Lebenslauf:
1764
Paul Erman wird am 29. Februar als Sohn des Jean Pierre Erman in Berlin geboren. Er wuchs in der Kolonie der französischen Hugenotten in Berlin auf, sein Vater war Prediger an der dortigen französischen Kirche.
Studium der Theologie und Philosophie
1801
Erman wendet sich unter dem Einfluß Delucs der Physik zu.
1781
Lehrer für Physik und Chemie.
1791
Prof. für Philosophie am Französischen Gymnasium in Berlin.
1792
Prof. an der "Académie des nobles".
1800?
Eintritt in die "Philomatische Gesellschaft".
1802
Heirat mit Karoline Itzig, der Tochter des jüdischen Kaufmanns Elias Daniel Itzig und Schwester von Julius Eduard Hitzig.
1806
ao. Mitglied der Akademie der Wissenschaften (13.3.1806).
1808
OM (4.8.1808)
1810
Sekretar der Physikalischen Klasse
1810
Erste Professur für Physik an der neu gegründeten Berliner Universität, zugleich Lehrer für Physik an der Allgemeinen Kriegsschule
1830-1841
Sekretär der Physikalisch-mathematischen Klasse der AdW
1851
Erman stirbt am 11.Oktober in Berlin.
wohnhaft in Berlin, Burgstraße 19
Literatur:
Wilhelm Erman: Paul Erman. Ein Berliner Gelehrtenleben 1764-1851. Berlin 1927 (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins 53). - in der Stabi, Potsd. Platz vorhanden.
Erman, Paul, * 1764 in Berlin, +1851 in Berlin. Er wuchs in der Kolonie der französischen Hugenotten in Berlin auf, sein Vater war Prediger an der dortigen französischen Kirche. Auch in der Schule wurde nur französisch gesprochen. Paul Erman studierte Theologie und Philosophie. Erst unter dem Einfluß Delucs wandte er sich 1801 der Physik zu. Bei Gründung der Berliner Universität 1810 bekam er die erste Physikprofessur. Wissenschaftlich beschäftigte er sich mit Elektrizität und Physiologie und maß Temperaturen in Bohrlöchern und in Quellen. In leidenschaftlicher Weise bekämpfte er die "Naturphilosophie". 1802 heiratete er Karoline Itzig, eine Tochter des jüdischen Kaufmanns Itzig, der nach seinem Übertritt zum Christentum für sich und seine Familie den Namen Hitzig annahm. Dadurch wurde Erman Mitglied einer weitverzweigten, für das kulturelle Leben Berlins bedeutenden Familie.
Erman interessierte sich für die Naturwissenschaften und übernahm früh ein Lehramt für Naturkunde am Französischen Gymnasium in Berlin, seit 1791 auch an der allgemeinen Kriegsschule.
Bei der Gründung der Universität zu Berlin im Jahr 1810 erhielt Erman die Professur der Physik. 1806 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und war zwischen 1810 und 1841 Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie.
Erman arbeitete insbesondere über Probleme der Elektrizität, des Magnetismus, der Hygrologie, der Optik und der Physiologie, wo er wichtige Beiträge leistete.
Sein Sohn Georg Adolf Erman wirkte in Berlin als Physiker.
Schon der Vater Paul Ermans, Jean Pierre Erman, war eine bekannte Person der französischen Kolonie Berlins und konnte auf eine erfolgreiche Biographie zurückblicken. Er war u.a. Prediger der französischen Gemeinde, Direktor des französischen Gymnasiums, Begründer des Seminaire de theologie, Mitglied der AdW und Oberkonsistorialrat. An der Schule des Vaters erhielt Paul Erman eine umfangreiche humanistische Bildung. Dem väterlichen Beispiel folgte er jedoch nur kurze Zeit. Er brachte die Vorbereitung zum Predigeramt im Seminaire de theologie zwar zu Ende, wandte sich aber danach dem Beruf des Lehrers zu. Erst unterrichtete der Anhänger Rousseaus und Kants Philosophie, doch nachdem er sich privat immer mehr mit physikalischen Versuchen beschäftigte ließ er seine Erkenntnisse in den Unterricht mit einfließen, da er den praktischen Versuch des physikalischen Experiments als "die beste Vorbereitung für die logische Theorie der sinnlichen Wahrnehmung und des begrifflichen Denkens" ansah. Im Laufe der Jahre machte E. an den renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen Berlins Karriere, unterrichtete vornehmlich Physik, wurde Mitglied der Akademie der Wissenschaften und schließlich Ordinarius für Physik an der neugegründeten Universität in Berlin, wo er bis 1846 lehrte. Daß seine reiche Lehrtätigkeit nicht mit einer vergleichbaren Reihe von Publikationen einherging, hing wohl mit der Bescheidenheit E.s und mit seinem Hang zum Perfektionismus zusammen, der ihn daran hinderte, nicht vollkommen gesicherte Ergebnisse zu publizieren. Dennoch konnten die Nachfolger von E.s Arbeit profitieren. So ging die Entdeckung des Spannungsgefälles im äußeren Stromkreis einer Voltaschen Säule u.a. auf seine Versuche zurück. Er leistete Vorarbeiten zur Entdeckung des Ohmschen Gesetzes und erbrachte den Nachweis für die Wesensverwandschaft von Reibungselektrizität und galvanischem Strom. Bekannt wurde auch sein Versuch Elektrizität über weite Strecken zu senden, indem er Strom durch einen Teil der Havel leitete. Letzte Untersuchungen widmeten sich der Frage der stetigen Temperaturzunahme im Erdinneren. Die Forschungen hierzu unternahm er gemeinsam mit seinem Sohn in den Rüdersdorfer Kalksteinbrüchen. Der "erbitterte Gegner der romantischen Naturphilosophie" (NdB) gehörte zu den experimentierfreudigsten und angesehensten Physikern Berlins. Er trug wesentlich zur Entwicklung der frühen Experimentalphysik bei und auch wenn er nur wenige seiner er Ergebnisse publizierte konnten die nachfolger nicht zuletzt durch seine umfangreiche Lehrtätigkeit von seinen Forschungen profitieren.
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