Heinrich Julius Klaproth

Lebensdaten

Nachname:
Klaproth
Vorname:
Heinrich Julius
Geburtsdatum:
11.10.1783
Geburtsort:
Berlin
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
28.08.1835
Sterbeort:
Paris
Sterbeland:
Frankreich
Beruf(e):
  • Orientalist
  • Sprachforscher
Verknüpft mit folgenden Vereinen:

Namensformen

Pseudonym:
Louis dOr, Wilhelm Lauterbach

Genealogie

Genealogie:
Vater: Martin Heinrich Klaproth (1743-1817), Chemiker, Apotheker Mutter: Christiane Sophie, geborene Lehmann (17748-1803)

Biographie

Lebenslauf:
1783
Heinrich Julius Klaproth wird am 11. Oktober in Berlin als Sohn des
Chemikers Martin Heinrich Klaproth geboren.

1798
Gegen den Willen seines Vaters beginnt Julius mit dem Selbststudium des
Chinesischen. 

Er nutzt dazu die Sammlung chinesischer Bücher der königlichen Bibliothek
zu Berlin. Diese war von den Chinaexperten Andreas Müller und Christian Menzel
im Auftrag des Großen Kurfürsten angelegt worden.

1801-1802
Studium der Philologie in Halle. Anschließend Umzug nach Dresden.
Klaproth gründet hier das "Asiatische Magazin", das im selben Jahr in Weimar
erscheint und seinen Namen bekannt macht.

1804
Auf Empfehlung des russischen Gesandten und China Reisenden Graf Jan Potocki
wird Klaproth als Adjunkt an die kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in
St. Petersburg berufen.

1805
Teilnahme an der China-Gesandtschaft des Grafen Golovkin. Nach dem
Scheitern der Mission in Ulan Bator reist Klaproth auf eigener Route zurück
und eignet sich dabei weitere ethnologische  sowie Sprachkenntnisse an.
Konkret widmet er sich dem Studium der Vokale, der Dialekte und der Sitten
der sibirischen Völker der Baschkiren, Dsungaren und Teleuten.

1807
Rückreise. Klaproth wird in St. Petersburg für seine
Verdienste geadelt und zum außerordentlichen Mitglied der Akademie ernannt.
Man beauftragt ihn mit der Leitung einer Expedition in den Kaukasus und nach
Georgien, von der er zwei Jahre später zurückkehrt.

1808
Aufenthalt in Tiflis. Klaproth entdeckt die Quellen des Terek. Auf der
Reise erkrankt er an starkem Fieber.

1809
Rückkehr nach St. Petersburg.

1810
Die Untersuchung der Sprache des Afghanischen "Sur la langue et
l'origine de Aghounans" und die Aufsatzsammlung "Archiv für asiatische
Literatur" erscheinen.

1811 bis 1814
Klaproth bittet um die Entlassung aus der Akademie St. Petersburgs.
Aufenthalt in Berlin, Auswertung und Publikation seiner Aufzeichnungen. 1813
nimmt er eine Wohnung in Warmbrunn an der schlesisch-böhmischen Grenze, um
in aller Stille an der "Reise in den Kaukasus" zu arbeiten. Die
Kriegsereignisse vereiteln die Fertigstellung vorerst.

1811
Eintritt in die Philomatische Gesellschaft.

1814
Aufenthalt auf Elba, Anlage einer lithologischen Sammlung und Besuch
bei Napoleon. Klaproth hatte ihm vor dessen Sturz seine Dienste angetragen.
Nun wird er umgehend beauftragt, eine Denkschrift über die Grenzvölker des
asiatischen Rußlands zu verfassen.

1815
Reise nach Paris. Hier läßt sich Klaproth nieder.

1816
Auf Empfehlung Wilhelm von Humboldts erhält Klaproth eine Professur für
orientalische Sprachen und Literatur an der Bonner Universität.

1817
Entlassung aus der Petersburger Akademie. Durch Einwirkung Wilhelm von
Humboldts gibt Friedrich Wilhelm III. Klaproth trotz des Gehaltes, das er für
seine Professur an der Bonner Universität bezieht, die Erlaubnis, in Paris zu
bleiben, bis die Veröffentlichung seiner Werke abgeschlossen ist.

1823
Klaproths Hauptwerk "Asia Polyglotta" erscheint.

1824
Klaproth plant die Herausgabe eines neuen "Mithridates", einer
allgemeinen Sprachkunde. Die Sammlung von Schriftzeichen, Alphabeten und
Texten aller Völker, welche die Herkunft und Verwandtschaft von Sprachen
beschreibt, soll die gleichnamige Arbeit der Sprachforscher Johann Christoph
Adelung und Johann Severing Vater, die ab 1806 in drei Bänden in Berlin
erschien, ersetzen. Klaproth scheitert aufgrund von Auseinandersetzungen mit
dem Verleger Campe mit diesem Projekt, das ihn bis 1829 beschäftigt.

1829
"Collection des antiquites egyptiennes". In dieser Schrift diskutiert
Klaproth die Unmöglichkeit der völligen Aufschlüsselung der Hieroglyphen. Er
stellt sich damit gegen die Interpretation der Ägyptologen Thomas Young
(1773-1829) und Jean Francois Champollion (1790-1832).

1835
Klaproth stirbt in Paris. Bei seiner Beisetzung auf dem
Montmartre-Friedhof sind u. a. Alexander von Humboldt sowie der Sekretär der
Preußischen Gesandtschaft zugegen.

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Für die historische Erforschung der asiatischen Sprachen sind Klaproths
Untersuchungen von großer Bedeutung. Ute Tintemann urteilt im Rahmen einer
Tagung zur Sprachwissenschaft in Berlin um 1800 über den weit gereisten
Gelehrten: "Klaproth ist einer der ersten, der nicht nur eine
weitreichende Klassifikation der asiatischen Sprachen auf der Basis
linguistischer und geographischer Kriterien vornimmt, sondern der
darüberhinaus versucht, diese in ein empirisch und historisch begründetes
Modell zur Erklärung der Sprachenvielfalt einzubinden".  (Tintemann
2004, S. 211).



Verwendete Literatur:


Tintemann, Ute (2004): "Asia polyglotta". Zu den Sprachstudien von
Julius Heinrich Klaproth
. In: Ute Tintemann und Jürgen Trabant (Hrsg.):
Sprache und Sprachen in Berlin um 1800. Hannover: Wehrhahn 2004, S. 199-215.
(= Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800. Studien und Dokumente,
herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften,
betreut von Conrad Wiedemann, Bd 3)


SH

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Primärliteratur:

Berlinaufenthalte

  • von 1804 bis 1805 Letzte Strasse 7 Berlin Dorotheenstrasse Berlin-Mitte
  • von 07.1811 Letzte Strasse 7 Berlin Dorotheenstrasse Berlin
  • von 02.1812 bis 07.1812
  • von 01.1814 bis 10.1814 Markgrafenstrasse 43 Berlin Markgrafenstrasse Berlin-Mitte
  • von 13.08.1816 bis 29.08.1816
  • von 03.1826
  • von 15.11.1834 bis 24.12.1834

Register

Fachregister:
  • Philologie
  • Orientalistik
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Philomatische Gesellschaft

Person: Heinrich Julius Klaproth, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/552.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/552