Salomon Maimon

Lebensdaten

Nachname:
Maimon
Vorname:
Salomon
Geburtsdatum:
1753
Geburtsort:
Sukowiborg bei Mirz /Polnisch-Litauen
Geburtsland:
Polen
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
22.11.1800
Sterbeort:
Nieder-Siegerdorf /Niederschlesien
Beruf(e):
  • Philosoph

Namensformen

Namensvarianten:
eigentliche Namensform: Salomon ben Josua

Biographie

Lebenslauf:
1753
Salomon Maimon (eigentlich Salomon ben Josua) wird als Sohn eines Rabbiners in Sukowiborg bei Mirz/Polnisch-Litauen geboren. Er wird jüdisch-orthodox erzogen und besucht die Talmudschulen in Mirz und Iwenez.

1764
Als Maimon elfjährig den Ausbildungsstand eines Rabbiners erreicht, wird er von seinem Vater gegen ein beträchtliches Entgelt verheiratet. Im Folgenden lebt Maimon jedoch wegen ständiger Auseinandersetzungen mit seiner Schwiegermutter meist außer Haus und arbeitet als Hauslehrer. Als Vierzehnjähriger wird Maimon Vater eines Sohnes.

1777
Maimon verläßt, nachdem der die lateinische und deutsche Sprache erlernt hat, Heimat und Familie und kommt über Königsberg und Stettin nach Berlin. Die jüdische Gemeinde
weist seine Bitte nach finanzieller Unterstützung seines angestrebten Studiums ab und rät ihm, die Stadt zu verlassen. In seiner "Lebensgeschichte" erklärt er die Umstände der Abweisung: "Die Ältesten schlugen mein Gesuch ab (...). Die Ursache dieses Betragens gegen mich besonders war keine andere als diese: Der Rabiner war ein eifriger Orthodox. Nachdem er also meine Gesinnung und Vorhaben ausgeforscht hatte, ging er in die  Stadt, benachrichtigte die Ältesten der Gemeinde von meiner ketzerischen Denkart, indem ich den 'More Newochim' kommentiert neu herausgeben wolle, und das mein Vorhaben nicht sowohl sei, Medizin zu studieren und als Profession zu treiben, sondern hauptsächlich mich in Wissenschaften überhaupt zu vertiefen und meine Erkenntnis zu erweitern. Dies letztere sehen die orthodoxen Juden als etwas der Religion und den guten Sitte gefährliches an". (Maimon 1988, S. 124).
Maimon geht nach Posen und arbeitet zwei Jahre als Hauslehrer.

1780
Rückkehr nach Berlin. Maimon absolviert eine dreijährige Lehre in der "Apotheke zum Weißen Schwan". Moses Mendelssohn unterstützt ihn. Privat studiert Maimon Spinoza, Locke, Hume, Leibniz und besonders die Philosophie Christian Wolffs. Der Kant-Schüler Markus Herz weckt in ihm das Interesse für die Transzendentalphilosophie. Es kommt abermals zum Streit mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde und einigen Freunden. Der Grund liegt in Maimons radikal-neumodischen Ansichten über Religion und Philosophie begründet: "Endlich ließ mich Mendelssohn zu sich rufen, nahm mich auf die Seite, benachrichtigte mich von der Abneigung derselben (der Freunde, Anm. d. Verf.) und zeigte mir die Ursachen davon an; nämlich 1, weil ich auf gar keinen Lebensplan bedacht sei und die bemühungen meiner Freunde fruchtlos gemacht habe. 2. Weil ich schändliche Meinungen und Systeme auszubreiten suche und 3. weil der Ruf sei, daß ich eine sehr freie Lebensart führe und den sinnlichen Vergnügungen sehr ergeben sei". (Maimon 1988, S. 160).
Maimon unternimmt Reisen durch Norddeutschland und die Niederlande. In Hamburg überwirft sich er sich mit protestantischen Geistlichen, als er zum Christentum übertreten will. Die Konversion kommt nicht zustande.

1783
Mit der Unterstützung reicher jüdischer Bürger aus Hamburg besucht Maimon das Gymnasium Christianeum in Altona.

1785
Im März macht Maimon seinen Abschluß mit überdurchschnittlich guten Noten. Über Berlin und Dessau kommt nach Breslau, wo er ein Medizinstudium aufnimmt, was er allerdings nach kurzer Zeit wieder aufgibt. Christian Garve empfiehlt ihn als Hauslehrer. Während der Anstellung bei einem Bankier übersetzt er Mendelssohns "Morgenstunden" und Grundsätze der Naturlehre Newtons von 1687 ins Hebräische.

1786
Scheidung von seiner Frau. Erneuter Umzug nach Berlin. Hier Bekanntschaft mit Karl Philipp Moritz. Zu dessen "Magazin zur Erfahrungsseelenkunde" steuert Maimon ab 1789 einige Artikel bei. Auch für die "Deutsche Monatsschrift" verfaßt er einige Aufsätze.

1790
In Berlin setzt sich Maimon intensiv mit der Philosophie Kants, insbesondere mit der "Kritik der reinen Vernunft" auseinander. Ein Ergebnis ist seine Schrift "Versuch über die Transzendentalphilosophie. Mit einem Anhang über die symbolische Erkenntnis", die in Berlin auf Betreiben Kants bei dem Verleger Voß erscheint. Die Schrift wird Maimons Hauptwerk.

1791
Maimon verfaßt Kommentare zu Aristoteles, Bacon und Newton, Schriften zur Logik, Erkenntnistheorie und Ethik sowie zahlreiche Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften. Sein "Philosophisches Wörterbuch" erscheint in Berlin bei dem Verleger Unger. Maimon schreibt dazu in seiner "Lebensgeschichte": "Ich war Anhänger aller philosophischen Systeme nach der Reihe gewesen, Peripatetiker, Spinozist, Leibnizianer, Kantianer und endlich Skeptiker, und immer demjenigen System zugetan, welches ich zur Zeit für das einzig Wahre hielt. Endlich bemerkte ich, daß alle diese verschiedenen Systeme etwas Wahres in sich erhalten und in gewissen Rücksichten gleich brauchbar sind. Da aber die Verschiedenheit der philosophischen Systeme von den ihnen zugrunde liegenden Begriffen von den Gegenständen der Natur, ihren Eigenschaften und Modifikationen abhängt, die nicht so wie die Begriffe der Mathematik von allen Menschen auf gleiche Art bestimmt und a priori dargestellt werden können, so beschloß ich, sowohl zu meinem eigenen Gebrauche als zum Nutzen anderer ein philosophisches Wörterbuch herauszugeben, worin alle philosophischen Begriffe auf eine freie Art (...) bestimmt werden sollten". (Maimon 1988, S. 196).

1792
Seine "Lebensgeschichte. Von ihm selbst geschrieben" erscheint bei Vieweg in Berlin. Der Herausgeber ist Karl Philipp Moritz. Er schreibt in einer Vorrede: "Die Lebensgeschichte bedarf keiner Anpreisung, um gelesen zu werden. Sie wird für einen jeden anziehend sein, dem es nicht gleichgültig ist, wie die Denkkraft, auch unter den drückendsten Umständen, sich in einem menschlichen Geiste entwickeln kann, und wie der echte Trieb nach Wissenschaft sich durch Hindernisse nicht abschrecken läßt, die unübersteiglich scheinen. Was aber diesem Buche noch in anderer Rücksicht einen besonderen Wert gibt, ist eine unparteiische und vorurteilsfreie Darstellung des Judentums, von der man wohl mit Grund behaupten kann, daß sie die erste in ihrer Art ist und deswegen, besonders zu den jetzigen Zeiten, wo die Bildung und Aufklärung der jüdischen Nation ein eigener Gegenstand des Nachdenkens geworden ist, vorzügliche Aufmerksamkeit verdient". (Maimon 1988, S. 7).

1800
Maimon stirbt im Alter von 47 Jahren auf dem Gut des Grafen von Kalckreuth zu Nieder-Siegersdorf, wo er auch seine letzten Lebensjahre zugebracht hat.

Vermerk in der Haude- und Spenerschen Zeitung Nr. 146, Sonnabend, den 6. Dezember 1800:
"Der bekannte philosophische Schriftsteller, jüdischer Nazion, Salomon Maimon, ist in Schlesien auf den gräfl. Kalckreuthschen Gütern gestorben.


Verwendete Literatur:

Maimon, Salomon: Salomon Maimons Lebensgeschichte. Von ihm selbst geschrieben. Berlin: Union-Verlag 1988

Sven Haase

Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Philosophie
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Gesellschaft der Freunde

Person: Salomon Maimon, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/630.

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