Lebenslauf:
1770
Friedrich Wilhelm wird als erstes Kind des preußischen Königs Friedrich
Wilhelm II. und seiner Frau Friederike Luise von Hessen-Darmstadt in
Potsdam geboren.
1786
Nach dem Tod Friedrich II. und dem Regierungsantritt seines Vaters wird Friedrich Wilhelm Kronprinz des Hauses Hohenzollern.
1788
Friedrich Wilhelm wird von dem aufgeklärten Hofprediger Samuel
Gottfried Sack konfirmiert. Die moralische und politische Bildung des
Kronprinzen übernehmen der Popularphilosoph und Autor des
'Fürstenspiegels' Johann Jacob Engel und der Jurist und Mitverfasser des
Allgemeinen Landrechts Carl Gottlieb Suarez.
1792 bis 1793
Im Feldzug gegen das revolutionäre Frankreich überträgt der Vater
Friedrich Wilhelm eine eigene Brigade. In der Winterpause des Feldzuges
lernt der Prinz bei einem Empfang in Frankfurt am Main seine zukünftige
Frau Luise, die Tochter des Herzogs Karl von Mecklenburg-Strelitz,
kennen. Im April 1793 kommt es zu einer doppelten Verlobung, da Friedrich
Wilhelms Bruder Ludwig Luises Schwester Friedericke die Ehe verspricht. Ende
des Jahres findet die Doppelhochzeit satt. Das Kronprinzenpaar bezieht
ein kleines Schloß in Paretz in der Nähe von Potsdam, wo es unauffällig lebt und
eine nahezu bürgerliche Ehe führt. (zunächst erwähnen: die Wohnung im Kronprinzenpalais und deren Umgestaltung-Aufsatz Adelheid Schendel).
1794
Friedrich Wilhelm nimmt am Feldzug in Polen teil, der die Niederschlagung eines Aufstandes zum Ziel hat.
Der kritische Gesundheitszustand des Königs veranlaßt Friedrich
Wilhelm, sich eingehend mir der Zukunft als Nachfolger zu befassen. Das
Verhältnis zu seinem Vater ist kühl. Die Berater des Königs, dessen Hang zur Geisterseherei und
Rosenkreuzerkultur sind nicht nach dem Charakter des nüchternen
Thronfolgers. Auch die amourösen Ausschweifungen des Vaters verfolgt
Friedrich Wilhelm mit Argwohn. (diesen Abschnitt verändern)
In der Denkschrift "Gedanken über die Regierungskunst" definiert er "gesunde reine Vernunft, richtige Beurteilung und die strengste Gerechtigkeitsliebe" als königliche Primärtugenden.
"Allzu große Gutherzigkeit artet in Schwäche aus, und dieser ist einer
der gefährlichsten Abwege, vorzüglich für einen Fürsten"(Stamm-Kuhlmann 2000, S. 206) . Die Aussagen sind als leise Kritik am Regierungsstil seines Vater zu verstehen.
Totgeburt einer Tochter des Kronprinzenpaares.
1795
Geburt des ersten Sohnes von Friedrich Wilhelm III. und Luise, des späteren Thronfolgers Friedrich Wilhelm IV.
1797
Als Friedrich Wilhelm II. am 16. November seiner Krankheit erliegt, wird
Friedrich Wilhelm III. König von Preußen. Als erste Amtshandlung ordnet
er die Verhaftung der langjährigen Mätresse und Vertrauten seines
Vaters, Wilhelmine Gräfin von Lichtenau, an. Sie wird aus ihrem
Wohnhaus im Neuen Garten in eine Stadtwohnung überführt, wo sie auf
ihren Prozeß warten soll. Die Anklage lautet Hochverrat.
Geburt des zweiten Sohnes des Kronprinzenpaares, des späteren ersten deutschen Kaisers Wilhelm I.
1798
Österreich und Rußland bemühen sich, Preußen zur Rückkehr in die
Koalition gegen Frankreich und zur Aufgabe des Friedens von Basel zu
bewegen. Friedrich Wilhelm III. bleibt aber bei den geschlossenen
Neutralitätsvereinbarungen.
In Berlin wird der Gräfin Lichtenau der Prozeß gemacht. Obwohl man ihr keine
Vergehen nachweisen kann, ist ihr Ruf zerstört. Ihr Besitz wird
konfisziert. Sie selbst wird mir einer jährlichen Pension von 4000
Talern nach Glogau verbannt. Jahre später gesteht der König in einem
Brief an den Kabinettsrat Daniel L. Albrecht: "Übereilt gehandelt damals, Sache übers Knie gebrochen" (zitiert nach Neumann 1997, S. 69).
Geburt der Tochter Charlotte.
1799
Geburt der zweiten Tochter Friederike.
Um 1800
Wie in ganz Europa werden auch in Preußen
Reformen diskutiert. Friedrich Wilhelm III. läßt u.a. eine
Finanzkommission einberufen. Die Schuldenlast des Staates soll
verringert, Miltärausgaben und Steuereinahmen erhöht werden. Die Vorhaben werden nicht ausgeführt. Die Verbesserung bäuerlicher Rechte
(Aufhebung der Leibeigenschaft, Abschaffung der Spanndienste) kann nur
auf den königlichen Domänen umgesetzt werden.
1801
Geburt des dritten Sohnes Carl.
1803
Geburt der dritten Tochter Alexandrine.
1804
Geburt des vierten Sohnes Ferdinand.
1806
Die strikte Wahrung der Neutralität hat Preußen in
die außenpolitische Isolation manöveriert. Die Aneignung
Hannovers - forciert durch Napoleon - verstört Rußland und
Österreich, England reagiert gar mit einer Kriegserklärung an Preußen.
Zudem hält sich Napoleon nur einseitig an Absprachen, ignoriert das
preußische Hoheitsgebiet und fordert Durchmarschrechte für seine Armee.
Am Vorabend der Schlacht von Jena/Auerstedt hat Preußen keine
Verbündeten, geht aber auf Konfrontationskurs zu Napoleon. Am 14.
Oktober erleidet ein rückständiges preußisches Heer unter der Führung
einer veralterten Generalität eine verheerende Niederlage. Als der
kommandierende General, der Herzog von Braunschweig, eine schwere
Kopfverletzung erleidet, entzieht sich Friedrich Wilhelm III. der
Verantwortung, indem er das Oberkommando nicht selbst in die Hand
nimmt. Aus der Niederlage wird ein Desaster. Die Truppen ziehen sich
ungeordnet zurück, die Festungen werden aufgegeben, der König flieht
mit dem Hof nach Königsberg.
1807
Friedrich
Wilhelm III. wird nicht in die Friedensverhandlungen zwischen Zar Alexander
und Napoleon eingebunden. Er muß tatenlos mit ansehen, wie Preußen im
Frieden von Tilsit schwer gedemütigt wird. Das Land verliert alle
Gebiete westlich der Elbe und die durch die polnischen Teilungen
gewonnenen Territorien. Zudem werden umfangreiche Kontributionen
auferlegt. Der Staat Preußen bleibt nur aufgrund der Fürsprache des
Zaren als Puffer zwischen Frankreich im Westen und Rußland im Osten
erhalten.
Ab 1807
Unter
Friedrich Wilhelm werden
umfangreiche Reformaßnahmen eingeleitet. Bis 1808 ist der Freiherr vom
Stein hauptverantwortlich, dann übernimmt Fürst Hardenberg die
Reorganisation des Staates. Die preußischen Reformen gehen als Stein-Hardenbergsche in die Geschichte des Landes ein. Sie betreffen nicht nur die
Umgestaltung des Staates, sondern zielen auch auf gesellschaftliche
Veränderungen.
1808
Entlassung Steins durch Friedrich Wilhelm. Geburt der vierten Tochter Luise.
1809
Die Franzosen verlassen das besetzte Berlin. Am 23. Dezember kehrt das Königspaar in die Hauptstadt zurück.
Preußen
verweigert die Beteiligung am von Österreich entfesselten aber letztlich
erfolglosen Krieg gegen Frankreich. Gründe sind die Zögerlichkeit
Friedrich Wilhelms und die Reformen. Die Strukturwandlung läßt die
Aufstellung eines schlagkräftigen Heeres garnicht zu. Dennoch etabliert
sich in Preußen eine patriotische Partei, die den Widerstand gegen
Napoleon fordert. Darunter sind viele Reformbeamte, vor allem die
Leiter der Heeresreform Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz.
Geburt des fünften Sohnes Albrecht.
1810
Am 19. Juli
stirbt Luise, die Gemahlin Friedrich Wilhelms an einer
Lungenentzündung. Die beliebte Königin wird vom König und dem Volk tief
betrauert.
Hardenberg wird von Friedrich Wilhelm zum Staatskanzler
ernannt und mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet. Die Reformen
gehen voran. Die Umsetzung der Heeresreform ist das größte Anliegen
Friedrich Wilhelms. Schon 1797 und 1807 hat er eigene Vorschläge zur
Modernisierung der Armee erarbeitet, die nun in die Arbeiten von
Scharnhorst einfließen. Im September öffnet die neugegründete
Universität zu Berlin den Lehrbetrieb. Die Universitätsgründung ist ein
Ergebnis der Bildungsreform unter der Leitung Wilhelm von Humboldts.
1812
Preußen
geht eine Allianz mit Frankreich ein und verpflichtet sich, Napoleon
bei seinem Angriff auf Rußland zu unterstützen. Die Entscheidung
Friedrich Wilhelms entrüstet viele Patrioten, darunter Clausewitz und
Gneisenau, die daraufhin in russische Dienste treten.
Allerdings ist
der preußische König kein Freund Napoleons. Der Weisung des Kaisers,
ihm vor dem Rußlandfeldzug in Dresden die Ehre zu erweisen, folgt
Friedrich Wilhelm nur widerwillig.
1813
Am 30.
Dezember 1812 handelt der preußische General York gegen den Befehl des
Königs einen Waffenstillstand mit Rußland aus. Die "Konvention von
Tauroggen" löst die Befreiungskriege aus. Der berühmte "Aufruf an mein
Volk" stammt allerdings nicht aus der Feder des Königs, sondern von
seinem Beraters Theodeor G. von Hippel. Friedrich Wilhelm verfasst
lediglich den Aufruf "Am mein Kriegsheer" selbst und verdeutlicht damit
auch die Prioritäten des Monarchen: Das stehende preußische Heer hat
vor dem patriotischen Landsturm Vorrang.
Teilnahme Friedrich Wilhelms an der siegreichen Schlacht von Leipzig am 18. Oktober.
1814
Am
30. März feiert das alliierte Heer den Einzug nach Paris. Auf dem
Wiener Kongreß begleiten Hardenberg und Wilhelm von Humboldt den
preußischen König. Thomas Stamm-Kuhlmann gibt folgende
Einschätzung des königlichen Auftritts in Wien und der
Kongreßergebnisse für Preußen: "Auf dem Wiener Kongreß, zu dem er am
25. September 1814 eintraf, erschien Friedrich Wilhelm III. den
Delegierten als ein "Schatten", bzw. der "Lakai" des russischen Zaren
Alexander. Er zwang seinen Chefunterhändler Hardenberg dazu, in erster
Linie die russische Position zu unterstützen, selbst dann, wenn er
keineswegs von deren Richtigkeit überzeugt war: So groß war inzwischen
das Gefühl der Verpflichtung gegenüber Alexander geworden, und so gut
konte Alexander den König manipulieren. (...). Während Preußens
Kongreßbevollmächtigter Wilhelm von Humboldt meinte, insgesamt habe
Preußen auf dem Wiener Kongreß nicht schlecht abgeschnitten, konnte der
König lange Zeit die Tatsache nicht verwinden, daß es ihm nicht
gelungen war, seinen treulosen Alliierten von 1806, den König von
Sachsen, zu entthronen und sich dessen Land ganz anzueignen.
Stattdessen hatte er den von den Delegierten Großbritanniens und
Österreichs, Castlereagh und Metternich, vermittelten Kompromiß
annehmen müssen, der ihm nur einen Teil Sachsens, einen wesentlichen
Teil zwar, doch ohne die Stadt Leipzig, sowie das Rheinland von
Saarbrücken bis Emmerich, dazu Westphalen, übertrug" (Stamm-Kulmann
2000, S. 214-215).
Friedrich Wilhelm kehrt zum Winter nach Berlin zurück.
1815
Friedrich
Wilhelm gründet gemeinsam mit Zar Alexander und dem österreichischen
Kaiser Franz I. die Heilige Allianz. In dem Bündnisvertrag sichern sich
die drei Monarchen gegenseitigen Unterstützung bei revolutionären
Bedrohungen zu.
Hardenberg gelingt es, dem König angesichts der erneuten napoleonischen
Bedrohung ein öffentliches Verfassungsversprechen abzuringen. Doch der
Einfluß der wiedererstarkten raktionären Kräfte auf den König ist nicht
zu übersehen. Der starke Mann der Hofpartei ist der preußische
Polizeiminister Wilhlem Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgenstein. Die Reformen
werden ab 1815 sabotiert und teilweise sogar zurückgenommen. Den
schriftlichen Verfassungsvorschlag Hardenbergs ignoriert Friedrich
Wilhelm geflissentlich. "Je mehr sich die Stellung Preußens wieder
festigte, desto weniger war der König noch bereit, die Reformer
gewähren zu lassen. Gegenüber Hardenberg, der 1811 mit der radikalen
Gewerbefreiheit einen großen Schritt unternommen hatte, gewannen
die ständischen und zunftbezogen denkenden Reformgegner zusehens sein
Ohr" (Stamm-Kuhlmann 2000, S. 215).
1817
In seiner Funktion als oberster Bischof der evangelischen Landeskirche
verfügt Friedrich Wilhelm über die Union der reformierten und der
lutherischen Kirche. Friedrich Wilhelms Tochter Charlotte ehelicht
Nikolaus I., den Sohn von Zar Alexander und zuküftigen russischen
Herrscher.
1819
Die Karlsbader Beschlüsse beenden das Reformzeitalter in Preußen. Der
österreichische Staatskanzler Metternich gewinnt durch Fürsprache
Wittgensteins immer stärkeren Einfluß auf Friedrich Wilhelm III. Dieser
sieht die Demagogenverfolgung, die Bespitzelung von Universitäten,
Verlagen und Einzelpersonen, sowie den Bruch des
Verfassungsversprechens als notwendige Maßnahmen gegen eine drohende
Revolution.
1822
Nach dem Tod Hardenbergs wird das Amt des Staatskanzlers nicht
wiederbesetzt. Das nach 1806 verworfene Kabinettsystem und das
persönliche Regiment prägen, tritt an die Stelle des Reformstaates.
1824
Friedrich Wilhelm geht eine zweite Ehe ein. Er heiratet die 24-jährige
Gräfin Auguste von Harach, die er auf einem Kuraufenthalt in Teplitz
kennenlernt.
1837
Der Streit über das 1803 von Friedrich Wilhelm erlassene und 1825 auf
die katholischen Westgebiete Preußens ausgedehnte Mischehengesetz,
wonach Kinder aus konfessionsverschiedenen Ehen nach dem Bekenntnis des
Vater zu erziehen seien, löst die Kölner Wirren aus. Diese gipfeln in
der Verhaftung des Kölner Erzbischoffs Clemens August Droste zu
Vischering, der gegen die Bestimmungen handelt.
1840
Am 7. Juni stirbt Friedrich Wilhelm III. im Alter von 69 Jahren in Berlin.
Friedrich Wilhelm III. ist nach Friedrich II. und dem großen Kurfüsten
der Hohenzollern mit der drittlängsten Amtszeit als Herrscher Preußens.
Thomas Stamm-Kuhlmann charakterisiert die 43 Regierungsjahre des
vierten preußischen Königs: "Statt
von einer Restaurationszeit zu sprechen, wie es die übliche
Periodisierung der Geschichtsbücher vorgibt, ist es treffender, eine
Periode anzugeben
(etwa ab 1819), in der eine Restaurationspartei einen
überwiegenden Einfluß im preußischen Staat gewann. Einen völligen
Stillstand der Reformen hat es nicht gegeben, und viele Beamte sind im
Lauf ihres Lebens sowohl modernisiernd als restaurativ in Erscheinung
getreten. Dennoch war im letzten Lebensjahrzent Friedrich Wilhelm III.
ein Empfinden lämender Stagnation vorherrschend. 1839 berichtete der
russische Gesandte Peter von Meyendorff, die Regierung treffe kaum mehr
Entscheidungen. Die Maschine laufe nur noch aus eigenem Antrieb, und
man leide unter einem "Marasmus der alten Männer". Die Minister und
Beamten waren mit dem König alt geworden" (Stamm-Kuhlmann 2000, S. 218).
In seinem politischen Testament schrieb Friedrich Wilhelm III.: "Auf
der Unbeschränktheit der Königl. Macht beruht vorzugsweise die
Stellung, welche Preußen in dem allgemeinen Staatensystem einnimmt, und
da eine Änderung dieses Grundpfeilers der Monarchie letztere selbst
nachteilig berühren und wankend machen würde, so bestimme ich
hierdurch, daß kein zukünftiger Regent befugt sein soll, ohne Zuziehung
sämtlicher Agnaten in dem Königlichen Hause eine Änderung oder
Einleitung zu treffen, wodurch eine Veränderung der jetzigen Verfassung
des Staates, namentlich in Beziehung auf die ständischen Verhältnisse
und die Beschränkung der Königl. Macht bewirkt oder begründet werden
könnte" (zitiert nach Stamm-Kulmann 2000, S. 218).
Seine Söhne Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., welche die Nachfolge
im Amt antraten, haben sich an die väterlichen Vorgaben gehalten.
Verwendete Literatur:
Hans-Joachim Neumann: Friedrich Wilhelm II. Preußen unter den Rosenkreuzern. Berlin edition q 1997
Thomas Stamm-Kuhlmann: Friedrich Wilhelm III. In: Franz Lothar Kroll (Hrsg.): Preußens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II. München: Beck 2000, S. 197-218.
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