Berliner Akademie der Künste.

1785 bis 1790
Im Oktober 1785 begibt sich Hans Christian Genelli mit seinem Bruder Janus in Begleitung des Kommilitonen an der Akademie Peter Ludwig Lütke nach Italien. Von Ende 1785 bis Mai 1789 Aufenthalt in Rom.

1786
Im Herbst 1786 erhalten beide Brüder jeweils ein Stipendium von 100 Talern jährlich von der Berliner Akademie der Künste.

Gemeinsam mit Johann Gottfried Schadow entwirft Genelli in Rom ein Mausoleum für Friedrich II. in der Form eines dorischen Prostylos. Der Entwurf wird der Berliner Akademie eingesandt. Von Genelli stammen drei Zeichnungen: einen Grundriß, Aufriß und Querschnitt zu dem Gebäude. In einem Begleitbrief vom 9. Dezember 1786 liefert er eine ausführliche Beschreibung und Erklärungen zu seinem Entwurf. (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 191 Acta betreffend die, den Gebrüdern Genelly*, während ihres Aufenthaltes zu Rom*, bewilligte Unterstützung. v: 1786-1806., fol. 1-3). Die Entwürfe werden im folgenden Jahr auf der Akademieausstellung präsentiert. (Börsch-Supan 1971, Bd. 1, 1787:213)

1787
Im August schreibt Genelli einen Brief an seinen Vater, aus dem hervorgeht, daß die Brüder sich verleumdet fühlen: "Wir sind unmäßig stoltz sagt man, liederlich, Müßiggänger? Wir spielen die großen Herren und thun nichts." (Brief Hans Christian Genelli an Joseph Genelli, Rom 29. August 1787; UB Leipzig) Es ist von großem Geldmangel die Rede, Lütke wird angegriffen, der gegen die Genelli intrigiere.

Friedrich Rehberg schreibt im ersten seiner Rapports über die Stipendiaten der Berliner Akademie im November 1787:
Die Herren Genelli klagen sehr über ihre Umstände und daß der Mangel am nöthigen Gelde sie verhindert die Studien machen zu können die sie wünschten. Der ältere hat einige Gemälde angefangen die er zu der nächsten Ausstellung nach Berlin zu schicken hofte, wird sie aber vielleicht bis dahin nicht fertig machen können da er vergangenene Sommer krank gewesen. Der jüngere
[Hans Christian G.] sieht sich genöhtigt Architektonische Zeichnungen zum Verkaufe zu machen, die für sein Studium von wenigem Nutzen sind. (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 19, fol. 30)

Im gleichen Schreiben berichtet Rehberg, daß Genelli nach einem "Grundriße der St. Peters-Kirche" und "den Aufriß einer Kirche aus eigner Erfindung" angefertigt habe. (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 19, fol. 30).

1788
Im Rehbergs Rapport von 16. Februar 1788 wird eine gezeichnete Innenansicht von St. Peter erwähnt, im Mai 1788 wird vermerkt, daß Genelli mehrere Zeichnungen zur Akademieausstellung nach Berlin geschickt habe, außerdem schreibt Rehberg: "Soll viele Belesenheit in architektonischen Wißenschaften haben". (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 19, fol. 42)

In einem Brief vom 12. April 1788 schreibt Hans Christian Genelli über die eingesandten Zeichnungen:
Die Architektonischen Risse stellen zwey verschiedene Gegenstände vor. Der aegyptische Saal, in Grund- und Aufriß, nach der Beschreibung des Vitruvs, ist der Gegenstand eines dieser Risse: welchem ich zugleich den Text des Vitruvs beygefügt, um die Vergleichung bequemer zu machen. Sie stellen die ursprünglichste, einfachste und reinste Form einer christlichen Kirche vor, wie man sie hieselbst unter dem Nahmen der Basiliken sieht. [...] Die Beschreibung die Vitruv uns von den Basiliken der Alten giebt, ist für uns etwas dunkel geworden: er hält sich mehr bei den Verhältnissen als bei der Form auf, die er als schon bekant [!] voraussetzt. (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 191, fol. 5v)

Im August übersendet Hans Christian Genelli weitere Zeichungen zu Vitruv und drei Risse eines "Lusthäuschens Pii Quarti vom Pirro Ligorio erbauet". Er bedankt sich für die Verdopplung des Stipendiums auf 200 Taler jährlich. (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 191, fol. 8r)

Im November 1788 teilt Rehberg mit, daß Genelli an einer Abhandlung "über die Pied d’estal" arbeite, diese ist im Februar 1789 abgeschlossen. (GStA, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 19, fol. 66 und 74)

In Rom haben die Brüder Genelli Kontakt mit Gottfried Schadow, Friedrich Müller, Johann Jürgen Busch, Friedrich Bury. Seit 1788 gibt es Auseinandersetzungen mit der Akademie, der Kurator Heinitz wirft den Brüdern Genelli vor, das Stipendium nicht angemessen zu nutzen.
Die Brüder sehen sich gezwungen, in Rom Schulden zu machen, die sie vor ihrer Abreise nicht zurückzahlen können. Nach Rehbergs Auskunft handelt es sich um einen Betrag von 60 1/2 Scudi, das sind etwas über 90 Reichsthaler. (GStA PK, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 19 Acta betreffend die dem Professor der Zeichen Kunst Rehberg übertragene specielle Direction über die Studien der in Rom Studirenden, mit der Academie in Verbindung stehenden Künstler. Vol. I, 1786-1794, fol. 88)

1789
Im Herbst 1789 kehren die Genelli nach kurzem Aufenthalt in Nürnberg zurück nach Berlin.
Hans Christian Genelli wird von der Akademie ans Hofbauamt empfohlen, aber abgelehnt (GStA PK, I. HA Rep. 76 alt Abt. III Nr. 19, fol. 21, 23f.).
Er wird zum Freund und Förderer von Asmus Jakob Carstens, der vorübergehend bei der Familie Genelli einen Freitisch erhält.
Auf der Akademieausstellung werden "getuschte architektonische Zeichnungen von verschiedenen römischen Gebäuden" gezeigt. (Börsch-Supan 1971, 1789:119)

1790
Entwürfe  für die Innengestaltung eines Festsaales im „Dorvilleschen Hause“, ausgeführt mit Wandmalereien von Carstens und xx Fechhelm.  Der Saal im Dorvilleschen Hause, der nach Genellis Angaben von Carstens und Fechhelm ausgemalt wurde, wurde von Genelli selbst ausführlich beschrieben, die Beschreibung ist im Katalog der Akademieausstellung von 1791 (Börsch-Supan 1971, 1791:S. 18-26) und in "Vorbegriffe zu einer Theorie der Ornamente" von Karl Philipp Moritz, der mit Genelli und Carstens befreundet war, abgedruckt (Berlin 1793, Nachdruck 1986, S. 115-127).

1791
Genelli veröffentlicht im Katalog zur Akademieausstellung ausführliche Betrachtungen zum Denkmal für Friedrich II. zu Pferd, für das auf dieser Ausstellung Entwürfe von allen Akademiemitgliedern ausgestellt waren.

Genelli schreibt insbesondere über den Sockel und bezieht damit seine in Rom verfassten theoretischen Ausführungen über die "Piedestale" auf einen konkreten Entwurf. Er geht auf die Vorgaben Friedrich Wilhelms II. für diesen Wettbewerb ein: die Aufstellung des Denkmals zwischen Oper und Prinz-Heinrich-Palais und daß das Postament aus den "härtesten einländischen Steinen" errichtet werden solle. Genelli schlägt vor, die Höhe des Sockels nach der Haupttreppe der Oper auszurichten. Außerdem solle das Postament "mit einem Sitz etwas von grauem Marmor umgeben, worauf das Volk im Schatten des Helden, und unteer seiner segnenden Hand ausruhen könne, wenn es sich hieher versammlet, sein Andenken zu feyern. Endlich ruhe da ganze auf einem Grundbau, welcher wegen der großen Last, die er zu tragen hat, einen merklich größeren Plan machen muß, als das Fußgestell selbst; und in Gestalt einer Stufe über den Erdboden ragen mag."

Auf der Ausstellung war auch ein Gips-Modell von Jakob Asmus Carstens zum Denkmal ausgestellt, zu dem Genelli selbst das Postament entworfen hatte. (Börsch-Supan 1971, 1791:8 und S. 61-66)

1792
Seit April 1792
ist Genelli an der Berliner Porzellanmanufaktur als „Inventor“ und künstlerischer Berater angestellt, außerdem ist er zuständig für die Bauaufsicht.

Seit 1792 Mitglied der Berliner Akademie der Künste, im Protokoll der Senatssitzung verzeichnet:
"Was die Legitimation H. Genelly anbetrifft; so hat der sich zwar bereits durch seine Arbeit in dem Saal im Dorvillischen Hauße und durch das von ihm angegebene Dessin zu den Königl. Dessert=Porcellain Service als ein geschickter Künstler gezeigt, indeß werden des Herrn Curatoris Excellenz auffordern, behufs seiner Reception ebenfalls etwas von seiner Arbeit dem academischen Senat vorzulegen."  (GStA I. HA Rep 76 alt III Nr. 41: Protokoll 21. April 1791, S. 276)



1793
"Im Juli 1793 legte [...] Hans Christian Genelli Pläne für einen runden Ofen mit vier Feuerungen vor, der aus zwei Etagen bestand, so daß gleichzeitig die untere Kammer für den Gutbrand und die obere Kammer für den Verglühbrand genutzt werden konnte. Im Sommer 1794 begannen in diesem Probeofen die Versuche zur Verwendung von Steinkohle. [...] die erreichten Temperaturen waren nicht hoch genug, um Porzellan herstellen zu können." (Siebeneicker 2002, S. 108) Genelli Pro Memoria 26.7.1793, in MA, XVII 9, Bl. 14f. Dieser Plan wurde allerdings noch stark überarbeitet, vgl. Besprechung zwischen Grieninger, Schopp, Genelli und Eiselen, 28.11.1793, in: MA, XVII 9, Bl. 19f. (nach Siebeneicker 2002, S. 108)

Grieninger, Klipfel und Rosenstiel beschweren sich über mangelnden Arbeitseifer Genellis und vertreten die Ansicht, daß "die Manufactur nicht dazu bestimmt ist, einzelne capricieuse Künstler ohne Nutzbarkeit zu besolden". Dennoch bezog Genelli sein Honorar von 200 Talern jährlich bis zu seinem Tod von der KPM (Siebeneicker 2002, S. 165f. zitiert aus: Beratung über den Etat der Hauptkasse pro 1792/93, 6.5.1792, in: MA, XI 1, Bd. 1, Bl. 135-142, hier Bl. 142).

1794
Auf der Akademieausstellung zeigt Genelli "Zwei Entwürfe zu Grabmählern" und zwar zu einem "Familienbegräbnis zu sechs Grabstellen" und zu einem "Monument unter freiem Himmel". Dazu liefert er eine ausführliche Beschreibung. (Börsch-Supan 1971, Bd. 1,  1794:291.292)

1795
Wird Genelli zum Mitgl. des Senats der AdK ernannt. Briefl. Erwähnung von Bauaufträgen, xxx  Ausführungen nicht nachweisbar.

1798
Mitglied der „Kommission zur Revision sämtlicher Lehranstalten“ an der Akademie der Künste (mit Daniel Berger, Aloys Hirt). Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit, verfasst Genelli seine Schrift 'Idee einer Akademie der Bildenden Künste', die 1800 in Braunschweig bei Vieweg gedruckt wird.

Anschließend in der Kommission zur Architekten-Ausbildung. Wird für einen Lehrauftrag für Stadtbaukunst an der Bauakademie vorgeschlagen, den er aber nicht erhält (Strecke 2000, S. 135).

Der als scharfsinnig und scharfzüngig bekannte Genelli verkehrt in verschiedenen Berliner Salons, u.a. bei Rahel Levin. Er ist der engste Vertraute während ihrer Liebesgeschichte mit dem jungen Karl Graf Finckenstein (vgl. Briefe Rahel Levins).


Ende der 1790er Jahre
Als einziger ausgeführter Bau Genellis gilt das Schloß in Cybinka (Ziebingen) bei Frankfurt/Oder , Entwurf ca. seit 1798 im Auftrag Wilhelm v. Burgsdorff, eines Neffen des Grafen v. Finckenstein. Das Haus, von dem Hans Ebert in den 1980er Jahren noch fotographische Aufnahmen machte, brannte Ende der 1980er Jahre aus und ist heute komplett abgetragen.

1800
In einem Brief an einen unbekannten Empfänger (Anfang des Briefes fehlt) vom 7. Juli 1800 teilt Genelli mit: "Da ich in Berlin noch keine Bauten zu führen gehabt, so ist es natürlich daß ich nicht sonderlich von den laufenden Preisen unterrichtet sein werde" (Brief in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Signatur EH 191/1).

Auf der Akademieausstellung wird ein von der KPM gefertigter Tafelaufsatz ausgestellt, "Zeus, der Richter über Götter und Menschen". Am Ende der ausführliche Beschreibung, die sicherlich auf einen Text Genellis zurückgeht, wird mitgeteilt: Die Angabe dieses Tafelaufsatzes ist von Herrn Architekt Genelli, die Ausführung von Herrn Modellmeister Riese. (Börsch-Supan 1971, Bd. 1, 1800:361)

Direkt im Anschluß wird eine weitere Gruppe beschrieben:"Zephyr holt Psyche zu Amors Umarmungen ab". Hier sind keine Angaben zum Entwerfer gemacht, sicher ist nur die Ausführung durch den Modellmeister Riese. Von der Gruppe ist ein Exemplar im Kunstgewerbemuseum Berlin SMB, ein weiteres im Schloss Ludwiglust (Staatliche Museen Schwerin) ausgestellt.

Nach 1800
Ab 1801 lebt Genelli auf dem Gut der Familie Finckenstein in Alt-Madlitz bei Fürstenwalde. Enge Verbindung mit Karoline Finckenstein.
In Alt-Madlitz befaßt sich Genelli mit - teilweise publizierten - altertumswissenschaftlichen Studien und architektonischen Idealentwürfen.
Er kommt regelmäßig nach Berlin und ist befreundet mit Erdmann Hummel, Friedrich Bury und den Söhnen Friedrich Wilhelms II. Gustav Adolph Moritz Wilhelm Graf von Ingenheim und . Mitglied der Schachgesellschaft. Hummel stellt die Freunde auf seinem Bild "Die Schachgesellschaft" (1818/19) dar.

1802
Am 29. Mai verfasst Genelli aus Berlin einen langen Brief an August Wilhelm Schlegel. Es geht um die umstrittene Aufführung des Ion von Schlegel. Genelli kündigt eine Rezension des Stückes an. (Vgl. Briefe von und an A.W. Schlegel, ed. Josef Körner, Zürich, Leipzig, Wien: Amalthea-Verlag 1930, S. 146-148).
Die ausführliche Besprechung erscheint in der 'Zeitung für die elegante Welt', Nr. 81 (8.7.1802) - zur Aufführung, 82 (10.7.1802) - zu den Kostümen, 83 (13.7.1802) - zum Bühnenbild. Vgl. den Text der Rezension in der Theaterdatenbank [Link wird noch eingefügt].

1803
In einem Brief an einen nicht genannten Empfänger (ein in Berlin ansässiger Herausgeber eines Journals mit Rezensionen zu Kunst und Architektur), erklärt Genelli warum er ungern Rezensionen schreibt. (Brief Genelli an Unbekannt, Berlin den 27. November 1803, Zentralarchiv SMB PK)

1812
Im Mai 1812 arbeitet Genelli an idealen Entwürfen “nach dem kleinen Casino an der Via Flaminia hinter der Rotonda des Vignola“. Bis August 1813 entstehen insgesamt fünf große Ansichten und Grundrisse, teilweise datiert, alle signiert und mit Erklärungen versehen (xxx).

1813
Nach dem Tod des Bruders Janus 1813 sorgt er für dessen Kinder, insbesondere den Sohn Buonaventura Genelli. Durch Genellis Vermittlung wird Buonaventura 1818 mit Unterstützung des Grafen Ingenheim nach Rom geschickt und der Kontakt zu Friedrich Müller hergestellt.
Im Nachlaß der Zeichungen befinden sich mehrere 1813 datierte Entwürfe zu einem Denkmal für die Völkerschlacht in Leipzig.

1817
Brief aus Madlitz vom 21. Dezember 1817 (UB Leizig, Sondersammlung Nachlaß 255, A/9).

1818
Brief aus Madlitz vom 8. März an Erdmann Hummel (UB Leizig, Sondersammlung Nachlaß 255, A/10).

Am 30. April schreibt Graf Ingenheim aus Berlin an Friedrich Müller in Rom, daß er Genelli in zwei Tagen zu Besuch erwarte.

Genelli verfasst einen Nachruf auf Friedrich Ludwig Karl Graf Finckenstein, der am 7.5.1818 in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen erscheint.

Am 27. Mai leitet Ingenheim Genellis eben erschienenes Werk über "Das Theater zu Athen" und einen Brief an Friedrich Müller nach Rom weiter. Er selbst bemerkt zum Buch: "das Wenige, was ich davon gesehen, hat mich seiner Gelehrsamkeit und Tiefe wegen erschreckt; - man muß die griechischen Tragiker gelehsen haben, wenn man mit Nutzen dasselbe lehsen soll."

Am 29. September erscheint eine Rezension des Theaterwerks in der Leipziger Litteratur-Zeitung von Herrmann (?) und Christian Ludwig Stieglitz.

1819
Im Januar erscheint eine weitere Rezension des Theaterwerks in der Allgemeinen Literaturzeitung Nr. 15.

Ingenheim schreibt am 15. Mai an Müller, daß er seine Übersetzung des Werkes von Ginez Perez de Hitas Guerras civiles de Granada von Genelli durchsehen lasse. In demselben Brief erwähnt er, daß Genelli vier Wochen in Berlin war: "Ich [war] froh, ihn zu besitzen, denn er gehört zu den seltnen Menschen, ein Stoiker in Unsrer Zeit! - Ich ließ sein Bildniß von Rauch fertigen - es ist vortrefflich ihm gelungen!"

In einem Briefentwurf vom 16. November berichtet Friedrich Müller an Ingenheim, daß im Café nuovo in Rom unter den anwesenden deutschen Künstlern über das Theaterwerk von Genelli diskutiert wurde.

1820
In einem Brief vom 7. März den Graf Ingenheim an Friedrich Müller in Rom richtet, zitiert er über mehrere Seiten aus einem Schreiben Genellis in dem dieser das 2. Heft des 2. Bandes von Goethes "Kunst und Alterthum" kritisiert.

Am 25. August schreibt Ingenheim an Müller und läßt ihm von Genelli ausrichten: "Ich vergaß Ihnen neulich zu sagen, daß dieser befürchte, Sie mögten meinen, er amalgamiere sich mit der Thieckischen Sippschaft, er läß Sie aber des Gegenteils versichern, und Ihnen sagen: er meide jeden Umgang mit diesen ihm verhassten Creaturen."

In einem undatierten Brief an August Ferdinand Bernhardi, den er zusammen mit seiner Theaterschrift übersendet, geht Genelli auf die Schrift von Peter Friedrich Kanngießer: Die alte komische Bühne in Athen, Breslau 1817 ein, die er bei der Abfassung seiner eigenen Abhandlung noch nicht kannte. Er kritisiert die Aussagen Kanngießers, besonders dessen Annahme, das Athener Theater in der Zeit des Perikles sei ein Holzbau gewesen (Brief xx, ZA SMB).

1822
Am 22. März richtet Genelli aus Madlitz an Friedrich Müller in Rom einen Empfehlungsbrief für seinen Neffen Buonaventura, den dieser Müller selbst überbringen wird. Beigefügt sind mehrseitige Anmerkungen zu seinem Theaterwerk und Bemerkungen zu den Rezensionen desselben.

Am 16. Juli erwähnt Ingenheim in einem Brief an Friedrich Müller, daß Genelli gerade bei ihm wohne.

Aus einem Brief Schadows an seine zweite Frau Henriette ist am 9.7.1822 zu erfahren, daß Genelli diese Woche bei deren Eltern, dem KPM-Direktor Rosenstiel zum Essen eingeladen war.

Im Dezember entstehen großformatige Idealentwürfe zu einem Grabmal für die Familie Maltzan. Es handelt sich um die "Wiederherstellung eines vor etwa 23 Jahren gefertigten, aber vor 15 Jahren verloren gegangenen Risses“. Auf der Rückseite eines Entwurfs ist vermerkt:
Die Aufgabe war: Ein Gartenhaus von einem einzigen Gelasse, so anmuthig, daß man es gern besuchete, es sollte aber zugleich auch ein Denkmal auf die verstorbene Fr. Mutter sein. Der Besteller war Graf Malzan aus Schlesien, Schwiegersohn des Minister von Hoyn.
Der weitere Text teilt mit: der Plan wurde damals als zu kostspielig abgelehnt; die Risse gingen verloren, die Rekonstruktion ist zum Idealentwurf erweitert.


1823
Im März entstehen neun detailliert ausgearbeitete Ideal-Entwürfe für ein "Grabmal einer Königin".

Am 9. Dezember schreibt Ingenheim an Friedrich Müller: "Mit unserm Freunde Genlli gehet es leider! herzlich schlecht, die Aerzte verwundern sich darüber, daß es noch kein Ende mit ihm nahm, die Martern, Qualen und Pein, welche er nun schon so lange erdulden mußte, sind unbeschreiblich, und man kann als sein Freund, ihm nichts anders wünschen, als daß ihn Gott, bald davon erlösen mag."

Genelli stirbt am 30. Dezember an Zungenkrebs 60-jährig auf dem Gut Alt-Madlitz.


Von Genelli sind außer Entwurfszeichnungen nur ein nach seinem Entwurf von der KPM ausgeführter Tafelaufsatz und nur ein ausgeführter Bau erhalten. Dennoch gilt er als einer der wichtigsten Vertreter und Anreger des Klassizismus in Berlin. Dieser Ruhm geht schon auf seinen 1786 an die Akademie der Künste eingesandten Entwurf eines Mausoleums für Friedrich II. in der Form eines dorischen Prostylos zurück, den ersten Denkmalsentwurf für Friedrich II.
Genelli war nur autodidaktisch gebildet, aber von großer Belesenheit. Die Entwürfe für Porzellan und Architektur zeigen Eleganz und Originalität, die theoretischen Schriften Gelehrsamkeit.
August Varnhagen beschreibt Genelli 1810 als "genial bis zum Dämonischen" . Eine liebenswertere Charakteristik liefert Karl von Finckenstein 1796 in einem Brief an Rahel Levin: "Gestern den ganzen Abend war Genelli bei mir; ich gewinne ihn alle Tage lieber, es ist so ein heftiger Mensch voll Enthusiasmus für alles Schöne, voll Verstand und Kenntnissen; er hat viel gelebt, viel Glück und Unglück, und kennt die Menschen, aber er ist auch entsetzlich bitter, und liebt die Hoffnung ebenso wenig wie Du, und doch liebt er die Menschen, die recht in hohem Grade fähig des Glückes sind, und meint, ich sei auch zum Glück geboren" (Rahel Varnhagen 1877, S. 33.)

Varnhagen, Rahel: Aus Rahels Herzensleben. Briefe und Tagebuchblätter. Hrsg. von Ludmilla Assing. Leipzig: Brockhaus 1877. (= Varnhagen, Rahel: Gesammelte Werke. Bd. VIII. Hrsg. von Konrad Feilchenfeldt, Uwe Schweikert und Rahel E. Steiner. Reprint München 1983).



Werke:
Kupferstichkabinett SMPK Berlin: 2 Zeichnungen Selbstporträt und Porträt des Bruders Janus, Graphit, Kohle 1781

Akademie der Künste, verschollen: Zeichnungen: Entwürfe für Grabmal Friedrichs II. (vgl. Kriegsverluste der Preuss. AdK, Archiv-Blätter 12. hg. AdK, Berlin 2005, S. 118)

Archiv KPM Berlin: Akte A 7 II/2-8: 8 Entwurfszeichnungen für Tee- und Kaffeekannen

Vorlagensammlung KPM, aufbewahrt SPSG Charlottenburg: 6 Entwurfszeichnungen

Kunstsammlung der Universität Leipzig: ca. 100 architektonische Zeichnungen

Kupferstichkabinett Dresden: Album Brühl, Seiffersdorfer Tal

Staatliches Museum Schwerin (Schloß Ludwigslust): Tafelaufsatz nach Entwurf Hans Christian Genelli, Ausführung Carl Friedrich Riese, KPM Berlin, um 1793/1798, Biskuitporzellan, 2 Gruppen daraus "Zephyr entführt Psyche" und "Amor und Psyche" im Kunstgewerbemuseum Berlin

 

Unselbstst. erschienene Schriften:

Beschreibung eines neuen Gesellschaftssaals in der ehemaligen Wohnung des Königl. Staatsministers Freiherrn v. Heinitz im Dorvilleschen Hause zu Berlin, in: K. Ph. Moritz: Vorbegriffe zu einer Theorie der Ornamente, Berlin 1793 (Ndr. m. Vorw. v. H.-W. Krufft Nördlingen 1986), S. 115-127; in leicht gekürzter Form auch im Kat. der Akademieausstl von 1792; xx

 

Verschollene Manuskripte: Abhandlung über die Pie d’estal (1787); Abhandlung über die Stiftshütte des Moses (18xx), Grabmal des Königs Mausolos (xx), Rez. von Zoegas Bassorilievi di Roma (xx).

Briefe: an Friedrich Müller, ed. In: Friedrich Müller, gen. Maler Müller, Briefwechsel, Krit. Ausg. hg. Rolf Paulus und G. Sauder, Heidelberg 1998, Bd. 1, S. 142-144, , Bd. 2, S. 820f., S. 1026-1030 [mit einem Zusatz zu Das Theater zu Athen] und Komm. Bd. 3, S. 1419-1425; vgl. dort auch zahlreiche Erwähnungen G.s im Briefwechsel Müllers mit dem Grafen v. Ingenheim.

Briefwechsel H. Chr. G mit B. G. auszugsweise zitiert in: Einzelheiten aus Genellis Leben und Briefwechsel, nach handschriftlichen Quellen mitgeteilt v. Otto Baisch, in: Zs. F. Bildende Kunst 18 (1883), S. 257-262.

Unveröff. Briefe, amtliche Korrespondenz: UB Leipzig Nachlaß Genelli 255, A/7, teilw. in Abschriftv. Donop/Teupser/H. Ebert; Akte GStA PK I. HA Rep 76 alt, III, Nr. 191, 66 Bl.; Archiv KPM: A 7 II/2-8, 35 Bl., Zentralarchiv SPK Berlin: 2 Briefe v. G. 1803,1820.

 
Einzelausstellung: Leipzig 1995: Hans Christian Genelli (1763 - 1823), Architektonische Phantasien, Studienblätter und Entwürfe (Bestände der Kunstsammlung der Universität Leipzig).

 

Sekundärliteratur

ThB13, 1920 (Lit.). -

A. Kamphausen, Asmus Jakob Carstens. Neumünster 1941 (Studien zur schleswig-holsteinischen Kunstgeschichte; 5), S. 110f., 116-120;

J. v. Simson: Das Berliner Denkmal für Friedrich den Großen. Die Entwürfe als Spiegelung des preußischen Selbstverständnisses. F.a.M. 1975, S. 11f., 29, 136f. Abb. 6a und b;

H. Ebert, Über Hans Christian Genelli und seine Beziehungen zum Berliner Kultur- und Geistesleben um 1800. In: Forschungen und Berichte. Jahrbuch der Staatlichen Museen zu Berlin, 17:1976, S. 175 – 188

W. Busch: Akademie und Autonomie. Asmus Jakob Carstens’ Auseinandersetzung mit der Berliner Akademie. In: Akademie der Künste. Berlin zwischen 1789 und 1848 Facetten einer Epoche, Berlin 1981

H. Ebert: Nachträge zur Künstlerfamilie Genelli. In: Forschungen und Berichte. Jahrbuch der Staatlichen Museen zu Berlin, 23 (1983), S. 106 – 109
M. Gräfin Finckenstein, C. A. Wimmer, G. Graf Wallwitz, So ist die Anmuth gestaltet. Graf Friedrich Ludwig Karl Finck von Finckenstein und sein Madlitz. Mitteilungen der Pückler Gesellschaft NF 13 (1998), S. 20f., S. 63-70, Abb. 10-16

G. Bruyn: Die Finckensteins. Eine Familie im Dienste Preußens, Berlin 1999, 179-192

R. Strecke, Anfänge u. Innov. d. preuß. Bauverwaltung. Von David Gilly zu Karl Friedrich Schinkel Köln 2000, S. 132-136

J. Bisky: Poesie der Baukunst. Architekturästhetik von Winckelmann bis Boisserée, Weimar 2000, S. 210-216

A. Siebeneicker, Offizianten und Ouvriers. Sozialgeschichte der Königlichen Porzellan-Manufaktur und der Königlichen Gesundheitsgeschirr-Manufaktur in Berlin 1763-1880, Berlin, N.Y.: 2002. (Veröffentlichungen der Hist. Kommission zu Berlin; 100), S. 108, 165, 201, 453.

 

Porträts: Selbstporträt 1781, s.o.

Büste von Christian Daniel Rauch 1819 (Gipsabg. Alte Nationalgalerie SMB)

Friedrich Bury: Kreidezeichnung um 1800, Kunstsammlungen Weimar

Johann Erdmann Hummel: Die Schachpartie 1818/19 (2 Fassungen: Niedersächs. Landesmuseum Hannover, Alte Nationalgalerie SMB)

div. Porträtzeichnungen Buonaventura Genellis, um 1820.

Claudia Sedlarz/Sven Haase


Register

Fachregister:
  • Politik
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Christlich-deutsche Tischgesellschaft

Person: Gustav Adolph Moritz Wilhelm Ingenheim, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/4170.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/4170