1792
Rektor des Magdeburger Pädagogiums.
1800-1809
Erzieher des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser
Wilhelms I. Seine Tagebuchaufzeichnungen werden 1907 u.d.T. "Die Jugend des Königs
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm I.,
Tagebuchblätter ihres Erziehers" veröffentlicht.
1806
Eintritt in die "Philomatische Gesellschaft".
1809/10
Ernennung zum Geheimen
Regierungsrat mit lebenslanger Pension.
1811
Die "Ansichten der Gemüthswelt" erscheinen.
1811-1813
Delbrück unternimmt eine
ausgedehnte Reise durch Frankreich, Italien und die Schweiz. In der Schweiz
hält er sich längere Zeit in Iferten bei Pestalozzi auf.
1815
Heirat mit Emilie
Meckelnburg.
1816
Die "Predigten mit Hinsicht auf den kirchlichen Zeitgeist und die Geschichte des Vaterlandes" erscheinen bei Nicolai in Berlin.
1817
Stiftssuperintendent zu Zeitz.
1830
Delbrück stirbt am 4.6. in Zeitz.
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Delbrück, Johann Friedrich
Gottlieb, Dr. phil., Dr. theol.
h.c.
geb. 22.08.1768 Magdeburg,
gest. 04.07.1830 Zeitz,
Lehrer, Schulrektor, Prinzenerzieher, Superintendent.
Der älteste Sohn des Ratsherrn Friedrich Heinrich D. besuchte
wie seine Brüder
Ferdinand D. und
Gottlieb D. die Magdeburger Domschule unter
Gottfried Benedict Funk und studierte danach von 1787 bis 1790 evangelische
Theologie, Philologie und Philosophie in Halle. Wichtig war für ihn während
des Studiums vor allem der Besuch des philologischen Seminars von Friedrich
August Wolf, bei dem er promovierte. 1790 kehrte D. nach Magdeburg zurück und
arbeitete zunächst als Lehrer am Gymnasium der Altstadt.1792 wechselte er in
gleicher Funktion an das Magdeburger Pädagogium am Kloster Unser Lieben Frauen.
Schon wenige Wochen später ernannte ihn dessen Propst
Gotthilf Sebastian Rötger zum Rektor. Neben der gewissenhaften Organisation der
Schule galt D.s pädagogische Vorliebe der Philologie. Er verfaßte mehrere
Schriften zu didaktisch-methodischen Fragen des Sprachunterrichts. D. hatte großen
Anteil an der Etablierung des wissenschaftlichen Buchhändlers und Verlegers
Georg Christian Keil, mit dem er zusammen 1796 das Privileg für
eine neuzugründende Verlagsbuchhandlung in Magdeburg erhielt. Auch als Autor
und Herausgeber der
Magdeburgischen
gemeinnützigen Blätter (1789–1790) und des
Patriotischen
Archivs für das Herzogthum Magdeburg (1791–93), das u. a. erstmalig
Berichte über Magdeburger Bühnenaufführungen brachte, trug er zur Belebung
des literarischen Lebens der Stadt bei. 1800 berief ihn der preußische Hof zum
Erzieher des Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. 1801 übernahm
er auch die Erziehung des späteren Kaisers Wilhelm I. Ausschlaggebend für die
Wahl D.s als Erzieher war das Votum von August Hermann Niemeyer aus Halle, in
dessen Haus er während des Studiums gewohnt hatte. Die für D. sehr angenehme
Zeit am preußischen Hof – die königliche Familie befand sich 1806 bis 1809
in Memel und Königsberg – wurde 1809/10 beendet, als man ihn, zum Geheimen
Regierungsrat mit lebenslanger Pension befördert, von seinen Aufgaben entband.
Offenbar fand damit sein Bestreben, die Prinzen zu wissenschaftlich und ästhetisch
gebildeten und moralisch guten Bürgern zu erziehen, an den Erfordernissen der
Politik seine Grenzen. Daraufhin kehrte er nach Magdeburg zurück und brachte
hier seine als Hauptwerk anzusehenden “Ansichten der Gemüthswelt” (1811),
eine Summe seiner pädagogischen Erfahrungen in Magdeburg und Berlin, bei
Wilhelm von Heinrichshofen zum Druck. Zwischen 1811 und 1813 unternahm er eine
ausgedehnte Reise durch Frankreich, Italien und die Schweiz. In der Schweiz
hielt er sich längere Zeit in Iferten bei Pestalozzi auf. Als der Feldzug gegen
Napoleon begann, verließ D. Iferten und arbeitete in böhmischen Lazaretten.
Von dort gelangte er nach Berlin und war als Prediger und Lehrer an der
Luisenstiftung tätig. Dort lernte er auch seine spätere Frau Emilie
Meckelnburg kennen. Aus der 1815 geschlossenen Ehe ging u. a. der Sohn Rudolf
Martin Friedrich (geadelt 1896), der spätere preußische Staatsminister und
erste Präsident des Bundeskanzleramtes des Norddeutschen Bundes, hervor. Im Juni
1817 übernahm D. die Superintendentur Naumburg-Zeitz und siedelte nach Zeitz über.
Dort galt sein besonderes Interesse der Verbesserung des Schulwesens, wobei er
die Ideen und Erfahrungen Pestalozzis berücksichtigte. Die Kontakte nach Berlin
und Magdeburg bestanden fort. Bis zu seinem Tode stand er in einem sehr engen
Verhältnis zu seinen ehemaligen Zöglingen Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I.
Beide ließen ihm in Zeitz durch
Karl
Friedrich Schinkel ein Grabmal errichten, das erhalten geblieben ist. Das Archiv
der Familie D. befindet sich seit 1999 als Depositum im Kunstmuseum Kloster
Unser Lieben Frauen in Magdeburg.
Werke:
Aristotelis Ethicorum Nicomacheorum adumbratio ad nostrae philosophiae rationem
facta, Diss. Halle 1790; Darstellung meiner Methode beym philologischen
Unterrichte in der ersten Classe des Pädagogiums, in: Jb. des Pädagogiums zu
Lieben Frauen in Magdeburg, 1794, 1–60;
Deutsche sinnverwandte Woerter, verglichen in Hinsicht auf Sprache, Seelenlehre
und Moral, 1796; Georg Schuster (Hg.), Die Jugend des Königs Friedrich
Wilhelm IV. von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm I.,
Tagebuchblätter
ihres Erziehers F. D. 1800–1809 (3 Bde), 1907 (B).
Literatur:
Neuer Nekr 8, 1832, 543ff.; Ersch/Gruber,
Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Sektion A, Bd. 23, 362–364;
Aus der Vergangenheit der Familie D., 1901; Martin Wiehle,
Über die Magdeburger Familie D., in: Matthias Puhle/Renate Hagedorn
(Hg.), Zwischen Kanzel und Katheder. Das Magdeburger Liebfrauenkloster
vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 71–75.
Quelle: http://www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/1100.htm
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Literatur:
(Quelle: DBE, S. 475)
NDB Bd. 3, S. 579*
Georg Schuster (Hrsg.): Die Jugend des Königs Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm I. Denkwürdigkeiten
ihres Erziehers Friedrich Delbrück. in: Monumenta Germaniae paedagogica, Bde. 36, 37 und 40, Hoffmann, Berlin 1906ff.