Lebenslauf:
1766
Friedrich von Cölln wird in Oerlinghausen/ Grafschaft Lippe-Detmold
geboren. Das ursprünglich schlesische Adelsgeschlecht ist seit dem 30
jährigen Krieg in Westphalen ansässig.
Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, Halle und Jena.
1789
Cölln symphatisiert mit den revolutionären Ereignissen in Paris.
1790
Eintritt in den preußischen Staatsdienst. Cölln kommt als
Kammer-Referendar nach Minden. Zusätzlich arbeitet er als Auskultator der
preußischen Regierung. Seine Aufgabe besteht darin, einen historischen
Aufriß der Domänenverwaltung zu erstellen und ihren Nutzen für den Staat zu
prüfen. Cölln plädiert für die Aufhebung der Domänen.
1792
Cölln besteht das Referendarexamen. Anstellung als Kammer-Referendar in
Minden.
1793
Nach der Besetzung Südpreußens wird Cölln als Kriegsrat nach Posen
berufen. Das Verhältnis zu seinem Vorgesetzten Otto Friedrich von Voß ist
gespannt. 1794 findet Cölln in Voss' Nachfolger, dem Grafen Hoym, einen
Förderer.
1797
Cölln erhält für sechs Jahre die Verwaltung der beiden königlichen
Ämter Pollagewo und Obernik. Anschließend wird er als Steuerrat nach
Niederschlesien versetzt.
1800
Königlich Preußischer Kriegs- und Steuerrath des 2. Glogauischen
Departements in Glogau.
1805-1807
Cölln wird als Assessor der Oberrechnungskammer nach Berlin berufen.
1804
Seine Schrift "Reflexionen über den preußischen Staat" erscheint. In
dem schon 1803 verfassten Werk beschreibt Cölln eine Verfallsgeschichte des
preußischen Staates nach dem Tod Friedrich II. Zudem entwickelt er
theoretische Konzeptionen eines norddeutschen Bundes unter preußischer
Führung. Die Idealisierung Friedrichs II. prägt auch seine späteren
Schriften.
1805
Cölln erhält eine Anstellung an der Oberrechnungskammer in Berlin. Er
publiziert sein dreibändiges Werk "Schlesien wie es ist. Von einem
Oesterreicher". Darin übt Cölln am Beispiel Schlesiens Kritik an der
Monarchie, dem Erbadel, dem Militär und der Agrarverfassung.
1806
Er gründet die staatsfreundliche Zeitschrift "Der preußische
Staats-Anzeiger". Mitarbeiter sind u.a. Friedrich Buchholz und Saul Ascher.
Hardenberg urteilt in seinem Tagebuch über die Septemberausgabe des Blattes:
"Im Preußischen Staatsanzeiger vom September 'Ein paar Worte über die
neueten politischen Schritte Preußens'- sehr elend. Die Tendenz dieser
Schriften ist, die seit vorigem Winter gemachte <sic> erbärmliche
<sic> Schritte zu rechtfertigen. Vermutlich sind sie veranlasst, oder
sie sind von den Verfassern verfertigt, um die Gunst der Regierer zu
gewinnen. Heute ist der König nach Sachsen abgegangen. Wie man versichert in
kriegerischem Muthe" (Hardenberg 2000, S. 470).
Der Mut des Königs allein hilft nicht. Am 14. Oktober verliert Preußen bei
Jena/Auerstedt die entscheidende Schlacht gegen Napoleon. Cölln
theoretisiert über eine Volksbewaffnung. Pläne zur Verteidigung Berlins, die
Cölln dem Verwalter der Stadt v. Schulenburg vorlegt, lehnt dieser ab. Cölln
zieht nach Schlesien, wo er Widerstandspläne schmiedet. Er beginnt mit
der Arbeit an den "Vertrauten Briefen".
1807
In Köln und Amsterdam (Decknamen für Berlin) erscheinen sechs Bände der
Schrift "Vertraute Briefe über die inneren Verhältnisse am preußischen Hofe
seit dem Tode Friedrichs II", in denen Cölln die Zustände der Verwaltung des
Preußischen Staates, des Adels und des Militärs schonungslos kritisiert. Die
Schrift ist erfolgreich, erfährt vier Auflagen und eine Übersetzung ins
Französische als "lettres confidentielles".
Cölln kehrt nach Berlin zurück, wo er den Text "Neue Feuerbrände.
Marginalien zur Schrift: Vertraute Briefe etc." verfasst. Als Mitarbeiter
der Berliner Wochenschrift " Der Hausfreund" von Theodor Heinsius wird er
von den Franzosen verhaftet. Anstoß ist einer seiner Artikel. Das Blatt wird
eingestellt. Nach der Freilassung geht Cölln zunächst nach Schlesien, dann
nach Österreich. In Wien trifft er den preußischen Gesandten Karl A. Finck
von Finckenstein. Nach Abschluß des Friedens von Tilsit geht er wieder nach
Preußen, wo er erneut als Steuerrat in Glogau angestellt wird. Aufsätze, die
ursprünglich für den "Hausfreund" gedacht waren, veröffentlicht er in den
"Neuen Feuerbränden", die bis 1808 in 18 Heften unregelmäßig und anonym
erscheinen.
1808
Cölln wird auf Befehl der preußischen Regierung unter dem Verdacht auf
Verrat von Staatsgeheimnissen in der Schrift "Vertraute Briefe" festgenomen
und nach Glatz gebracht. Durch die Flucht nach Österreich entzieht er sich
dem Prozeß. Er publiziert in diesem Jahr die Schriften: "Gedanken über die
Aufhebung der Erbunterthänigkeit in Schlesien", das "Intelligenzblatt zu den
Neuen Feuerbränden" und "Wien und Berlin in Parallele".
1811
Durch Vermittlung des Staatskanzlers Fürst von Hardenberg wird die
Anklage per Cabinettsorder am 6. Februar fallengelassen. Cölln verfasst
daraufhin die Schrift "Aktenmäßige Vertheidigung des Kriegsraths v. C",
deren Freimütigkeit eine heftige publizistische Kontroverse nach sich zieht.
Im selben Jahr erscheint seine Schrift "Fackeln. Journal in zwanglosen
Heften". Zudem erhält er eine Anstellung im Polizeiministerium.
Hardenberg will nun die noch 1806 kritisierte Publizistik Cöllns für seine
Politik nutzen.
1815
Anstellung im "Literarischen Büro" des Staatskanzlers von Hardenberg in
Berlin. Cölln gibt die "Freymüthigen Blätter für Deutsche" heraus, worin er
die Ergebnisse des Wiener Kongresses bewertet. Er steht nun konsequent für
die Politik Preußens ein und schreibt für Hardenberg sowie für Fürst Wilhelm
zu Sayn-Wittgenstein, den Verfechter einer restaurativen Politik. Cölln hat
die Seiten gewechselt: Vom Kritiker Preußens und der absolutistischen
Politik ist er zu einem konservativen Verfechter derselben geworden.
Stägemann, der Leiter der "Staatszeitung" rechnet Cölln gar zur
"Wittgensteinschen Kohorte", die als konservatives Bollwerk Preußens
galt.
1816
Cölln publiziert die Schriften "Wanderungen im Geiste der Zeit durch
einen Theil von Schlesien und Sachsen", sowie den "Entwurf zu einer
preußischen organischen Staatsverfassung".
1818
Seine Texte "Preußische Volksstimme, ausgesprochen in vier Aufsätzen"
erscheinen. Hardenberg ist mit Cöllns Publizistik nicht immer
einverstanden. An Wittgenstein schreibt er: "Das Journal des Herrn
von Cölln beweiset seine schwarz gallichte Art, die Sachen zu betrachten.
(...). ...der Herr von Cölln (stiftet) mit seinen übertriebenen Ansichten
mehr Nachtheil als die revolutionairen Jacobiner, die er tadelt. Sein
Aufsatz in den Europäischen Annalen ist ganz zur Unzeit erschienen und hat
uns in Deutschland unsäglichen Schaden gethan (...). es ist auch unnütz und
toll, solches Zeug in die Welt hineinzuschreiben, wenn man vom Govt. bezahlt
ist" (Hardenberg/Wittgenstein 1972, S. 236).
1819
Cölln veröffentlicht die Schrift "Historisches Archiv der preußischen
Provinzial-Verfassung".
1820
"Neue freimüthige litterarische Blätter" erscheinen in 12 Heften als
letzte seiner Publikationen.
1820
Cölln stirbt am 31. Mai im Alter von 54 Jahren in Berlin.
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Friedrich v. Cölln begann seine Laufbahn als Kammerreferendar in Minden und
wurde später Kriegsrat und Assessor der Oberrechnungskammer in Berlin.
Gleichzeitig betätigte er sich als Publizist. 1807/08 veröffentlichte er die
"Vertrauten Briefe über die inneren Verhältnisse am preußischen Hofe seit
dem Tode Friedrichs II.". Man klagte ihn daraufhin des Landesverrats an, was
ihm eine Haftstrafe in Glatz einbrachte. Er konnte jedoch fliehen und
erhielt 1815 nach seiner Rückkehr nach Berlin eine Anstellung im Büro
Hardenbergs. Nach 1815 nahm er auch seine publizistische Tätigkeit wieder
auf und gab die Schriftreihe "Freimütige Blätter für Deutschland" heraus. F.
v. Cölln galt als Kritiker der bestehenden Verhältnisse und als Spötter der
Aristokratie. Er gehörte zunächst zum Umfeld der Reformer, später zur
restaurativen Hofpartei. Seine Vertrauten Briefe geben Einblicke und
kommentieren das politische und gesellschaftliche Netzwerk Berlins um die
Jahrhundertwende.
Andrea Hofmeister-Hunger charakterisiert Cölln in ihrem Buch zur
Pressepolitik unter Hardenberg wie folgt: "Friedrich von Cölln verkörpert
prototypisch die schillernde Rolle als Journalist, Demagoge und Spion, in
die so viele politische Schriftsteller im Widerstand gegen Napoleon
schlüpften. Und dies immer noch in Anlehnung an Regierungen, die diesen
Widerstand zu schätzen und zu nutzen wußten. Noch verfolgten sie mit der
Befreiung Deutschlands dasselbe Ziel. Wenig später, mit beginnender
Restaurationszeit, sollte die Koalition zwischen Staat und Schriftsteller
endgültig zerbrechen, würde man sich- in gewohnter Tätigkeit - unversönlich
gegenüber stehen, die einen in den Reihen der Verbindungen, Turnerschaften
und "Demagogen", die anderen im Dienste der staatlichen Geheimpolizei "
(Hofmeister-Hunger 1994, S. 227). Cölln hatte sich für letzteres
entschieden.
Verwendete Literatur:
Hardenberg, Karl August von: Tagebücher und autobiographische
Aufzeichnungen. Hrsg. von Thomas Stamm-Kuhlmann. München: Bolt Im
Oldenbourg-Verlag 2000
Hardenberg, Karl August von/ Sayn-WittgensteinHohenstein, Wilhelm L. Georg
zu: Briefwechsel des Fürsten Karl August Varnhagen mit dem Fürsten
Wilhelm Ludwig zu Sayn-Wittgenstein 1806-1822. Hrsg. Hans Branig. Köln:
Grote 1972
Hofmeister-Hunger, Andrea: Pressepolitik und Staatsreform. Die
Institutionalissierung staatlicher Öffentlichkeitsarbeit bei Karl August von
Hardenberg (1792-1822). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1994
SH