Lebenslauf:
1775
Am 28. Juni in Potsdam geboren.
Schüler des Bildhauers Conrad Nicolaus Boy, später von Johann Christian Unger.
1789
Kommt mit vierzehn Jahren in die Werkstatt Schadows, nachdem dieser die Werkstatt Tassaerts übernommen hatte.
Schadow zieht ihn zu den Arbeiten am Standbild des "alten Dessauer" im Lustgarten heran (Bloch/Grzimek, 1978, S. 85).
Erste Arbeit: große Statue des Herkules in einer Nische des
Brandenburger Tores [?]
Hatte an allen größeren Arbeiten Schadows, die in dieser Zeit entstanden,
Anteil.
"So ist die Statue des Herzogs Leopold von Dessau auf dem Wilhelmsplatze zu
Berlin grösstentheils sein Werk. Eine Gruppe der Königin Luise mit ihrer
Schwester, der Fürstin von Solms, welche er 1814 für Charlottenburg in
Marmor ausführte, gründete den Ruf des Künstlers" (Nagler: Neues allgem.
Künstlerlexikon, Bd. 21, 1851)
Bei der Berliner Akademieausstellung wird das Relief "Der Flußgott" gezeigt (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1789:239).
1791
Wichmann zeigt bei der Berliner Akademieausstellung die in Ton gearbeitete Kopie "Herkules, welcher den Riesen Antäus erdrückt" und die Gipskopie eines Jupiter nach Schadow (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1791:23). Das Relief ist zum Brandenburger Tor gehörig.
1793
Bei der Berliner Akademieausstellung wird das Relief "Venus und Bacchus", eine Gipskopie nach Schadow, gezeigt (mit Maßangaben bei Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1791:319).
1796
Anzeige in der Haude- und Spenerschen Zeitung:
"Der Bildhauer und Meubleur Wichmann, in Berlin in der Spandauer Straße, neben dem Rathhause im Witteschen Erbenhause wohnhaft, zeiget an, daß alle der geschmackvollsten Kunstmeubles, Trimeaux und Spiegel, Tische, Kronen-, Wand- und Tischleuchter, jederzeit fertigt. Auch da ich die Fabrikation der Uhrengehäuse, als große Flöten-, Achttage-, Gewicht- und alle Arten von Stutz- oder Consol Uhrgehäuse, von Holz und Marmor, vom ordinäresten bis prächtigsten, im Großen betreibe, und auch zugleich komplett mit Uhren und Flötenwerken von hiesigen guten Meistern auf meinem Magazin fertig, und vor allem vorbemelten die billigsten Preise und prompteste Bedienung versichern kann."
1798
Die Marmorkopie einer Mnemosyne aus der Dresdner Antikensammlung wird bei der diesjährigen Akademieausstellung gezeigt. Der Katalog vermerkt Wichmann außerdem als "Königl. pensionierten Bildhauer" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1798:237).
1799
Erhält ein Gehalt von 200 Talern. (Schadow, Kunstwerke und Kunstansichten, hg. v. G. Eckardt, Bd. 2, S. 446)
1800
Wichmann stellt bei der Berliner Akademieausstellung vier unbenannte Gipsbüsten aus (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1800:205).
1802
Die Gipsbüste eines "jungen Knaben" und des "Staats- und Cabinets-Ministers Graf v. Herzberg" werden bei der diesjährigen Akademieausstellung präsentiert (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1802:279.280).
1804
Beteiligung an der Akademieausstellung: "Venus Urania, das Sinnbild keuscher heiliger Liebe, in Lebensgröße, eine Gewandfigur in Gips": "Venus Urania stehend mit zum Himmel emporgehobenem Blick hält in der Linken einen Globus, mit der Rechten deutet sie auf die zu ihren Füßen liegende brennende Fackel, als das Symbol der reinen Liebe, welche mit ihrem Feuer die ganze Natur belebt; mit dem linken Fuß tritt sie auf eine Schildkröte";
Büsten: Prinz Ferdinand von Preußen, Prinz Louis von Preußen, Prinz August von Preußen, Fürst-Bischof von Breslau, die des verstorbenen General-Adjutanten von Holzmann, des verstorbenen Geheimen Ober-Finanzrath von Burghoff, des Kapellmeisters von Himmel, des Bau-Assessors Schadow, des Justizrathes Beyer und seiner Frau aus Breslau, Büste eines Kindes. (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1804: 244-255) - laut Börsch-Supan demonstrieren die Büsten das enge Verhältnis Wichmanns zum preußischen Königshaus (Börsch-Supan, 1990, S. 214)
1806
Kunstausstellung: 9 Büsten; außerdem eine Gruppe in Lebensgröße: die
Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen mit ihrer Tochter Amalie (Börsch-Supan, Kataloge, Bd. 1, 1806: 265 - 274). Die Portraitgruppe und die Büste des Herrn Doktor Meyer werden in der Haude- und Spenerschen Zeitung als meisterlich gelobt (Haude- und Spenersche Zeitung, 28. 10. 1806, Nr. 129).
"Gruppe in Lebensgröße: mütterliche Liebe. In dieser Gruppe ist das Portrait Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Wilhelm von Preußen [Prinzessin Marianne] mit ihrer Tochter, der Prinzessin Amalia Königl. Hoheit, vorgestellt".
Büsten: Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Wilhelm von Preußen, Prinzessin Wilhelm von Preußen, Prinzessin Amalia von Preußen, Oberlandjägermeister Graf von Moltke, Justizrath Lemke in Spandau, Doktor Meyer, Demoiselle Engel, die verstorbene Tochter des Bankiers Bendir.
Am 23. November zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste ernannt (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1818:VII).
1807
"Mädchenbüste", in Marmor, heute BSM Alte Nationalgalerie SPKB (Inv.-Nr. ?).
1808
Beteiligung an der Akademieausstellung:
"Gruppe in Lebensgröße, die mütterliche Liebe vorstellend. In dieser Gruppe ist das Bildniß Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Wilhelm von Preußen mit der verstorbenen Prinzessin Amalia, ihrer Tochter, vorgestellt" (in Gips).
Büsten: Friedrich der Große, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Wilhelm von Preußen, des verstorbenen Ludwig von Preußen, Iffland, des verstorbenen Assessors Eisendecher, August Kuhn, "Büste des verstorbenen Herrn Pascal; Versuch nach einem Miniaturgemälde", Juwelier Geis, des russischen Grafen Kasimir von Ronikiew (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1808:190-199.217)
1810
Beteiligung an Akademieausstellung:
Büsten: Königin Luise, Prinz August von Preußen, des Deichhauptmanns von Jagow, "Büste des Herrn Berhard aus Spanien", der verstorbenen Schauspielerin Fleck, der verstorbenen Schauspielerin und Sängerin Schick, mehrere Kinderbüsten unter einer Nummer. (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1810:176-182)
1810/1811
Gemeinsame Reise mit den Gebrüdern Schadow nach Rom.
1812
Beteiligung an der Akademieausstellung: "Zwei Modelle, in Gyps, Ihro Majestät die höchstselige Königin Luise vorstellend", zwei Marmorbüsten, mehrere Gipsbüsten unter einer Nummer (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1812: 271-275).
1814
Wichmann führt die Entwürfe Karl Friedrich Schinkels für das Grabmal Johann Gottlieb Fichtes auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte aus (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).
Beteiligung an der Akademieaustellung: Büsten: "Büste Sr. Majestät des Königs", des russischen Zaren, Fürst Blücher von Wahlstatt, Kronprinz von Schweden, Hofrat Dr. Gräfe, des Regimentschirurgus Dr. Völker, Philosoph Fichte, Gräfin von Roß, die Frau des Staatsrathes Westphal
"Eine sitzende weibliche Figur, zu einem Denkmal gehörend, halb Lebensgröße; Hautrelief" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1814:226-235).
1816
Bei der diesjährigen Akademieausstellung zeigt Wichmann mehrere Büsten aus Marmor und Gips, die im Katalog sämtlich unter einer Nummer geführt und nicht weiter beschrieben werden (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1816:240).
1818
Beteiligung an der Akademieausstellung: Büsten: Staatskanzler Fürst von Hardenberg, Oberlandbaudirektor Eytelwein; in Marmor: General Postmeister von Seegebarth, Iffland, Frau Piper, nach der Todtenmaske (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1818:253-256).
1819/20
Aufenthalt in Paris.
Reise nach Italien zusammen mit Rudolph Schadow
In Rom traf er seinen Bruder Ludwig Wilhelm -> gemeinsame Studien
1820
Beteiligung an der Akademieausstellung: "Die Büste Sr. Durchlaucht des Herrn Staatskanzlers Fürsten von Hardenberg, nach dem Leben, in Marmor" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1820: 248).
1821
Rückkehr nach Berlin; gründet mit seinem Bruder in Berlin eine
Werkstatt.
1824
Beteiligung an der Akademieausstellung mit mehreren Büsten unter einer Nummer (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1824:362).
1825
Marmorbüste von Karl Georg von Raumer (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).
Marmorbüste des Apothekers C. G. Hagen für das Auditorium Maximum des Alten Albertinums in Königsberg.
1827
Sitzstatue der Charlotte von Preußen [später Zarin Alexandra Feodorowna], Marmor, ehemals im Schloß Charlottenburg, zerstört. (Abb. in Bloch/Grzimek, 1978, Taf. 60)
1828
Beteiligung an der Akademieausstellung:
"Das Modell der lebensgroßen Statue Ihrer Maj. der regierenden Kaiserin Alexandra von Rußland, wie dieselbe auf Befehl Sr. Maj. des Königs in Marmor ausgeführt, und bereits im Königl. Schlosse zu Charlottenburg aufgestellt ist, nur mit so verändertem Haarputz, wie diese Statue jetzt für Sr. Maj. den Kaiser von Rußland in Marmor ausgeführt wird, und wozu das Portrait bei Allerhöchster letzter Anwesenheit der Kaiserin in Berlin nach dem Leben modellirt ist." Marmorbüsten: "Büste Ihrer Majestät der regierenden Kaiserin Alexandra von Rußland; nach dem Leben", "Büste des Kaiserl. Russischen Oberst-Lieutenants a. D. von Möller; nach dem Leben" und "Büste des Geheimen Medizinal-Raths J. G. Walter; nach der Todten-Maske" (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1828:529-532).
Das Tonmodell der Sitzstatue wird in drei Exemplaren in Marmor ausgeführt: Zwei für Nikolaus I., eins für Friedrich Wilhelm III, dieser stellt die Figur in den eigens dafür überarbeiteten unteren ovalen Saal des Charlottenburger Schlosses. (Börsch-Supan, 1990, S. 214)
Im Berliner Kunstblatt, 1828, Heft 5, S. 158f. heißt es: Das von allen Seiten gleichmäßig einfallende Licht sei dem Werk "nicht günstig [...] Abend dagegen, bei glänzender Bleuchtung, die in der Mitte des Saales von oben herabfällt, ist der Eindruck wahrhaft zauberisch." (Zit. nach Storm, 1990, S. 323)
1829
Wichmann wird Professor an der Akademie der Künste.
1831
Reise nach St. Petersburg, wo er eine von ihm gefertigte lebensgroße
Marmorstatue der Zarin Alexandra Feodorowna aufstellt.
"Der Künstler modellierte daselbst auch die Büsten sämmtlicher Mitglieder
der kaiserlichen Familie, wie jene des Kaisers Nicolaus, der Kaiserin
Alexandra Feodorowna, des Großfürsten Alexander, der Großfürstinnen Maria,
Olga, Alexandra und Helena, der Großfürsten Nicolaus und Constantin"
(Nagler).
1832
Mitglied des Senats der Akademie der Künste
Russ. St. Annen-Orden 3. Klasse
Der Katalog nennt als Adresse die Neue Wilhelmstr. 9.
Gipsarbeiten: "Statue Sr. Majestät des Kaisers Nicolaus von Rußland, sitzend, lebensgroß, als Siegesheld, die Hand auf das Schwert gestützt", "Büste Sr. M. des Kaisers Nicolaus", "Büste Ihrer Maj. der Kaiserin Alexandra Feodorowna von Rußland", "Büste Sr. Kaierl. Hoheit des Großfürsten Alexander, Thronfolger", "Büste Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfürstin Maria", "Büste Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfürstin Olga", "Büste Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfürstin Alexandra", "Büste Sr. Kaiserl. Hoheit des Großfürsten Constantin", "Büste Sr. Kaiserl. Hoheit des Großfürsten Nicolaus", Büste Ihrer Kaiserl. Hoh. der Frau Großfürstin Helena von Rußland"; "Sämmtliche Büsten nach dem Leben in St. Petersburg angefertigt." (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1832: 876-885).
1834
Der Katalog nennt wiederholt die Neue Wilhelmstr. 9 als Adresse.
Marmorarbeiten: Büste des Königl. Preuß. Generals der Infanterie und Wirklichen Geheimen-Staats-Minister Graf von Wylich und Lottum, Büste des Landes-Gerichts-Chef-Präsidenten Delrichs "bestimmmt für den Sitzungssaal des Oberlandes-Gerichts zu Marienwerder", Büste des verstorbenen Geheimen-Medizinal-Raths und Professors Rudolphi "für den großen Hörsaal der hiesigen Universität bestimmt", mehrere Gipsbüsten unter einer Nummer (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1834:977-980).
1836
Gestorben am 9. April in Berlin (Börsch-Supan, Kataloge, 2. Bd. 1836:VI).
"Franz Krüger malte das Bildniss des Meisters, welches sich in den Händen
des Bruders befindet" (Nagler)
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vollständiges Werkverzeichnis: s. Thieme/Becker: Allgemeines Lexikon der
bildenden Künstler, Bd. 35, 1942.
Literatur
Bloch, Peter / Grzimek, Waldemar: Das klassische Berlin. Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert, Berlin u.a. 1978.
Bloch, Peter / Einholz, Sybille / Simson, Jutta von: Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Berlin 1990.