1746
Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel wird am 9.
November geboren. Sie ist das zehnte Kind des Herzogpaares von
Braunschweig-Wolfenbüttel Karl I. und Philippine Charlotte von Preußen,
der Schwester Friedrich II. Ihre Tante, die Schwester des Herzogs
Elisabeth Christine, ist mit dem preußischen König verheiratet.
1765
Friedrich II. ordnet die Hochzeit seiner Nichte Elisabeth Ulrike mit
dem 20 jährigen preußischen Thronfolger Friedrich-Wilhelm II. an. Die
Trauung wird am 14. Juli vollzogen. Die Ehe ist von beiderseitiger
Untreue geprägt, was Friedrich II. zu der Bemerkung veranlasst:
"Der Gatte, jung und sittenlos, einem ausschweifendem Leben
hingegeben, übte täglich Untreue an seiner Gemahlin; die Prinzessin,
die in ihrer Blüte ihre Schönheit stand, sah sich gröblich beleidigt
durch die geringe Rücksicht, die man ihren Reizen zeigte. Ihre
Lebhaftigkeit und die gute Meinung, die sie von sich selber hatte,
brachten sie dazu, sich für das Unrecht zu rächen, das man ihr antat.
Bald ergab sie sich Ausschweifungen, die denen ihres Gatten kaum
nachstanden; die Katastrophe brach aus und wurde publik" (Friedrich II. an Philippine Charlotte).
1769
Friedrichs Plan, das exzessive Leben seines Thronfolgers mit der
Eheschließung zu beruhigen, scheitert. Die Ehe wird geschieden. Als
Strafe setzt man Elisabeth Christine Ulrike auf dem Stettiner Schloß
fest (nach anderen Angaben in Küstrin). Erst im Laufe der nächsten Jahre lockert Friedrich II. die
Haftbedingungen der ehemaligen Gemahlin seines Neffen. Noch 1769 wird
Fredericke Charlotte Ulrike geboren. Die Tochter des Kronprinzenpaares
heiratet 1791 Friedrich August von York, den zweiten Sohn des
englischen Königs Georg III.
1840
Elisabeth Christine Ulrike überlebt ihre Tochter um 20 Jahre und stirbt
am 14. Februar in Stettin. Sie wird im Berliner Dom beigesetzt.
Der französische Grammatikprofessor Dieudonné Thiébault, der sich ab
1765 für 20 Jahre am preußische Hof aufhält beschreibt die
Geschichte von Elisabeth Christine Ulrike in seinen Erinnerungen:
"Die
Prinzessin glaubt Ursache zu haben, sich über ihren Gemahl beklagen zu
dürfen. Zum Unglück war sie zu stolz, um sich nicht gekränkt zu fühlen,
zu offen, um nicht ihre Empfindlichkeit zu zeigen, zu exaltiert, um
sich nicht zu rächen, und sie trieb die Sache bald soweit, unverhohlen
die Zeichen ihrer Nichtachtung ihrem Hass hinzuzufügen. Ihr Bruder,
Prinz Wilhelm, gab sich alle Mühe, sie zu ruhigeren und gemäßigteren
Gesinnungen zurückzuführen und zugleich ihren Fehltritt zu verbergen.
Ich spreche hier mit Schmerz das Wort Fehltritt aus, das in dem
Prozesse eingestanden wurde. Der Gemahl wußte noch nichts, als er auf
einem glänzenden Balle, den Prinz Heinrich alle Jahre am 24. Januar zur
Feier des Geburtstages des Königs zu geben pflegte, unter die
Versammlung trat, wo ihn eine der anwesenden Masken zur Seite zog und,
mit hinlänglichen Beweisen versehen, den Schleier vor seinen Augen
lüftete. Der erzürnte Prinz trug auf Scheidung an. Friedrich der Große
liebte seine Nichte sehr, ihr Geist, ihre Lebhaftigkeit, ihre Offenheit
gefielen ihm nicht minder als ihre Schönheit und Anmut. Aber der Prinz
hatte den Schritt einmal getan und wollte ihn nicht zurücknehmen. Er
ging sogar soweit, die Drohung fallen zu lassen, ein Memoire an alle
Höfe Europas zur Rechtfertigung seines Schrittes zu senden und
feierlich zu erklären, daß er die Prinzessin nie mehr für seine
Gemahlin anerkennen lassen werde. Man mußte demnach nachgeben und ein
Verfahren einleiten, dessen Schluß die Ehescheidung war. Die Prinzessin
legte den Titel "Königliche Hoheit" wieder ab, nahm "Durchlaucht" von
neuem an und erhielt die Weisung, den Rest ihres Lebens in Küstrin
zuzubringen. Sie betrat - obgleich sie ihre Tochter nicht mitnehmen
durfte und ihr nur eine geringe Pension angewiesen war - diesen Kerker
ganz fröhlich und brachte selbst die Heiterkeit mit dahin, die ihr so
natürlich war. (...) Doch zuletzt schlich sich bei ihr Langeweile ein.
Wie man sagt, soll sie nach einigen Jahren versucht haben, sich nach
Venedig zu retten. Die Sache soll entdeckt worden, und ein
Husarenoffizier, der ihr als begleiter hatte dienen wollen,
verschwunden sein" (Vehse, S. 17).
Verwendete Literatur:
Carl Eduard Vehse:
Die Höfe Preußens. Bd. III: Von Friedrich Wilhelm II. bis Friedrich Wilhelm III. 1786-1840. Leipzig: Kiepenheuer 1993
SH