Jean Pierre Antoine Tassaert

Lebensdaten

Nachname:
Tassaert
Vorname:
Jean Pierre Antoine
Geburtsdatum:
03.08.1729
Geburtsort:
Antwerpen
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
21.01.1788
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Bildhauer
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Genealogie

Genealogie:
Großvater: Jean Pierre Tassaert (1651-1725), Maler Vater: Felix Tassaert, Bildhauer Bruder: Philippe Joseph Tassaert (1732-1803) Ehefrau: Marie-Edmée (de) Moreau (1736-1791), Miniaturenmalerin Töchter: Antoinette Tassaert, Kupferstecherin und Miniaturmalerin Henriette Félicité Tassaert (1766-1818), Malerin und Kupferstecherin Sophie Tassaert Sohn: Jean Joseph François Tassaert

Biographie

Lebenslauf:
1727
Geboren in Antwerpen. Getauft am 19. August.

Dort Beginn der künstlerischen Ausbildung.

1742
Zusammen mit seinem Bruder Philippe Joseph Übersiedlung nach London, dort weitere Ausbildung bei L. F. Roubillac.

1744
Zieht nach Paris. Arbeitet bis zu dessen Tod 1764 im Atelier des Bildhauers Michel-Ange Slodtz.

1769
'Agrée' der Pariser Académie Royale. Tassaerts Name erscheint nun häufiger in den Ausstellungskatalogen und Besprechungen der Salons. Es entstehen während dieser Zeit vor allem kleinere Arbeiten mit mythologischer oder allegorischer Ikonographie.
Durch seine Beziehung zu Abbé Terray, Controleur général des Finances u. Directeur des Bâtiments du Roi, erhält Tassaert eine Wohnung und Werkstatt im Louvre, obwohl keine königlichen Aufträge an ihn ergehen.

1775

Durch die Vermittlung d'Alemberts wird Tassaert von Friedrich II. als Hofbildhauer nach Preußen berufen. Er erhält als Leiter des königlichen Bildhauerateliers ("Premier sculpteur de Sa Majesté le Roi de Prusse") 6000 Fr. (Florin) Jahresgehalt, für jede lebensgroße Marmorfigur 4000 Fr. und entsprechend weniger für kleinere Arbeiten, eine Werkstatt mit ausreichend Gehilfen und Material, zudem darf Tassaert, wenn ihm die königlichen Aufträge die Zeit lassen, auch auf eigene Rechnung arbeiten.
Mitte Juni trifft Tassaert zusammen mit seiner Familie und seinen Gehilfen  - u. a. Giovanni Batista Selvino und seinem Vetter Godecharles Tassaert - in Berlin ein. Insgesamt werden vom König acht Gehilfen bezahlt (Bloch/Grzimek, 1978, S. 367). Er übernimmt dort die Nachfolge von François Gaspard Adam und Sigisbert Michel.
"[...] durch T.s musterhafte Leitung des Kgl. Bildhauerateliers ist der erzieherische Gedanke, der für diese Gründung Friedrichs des Gr. wesentlich war, erst wirklich fruchtbar für die Berliner Kunst geworden." (Thieme/Becker, 1999, Bd. 31/32, S. 454)

Im selben Jahr wird er Mitglied der Akademie der Künste.

Zwischen 1774 und 1779 fertigt Tassaert für den ovalen Buffettsaal der sogenannten Bildgalerie von Schloß Sanssouci vier Skulpturen an: eine Gruppe von Satyr, Bacchus und zwei Bacchantinnen (Dehio Potsdam, 1993, S. 32) (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).

Ein weiterer königlicher Auftrag für eine Aktäon-Gruppe, die für die Neue Kammer vorgesehen war, kommt nicht zu Stande, da der bestellte Marmorblock erst 1779 geliefert wird.

1776
Für den Comte de Provence (Ludwig XVIII) entsteht die zweifigurige Marmorgruppe "Venus und Amor (Amors Waffen werden auf dem Altar der Freundschaft verbrannt)", die für Prinz Heinrich von Preußen in verkleinerter Wiederholung angefertigt  und in der Neuen Kammer von Schloß Sanssouci aufgestellt wird. (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg)

1778

Tassaert erwirbt ein Haus in der Alexanderstr. 71 (an der Königsbrücke), in dem er neben seinen eigenen Werken in Marmor und Gipsabgüssen ältere französische und italienische Gemälde und eine Sammlung französischer und niederländischer Zeichnungen und Kupferstiche vereinigt hatte.

1779
Auf Anregung des Gouverneurs von Berlin, General Wichard von Möllendorf liefert Tassaert für das Reiterdenkmal Friedrichs II. (Unter den Linden) einen Entwurf in Form eines Gipsmodells, der jedoch nicht realisiert wird, da Friedrich II. ein Reiterdenkmal zu Lebzeiten als unangemessen empfindet. (Planung und Umsetzung übernimmt später Christian Daniel Rauch, 1839-1851) (das Modell heute in der Akademie der Künste) (Dehio Berlin, 1994, S. 154) (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).

1779/1783
Gottfried Schadow, der zuvor bereits von Tassaerts Frau und seinem Vetter Godecharles Zeichenunterricht erhalten hatte, wird Schüler von Tassaert. Dieser erwägt sogar, seine Tochter Henriette Félicité mit ihm zu verheiraten. Schadow jedoch begibt sich daraufhin nach Rom. "Er ließ fahren des Meisters Gunst, Pension und sonstige Aussichten (Gottfried Schadow) und 'entfloh' aus den Zwängen künstlerischer und menschlicher Vereinnahmung für zwei Jahre nach Rom." (Springer, 1990, S. 49)
Tassaert fertigt aus dem Marmorblock, der eigentlich für die Aktäon-Gruppe vorgesehen war das Standbild des General Friedrich Wilhelm von Seydlitz, das 1781 auf dem Wilhelmsplatz in Berlin-Mitte aufgestellt wird (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg). Das Original befiindet sich heute im SMB Bodemuseum SPKB (Inv.-Nr. ?).
Im Gegensatz zu den bereits auf diesem Platz vorhandenen Standbildern, die von seinem Vorgänger François Gaspard Adam ausgeführt worden, wählt Tassaert nicht ein antikisierendes Kostüm sondern die zeitgenössische Regimentsuniform.
"Er hatte damit eine Auseinandersetzung eröffnet, die als Kostümstreit die Gemüter noch lange bewegte und vor allem das Reiterdenkmal Friedrichs des Großen zwei Generationen lang begleitete." (Quelle) Mit der Aufstellung der Standbilder für Hans Joachim von Zieten und Fürst Leopod I von Anhalt-Dessau setzt sich die Position Tassaerts jedoch durch.

1779/1780
Tassaert zieht mit seiner Familie in das auf königliche Kosten erbaute Haus in der Alexanderstraße 71 (1860 abgerissen).

Um 1780
Für das Schreibzimmer der Königin im Stadtschloß Berlin fertigt Tassaert die zweifigurige Marmorgruppe "Hippomedes und Atlante", heute im SMB Skulpturensammlung SPKB (Inv.-Nr. ?) (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).

1781
Am 2. Mai besichtigt der König das Standbild von Seydlitz und bestellt als Pendant dazu ein weiteres, das den Feldmarschall Peter Karl Christoph von Keith zeigt und 1786 aufgestellt wird (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg). Das Original befindet sich heute im SMB Bodemuseum SPKB (Inv.-Nr. ?).

1782
Gipsbüste des Abbé Raynal, heute in der Bibliothek des Grünen Schloß in Weimar (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).

1785
Tassaert fertigt eine Marmorbüste Moses Mendelssohns, die sich heute in der Eingangshalle des jüdischen Gemeindehauses in der Fasanenstraße 79/80 befindet (Dehio Berlin, 1994, S. 169). Ein Gipsabguß der Büste in SMB Alte Nationalgalerie SPKB (Inv.-Nr. G 491).

1786
Wird am 11. Februar zum Rektor der Akademie der Künste ernannt (gemeinsam mit Daniel Chodowiecki (1726-1817), Johann Heinrich Meil (1729-1820) und dessen jüngeren Bruder Johann Wilhelm Meil (1733-1805), Johann Chri­stoph Frisch (1738-1815),Wilhelm Christian Meyer (1726-1786). Das Königl. Bildhaueratelier, dem Tassaert vorstand, wurde der Akademie unterstellt.

Im Mai wird das Standbild Keiths auf dem Wilhelmsplatz in Berlin-Mitte aufgestellt.

Tassaert reicht zudem für die diesjährige Berliner Akademieausstellung zwei Arbeiten ein: "Atalante, eine im Laufen einen Apfel aufnehmende Figur von weißem Marmor" und "Acteon von seinen Hunden zerissen" (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1786:54).

1787
Erhält am 16. Oktober die Direktion über alle Bildhauerarbeiten an den Kgl. Bauten in Berlin und Potsdam, die Stelle ist mit 800 Talern Jahresgehalt ausgestattet.

Der Katalog der diesjährigen Akademieausstellung nennt zwei Arbeiten Tassaerts: "Eine Büste, von weißem Marmor natürliche Größe" und "Eine Nayade von weißem Marmor, 4 Fuß hoch Sr. Königl. Majestät dem König geh[örig]." Beide Arbeiten werden in dem Zimmer aufgestellt, in dem sich die "der Academie [von Herzog von Kurland] geschenkte Collection v. Gibssachen, nach antiken Basreliefs, architektonischen Verzierungen und einiger der Academie gehörigen Statuen und Büsten" befindet (Börsch-Supan, Kataloge, 1. Bd. 1787:364.365).

Die von Carl Gotthard Langhans erbaute Mohrenkolonnaden (Mohrenstraße) werden mit plastischen Schmuck aus der Werkstatt Tassaerts und Johann Gottfried Schadows ausgestattet (Dehio Berlin, 1994, S. 152)

1788
Arbeit an einem Tonmodell für das Grabmal des Grafen von der Mark, des frühverstorbenen Sohnes Friedrich Wilhelms II., das jedoch aufgrund von Tassaerts Tod nicht vollendet wird. Stattdessen geht der Auftrag an Gottfried Schadow, der einen Neuentwurf liefert.

Am 21. Januar modelliert er die Vorlage für die spätere Bronzebüste Hans Joachims von Ziethen (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg). Heute in der SMB Skulpturensammlung SPKB (Inv.-Nr. 8671) (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg). [In Bloch/Grzimek, 1978, S. 35 wird diese Büste auf 1781 datiert und soll sich in der Alten Nationalgalerie befinden] Theodor Fontane schreibt hierzu: "Die Arbeit dieses alten Meisters ist ganz vortrefflich, vor allem von einer Lebenswahrheit, die den Schadowschen alten Zieten zu einer bloßen Tendenzstatue herabdrückt. Schadow hat nicht den Husarenvater als Porträt, sondern das Husarentum als solches dargestellt. Von dem Moment ab, wo man den wirklichen alten Zieten (den Tassaertschen) gesehen hat, wird einem das mit einem Male klar." (Zit. nach Börsch-Supan, 1990, S. 207f.).

Nach dem Tod Tassaerts soll zuerst Alexander Trippel zu seinem Nachfolger berufen werden.

1790 ??
Tassaert ist an der skulpturalen Innenausstattung des Potsdamer Marmorpalais beteiligt, u.a. entsteht die Sitzfigur "Merkur" (Dehio Potsdam, 1993, S. 55) (dig. Abb. im Bildindex FotoMarburg).

1813
Die Erben Tassaerts bieten der Akademie vier Marmorfiguren an, die jedoch nicht übernommen werden.

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Im Märkischen Museum, Berlin eine Portraitbüste von Tassaerts Tochter Sophie.

Von Henriette Félicité Tassaert ein Kupferstich-Portrait von 1788 nach einem unbekannten Pastellgemälde überliefert.


Literatur

Bloch, Peter / Grzimek, Waldemar: Das klassische Berlin. Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert, Frankfurt am Main 1978.
 
Börsch-Supan, Helmut: Die Bildplastik der Schadowzeit (1783-1850), in: Bloch, Peter / Einholt, Sybille / Simson, Jutta von (Hrsg.): Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Berlin 1990. S. 207-223.

Springer, Peter: Bildhauer des 19. Jahrhunderts in Rom; in: Bloch, Peter / Einholt, Sybille / Simson, Jutta von (Hrsg.), a.a.O.: S. 49-70.

Register

Fachregister:
  • Bildende Kunst
Institutionsregister:
  • Akademie der Künste

Person: Jean Pierre Antoine Tassaert, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/847.

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