Luise Auguste Wilhelmine Amalie Mecklenburg-Strelitz

Lebensdaten

Nachname:
Mecklenburg-Strelitz
Vorname:
Luise Auguste Wilhelmine Amalie
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
10.03.1776
Geburtsort:
Hannover
Geschlecht:
weiblich
Konfession:
evangelisch
Todesdatum:
19.07.1810
Sterbeort:
Hohenzieritz/ Mecklenburg-Strelitz

Namensformen

Dynastie:
Mecklenburg-Strelitz
Geburts-Adelstitel:
Prinzessin

Genealogie

Genealogie:
Vater: Herzog Karl II. von Mecklenburg-Strelitz (1741-1816) Mutter: Frederike von Mecklenburg-Strelitz (1752-1782), geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt

Biographie

Lebenslauf:

1776
Luise Auguste Wilhelmine Amalie wird als vierte Tochter von Karl Ludwig, Prinz von Mecklenburg-Strelitz und Friederike, Prinzessin von Hessen-Darmstadt in Hannover geboren.

1782
Luises Mutter stirbt nach einer Frühgeburt.

1784
Karl Ludwig heiratet die achtundzwanzigjährige Schwester seiner verstorbenen Frau, Charlotte von Hessen-Darmstadt.

1785
Charlotte von Hessen-Darmstadt stirbt nach der Geburt ihres Sohnes Karl.

1786
Luise und ihre Schwestern siedeln zur Großmutter nach Darmstadt über.

1788
August: Reise Luises nach Straßburg.

1790
Reise der Schwestern Luise und Friederike nach Frankfurt/Main, dort Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Krönung Kaiser Leopolds II. Die Gäste sind in Privatquartieren untergebracht, Luise und ihre Schwester wohnen bei Katharina Elisabeth Goethe, der Mutter des Dichters.

1791
August: Reise Luises in die Niederlande.

1792
Oktober: Luises Familie flieht aus Darmstadt vor den französischen Revolutionstruppen in das 150 km entfernte Hildburghausen im thüringischen Herzogtum Sachsen-Hildburghausen.

1793
Luise wird Gegenstand eines vieldiskutierten Heiratsprojektes und in diesem Zusammenhang mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm vorgestellt. Am 19. März erfolgt die Verlobung. Im Dezember Reise der Schwestern Luise und Friederike nach Berlin, am 22. Dezember offizieller Einzug Luises in Berlin, Hochzeit am 24. Dezember. Luise und Friedrich Wilhelm beziehen eine Wohnung im Kronprinzenpalais Unter den Linden. Die Hochzeit wird in Berlin zu einem großen Ereignis. Es handelt sich nicht um eine forcierte Vermählung, sondern tatsächlich um eine Liebeshochzeit. Zudem verhilft ihre Art Luise zu großer Popularität bei Hof und Volk.

1794
Umsiedlung des Paares ins Potsdamer Stadtschloß, im Mai reist Friedrich Wilhelm zur Armee nach Polen ab, im Oktober bringt Luise ein totes Kind zur Welt.

1795
Frühjahr: Johann Gottfried Schadow fertigt das berühmte Doppelstandbild der preußischen Prinzessinnen Luise und Friederike an. Luise bewahrt sich zeitlebens ein herzliches Gefühl für Schadow. Seinen Vorzugsschüler Christian Daniel Rauch, der 1797 für einige Zeit ihr Kammerdiener wird, fördert sie nach Kräften. 15. Oktober: Geburt des Sohnes Friedrich Wilhelm, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV.

1797
Fertigstellung eines schlichten Sommersitzes des Paares in Paretz, nahe Potsdam, erbaut von Oberbaurat David Gilly. 16. November: König Friedrich Wilhelm II. stirbt, Luise wird Königin von Preußen.

1798
Mai/Juni: Huldigungsreise des Königspaares in die Ostprovinzen. Während dieser Reise scheint erstmals die Bedeutung des Volkes ins Bewußtsein Luises gedrungen zu sein. Hier findet sich der Ausgangspunkt für ihre spätere Auffassung, daß es neben dem  Herrscher das Volk ist, das den Staat trägt. 13. Juli: Geburt der Prinzessin Charlotte, die 1825 als Alexandra Fjodorowna Zarin von Rußland wird.

1799
Mai: Mehrwöchige Reise des Königspaares durch den Westen Deutschlands, wo sich bereits Luises außerordentliche Popularität zeigt. Juni: Luise lernt Karl August von Hardenberg kennen, der in späteren politischen Krisen ihr vertrauter Berater werden sollte. Juli: Besuch in Weimar, dort Treffen mit Wieland, Goethe und Schiller, besonders vom Werk des letzteren zeigt sich Luise begeistert.
Im Laufe ihrer Regentschaft wird Luise von Malern, Bildhauer und Dichtern verehrt. Der Dichter Novalis widmet ihr und Friedrich Wilhelm III. einen Aufsatz, der in den "Jahrbüchern der preußischen Monarchie" erscheinen soll. Das romantische Traktat "Glaube und Liebe oder Der König und die Königin" beschreibt als ideale Regierungsform einen monarchischen Republikanismus, an dessen Spitze das preußische Paar steht. Die Vorbildhaftigkeit des Paares liege in ihrem fast bürgerlichen Auftreten, in ihrer mustergültig geführten Liebesehe und natürlich in der Anmut und Schönheit Luises begründet. Das dem Traktat vorangestellte Gedicht "Blumen" beginnt mit den Versen: "An den König.  Mehr, als ein Königreich gab der Himmel Dir in Louisen, Aber Du brachtest Ihr auch mehr, als die Krone, Dein Herz. (...). Nur wer mehr, als König schon ist, kann königlich herrschen/ Also soll König seyn, welcher die Herrlichste liebt".
Nach "Glauben und Liebe" habe die Königin vor allem repräsentative Aufgaben. Sie soll das weibliche Vorbild der Nation sein, ihr Bild in allen Wohnungen hängen. Sogar Schadows "Prinzessinnengruppe" bezieht Novalis mit ein: "Die Gruppe von Schadow sollte die gute Gesellschaft in Berlin zu erhalten suchen, eine Loge der sittlichen Grazie stiften und sie in dem Versammlungssaale aufstellen. Diese Loge könnte eine Bildungsanstalt der jungen weiblichen Welt aus den kultiviertern Ständen seyn, und der Königsdienst wäre dann, was der Gottesdienst auf eine ähnliche Weise seyn sollte, ächte Auszeichnung und Belohnung der trefflichsten ihres Geschlechts".
Daran, daß Luise die "Treflichste ihres Geschlechts" ist, läßt Novalis keinen Zweifel. Sie allein verkörpere Glauben und  Liebe, die wichtigsten Voraussetzungen für die ideale Welt. Im vorletzten Abschnitt heißt es: Wer den ewigen Frieden jetzt sehn und lieb gewinnen will, der reise nach Berlin und sehe die Königin. Dort kann sich jeder anschaulich überzeugen, daß der ewige Friede herzliche Rechtlichkeit über alles liebt, und nur durch diese sich auf ewig fesseln läßt". (Novalis 1999, S.486-502).
Friedrich Wilhelm bleibt die romantische Poesie Novalis' fremd, die Idealisierung geht ihm zu weit. Die als Fortsetzung gedachte Veröffentlichung von "Glauben und Liebe" wird auf sein Geheiß verworfen.

1800
Begegnung Luises mit Karoline von Berg, Tochter eines preußischen Diplomaten und, nach Herder. ein "Schatz von Vernunft und tätiger Weisheit", Luise bewundert Karoline rückhaltlos und ernennt sie zur Hofdame. Durch sie kommt die Königin in enge Berührung mit dem Bildungsgut der deutschen Klassik und erhält Einblick in ethisch-moralische Probleme und literarische Fragen. Herbst: Christoph Wilhelm Hufeland kommt als königlicher Leibarzt nach Berlin und wird Vertrauter Luises.

1801
Jean Paul reiht sich in die Verehrerschaft Luises ein. Seinem Roman "Titan" ist eine Huldigung der Königin vorangestellt. Er begegnet ihr drei Mal. Später feiert er sie nach ihrem Tod  in seinen "Schmerzlich-tröstlichen Erinnerungen an den neunzehnten Julius 1810".

1802
Juni: Als politische Beraterin ihres Ehemannes begleitet Luise den König zu einem Zusammentreffen mit Zar Alexander I. im ostpreußischen Memel. Dieses Treffen bildet den Anfang einer Reihe preußisch-russischer Bündnisse, die elf Jahre später im gemeinsamen Kampf während der Befreiungskriege gipfeln.

1803
Okkupation Hannovers durch Frankreich. Nach der Ernennung Napoleons zum "Kaiser der Französischen Republik" gratuliert Friedrich Wilhelm, während Luise dies in keinster Weise billigt und die mangelnde Entschlußfähigkeit des Königs bedauert.

1805
Kriegsgefahr zwischen Rußland und Frankreich. Alexander I. fordert den preußischen König zum militärischen Beistand auf, Friedrich Wilhelm zögert und zieht sich auf sein Landgut zurück, alle Bemühungen Luises und Hardenbergs, ihn zu einem Treffen mit dem Zaren zu bewegen, scheitern. 25. Oktober: Eintreffen des Zaren in Berlin, preußisch-russisches Bündnis, die Freundschaft zwischen Alexander I. und Luise bleibt erhalten. 2. Dezember: Sieg Napoleons bei Austerlitz gegen Russen und Österreicher, Preußen wird zu Verträgen mit Frankreich gezwungen.

1806
Frühjahr: Erkrankung Luises (Brustkrämpfe, Asthma nervosum) aufgrund der psychischen Belastungen der letzten Zeit. Da ihrem Gatten Wille und Entschlossenheit fehlen, wird Luise zur Hoffnung aller Patrioten. Bei ihrer Befürwortung eines Krieges mit Frankreich sieht sie sich mit Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenau und Blücher einig. Aufenthalt Luises in Bad Pyrmont, dort auch Treffen mit dem hessischen Kurfürsten. Bei diesem kann Luise erreichen, daß er sich nicht den Franzosen anschließt, sondern zumindest Neutralität bewahrt. In Bad Pyrmont auch Bekanntschaft mit Gebhard Leberecht von Blücher. Juli/August: Schließung des Rheinbundes und Ende des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation". Mobilmachung der preußischen Truppen gegen Frankreich. Luise, die den Titel eines Ehrenoberst des Dragonerregiments Ansbach-Bayreuth trägt, empfängt das Regiment im September am Oranienburger Tor in Berlin. Zu diesem Anlaß trägt sie ein Reitkleid, welches in den Farben des Regiments gehalten ist. Wenig später Abreise Luises nach Naumburg in das Hauptquartier der preußischen Armee. 14. Oktober: Niederlage der preußischen Armee bei Jena und Auerstedt gegen die Franzosen. An ihren Gatten schreibt sie am 17. Oktober besorgt: "Da die Affäre von Auerstedt derartig ausgegangen ist, so hält man es für das beste, von Berlin abzureisen. Du warst mein einziger Gedanke während der harten und schrecklichen Reise, die ich hinter mir habe. Dich allein zu wissen, ohne mich, ist fürchterlich. Übrigens hoffe ich, daß noch nicht alles verloren ist und Gott uns noch helfen wird. Du hast noch Truppen, das Volk verehrt Dich und ist bereit, alles zu tun. Gott möge Dich segnen und Dir in dem schlimmsten Augenblick Deines Lebens helfen. Möge er Dir den notwendigen Mut geben und immer mit Dir sein. Ein Wort von Deiner Hand würde mich sehr beruhigen. (...). ...alles reist morgen nach den genannten Orten. Die einen frühzeitig, die anderen spät. Ich um 6Uhr, dann die übrigen. Lebe wohl teurer Engel, warum kann ich nicht bei Dir sein, und wann sehen wir uns wieder? Fürs Leben Deine treue Luise". (Königin Luise von Preußen 1995, S. 294).
24. Oktober: Napoleon zieht in Berlin ein. Luise flieht im November über Berlin, Schwedt, Stettin, Küstrin nach Ortelsburg, warnt ihren Mann vor dem Abschluß eines "schändlichen Friedens". Ihre Popularität im Volk wächst weiter. 9. Dezember: Luise trifft in Königsberg ein und erkrankt schwer an Typhus.

1807
Januar: Weitere Flucht Luises nach Memel vor den heranrückenden Franzosen. 2. April: Begegnung mit Alexander I. in Memel, dort kümmert sich Luise um die preußischen Truppen und stärkt deren Moral. U. a. erreicht sie beim König, daß alle preußischen Armeeärzte einen militärischen Rang erhalten und somit bessergestellt werden, ebenso befindet sie sich in ständigem Kontakt mit russischen Militärs. 9. April: Hardenberg wird leitender Minister, Luise sieht hierin "eine neue Epoche für die Monarchie". 21. Juni: Russisch-französischer Waffenstillstand, Preußen folgt am 25. Juni. 6./7. Juli: Unterredungen Luises mit Napoleon. 9. Juli: Friedensvertrag zu Tilsit, harte Friedensbedingungen für Preußen. 10. Juli: Luise wieder in Memel, Aufenthalt unter ärmlichen Bedingungen, Luise empfängt jedoch Delegationen von Bürgern aus Berlin und Schlesien, um ihnen Mut zu machen. 4. Oktober: Stein zum Ersten Staatsminister ernannt, Luise zeigte sich während der folgenden Auseinandersetzung um sein Reformwerk als eine wesentliche Stütze Steins.

1808
Januar: Rückkehr nach Königsberg. 1. Februar: Prinzessin Luise geboren, es hat symbolische Bedeutung, daß bei ihrer Taufe erstmals nicht nur Angehörige des Hochadels in Erscheinung treten, sondern auch Vertreter aller Stände Ostpreußens: Edelmänner, Bürger, Handwerker und Bauern. 27. Dezember: Abreise des Königspaares nach Rußland.

1809
Januar: Luise und Friedrich Wilhelm III. in St. Petersburg. April: Begegnung Luises mit Wilhelm von Humboldt. Juni-August: Schwere Erkrankung Luises. 23. Dezember: Rückkehr des Königspaares nach Berlin. Der Dichter Heinrich von Kleist, von Luise vermutlich lange Zeit finanziell unterstützt, überreicht ihr ein Gedicht, das er ihr zu Ehren verfaßt hat. Es handelt sich um die dritte Fassung in Form eines Sonetts und gehört bis heute zu den schönsten Huldigungen Luises:

"Erwäg ich, wie in jenen Schreckenstagen,
Still deine Brust verschlossen, was sie litt,
Wie du das Unglück, mit der Grazie Tritt,
Auf jungen Schultern herrlich hast getragen

Wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen
Selbst oft die Schar der Männer zu Dir schritt,
Wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt,
Du stets der Hoffnung Fahn uns vorgetragen:

Oh Herrscherin, die Zeit dann möcht ich segnen!
Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen,
Wie groß du warst, das ahndeten wir nicht!

Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;
Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,
Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!"

(Kleist 1965, S. 35)

1810
Februar: Konferenz Luises mit dem französischen Gesandten Saint-Marsan. März: Luises "Denkschrift an das Ministerium". April: Übersiedlung der Königin von Berlin nach Potsdam. Juni: Luise in Hohenzieritz, schwere Lungenentzündung. 19. Juli: Luise stirbt in Hohenzieritz. 30. Juli: Beisetzung in der Berliner Domkirche. 23. Dezember: Letzte Ruhestätte im Mausoleum zu Charlottenburg.


Johann Gottfried Schadow schreibt 1847 in seinen autobiographischen "Kunstwerken und Kunstansichten" über den Todestag Luises: "Am 19. Juli starb die Königin in Hohenrietz. Diese hohe Frau stand bei allen in einer Höhe, die wenige Sterbliche erreichen; sie wurde nun betrachtet als ein Wesen, schon auf dieser Erde den Engeln so nahe kommend, als es die meschliche Natur vermag. Es läßt sich also der Eindruck ermessen, welchen dieses Ereignis nicht nur auf die Nahestehenden machte, sondern auch auf das ganze Land. Am 27 zog der prachtvolle Leichenzug in Berlin ein. Bei so großer körperlicher Schwäche wurde ich nach einem hause gebracht, um diesen feierlichen Zug dort mitanzusehen. Die abgeformte Maske der Königin zeigte genugsam, wie sie in der Fülle ihres Körpers dahinschied; dagegen bestand unser Künstler aus einem mit Haut überzogenem Skelette, und wunderte sich derselbe noch oft darüber, daß er noch am Leben war". (Schadow I 1987, S. 87).

Verwendete Literatur:
Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke und Briefe. Bd. 1. Hrsg. von Helmut Sembdner. München: Hanser 1965

Königin Luise von Preußen: Briefe und Aufzeichnungen 1786-1810. Hrsg. von Malve Gräfin Rothkirch. München und Berlin: Deutscher Kunstverlag 1995

Novalis: Werke in einem Band. Hrsg. von Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel. München: Hanser 1999

Schadow, Johann Gottfried: Kunstwerke und Kunstansichten. Ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Bd. 1. Hrsg. von Götz Eckardt. Berlin: Deutscher Kunstverlag 1987

SH

Werke/Literatur

Person: Luise Auguste Wilhelmine Amalie Mecklenburg-Strelitz, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/526.

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