Georg Friedrich Willibald Ferdinand Cölln

Lebensdaten

Nachname:
Cölln
Vorname:
Georg Friedrich Willibald Ferdinand
Lexikal. Name:
Cölln, Friedrich
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
1766
Geburtsort:
Oerlinghausen/ Lippe-Detmold
Geschlecht:
männlich
Konfession:
evangelisch
Todesdatum:
31.05.1820
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Publizist
  • Beamter
  • Militär

Biographie

Lebenslauf:
1766
Friedrich von Cölln wird in Oerlinghausen/ Grafschaft Lippe-Detmold geboren.  Das ursprünglich schlesische Adelsgeschlecht ist seit dem 30 jährigen Krieg in Westphalen ansässig.

Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, Halle und Jena.

1789
Cölln symphatisiert mit den revolutionären Ereignissen in Paris.

1790
Eintritt in den preußischen Staatsdienst. Cölln kommt als Kammer-Referendar nach Minden. Zusätzlich arbeitet er als Auskultator der preußischen Regierung. Seine Aufgabe besteht darin, einen historischen Aufriß der Domänenverwaltung zu erstellen und ihren Nutzen für den Staat zu prüfen. Cölln plädiert für die Aufhebung der Domänen.

1792
Cölln besteht das Referendarexamen. Anstellung als Kammer-Referendar in Minden.

1793
Nach der Besetzung Südpreußens wird Cölln als Kriegsrat nach Posen berufen. Das Verhältnis zu seinem Vorgesetzten Otto Friedrich von Voß ist gespannt. 1794 findet Cölln in Voss' Nachfolger, dem Grafen Hoym, einen Förderer.

1797
Cölln erhält für sechs Jahre die Verwaltung der beiden königlichen Ämter Pollagewo und Obernik. Anschließend wird er als Steuerrat nach Niederschlesien versetzt.

1800
Königlich Preußischer Kriegs- und Steuerrath des 2. Glogauischen Departements in Glogau.

1805-1807
Cölln wird als Assessor der Oberrechnungskammer nach Berlin berufen.

1804
Seine Schrift "Reflexionen über den preußischen Staat" erscheint. In dem schon 1803 verfassten Werk beschreibt Cölln eine Verfallsgeschichte des preußischen Staates nach dem Tod Friedrich II. Zudem entwickelt er theoretische Konzeptionen eines norddeutschen Bundes unter preußischer Führung. Die Idealisierung Friedrichs II. prägt auch seine späteren Schriften.

1805
Cölln erhält eine Anstellung an der Oberrechnungskammer in Berlin. Er publiziert sein dreibändiges Werk "Schlesien wie es ist. Von einem Oesterreicher". Darin übt Cölln am Beispiel Schlesiens Kritik an der Monarchie, dem Erbadel, dem Militär und der Agrarverfassung.

1806
Er gründet die staatsfreundliche Zeitschrift "Der preußische Staats-Anzeiger". Mitarbeiter sind u.a. Friedrich Buchholz und Saul Ascher. Hardenberg urteilt in seinem Tagebuch über die Septemberausgabe des Blattes: "Im Preußischen Staatsanzeiger vom September 'Ein paar Worte über die neueten politischen Schritte Preußens'- sehr elend. Die Tendenz dieser Schriften ist, die seit vorigem Winter gemachte <sic> erbärmliche <sic> Schritte zu rechtfertigen. Vermutlich sind sie veranlasst, oder sie sind von den Verfassern verfertigt, um die Gunst der Regierer zu gewinnen. Heute ist der König nach Sachsen abgegangen. Wie man versichert in kriegerischem Muthe" (Hardenberg 2000, S. 470).
Der Mut des Königs allein hilft nicht. Am 14. Oktober verliert Preußen bei Jena/Auerstedt die entscheidende Schlacht gegen Napoleon. Cölln theoretisiert über eine Volksbewaffnung. Pläne zur Verteidigung Berlins, die Cölln dem Verwalter der Stadt v. Schulenburg vorlegt, lehnt dieser ab. Cölln zieht nach Schlesien, wo er Widerstandspläne schmiedet.  Er beginnt mit der Arbeit an den "Vertrauten Briefen".

1807
In Köln und Amsterdam (Decknamen für Berlin) erscheinen sechs Bände der Schrift "Vertraute Briefe über die inneren Verhältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II", in denen Cölln die Zustände der Verwaltung des Preußischen Staates, des Adels und des Militärs schonungslos kritisiert. Die Schrift ist erfolgreich, erfährt vier Auflagen und eine Übersetzung ins Französische als "lettres confidentielles".
Cölln kehrt nach Berlin zurück, wo er den Text "Neue Feuerbrände. Marginalien zur Schrift: Vertraute Briefe etc." verfasst. Als Mitarbeiter der Berliner Wochenschrift " Der Hausfreund" von Theodor Heinsius wird er von den Franzosen verhaftet. Anstoß ist einer seiner Artikel. Das Blatt wird eingestellt. Nach der Freilassung geht Cölln zunächst nach Schlesien, dann nach Österreich. In Wien trifft er den preußischen Gesandten Karl A. Finck von Finckenstein. Nach Abschluß des Friedens von Tilsit geht er wieder nach Preußen, wo er erneut als Steuerrat in Glogau angestellt wird. Aufsätze, die ursprünglich für den "Hausfreund" gedacht waren, veröffentlicht er in den "Neuen Feuerbränden", die bis 1808 in 18 Heften unregelmäßig und anonym erscheinen.

1808
Cölln wird auf Befehl der preußischen Regierung unter dem Verdacht auf Verrat von Staatsgeheimnissen in der Schrift "Vertraute Briefe" festgenomen und nach Glatz gebracht. Durch die Flucht nach Österreich entzieht er sich dem Prozeß. Er publiziert in diesem Jahr die Schriften: "Gedanken über die Aufhebung der Erbunterthänigkeit in Schlesien", das "Intelligenzblatt zu den Neuen Feuerbränden" und "Wien und Berlin in Parallele". 

1811
Durch Vermittlung des Staatskanzlers Fürst von Hardenberg wird die Anklage per Cabinettsorder am 6. Februar fallengelassen. Cölln verfasst daraufhin die Schrift "Aktenmäßige Vertheidigung des Kriegsraths v. C", deren Freimütigkeit eine heftige publizistische Kontroverse nach sich zieht. Im selben Jahr erscheint seine Schrift "Fackeln. Journal in zwanglosen Heften".  Zudem erhält er eine Anstellung im Polizeiministerium. Hardenberg will nun die noch 1806 kritisierte Publizistik Cöllns für seine Politik nutzen.

1815
Anstellung im "Literarischen Büro" des Staatskanzlers von Hardenberg in Berlin. Cölln gibt die "Freymüthigen Blätter für Deutsche" heraus, worin er die Ergebnisse des Wiener Kongresses bewertet. Er steht nun konsequent für die Politik Preußens ein und schreibt für Hardenberg sowie für Fürst Wilhelm zu Sayn-Wittgenstein, den Verfechter einer restaurativen Politik. Cölln hat die Seiten gewechselt: Vom Kritiker Preußens und der absolutistischen Politik ist er zu einem konservativen Verfechter derselben geworden. Stägemann, der Leiter der "Staatszeitung" rechnet Cölln gar zur "Wittgensteinschen Kohorte", die als konservatives Bollwerk Preußens galt.

1816
Cölln publiziert die Schriften "Wanderungen im Geiste der Zeit durch einen Theil von Schlesien und Sachsen", sowie den "Entwurf zu einer preußischen organischen Staatsverfassung".

1818
Seine Texte "Preußische Volksstimme, ausgesprochen in vier Aufsätzen" erscheinen.  Hardenberg ist mit Cöllns Publizistik nicht immer einverstanden.  An Wittgenstein schreibt er: "Das Journal des Herrn von Cölln beweiset seine schwarz gallichte Art, die Sachen zu betrachten. (...). ...der Herr von Cölln (stiftet) mit seinen übertriebenen Ansichten mehr Nachtheil als die revolutionairen Jacobiner, die er tadelt. Sein Aufsatz in den Europäischen Annalen ist ganz zur Unzeit erschienen und hat uns in Deutschland unsäglichen Schaden gethan (...). es ist auch unnütz und toll, solches Zeug in die Welt hineinzuschreiben, wenn man vom Govt. bezahlt ist" (Hardenberg/Wittgenstein 1972, S. 236).

1819
Cölln veröffentlicht die Schrift "Historisches Archiv der preußischen Provinzial-Verfassung".

1820
"Neue freimüthige litterarische Blätter" erscheinen in 12 Heften als letzte seiner Publikationen.

1820
Cölln stirbt am 31. Mai im Alter von 54 Jahren in Berlin.

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Friedrich v. Cölln begann seine Laufbahn als Kammerreferendar in Minden und wurde später Kriegsrat und Assessor der Oberrechnungskammer in Berlin. Gleichzeitig betätigte er sich als Publizist. 1807/08 veröffentlichte er die "Vertrauten Briefe über die inneren Verhältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II.". Man klagte ihn daraufhin des Landesverrats an, was ihm eine Haftstrafe in Glatz einbrachte. Er konnte jedoch fliehen und erhielt 1815 nach seiner Rückkehr nach Berlin eine Anstellung im Büro Hardenbergs. Nach 1815 nahm er auch seine publizistische Tätigkeit wieder auf und gab die Schriftreihe "Freimütige Blätter für Deutschland" heraus. F. v. Cölln galt als Kritiker der bestehenden Verhältnisse und als Spötter der Aristokratie. Er gehörte zunächst zum Umfeld der Reformer, später zur restaurativen Hofpartei. Seine Vertrauten Briefe geben Einblicke und kommentieren das politische und gesellschaftliche Netzwerk Berlins um die Jahrhundertwende.
Andrea Hofmeister-Hunger charakterisiert Cölln in ihrem Buch zur Pressepolitik unter Hardenberg wie folgt: "Friedrich von Cölln verkörpert prototypisch die schillernde Rolle als Journalist, Demagoge und Spion, in die so viele politische Schriftsteller im Widerstand gegen Napoleon schlüpften. Und dies immer noch in Anlehnung an Regierungen, die diesen Widerstand zu schätzen und zu nutzen wußten. Noch verfolgten sie mit der Befreiung Deutschlands dasselbe Ziel. Wenig später, mit beginnender Restaurationszeit, sollte die Koalition zwischen Staat und Schriftsteller endgültig zerbrechen, würde man sich- in gewohnter Tätigkeit - unversönlich gegenüber stehen, die einen in den Reihen der Verbindungen, Turnerschaften und "Demagogen", die anderen im Dienste der staatlichen Geheimpolizei " (Hofmeister-Hunger 1994, S. 227). Cölln hatte sich für letzteres entschieden.

Verwendete Literatur:

Hardenberg, Karl August von: Tagebücher und autobiographische Aufzeichnungen. Hrsg. von Thomas Stamm-Kuhlmann. München: Bolt Im Oldenbourg-Verlag 2000

Hardenberg, Karl August von/ Sayn-WittgensteinHohenstein, Wilhelm L. Georg zu: Briefwechsel des Fürsten Karl August Varnhagen mit dem Fürsten Wilhelm Ludwig zu Sayn-Wittgenstein 1806-1822. Hrsg. Hans Branig. Köln: Grote 1972

Hofmeister-Hunger, Andrea: Pressepolitik  und Staatsreform. Die Institutionalissierung staatlicher Öffentlichkeitsarbeit bei Karl August von Hardenberg (1792-1822). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1994

SH



Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Militär

Person: Georg Friedrich Willibald Ferdinand Cölln, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/729.

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